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  • Day 76

    Elefantendusche mit Kürbisstückchen (1)

    October 19, 2019 in Indonesia ⋅ ⛅ 30 °C

    Erstaunlicher Weise ging es am nächsten Morgen allen ehemals kränkelnden Personen wieder gut, nur Erik hatte es jetzt erwischt. Somit blieb er nach einem spärlichen Frühstück von Kartoffelbrei und Tee leider im Bett liegen und der Rest machte sich auf zu den Elefanten. Dazu musste jedoch erst die knapp zweistündige Autofahrt überstanden werden, die im Prinzip nur aus Schlaglöcher ausweichen, Herumholpern und beinah eintretender Übelkeit bestand. Zum Glück hatten wir zwei Autos, denn hätten wir uns so wie sonst zu fünft in ein Auto gequetscht, hätten wahrscheinlich mehrere ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten, weil wir höchstwahrscheinlich wie Wackel-Kopf-Figuren zusammen geklatscht wären. Ein wenig Luftpolsterfolie an allen Türen und Fenstern hätte meiner Meinung nach auch nicht schaden können. ^^ Die Strecke von gerade mal 30km zog sich also dementsprechend, vorbei an Palmölplantagen und -fabriken und zu unserem Erschrecken führte der Weg über zusammengeschusterte Brücke, die einzig und allein aus ein paar Stahlträgern und ein paar losen Brettern bestand. Super, wir mussten diese ja auch nur pro Auto zweimal heil überqueren, ein Klacks. Anto fand meinen entgeisterten Gesichtsausdruck wohl urkomisch, lachte und fragte, ob das etwa nicht unseren deutschen Sicherheitsstandards entsprach. Haha nein! Nicht einmal im Traum. Sowas wäre in Deutschland maximal noch als Brennholz tauglich gewesen. :D
    Nichtsdestotrotz kamen wir gegen 13 Uhr total durchgeschüttelt an und es war die beste Entscheidung gewesen, Erik im Bett zu lassen, denn die verrückte Aussage Antos, er könne sich ja auch auf der Rückbank lang legen und schlafen, wäre wahrhaftig sein Todesurteil gewesen.
    Um selbst erst einmal ein paar klare Gedanken zu fassen und ein wenig frische Luft zu inhalieren, machten wir uns auf zu einem Fluss unterhalb der Elefanten-Abholstation und erwarteten zudem die bereits lang ersehnten heißen Quellen. Nun ja, diese waren schlussendlich nur ein einziges kleines miefiges Loch inmitten einer Felswand, welches man erst nach einer Flussdurchquerung erreichen konnte. Also hinein die Fluten, gegen die Strämung strampeln und über die Felsen zur Höhle klettern, um ein kurzes aber heißes Fußbad zu genießen. Blöderweise verdarb einem der intensive Schwefelgeruch den ausgiebigen Badespaß und wir strampelten durch das kalte Wasser zurück zum anderen Flussufer. Denn schließlich warteten ein paar Elefanten auf uns!
    Somit ging es auch wieder den Berg hinauf und nach kurzem Verlaufen fanden wir den richtigen Weg und konnten bereits eine kleine Herde Elefanten im Fluss erkennen. Unglaublich! Wir stiegen die Treppen hinab und schon standen wir vor drei großen und gesattelten Elefanten. Keine Minute später saßen wir fünf inklusive unserer Elefantenreiter auf den Elefantenrücken und nach einer Flussdurchquerung ging es auf in den Dschungel für einen einstündigen "Ausritt". Begleitet wurden wir zusätzlich von zwei kleinen Elefantenjungen, die es sich nehmen ließen, ihren eigenen Willen durchzusetzen. Somit wurde lieber nach Futter Ausschau gehalten oder der andere wurde vom Weg gedrängelt, weswegen die Guides ordentlich zu tun hatten, alle Elefanten zusammenzuhalten. Nach anfänglicher Angst, ob wir es die matschigen, steilen Trampelpfade überhaupt hoch und runter schaffen würden, ließ dieses Gefühl mit der Zeit nach und wir hofften einfach nur, dass wir nicht eine Matschlandung mitsamt Elefant hinlegen würden. ^^ Wäre es nach mir gegangen, hätten wir die letzten Tage des Dschungeltrekking ruhig von Anfang an reitend auf Elefanten verbringen können, denn im Gegensatz zu mir rutschten diese weniger oft aus und ihnen schien das steile bergab und bergauf nichts auszumachen. :D
    Die Stunde verging wie im Flug und kurz vor dem Ende krabbelte Andrea sogar aus ihren Sitz eine Etage weiter nach vorn, nahm hinter den großen Elefantenohren von ihrer Augustine Platz und übernahm somit das Steuer. Einfach unfassbar! Das war eine Erfahrung, die wohl keiner von uns je vergessen würde. Doch damit war unser Elefantenabenteuer noch längst nicht beendet.
    Nach einer kurzen Pause für alle Beteiligten und einem kurzen Shoppen in dem kleinen Souvenirshop nebenan, ging es zu Fuß wieder hinunter zum Fluss, den wir vor einer halben Stunde noch auf Elefantenrücken überquert hatten.
    Es ging ans Elefantenwaschen! Nachdem jeder Elefant kurz im Fluss untergetaucht war, legten sie sich im kniehohen Wasser auf die Seite und das war das Stichwort, sich Bürsten zu greifen und die Elefanten ordentlich sauber zu schrubben. Nebenbei wurden sie von uns auch mit Kürbis gefüttert und wer hätte gedacht, dass so ein Elefantenrüssel so ein flinkes und geschicktes Werkzeig sein kann. Kaum war der Kürbis auch nur in Rüsselreichweite, wurde dieser angesaugt und schwupps! Schon war das Stück im Maul verschwunden und neue wurden angefordert. Da kam man gar nicht wirklich zum Putzen, wenn der Elefsnt solchen Kohldampf hatte. ^^
    War die eine Elefantenseite sauber geschrubbt, dann erfolgte das Kommando der Guides, der Elefant stand auf und ließ sich auf seine andere Seite fallen und das Spiel begann von Neuem. Doch das Beste kommt bekanntlich immer zum Schluss. In diesem Fall war es eine höchstpersönlich Elefantenrüsseldusche vom lieben Theo, der zuvor noch von Jörg und Leander geritten wurde. Also hieß es Plätze einnehme, Theo saugte voller Vorfreude Wasser ein, sein Rüssel hob sich, Augen zu und Wasser Marsch! Unglaublich! Für knapp 10min wurde jeder von uns von Kopf bis Fuß angetrötet und wenn das keine waschechte Dschungeldusche war, dann weiß ich auch nicht! :D
    Es war einfach unbeschreiblich. Die Bedenken über Elefantenpopel, noch steckengebliebenen Kürbiskernen vom vorherigen Füttern und Schnodderschleim wurden beiseite geschoben und wir ließen uns allesamt abduschen. Schließlich wollte sich niemand das einmalige Spektakel entgehen lassen.
    Zum Abschluss gab es dann, um wieder warm zu werden, noch Kaffee und Tee ehe es gegen 17 Uhr wieder zurück in die Autos ging, um über die Schlagloch-Route wieder zum Jungle Inn zu holpern. Kurz vor der Ankunft im Dorf sahen wir am dunklen Straßenrand einen umgekippten LKW liegen, der sich bereits halb im Graben befand und uns ein mulmiges Gefühl verpasste. Oh man, zum Glück fuhren wir in sicheren Geländewagen und hatten es nach weiteren 10min endlich geschafft. Mit Stirnlampen ging es dann den Fußweg zurück zum Hotel und jedermann freute sich auf ein ausgiebiges Abendessen, besonders der Kartoffelbrei wurde heiß erwartet. :D
    Bis Oberkante vollgefressen, schleppten wir uns gerade so noch die Treppe hoch ins Zimmer und fielen wie Steine in die Betten bzw. in die Hängematten.

    Der Donnerstag wurde nach all dem Trubel und dem straffen Dschungelprogramm als Chilltag deklariert, weswegen allgemein kein großer Tatendrang herrschte, sondern stattdessen ausgeschlafen wurde und in Ruhe Omeletts, Pancakes und Co von Neuem verspeist wurden. Auch die exotischen Säfte, Obstteller und Smoothies wurden noch einmal so richtig ausgekostet, denn bald gab es statt Passionsfrucht, Mango, Ananas und Sternfrucht wohl nur noch Äpfel und Bananen, die nur halb so gut schmecken würden, wie in Indonesien. Hach ja, Luxusprobleme. ^^
    Während die Ellis sich noch einmal dazu motivieren konnten, eine Wanderung flussaufwärts zu unternehmen, winkten wir drei Kids lieber faul aus den Hängematten vom Balkon, guckten Filme und nach langem raffte ich mich mal wieder dazu auf, einen Blog in Angriff zu nehmen. ;)
    Natürlich musste auch noch das letzte indonesische Geld verprasst werden, weswegen am Nachmittag noch eine kleine Shoppingtour flussabwärts startete. Doch da sich gefühlt alles nach 15m wiederholte, fiel die Ausbeute eher gering aus. Dennoch ergatterten wir gefühlt 20 Öko-Müslischalen, hergestellt aus Kokosnussschalen, ein paar Schnitzerein und eine neue Wildnis-Trekkinghose. Hatte sich also doch gelohnt. Das Restgeld musste nun halt in Kartoffelbreiportionen ausgegeben werden. ^^ Kein Problem für mich!
    Während der Rest sich abends noch mit Phase 10 vergnügte, fand ich meinen Spaß bereits am Gepäck zusammenpacken, denn den morgendlichen Stress, wenn auf einmal das große Wühlen und Wuseln losging, wollte ich mir ersparen. Großzügig sortierte ich meine noch feuchten und muffigen Dschungelklamotten aus und siehe da, der Rucksack war fertig gepackt und noch nie so leer und leicht gewesen. Man, hätte ich das gewusst, hätte ich glatt noch mehr shoppen können. ^^
    Aber der freie Platz wurde noch dringend benötigt, denn Papa war der Meinung, unbedingt noch 8kg Urwaldholz in Form von Wurzeln und Baumscheiben mitnehmen zu müssen. Männer! :D Nebenan bei Familie Denk gab es dasselbe Problem, weswegen kurzer Hand in jedem Rucksack irgendein Gewirr aus Wurzeln in Pullover eingewickelt wurde und noch am Abendbrotstisch ergooglet wurde, ob es irgendwelche Konsequenzen haben könnte, wenn man Dschungelholz exportiert. ^^ Zu unserem Glück gab es keine, weswegen darauf mit einem weiteren Schluck Bintang und einem Löffel Kartoffelbrei angestoßen wurde.
    Freitagfrüh begann für mich mal wieder viel zu früh, denn Dank des starken Dschungelregens saß ich plötzlich gegen 1 Uhr morgens senkrecht im Bett, weil der Regen so laut auf das Dach donnerte, dass ich schon befürchtete, es würde nicht standhalten können. Gedanklich machte ich mich schon bereit, das Bett mit den beiden Männer zu teilen, denn wenn der Regen hier drin schon so laut war, wollte ich nicht wissen, wie es sich in der Hängematte auf dem Balkon anhörte und vor allem auch anfühlte.
    Allerdings blieb das Bett mein Bett und als ich am nächsten Morgen mal nachfragte, wie sie bei dem Krach und Regen überhaupt schlafen konnten, guckten mich mehrere Fragezeichen in den Augen an.
    "Wie ? Es hat geregnet ? Habe ich nicht gehört. Du etwa?" "Nöö, ich hab tief und fest gepennt!"
    Na toll. Dann hatte ich nur das nächtliche Trommel-Spektakel. ^^
    Nachdem auch das letzte Frühstück gegessen war und der letzte Passionsfruchtkern aus dem Saftglas gesaugt wurde, ging es ans Packen. Während ich entspannt duschen war und es mir später auf dem Bett bequem machten, begann für den Rest das Wuseln, welches ich glücklicherweise mit meiner Packaktion am Vorabend umgehen konnte. Schön, wenn man den anderen bei der Arbeit zusehen konnte. ;P
    Gegen 12:30 Uhr liefen wir dann allesamt den uns mittlerweile schon vertrauten Weg zurück, wobei Leander von Anto auf dem Roller mitgenommen wurde und knapp 15min auf uns warteten musste. Hat halt seine Vor- und Nachteile, faul zu sein. ^^
    Noch einmal wurde alle Gepäckstücke überprüft, ordentlich gestapelt und im Luxusbus ging es die 4h Autofahrt zurück nach Medan, von wo unser Flug Richting Heimat am Abend startete. Ein letztes Mal fuhren wir durch all die Schlaglöcher, hüpften das ein oder andere Mal beinahe an die Decke und waren froh, gegen 17 Uhr endlich am Flughafen angelangt zu sein.
    Nach kurzer Panik, weil Jörg sein Handy im Auto liegenlassen hatte und wir per online Website Anto erreichen mussten, welcher wiederum den Fahrer kontaktieren musste und die ganze Kette wieder zurück telefoniert werden musst, beruhigten sich alle wieder, denn der Fahrer wartete noch bereits auf dem Flughafengelände und übergab uns das Handy.
    Dem Heimflug stand also nichts mehr im Wege.
    Ein letztes Mal wurde eingecheckt, durch die Sicherheitskontrolle gewatschelt, der Imigrasi ganz allerliebst zu gelächelt und dann hieß es warten. Denn mit Pünktlichkeit haben es die Indonesier nach wochenlanger Erfahrung ja eh nicht und wir sollten uns an das Prozedere gewöhnen.
    Denn die nächsten 20h liefen mehr oder weniger gleich ab: sitzen, warten, einsteigen, sitzen, landen, den Flieger wechseln, sitzen, warten, einsteigen,...
    Und das ganze Prozedere so lange, bis wir schlussendlich von Medan über Singapur nach München bis nach Tegel gekommen waren.

    Nun ja und da sind wir nun wieder! Ich erntete bereits erste böse Blicke von irgendwelchen Omis auf der Toilette, weil anscheinend Zähne putzen etwas außergewöhnlich ist. Die frostigen Temperaturen sagten uns allen nicht wirklich zu, doch die Vorfreude auf Zuhause war umso größer!
    Endlich gibt es wieder Käse und Schwarzbrot!! :D

    Sollte mal wieder eine Reise anstehen, wenn auch nicht in allzu naher Zukunft, schließlich sind wir nun alle pleite^^, dann bleibt gespannt. JuJo meldet sich bestimmt! :)
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