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  • Day 73

    Epilog 2: Über das Bloggen

    March 14, 2018 in Chile ⋅ ⛅ 8 °C

    Es ist oft ein Angang gewesen, abends - bei schwachem Licht, kleinem oder keinem Tisch, mit müden Augen und schlechtem Wifi - einen Footprint zu schreiben. Und mit dem Anspruch "jeden Tag einen Blogeintrag" setzt man sich selbst zweifellos unter Druck. Trotzdem: Es lohnt. Das Bloggen zwingt einen, sich zu fokussieren. Im Grunde kann pro Tag immer nur eine kleine Episode herausgepickt und ausgeführt werden. Das ist einerseits wenig. Andererseits kommt über eine Zeitspanne von fast 80 Tagen dadurch ein hübsches Reisetagebuch zusammen. Was bliebe, wenn man es nicht notiert hätte?

    Auch der Zwang, pro Tag nur maximal 10 Bilder hochladen zu können, ist hilfreich. Mit zunehmender Reisedauer habe ich immer weniger fotografiert. Dafür jedoch mehr geschaut und versucht, den Moment, Menschen, Landschaften, Orte, Klimazonen und die Vielfalt des südamerikanischen Lebens zu begreifen. Und dann erst das passende Bild zu machen.

    Je mehr Ihr wurdet bzw. je mehr Follower dazu kamen, desto stärker trieb mich der Gedanke um: Was könnte Euch interessieren? Vermeintliche Heldentaten des Bloggers natürlich nicht, ebensowenig schwärmerische Landschaftsbeschreibungen. So wurde der Blog im Grunde ein etwas ungeordnetes, eher assoziatives Gedankensammelsurium. Aber vielleicht ist es genau das, was den Reiz des Reisens ausmacht und den Kontrast zum Alltag und zum Berufsleben bildet: Nicht auf vorgezeichnetem Weg zum eineindeutigen Ziel zu gelangen, sondern Umwege zu machen, Unerwartetes zuzulassen und dadurch Neues zu entdecken. Reisen geht nicht geradeaus, Bloggen ebensowenig.

    Eines ist klar: Ohne Eure Likes und wohlwollenden, über alle Unzulänglichkeiten hinwegsehenden Kommentare hätte ich mich abends mehr als einmal lieber ins Bett gelegt und geschlafen, anstatt zu schreiben und Bilder zu selektieren. Danke, dass Ihr mich begleitet habt. Danke, dass Ihr mich angetrieben habt. All das hat meine Reise tiefer und intensiver gemacht. Ohne Euch hätte ich weniger gesehen.
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