Balkan im Bulli

april - maj 2022
En 38-dags äventyr från Bert & Rike Läs mer
  • 45fotavtryck
  • 11länder
  • 38dagar
  • 552foton
  • 7videoklipp
  • 7,2kkilometer
  • Dag 27

    Maestral und Duck Tape

    18 maj 2022, Kroatien ⋅ ☀️ 21 °C

    In Böen bis 80 km/h. Der Maestral rüttelt nun seit 24 Stunden am Bulli und an uns. Auf dem vollmondbeschienenen Campingplatz trennt sich heute Nacht die Vanlife-Community in die einen, die im Schlafi Vorzelte abbauen und weggeblasenes Campinggeschirr suchen, und die anderen, die nichts mitbekommen und morgens einige Ausrüstungsteile abschreiben müssen. Unser Hubdach bleibt glücklicherweise heile, aber heute Nacht fahren wir es nicht aus, denn der Wind wirft uns immer noch hin und her.
    Von einer Überfahrt auf eine der Inseln (Hvar, Brac) nehmen wir Abstand. Stattdessen bringt uns eine vergleichsweise kurze Fahrt in den (etwas) größeren Küstenort Omis - die Vorsaison-Melancholie des letzten Camps lässt unsere Sehnsucht nach ein paar Menschen und geöffneten Restaurants wachsen. Unser heutiger Stellplatz wird umringt von steil aufragenden Felsen; prompt beherrschen Kletterer und Kayakfahrer die Szenerie, die meisten aus Bayern, alle sehnig und etwas untergewichtig. Und auffällig viele alleinreisend. Erste Erkenntnis des Tages: Bergvagabunden sind einsam.
    Zweite Erkenntnis des Tages: Ohne Duck Tape geht nichts. Meine geliebte Adilette will sich in ihre Einzelteile auflösen. Das darf nicht sein, wo wir über die Jahrzehnte hinweg so viel Schönes miteinander erlebt haben. Es soll noch nicht enden. Und tatsächlich: mit zwei Streifen des Wunder-Klebebandes geht es wieder. Zusammen mit WD-40 ist Duck Tape (das deutsche Wort Panzerband passt in diesen Tagen einfach nicht) die wichtigste Erfindung der Menschheit. Wenigstens für Biker und Camper.
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  • Dag 28

    „Love people not things!“

    19 maj 2022, Kroatien ⋅ ☀️ 23 °C

    Aurore kommt aus Frankreich, schläft in einem Kuppelzelt, studiert in Paris Architektur und will es noch bis in den Iran schaffen. Mit 13 kg auf dem Rücken und allein. Warum? Weil sie neugierig ist. Was ihre Eltern dazu sagen? Die fänden das okay. Sie würde sich schließlich alle zwei Tage melden.
    Puh, man möchte sie in den Arm nehmen und beschützen. Aber sie scheint klar zu kommen, und irgendwie ist sie auch tough. Den angebotenen Kaffee nimmt sie gerne. Dann bricht sie auf, sie wolle die nächsten drei Tage wandern und im Wald schlafen.
    Schlafen wollen wir da nicht, aber wandern immerhin auch. In Omis mündet ein Fluss ins Meer und gibt unsere Richtung vor. Zwischendrin hat die Tour etwas viel grün, wenig Ausblicke und viel Gestrüpp, das wiederum unsere Schienbeine malträtiert. Aber ein spektakulärer Abstieg durch eine Felsenrinne hebt letztlich die Stimmung wieder. Und die Anstrengung qualifiziert auf alle Fälle für einen abendlichen Selbstbelohnungskauf. Rike entscheidet sich für eine Feuchtigkeitscreme, natürlich organic und handmade. Und den Slogan des Lädchens kaufen wir mit ein:
    „Use things not people. Love people not things.“
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  • Dag 29

    Premium Camping

    20 maj 2022, Kroatien ⋅ 🌙 20 °C

    Premium Camping in Zadar. Einen solchen Campingplatz hatten wir bislang noch nicht. Schluß mit freier Stellplatzwahl und 20 Euro pro Nacht. Hier ist alles organisiert. Wir stehen in der blauen Zone (der günstigsten) und dort im Bereich Einsiedlerkrebs. Der Stellplatz ist so groß, dass wir den Bulli mittig platzieren müssen, sonst reicht das Stromkabel nicht. Die sanitären Anlagen sind top gepflegt. In der Duschkabine gibt es eine kleine Abtrennung, so dass Handtuch und Bekleidung beim Duschen nicht nass werden, das Licht flackert nicht, der Duschkopf spritzt nicht in alle, vor allem gegensätzliche Richtungen und das Wasser fließt tatsächlich in den Ablauf und nicht in den Gang. Das kennen wir so nicht, ist aber durchaus angenehm.
    Riesige Hymer-Luxusmobile parken in der Zone Diamant. Es gibt Zugangsbändchen für das Handgelenk. Die Poollandschaft und der Wellnessbereich haben Hotelkomfort. Und auf dem Campingplatz „Falkenstein“ (klingt irgendwie nach Ritterburg) gibt es – natürlich – einen Kinderclub. A la Robinson. Heißt aber hier „Falky´s Camp“. Und ist zugleich Treffpunkt für die Gruppe Circuit Training, der ich um 17 Uhr beitreten möchte.
    Allerdings bin ich der einzige Teilnehmer des Programms. Und auch der erste der Saison. Valentina ist fröhlich, jedoch auch irgendwie überrascht. Das von ihr gleichzeitig betreute Kind sitzt mit Katzengesichtbemalung vor dem Zeichentrickfilm. Valentina spricht kroatisch, schlechtes Englisch und kein Deutsch. Wie also dem armen kleinen Mädchen beibringen, dass wir ein paar Minuten vor der Tür sind und Sportübungen machen wollen?
    Ich übernehme das und frage das Katzengesicht, ob es unserem Zirkeltraining beitreten oder lieber weitergucken wolle. Die entgeisterte, aber auch glasklare Antwort: Sport sei schon im Kindergarten grausam, es wolle auf alle Fälle hier sitzen bleiben und sich keinesfalls bewegen. Nun denn. Entertainment-Valentina wiederum würde sich gerne bewegen, erweist sich allerdings als vollständig unsportlich. Sie schlägt Kniebeugen vor („aber höchstens 10“) und fragt mich bei Hütchen zwei (sechs hat sie ausgelegt), ob mir noch eine Übung einfalle. Ich übernehme die Führung, bringe Valentina ein wenig aus der Puste und gehe nach 10 Minuten ins Gym, wo ich mit den schönen teuren Geräten, die aus meiner Sicht überwiegend schwer bedienbar sind, alleine bin. Aber mit dem Stepper komme ich klar und gerate in Wallung. Was angesichts des ansonsten mit dem Klappstuhl fest verbundenen Vanlifes eine schöne Sache ist.
    Damit das nicht falsch verstanden wird: Ein solcher Premiumplatz hat viele sehr schöne, fast in Vergessenheit geratene Seiten, die wir durchaus genießen! Zum Beispiel einen unvermüllten Standzugang mit großem Holzsteg und blinkender Trittleiter. Wunderbar. Und einen kitschigen Sonnenuntergang gibt es obendrein. Nur die fünf zusammengewürfelten Stühle vor dem Camp lehnen sich in stillem Protest gegen die kroatisch-deutsche Ordnungsliebe auf.
    Unsere Stimmung ist auf dem Höhepunkt als Rike - erstmals während dieser Reise – das ausklappbare (!!!) Sieb findet und zum Einsatz bringt. Freilich etwas zweckentfremdet.
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  • Dag 30

    Wassermusik

    21 maj 2022, Kroatien ⋅ ☀️ 22 °C

    Händels Wassermusik. Schuberts Forelle. Die Moldau. Die Schleierschwänze im Karneval der Tiere. Fanta 4s Tag am Meer.
    Wenn man einen Augenblick darüber nachdenkt: Wasser spielt in der Musik ziemlich oft eine Rolle. Was käme dabei heraus, wenn Wasser selbst Musik machte?
    Diese Frage beantwortet die „Meeresorgel“ in Zadar. Wellen und Wind bringen mittels einer architektonischen Installation Zufallstöne hervor. Manchmal klingt es dumpf und tief, wie Holzpfeifen einer Orgel. Manchmal hört es sich an wie Xylophon. Manchmal erinnert es an minimal music von Steve Reich. Ein wirklich schönes Klangerlebnis.
    Eine kreisrunde Solarinstallation gibt es auch, aber die leuchtet nur abends. Das schauen wir uns das nächste Mal an, wenn wir wieder in Zadar sind. Denn Eure Camper sind heute müde und müssen sich nun im Bulli einrollen.
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  • Dag 32

    Plitvička I: Perfekt, aber …

    23 maj 2022, Kroatien ⋅ ⛅ 23 °C

    Es plätschert, murmelt, gurgelt, flüstert, tost, gluckert, platscht, sprudelt, braust, rauscht, strömt, blubbert … wir besichtigen die Plitvicer Seen. UNESCO-Weltnaturerbe. Und der bekannteste Nationalpark Kroatiens. Tatsächlich ist die Szenerie grossartig: Sinterbecken, Wasserfälle, Farbspiel von grün über türkis in petrol. Alles eingebettet in Winnetou-Karstlandschaft. Auch vom Besucheransturm jetzt im Mai noch erträglich, wenngleich die Anlage und die Organisation erahnen lassen, was hier im Hochsommer los sein mag.
    Im Grunde also ein perfekter Reisetag. Blöd nur, dass vorgestern der beherzte Biss in ein kroatisches Nusshörnchen einen meiner Backenzähne schwer in Mitleidenschaft gezogen hat. Auf Selfies ab sofort nur noch gequältes Lächeln, sorry.
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  • Dag 32

    Plitvička II: Bitte lächeln …

    23 maj 2022, Kroatien ⋅ ⛅ 20 °C

    Auch die bezauberndste Natur wiederholt sich irgendwann, und ich widme mich dem Studium des touristischen Fotoverhaltens. Bitte wählt Euer Lieblingsbild selbst …

  • Dag 33

    Vanlife

    24 maj 2022, Kroatien ⋅ ⛅ 23 °C

    Die letzten Tage brechen an. In Richtung Alpen soll es unbeständig und kühl werden. Dann lieber noch einige Tage Vanlife in der Sonne. Wir steuern Krk an und finden ein schönes Plätzchen unter Pinien und nah am Meer. Ein schöner Ort, um die Reise bummelig ausklingen zu lassen.
    Apropos Vanlife. Nach nun etwa 5 Wochen ist klar: Die 10 qm Bulli reichen für uns vollkommen aus. Tiny house on wheels. Klar, andere Camper haben mehr. Ein Haustier (viele), einen Tischgrill (fast alle), eine Satellitenschüssel (einige) oder eine Wäschespinne (erstaunlich viele). Das brauchen wir alles eher nicht. Aber schaut gerne einmal selbst. Würde Euch etwas fehlen?
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  • Dag 34

    Power Relaxing

    25 maj 2022, Kroatien ⋅ ☁️ 21 °C

    Zugegeben: viel haben wir heute nicht gemacht. Die beiden freien Liegestühle und das erfrischende, aber nicht mehr kalte Meer sind starke Argumente für konsequentes Nichtstun. Dann laden uns sehr nette Campingplatz-Nachbarn aus Bozen auf einen Prosecco angesichts ihres Hochzeitstages ein, daraus werden mehrere und wir haben einen kleinen Schwips (herrliches altes Wort). Schließlich verkauft uns die Prinzessin von Krk noch ein Eis der Sorte „Prinzessin von Krk“. Und zuletzt knabbern wir einige Keksici und trinken dazu einen Schluck Pipi. Wenngleich wir die Kroaten sonst als eher humorlos erleben, das finden wir dann doch irgendwie lustig.Läs mer

  • Dag 35

    Vlora Bedeti

    26 maj 2022, Kroatien ⋅ ⛅ 26 °C

    10 Uhr ABS-Workout. Hat nichts mit Bremsen zu tun, wie ich lerne. Abs steht für Abdomens. Hat mein Körper so etwas überhaupt? Mein Bauchbereich gehört jedenfalls muskulär nicht zu meinen schärfsten Waffen, ich überzeuge Trainerin Vlora deshalb, dass ein Ganzkörpertraining geeigneter wäre. Und dies idealerweise altersgerecht angepasst werden sollte. Dass diese Adaptionen möglich sind, liegt daran, dass ich der einzige Traingswillige bin. Und sie sind absolut notwendig, denn Vlora Bedeti (Vater Albaner, Mutter Slowenin) ist nicht nur jung (30), sondern hat 2013 die Bronzemedaille bei den Weltmeisterschaften im Judo gewonnen. Noch dazu im Leichtgewicht. Das macht die ganze Sache etwas unausgewogen. Beweis:
    https://www.ijf.org/judoka/1337/pictures.
    Aber, wie das Leben so spielt: für die olympischen Spiele in London und Rio hat es für die sympathische Athletin nicht gereicht. Beide Male kamen Verletzungen dazwischen. Und nun hat die Slowenin ein Kind, auf das die Oma aufpasst, ihr Mann arbeitet in Slowenien, und sie macht mit mir ABS-Workout auf einem Campingplatz in Kroatien. Leistungssport kann sehr undankbar sein …
    Und sonst? Letzter Tag Beachlife. Dreimal im Meer, persönlicher Rekord. Und wir versuchen per Wikipedia, den Hergang der Balkankriege nachzuvollziehen. Nicht einfach, häufig ist nicht klar, wer gegenüber wem Agressor war. Klar nur: Über 100.000 Tote. Unfassbare Kriegsverbrechen. Und immer noch finden sich Häuserfassaden mit Einschusslöchern.
    Das Ergebnis der Auseinandersetzungen zeigt die Karte der sieben Nachfolgestaaten Jugoslawiens. Wie friedlich ist es hier unter der Oberfläche? Wohin wird sich Serbien orientieren?
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