• Bert Hentschel
giugno 2025

Rotarisch nach Grasse

Un’avventura di 11 giorni di Bert Leggi altro
  • Inizio del viaggio
    19 giugno 2025

    Kurvenreich bis Karlsruhe

    19 giugno, Germania ⋅ ☀️ 28 °C

    Das rotarische Leben findet ganz überwiegend vor Ort in den Clubs statt. Aber es gibt auch „Fellowships“, die überregional gemeinsame Unternehmungen durchführen. Eine dieser Aktivitäten ist das „International Fellowship of Motorbiking Rotarians“, kurz: IFMR. Sich clubübergreifend kennenlernen, gemeinsam Motorradfahren und en passant für eine gute Sache Geld einsammeln, das ist der Ansatz. Ab Samstag schließe ich mich einer solchen rotarischen Fahrt an. Sie startet in Chambéry, durchquert die französischen Westalpen, führt die Gruppe dann nach Grasse und endet schließlich wieder am Ausgangspunkt. +++ Zunächst aber muß ich nach Chambéry gelangen, was auf direktem Wege ab Solingen in gut 850 km gelingen könnte. Aber geradeaus über die Autobahn macht mit dem Motorrad wenig Freude, also portioniere ich die Anfahrt in drei Teilstücke. Los geht es in Richtung Nürburgring, der Guckpunkt Brünnchen ist eigentlich ein Muß, um die mehr oder minder talentierten Hobbyfahrer bei ihren Rennfahrversuchen zu beobachten, allerdings klappt es diesmal nicht: Das ADAC 24-Stunden-Rennen findet genau an diesem Wochenende statt und Kolonnen von Wohnmobilen versperren den Weg. Also ohne große Stopps durch die Eifel, über die Mosel, durch den Hunsrück und den Pfälzerwald, mehrere Dorffeste durchkreuzend, an unzähligen Vereinsheimen vorbei und in jedem Dorf begleitet von mindestens einem „Kaufe-jedes-Auto“-Schild. +++ Isa und Matthias nehmen mich einmal mehr großzügig auf und wir verbringen einen wunderbaren Plauderabend auf der Terrasse des Golfsclubs Karlsruhe-Hohenwettersbach, die wir lautlos mit den beiden Nio-E-Scootern erreichen. Mein Vorurteil, dass Golfer ob ihres unzulänglichen Spiels im Grunde immer schlecht gelaunt und mit sich, den Umständen im allgemeinen und ihrem Spielmaterial im besonderen hadern, erweist sich an diesem Ort als falsch, was aber auch dem prächtigen Wetter und den an den Nachbartischen bevorzugt bestellten Aperölchen geschuldet sein kann.Leggi altro

  • Come up, slow down … go bust

    20 giugno, Svizzera ⋅ ⛅ 25 °C

    Das kann keiner mehr bezahlen. 190 Franken lege ich für ein ziemlich einfaches Zimmer („Budget-Zimmer“) trotz aller „Geniusvorteile“ hin, und es war das günstigste (außer Jugendherberge), das ich auf Booking in der Nähe von Gstaad finden konnte. Noch schlimmer: Das Abendessen im angeschlossenen „Gourmet-Restaurant Azalee“ soll 230 Franken kosten. Die Schweizer Preise sind außer Rand und Band. Da muss es zum Ausgleich ein belegtes Brötchen vom Bäcker tun (6 Franken). Auch wenn Gstaad schön ist und mit vielen hochwertigen Veranstaltungen lockt: da lobe ich mir doch das Allgäu. Soviel höher können die Berge gar nicht sein, dass sie diese Ausplünderung aufwiegen würden. Und gewittrig ist es auch noch. Dann lieber morgen in aller Frühe schnell weiter in Richtung MontBlanc und rasch über die Grenze nach Frankreich.Leggi altro

  • Früher war er weißer …

    21 giugno, Francia ⋅ 🌙 25 °C

    … der Montblanc. Und das liegt, so meine ich, nicht nur an der verklärten Erinnerung. Aber imposant ist er immer noch. Sich auf dem Forclaz-Pass von Martigny nach Chamonix hochzuschrauben, macht ebenfalls weiterhin Spaß. Wann sind wir hier mit den Solinger Jungs das erste Mal hochgetobt? Ist das schon 20 Jahre her? +++ Die Strecke führt von Gstaad über Aigle, Martingny und Chamonix nach Megeve. Der Skiort wartet mit dem typischen französischen Skiort-Charme der 70er und 80er auf: von weitem sieht alles noch ganz gut aus, aber die Liftanlagen sind veraltet und man muß kein Prophet sein, um hinter der Fassade der meisten Ferienressorts Renovierungsstau zu vermuten. Dann noch ein Stück in Richtung Albertville und bald ist Chambery erreicht. Das quasi südeuropäische Klima am Lac du Bourget kenne ich aus früheren Besuchen in Aix-les-Bains, doch das dortige Flair mit Strandpromenade und Boulespielern sucht man in Chambery vergeblich. In Autobahnkreuze eingequetschte Einkaufszentren prägen das Bild, und inmitten einer solchen Ansammlung des Häßlichen findet sich das Best Western. Die rotarischen Mitfahrer treffen peu a peu ein und es bildet sich auf dem Parkplatz eine kleines Messegelände ziemlich neuer und teurer Bikes. Dass die bayerischen Motorenwerke in der Zielgruppe älterer Herren gut ankommen, wird niemanden überraschen. Überrascht bin ich nach dem ersten Get-together allerdings davon, dass sich alle anderen scheinbar kennen, schon vielfach an solchen Touren teilgenommen haben und offensichtlich versierte Biker sind. Wir werden sehen, ob sich das morgen auf dem Asphalt so bestätigt. So oder so, es scheint eine nette Truppe zu sein, die etwas zu erzählen hat. Ich bin gespannt.Leggi altro

  • 25 Bikes? Klappt tatsächlich!

    22 giugno, Francia ⋅ ⛅ 24 °C

    Der Rotarier ist pünktlich. Um 9 Uhr lassen alle 25 Tourteilnehmer den Motor an und los geht es. Erstes Ziel ist das Mutterkloster des Kartäuserordens, „la Grande Chartreuse“. Dessen Kodex sieht völlige Abgeschiedenheit vor, sehr stimmungsvoll eingefangen im Film „Die Große Stille“, https://youtu.be/p1lfOWFHry8?si=xPTb58RedOLH1JJe. Dann weiter nach Vizille, dort nicht nur „Steak haché frites“, sondern auch Geschichte: 1788 fand in Vizille eine Versammlung statt, die als Ausgangspunkt der französischen Revolution gilt. Das „Musée de la Revolution francaise“ ist im stolzen Schloß untergebracht, doch wir fahren ohne Besichtigung kurvenreich über das Devoluy nach Gap. +++ Das gelingt - ein wenig gegen meine Erwartungen - trotz der großen Gruppe hervorragend. Das System: Zwischen dem Vorfahrer (blaue Weste) und dem Schlußmann (orangefarbene Weste) gilt, dass an Abbiegungen der Gruppenzweite stehen bleibt bzw. vom Guide durch Handzeichen „abgestellt“ wird und so lange an diesem Punkt wartet, bis die Gruppe an ihm vorbeigefahren ist, um sich dann als Vorletzter wieder einzureihen. Das kann zwar dazu führen, dass man mitten in einem vielbefahrenen Kreisverkehr oder schwer verboten auf einer Schnellstraße herumsteht, aber das System funktioniert tadellos und niemand geht verloren. Die zweite entscheidende Regel: Start nur mit vollem Tank und leerer Blase. Auch daran halten sich alle, so dass wir gut vorankommen. Auch weil durchaus hurtig gefahren wird. Da lässt der rotarischen Biker jeden Alters nichts anbrennen. Ich finde das erfreulich, da ich eine eher bummelige Tour erwartet hatte, aber siehe da: Es geht zackig voran und die 280 km sind trotz dreimaliger Einkehr um 17 Uhr bewältigt.Leggi altro

  • Sorry, no pictures

    23 giugno, Francia ⋅ ⛅ 28 °C

    … bzw. nur ganz wenige. Das ist schade, denn die Fahrt von Gap nach Grasse durch die Alpes-de-Haute-Provence bietet Fotomotive en masse: Blau schillernde Stauseen, enge Täler mit kühn überhängenden Felsen und herrliche kleine Dörfer vor schroffen Kalksteinwänden (Digne-les-Bains, Castellane!). Aber es ist nun einmal eine Gruppenreise, und so fährt die Knatterkolonne diszipliniert und aufgereiht wie an einer Perlenkette durch die unzähligen Kurven. Einige davon gehören zur Route Napoleon, benannt nach dem von Napoleon eingeschlagenen Weg aus seiner Gefangenschaft auf Elba zurück nach Paris und an die Macht, die dann nur 100 Tage währte, mit der Schlacht von Waterloo endete und ihn letztlich wieder zurück auf die Insel, wenngleich auf eine andere (St. Helena) beförderte. Dies weiß ich (und alle anderen Teilnehmer) im übrigen von Nadia (Foto), die mit Thomas zusammen die Tour organisiert hat und praktischerweise in Paris geboren ist. Während Thomas abends beim Fahrerbriefing nüchtern die Route des Folgetags beschreibt, obliegt Nadia der bunte Teil, den sie mit Bravour ausgestaltet. Es mischen sich kleine Geschichtsepisoden, Naturkunde und private Erlebnisse, alles vorgetragen in perfektem Deutsch, das glücklicherweise noch ein wenig der französischen Sprachmelodie in sich trägt und genau deshalb umwerfend charmant ist. Auch der morgige Footprint wird einen Impuls von Nadia aufgreifen und Ihr werdet etwas über Grillen erfahren. Und Ameisen. Klingelt es schon?Leggi altro

  • Grille und Ameise

    24 giugno, Francia ⋅ ⛅ 29 °C

    Heute: Flora und Fauna. Oleander, Kaktusfeige, Korkeiche, alles ist vorhanden. Vergeblich suche ich die von Nadia angekündigte Mimose, so dass ihr mit einem YouTube-Video Vorlieb nehmen müsst.https://youtu.be/w_1VNTlctCo?si=TZ_nMzmOtPMuiJsT (ein wirklich empfindliches Pflänzchen). Reichlich hingegen finden sich die ebenfalls angekündigten Steinkiefern bzw. Pinien, die auf französisch „pin parasol“ heißen und an Strandpromenaden als Sonnenschirme hervorragende Dienste leisten. Unter diesen Pinien wiederum wachsen die Larven der Zikaden heran, quasi im Untergrund (sie ernähren sich von den Wurzeln) und nun haltet Euch fest: das dauert 17 Jahre. Dann erst werden Grillen daraus, nicht übermäßig hübsch, dafür eher laut. Und anders als die Ameisen: faul. Das wußte schon Fontaine und brachte so seine Fabel von der Ameise und der Grille zu Papier. Irgendjemand muß ja die Arbeitsmoral hochhalten. Wir heute allerdings nicht, denn es geht an die Côte d’Azur, Zielort Le Lavandou. Im Gegensatz zur Nordsee macht Baden hier eine Menge Sinn, sogar für mich. Die Tour gerät allerdings etwas lang, so dass wir erst nach 300 km, 11 Stunden und verspätet zum Abendessen wieder in Grasse sind. Das Hotelpersonal ist genervt, aber der gegrillte Lachs wird dennoch serviert.Leggi altro

  • Es riecht gut

    25 giugno, Francia ⋅ ☀️ 26 °C

    Nach dem fahraktiven gestrigen Tag haben Nadia und Thomas klugerweise für heute einen Erholung vorgesehen. Vielleicht riechen die mitreisenden Biker etwas streng und es soll Abhilfe geschaffen werden, vielleicht meinen unsere weitsichtigen Tourorganisatoren aber auch nur, dass es Zeit ist, Mitbringsel für die Daheimgebliebenen zu besorgen. Lange Rede, kurze Sinn: Es geht in die Parfumerie Fragonat. Vier schwarze Vans fahren vor, ebensoviele Men in Black steigen aus und chauffieren uns auf ausnahmsweise vier Rädern in die Welt der Düfte. Wir lernen, dass eine professionelle Nase bis zu 3.000 Noten im Blindtest erkennt, unsere eigenen Riechorgane aber eher für maximal 100 geeignet sind. Ob das alles immer noch so ist oder ob Düfte mittlerweile synthetisch und computerbasiert entstehen sei hier dahingestellt, aber es fühlt sich doch eher nach einer folkloristische Verkaufsveranstaltung an. Hinzu kommt: Grasse hat seine beste Zeit bereits hinter sich und hält für Touristen einige ernüchternde Blicke und Gerüche bereit. Über diese Eindrücke des Niedergangs können auch dekorative pinkfarbene Schirme nicht hinweg täuschen, die viele Gassen überspannen. +++ Am späteren Nachmittag setzt sich eine Teilgruppe doch noch auf die Motorräder, um nach Gourdon zu fahren, einem netten Dörfchen auf einem Felsen, das schöne Weitblicke nach Nizza, Antibes und Cannes zulässt. Ich schließe mich der Gruppe an und drehe die kleine Runde mit, aber es werden heute nicht mehr als 60 km.Leggi altro

  • Schräglage und Tiefblicke

    26 giugno, Francia ⋅ ⛅ 27 °C

    Heute Verdonschlucht. Mithin Schräglage und Tiefblicke. Das verträgt sich nicht besonders gut, deshalb ausnahmsweise zwei Fotostopps und somit auch einige Bilder. Der Halt in Moustiers-Sainte-Marie gilt als Muss, schließlich ist es laut Wikipedia eines der schönsten Dörfer Frankreichs, er scheint mir im Nachhinein aber verzichtbar: Die Besichtigung bei 33 Grad ist in Motoradkluft kein Vergnügen und muss mit einer Überdosis Tourinepp und Horden asiatischer Insta-Mädels erkauft werden. Gleichwohl wird es ein schöner Fahrtag mit 280 km und 6.000 Höhenmetern. +++ Abends stellen Thomas und Nadia das soziale Projekt vor (es soll in Dillenburg ein Sinneserfahrungsraum für behinderte Kinder mit Möbeln ausgestattet werden) und es kommt eine ordentliche Spendensumme zusammen. Gut so.Leggi altro

  • Blüten für die Unsterblichkeit

    27 giugno, Francia ⋅ ☀️ 31 °C

    Es geht durch den Var. Schon bald färben sich die Felder lila, denn der Lavendel blüht. Er ist Teil der Gründungsgeschichte von l‘Occitane en Provence. Das Unternehmen gibt es seit 1976. Dank guter Produkte, sehr guter Vermarktung und minimaler Wareneinsätze hat es heute eine beeindruckende Börsenbewertung von 6 Mrd. Euro (bei 2 Mrd. Umsatz, da bleibt unterm Strich einiges übrig …). Über den Lavendel hinaus gibt es natürlich viel mehr Inhaltsstoffe: Mandeln, Rosen, Eisenkraut und … Immortelle. Mir waren die gelben Blümchen bislang nicht so geläufig, aber die Google-KI meint, man kenne die regenerierenden, schmerzlindernden und entzündungshemmenden Eigenschaften der Immortelle. Das kann nun wirklich jeder gebrauchen, weshalb ich mir vornehme, zuhause ein solches Produkt zu erwerben. Hier vor Ort bietet sich das nicht an, denn die 37 Grad Nachmittagstemperatur würde allen Immortelle-Produkten - trotz des Namens - vermutlich ein vorzeitiges Ende bereiten, zumal meine Alukoffer der Außentemperatur noch einige Grad hinzufügen. Der Firmenbesichtigung von L‘Occitane (in Manosque) geht ein kurzer Menthe-à-l’eau-Stopp in Tourtour voraus, und nach der Besichtigung endet unsere Tour in Sisteron. Dessen markanten Felsen sehen wir nur en passant, deshalb kein Foto, aber ihr kennt ihn bestimmt. Wieder werden es knapp 300 km, und morgen sogar noch ein paar mehr. Schlafen ist das Gebot der Stunde.Leggi altro

  • Wie schnell man vergisst

    28 giugno, Francia ⋅ ☀️ 33 °C

    Im Juni 2020 fuhren Rike und ich ins Dauphiné und entflohen damit Corona. Und im Juli 2021 erkundeten wir mit Gabi und Norbert ebenfalls die französischen Westalpen und feierten damit das Ende der Covid-Zeit ("retour a la vie"). Verrückt, wie schnell das alles in Vergessenheit gerät. Doch die erneute kurvenreiche Auffahrt zum Col de Rousset bringt alles wieder zurück. Das Fahren mit Masken, die Vorsicht im Kontakt, die Enge dieser grauen Zeit ... doch alles vorbei: Heute toben 25 rotarische Biker recht ausgelassen durch den wundervollen Vercors. Zeit für Begegnung ist da wenig, was im Grunde schade ist und meinen Reisevorlieben nicht mehr entspricht, aber es ist eben eine Gruppenreise, und da fliegen herrliche Guckpunkte, stimmungsvolle Blumendörfchen und alte französische Wintersportpracht (Grenoble 1968!) an uns vorbei. Wenn Ihr allerdings mehr über diese wunderbare und gar nicht so bekannte Region lesen wollt, dann klickt auf die Links zu den erwähnten früheren Reisen:
    https://findpenguins.com/bertsblogsgxy33/trip/d…
    https://findpenguins.com/bertsblogsgxy33/trip/r…
    Immerhin gibt es noch einen Haltestopp in der Boutique la Chartreuse. Als Gegenpol zum entrückten und weltlichen Dingen entsagenden Leben im Kloster Chartreuse (siehe Reiseanfang) gibt es auch diesen absolut säkularen Verkaufspunkt des mönchischen Kräuterlikörs, und es ist die hohe Kunst des Marketing, die uns in Coublevie begegnet. +++ Der abendliche Abschied in Chambery ist gesellig und stimmungsvoll, aber auch nicht übermäßig lang. Über 300 Fahrkilometer bei hohen Temperaturen machen müde. Am Sonntag breche ich schließlich im Morgengrauen nach Solingen auf. Knapp 900 Autobahnkilometer auf dem Bike sind keine Freude, aber die schöne gemeinsame Tour wiegt das auf. Ich danke einmal mehr für das Mitlesen und wünsche euch allen einen weiterhin herrlichen Sommer mit wunderbaren Reiseerlebnissen.
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    Fine del viaggio
    29 giugno 2025