• Die höchsten Tannen in Schottland

    July 3, 2022 in Scotland ⋅ ⛅ 13 °C

    Nicht weit entfernt von Loch Ness befindet sich Glen Affric. Von Skye haben wir uns heute morgen auf den Weg gemacht und stehen nun hier in diesem Tal. Eine grandiose Aussicht haben die Reiseführer prophezeit. Unterschlagen wurde in den Berichten allerdings, dass es sich bei Regen und tief hängenden Wolken nur sehr eingeschränkt lohnt her zu kommen. Zu allem Überfluss steht hier mitten im Nichts auf dem Parkplatz ein Parkscheinautomat. Akzeptanz von Kreditkarten oder Scheinen: Fehlanzeige. Mal ganz im ernst: wie stellen die sich das denn bitte vor? Hat man hier verpasst, dass wir uns im Jahr 2022 befinden, überall in diesem Land propagiert wird, dass Bargeld böse ist und Touristen im Höchstfall ein paar Banknoten haben, die sie aber nirgends los werden, somit also auch keine Münzen bekommen? Sei’s drum - lassen wir es also vorerst mit dem Parkschein, sprinten schnell zum Aussichtspunkt, stellen fest, dass nichts zu sehen ist, drehen wieder um, freuen uns drüber, dass in der Zwischenzeit keine Zettelpüppi vorbei gekommen ist und machen uns schnell wieder vom Acker.

    Auf dem Rückweg machen wir an einem weiteren Parkplatz halt. Natürlich steht auch hier wieder ein Automat. Somit entfällt also die kleine Wanderung, zu der wir von hier aus aufbrechen wollten. Auf einer Info-Tafel entdecke ich, dass die geplante Tour als „anstrengend“ deklariert war. Vielleicht ist es also auch nicht das Schlechteste, dass es nicht geklappt hat. Die gestrige Wanderung zum Old Man Of Storr ist nämlich in den Beinen noch gut zu spüren.

    Auf der gleichen Info-Tafel entdecken wir, dass ein Stück entfernt ein beeindruckender Wasserfall liegen soll. Pokern wir also drauf, dass der Parkplatz dort nicht auch kostenpflichtig ist. Enge, einspurige Straßen führen uns auf der anderen Seite des Tals immer weiter hinein ins Grüne. Mittlerweile hat auch der Fahrbahnuntergrund von Teer zu Waldboden gewechselt. Der Parkplatz in der Nähe des Wasserfalls ist aber weiterhin gut ausgeschildert. Noch 3 Meilen, noch 2, noch eine und dann ist er da. Ein schöner, großer Parkplatz - und zu allem Überfluss auch noch kostenfrei.

    Auch das Wetter hat sich gebessert. Und so machen wir uns auf zu einem kurzen Spaziergang. Nach wenigen Minuten kommt ein recht neu wirkender Holz-Steg in Sicht. Was wir von hier aus sehen, haben wir definitiv nicht erwartet. Unter uns geht es 60 Meter in die Tiefe. Der Steg ragt etwa 5 Meter über den Steilhang hinaus und ermöglicht uns so einen atemraubenden Blick. Wir schauen direkt auf die Baumkronen von riesigen Douglasien. Später lese ich im Internet, dass dies die höchsten Bäume Schottlands sind. Zu unserer Linken stürzt sich ein Wasserfall ohne Zwischenstopp direkt in die Tiefe. Ein Naturschauspiel.

    Bei dem, was wir hier sehen, ist all das von der anderen Seite des Tals direkt vergessen. Offensichtlich haben wir hier grade einen echten Geheimtipp gefunden. Nicht, dass es an Hinweisen oder Schildern fehlen würde, es ist schlichtweg fast niemand anderes hier. Was für ein schöner Zufalls-Fund.

    Ein Gefühl dafür wie steil es hinab ging, kann man beim Anschauen des Videoclips in diesem Footprint bekommen.
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