• Medellín - 1.750 Höhenmeter

    4. syyskuuta 2023, Kolumbia ⋅ ⛅ 28 °C

    Kolumbianer lieben Medellín wegen des ewigen, frühlingshaften Klimas. Ich würde es herrlich frühsommerlich nennen. Und endlich sticht die Sonne nicht so brutal wie in den höheren Lagen.

    Wir wohnen im Barrio El Poblado. Am Rand Medellíns und damit auch am Rand eines riesigen Kessels. Erhöht mit bestem Blick auf die Stadt. Jedenfalls vom Rooftop-Pool. Aus unserem Zimmer müssen wir durch einen Antennenwald schauen. Aber das ist eine andere Geschichte.

    Medellín war einst die Brutstätte des Medellín Kartells, wo Escobar für Mord und Brutalität gesorgt hat und damit dem Land Kolumbien den Stempel „gefährlich“ aufgedrückt hat. Wer den Film Narcos gesehen hat, versteht woran ich denke. Doch das Kapitel nahm vor 30 Jahren ein Ende. Man will damit nichts mehr zu tun haben.
    Wirklich?
    Ein ganzer Stadtbezirk lebt vom Patron, wie man ihn nannte. Wieder lesen wir, dass es da gefährlich ist. Nun. Auf eine organisierte Tour haben keine Lust. Wir mieten uns einen kleinen Stadtflitzer und fahren dorthin. Auf der Suche nach einem geeigneten Parkplatz klopft ein Mann an die Tür. Ein Mann wie man sich einen Kolumbianer vorstellt: dunkle, lockige Haare, weißes Unterhemd und etwas untersetzt. Mit einem herzerwärmenden breiten Lächeln sagt er:
    „Bienvenidos a Comuna 13!“
    Ok. Was wird das denn - denke ich. Er spricht kein Englisch aber organisiert sofort jemanden, der uns einen Parkplatz besorgt. Auch einen Guide. Einen Guide will ich nicht. Ich will das Barrio allein erkunden. Das tun wir dann auch.

    Die angeblich längste Escalera der Welt ist eine touristisch aufbereitete Arcade. Hier kann man alles erdenkliche kaufen, das Escobar glorifiziert. Fast ganz oben angekommen, schnappen wir uns zwei Plätze mit bestem Blick auf die Comuna 13. Bei einem Club Colombia beobachten wir wortlos das Treiben. Unterhaltung fällt wegen der tierisch lauten Musik aus jeder Ecke, aus.

    Botero ist auch im Zentrum der Stadt ein großes Thema. Unser Flitzer parkt in einem Parqueadero. Die befinden sich hier immer in Innenhöfen. Die Insassen müssen vorher aussteigen und am Eingang warten. Wir sind die einzigen Ausländer. Die trauen sich hier nicht hin. Bis zur Plaza Botero sind es nur wenige Schritte. Der ist eingezäunt und es gibt nur wenige von Polizisten kontrollierte Eingänge. Die Kontrollen sind nur visuell. Man will vermeiden, dass da niemand campiert oder dealt.
    Botereos Werke sind ein Hingucker. Vermutlich haben wir jetzt alles von ihm gesehen. In Bogotá und nun hier in Medellín.
    Die Schnellbahn ist hier hochgelegt. Und drunter findet das volle Leben statt. Erst sitzen wir auf einer Treppe- wie das hier wohl Usus ist- und gucken zu. Unbeschreiblich beeindruckend. Und wieder wird mir klar: Der Kolumbianer ist ein hart arbeitender Mensch. Beinahe hätte ich geschrieben: „Wie Du und ich“
    Falsch! So hart arbeitet bei uns niemand. Mir tut es leid, dass die Welt sie als Menschen eines gefährlichen Landes Sehenswürdigkeiten sieht.
    In einem sehr alten Café bestellen wir „Tintó“. So nennt man hier durchgetröppelten Kaffee. Oder doch vielleicht einen Cappuccino? Aber nein. Hier gibt es nur Tintó. Und ich höre von hinten wie man dort schallend lacht, dass da jemand einen Cappuccino verlangt hat 🙈. Ok ok. Ich hab’s verstanden. Wie so oft, verirrt sich hier kein Weißer. Aber wir fühlen uns gut. Der Tintó schmeckt und wir zahlen für zwei Tassen unglaubliche 2.000 COP. Das sind 46 Cent !

    Östlich von Medellín befindet sich ein Überflutungsgebiet. Ein Stausee und Erholungsgebiet der reichen Kolumbianer. Am Rand steht El Peñon. Der zweitgrößte Monolith Südamerikas. Der zweitgrößte nach dem Zuckerhut in Rio. 220 Meter hoch. Die Besteigung meistert Rainer allein. Nach meinem Sturz vor zwei Wochen kann ich maximal fünf Treppen hochlaufen. Keinesfalls über 700! Ich bin echt traurig darüber. Nun muss ich mich mit den mitgebrachten Fotos begnügen 🙁

    Und dann haben wir einen Tag dem Faulenzen gewidmet. Auf zwei Etagen des Binn Hotels kann man die Seele baumeln lassen und „gucken ob keener guckt“ - wie der Berliner zu sagen pflegt.

    Ach ja. Was ich beinahe vergessen hätte zu erzählen, in Medellín kann man exzellent essen 😋
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