• Von Oslo über Wien nach Bangkok
    Saigon zum erstenNoch mehr HCMcUnterwegs im Mekong. Ben TreMekong Can Tho & Saigon zum 2.Na ThrangQuy NhonDa NangHueArea Ninh BinhPu LuongHa GiangCao BangHanoiMeine LieblingsspeiseSchön war's. Danke Tiana für alles!

    Wenn‘s anders nicht geht…

    22 Nisan, Almanya ⋅ ☀️ 18 °C

    Zwei Bandscheiben machen mir das Leben schwer. Es geht nichts mehr. Wir müssen uns beugen und hier die Reise beenden.
    Es entfallen so schöne Ziele. Das Pferderennen in Hong Kongs Happy Valley zum Beispiel. Auch der Besuch der Verbotenen Stadt in Beijing. Auch entfällt der Besuch der Großen Mauer und das feierliche Mai-Spektakel am Bund in Shanghai. Eine weitere Zeit, die eine Schnupperreise nach China sein sollte. Eine, die uns den Einblick geben sollte, ob wir uns mehr Zeit für dieses Land nehmen wollen.
    Auch entfällt die schöne Tradition am Ende der einen Reise, schon die Flüge für die nächste Reise zu buchen. Im Gegenteil. Ich storniere alle bevorstehenden Buchungen.
    Es macht keinen Sinn aus heutiger Sicht, Planungen zu machen.
    Gesundheit geht vor - sagt man.

    Aber nun geht’s noch einmal nach Hà Nội:
    Frisch getaped nach bebilderten Vorgaben von Karin (lieben Dank!) geht es Dreiviertel Zehn Richtung Nội Bai Airport. Wofür wir fünfzig Minuten benötigen.
    Kaum ist unser Name am Check-in Schalter eingegeben, steht schon ein Rollstuhl für mich bereit.
    Dank Tiana, vom Meritel Hotel Hanoi, bekomme ich diesen für mich so wichtige Service, der rechtzeitig bereit steht.
    Über Schleich- und Sonderspuren passieren wir superflink alle Kontrollen und nehmen in der Lounge einen Platz ein. Noch ein Foto, damit man uns beim Abholen findet und dann verschwindet schon die nette Begleiterin.
    Das Büffet ist riesig. Vor Jahren noch, als Lounges etwas Unerreichbares für mich waren, hätte ich nicht geglaubt, dass ich eines Tages in einer sitzen würde und mich so gar nichts anspricht. Ich bin einfach in meiner Welt und happy, wenn die fiesen Schmerzen ein Stadium erreichen, die ich als „Es tut nur weh“ bezeichnen kann. Mir ist nach gar nichts. Rainer pfeift sich indes mehrere Sushis ein und ist begeistert.

    Rechtzeitig werden wir wieder abgeholt und dürfen als erste in den A350 der Singapore Airlines. Wir haben ja erst vor vier Tagen gebucht und so sitzen wir getrennt. Ich am Fenster und Rainer in der Zweier-Mittelreihe. Allerdings auf der anderen Seite. Wir hätten alles so belassen sollen und an Board mit dem anderen Passagier einfach tauschen sollen. Bei einem der letzten Flüge hatten wir damit gute Erfahrung gemacht.
    Aber nee… wir haben unseren Tauschwunsch am Check-in Schalter geäußert. Die Damen haben es falsch verstanden und meinen Fensterplatz vergeben. Davon ahnten wir aber nix. Froh darüber, in meinem Sessel eine schmerzarme Haltung gefunden zu haben, bettelt eine Mitarbeiterin vom Bodenpersonal - den Tränen nah - dass ich ihr helfen solle. Ich verstehe erst gar nicht, was hier das Problem ist. Während sie versucht zu erklären, dass beim Tausch mein Platz vergeben wurde, realisiere ich den jungen, aufgeplusterten Herrn, der trotz meiner Behinderung darauf besteht, dass ich den Platz frei mache. Das, obwohl auf der anderen Seite der identische Platz frei ist 😐 Nun ja.

    Der Flug erreicht mit vielen Zwischenrunden verspätet Singapore bei schönstem Wetter. Für uns ist das kein Problem. Wir haben etwa sechs Stunden Aufenthalt.
    Wieder wartet am Flugzeug ein Rollstuhl auf mich. Auf unseren Wunsch werden wir in die Lounge im Terminal 3 gebracht, obwohl der nächste Flieger von T2 abfliegen wird. Aber die Lounge in T3 kennen wir, ist einfach riesig und bietet viele verschieden Sitz- und Liegemöglichkeiten, die insbesondere mir sehr wichtig sind.

    Halb Elf vor Mitternacht geht’s wieder los. Eine tolle Abkürzung, eine die wir noch nicht kannten, bringt uns zu T2. Natürlich wieder vorbei an den langen Schlangen der verschiedenen Kontrollstationen.
    Am Eingang des A350 der LH steht die Purserin und hilft mir über die Schwelle zum Flugzeug.
    Die Reihe 7 befindet sich der zweiten Kabine, gleich hinter der Trennwand. Keine schlechte Wahl. Denn so haben wir eine zusätzliche Art Ablage direkt vor uns.
    Der Flug startet verspätet. Erst muss eine Passagierin krankheitsbedingt das Flugzeug verlassen und mit ihr natürlich ihr Gepäck. Das geht recht schnell. Dennoch können wir nicht starten. Laut Pilot sind es die erforderlichen 15 minütigen Mindestabstände der einzelnen über Indien fliegenden Maschinen, die für die weitere Verzögerung sorgen.
    Es folgt ein echtes Novum. Denn der Blick auf Singapores Marina ist wolkenfrei. Wir sind ja sicher schon mehr als fünfzehn Mal hier gestartet. Noch nie konnten wir die bunte Skyline so gut sehen.
    Und noch ein echtes Novum. Seit 1988 kämpfe ich mit einer unkontrollierten Flugangst, die mich jedes Mal zwingt, mich auf irgendeine Art zu „betäuben“. Dieses Mal verspüre ich absolut kein bisschen Angst. Nicht einmal ein mulmiges Gefühl.
    Muss ich jetzt sagen: Bandscheibenvorfall sei Dank?
    Der Flug ist trotz ausgedehnter Gewitterfronten, die uns die ersten zwei Stunden begleiten, so ruhig, als wenn ich in meinem Wohnzimmersessel sitzen würde. Das LH-Essen ist zum ersten Mal - seit vielen, vielen Jahren - sehr enttäuschend. Sowohl Rainers als auch meins. Nun. Um so schneller beginnt für uns die Nachtruhe.

    Es müssen etwa fünf Stunden Flugzeit vergangen sein und wahrscheinlich schläft 99% der Passagiere, da macht unser Flugzeug echt verrückte, noch nie erlebte Bewegungen. Nicht nur dass wir absacken. Nein. Die horizontale Lage verhält sich anders als bei normalen Turbulenzen. Ich verarbeite den Anfang dieses Vorfalls erst in einem Traum, bevor ich wirklich in der Realität angekommen bin. Nun fühlt es sich nur noch an, als wenn wir auf Waikikis gleichmäßigen Wellen surfen würden.
    Nur wenige Momente nach dem sich das Flugzeug wieder gefangen und die normale Fluglage erreicht hat, meldet sich der Kapitän mit einem „Nun sind wir alle wach“.
    Er erklärt, was genau geschehen ist, dass wir in eine Wirbelschleppe einer A380 gekommen sind, die 300 Meter über uns in die entgegengesetzte Richtung flog. Nun werden wir - das verspricht er - neben der Spur fliegen.
    Das war nun das Aufregendste auf diesem Flug. Nach einem ebenso schlechtem Frühstück landen wir nach 12:15 Stunden in München.

    Der Rollstuhl - ja der ist nicht da. Sechs Personen benötigen Hilfe, aber es ist nur eine Mitarbeiterin mit nur einem Stuhl für eine Person da, die gar nicht als Passagier im Flugzeug saß 🙄
    Willkommen in Deutschland!

    Die Verspätung konnte nicht ausgebügelt werden und unser Anschlussflug steht eh schon auf der Kippe. Gut. Zu Fuß hätten wir den erreicht. Nicht so mit diesem Service. Unser Flug ist vermutlich schon unterwegs, da kommt auch mein Stuhl. Umsteigen von Stuhl auf den Buggy hilft auch wenig beim Versuch die Maschine doch noch zu erreichen, da es keine durchgehenden Wege am Airport in München gibt. So müssen wir vier oder fünf mal stehen bleiben, um den Fahrweg frei zu machen. Im Servicecenter würden sie uns ein Vorfeldflug anbieten. Ich bin schon skeptisch, ob dann auch rechtzeitig eine Hebebühne vor Ort sein wird. Und will da nicht mit. Glücklicherweise stellt sich heraus, dass es nur noch einen Platz geben würde. 🤦🏼‍♀️ Was für eine Arbeitsweise? Ist das so schwer zwei Plätze von MUC nach BER zu finden?
    Das in einem Servicecenter?

    Drei weitere Stunden müssen wir auf den letzten Zubringer nach Hause warten. Natürlich klappt es ohne Zutun nicht, dass wir auch rechtzeitig zum Flugzeug kommen. Auch in Berlin haben schon längst alle 198 Passagiere das Flugzeug verlassen, die neue Crew ist auch schon da, bevor ein Rollstuhl für mich erscheint. Diesem verzeihen wir die späte Ankunft, weil er uns dafür bis zum Parkplatz von Miles Carsharing bringt.

    Das war sie also. Unsere siebenwöchige Reise durch Vietnam. Einem Land mit so unbeschreiblich freundlichen Menschen. Eine Reise ganz ohne aussergewöhnlicher Attraktionen und dennoch voller täglicher Highlights.
    Am meisten mochte ich die Zeit als wir auf dem Moped unterwegs waren. Als wir so ganz individuell und so mittendrin dabei sein konnten. Dieses ist etwas, das wir ohne Moped nicht erlebt hätten. Die unendliche Freiheit. Und ebensolche Freude an individuellen Entdeckungen wie wir sie für uns ausgewählt haben.

    Noch nie zuvor auf unseren Reisen haben wir so viele Attraktionen gebucht, die uns viel vom einheimischen Handwerk nahegebracht haben. Die Idee habe ich übrigens bei Katja&Julian abgeguckt, die wir auf einer Gondelfahrt über Boliviens LaPaz nur kurz kennengelernt haben, sie aber dann auf ihrer Reise durch Südamerika lesend begleitet haben.
    Wir haben gesehen, wie unter wirklich primitiven Bedingungen das Kokosnussfleisch für die weitere Verarbeitung vorbereitet wird. Wir haben eine Coffee-Class besucht und verschiedene Sorten des vietnamesischen Kaffees kochen gelernt. Mir wurde gezeigt wie man Vietnam-Pancakes zubereitet. Und meine Lieblingssuppe, die Phở, die ich auf dieser Reise mit wenigen Ausnahmen täglich zum Frühstück vertilgt habe. Wir haben gelernt Laternen zu basteln und gesehen, wie viel Aufwand es zur Herstellung eines Vietnamesischen Hutes bedarf.
    Nahe dem Ende der Reise hatten wir das vietnamesische Essen dann leider doch über. Es fehlte etwas. Ich kann es nicht benennen.
    Es fehlte einfach etwas Umami.

    Mit den Highlights ist das so eine Sache. Vietnam ist unterschiedlicher, als man glaubt. Die Reise vom tiefstem Süden bis zum Norden an der chinesischen Grenze hat uns das verdeutlicht.
    Viel einfacher als ich es noch bei der Planung befürchtet habe, funktioniert der Transport von A nach B. Auch wenn man den sehr preiswerten Bus meiden möchte. Es gibt genügend Plattformen, auf den die Abschnitte gebucht werden können. Sehr kurzfristig. Und sollten auch die nichts anbieten können, dann hilft die Unterkunft. Zuverlässig ohne über den Tisch gezogen zu werden.

    Alles in Allem war es eine gelungene Reise. Die Auswahl der Orte gefiel mir. Auch wenn ich zum Beispiel Nha Trang nicht so berauschend fand. Aber auch das ist nun mal Vietnam. Außerdem erhielt ich dort die besten Massagen. Massagen verschiedener Arten haben wir übrigens lieben gelernt. Mindestens zwei oder dreimal die Woche haben wir uns die Zeit genommen. Mein persönliches Highlight war natürlich das Power-Painkiller-Combo mit erhitzen Akupunkturnadeln.

    Tom-Bob‘s Phở nahe Hang Mua belegt übrigens mit Abstand Platz 1 aller, die ich gegessen habe. Die kostet dort ganze 40.000 VDN,
    was etwa 1.35€ wert ist. Grund genug, um dieser Gegend noch einmal einen Besuch abzustatten.
    Ansonsten möchte ich gern noch einmal ins Mekong reisen. Und das Gebiet um Cao Bẳng länger erobern. Natürlich dürfte auch die Hauptstadt noch einmal ins Programm.

    Etwas Statistik:
    In 17 Hotels haben wir übernachtet.
    Im Durchschnitt hat eine Nacht 107€ gekostet. Dabei haben Aufenhalte in Luxushotels wie dem Peninsula Bangkok, das Fusion in Saigon, das Legacy, das Meritel Hanoi, und der Aufenthalt im Resort Quy Nhon den Schnitt deutlich nach oben getrieben. Damit zähle ich Vietnam zu den preiswerten Reiseländern allein wenn man nur die Übernachtungen betrachtet.

    Gebucht haben wir:
    10 x bei booking.com
    4 x bei hotels.com
    1 x direkt
    1 x trip.com
    1 x agoda.com

    Vielen Dank all denjenigen, die regelmäßig meine Reisenotizen gelesen haben. Und insbesondere den, die regelmäßig kommentiert haben. Aber auch denjenigen, die lieber anonym bleiben wollten.

    Das Video als Abschluss kann ich hier nicht hochladen. Das gibt es bei fb 😉

    Nun wird es wohl Monate dauern, bis es neue Geschichten der Babyboomers geben wird.
    Bis dahin 👋🏻
    Okumaya devam et