Chile
Lavadero

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Travelers at this place
    • Day 135

      Komfortzone - "Die Falle"

      April 10, 2023 in Chile ⋅ ☁️ 25 °C

      Was ist die Definition für Langzeitreisen? Ein paar Monate oder Jahre? Egal wie lange es ist, irgendwann findet man einen Platz, der einen wie einen Zauber oder Magnet hält. Dann verschiebt man den Zeitpunkt der Weiterreise. Eine Komfortzone, an dem sich Körper und Geist vertraut fühlen und sich das Bewusstsein für eine Weile in Ruhe bringt. Es passiert jedem (oft mehr als einmal), aber bei Solo-Motorradreisenden ist es häufiger, und eine Art Falle die einen für eine Weile daran hindert, die Reise fortzusetzen. Diese Erkenntnisse fand ich in einem Bericht und kann dem zustimmen. Aber nun sind
      die Batterien aufgeladen. Mein spanisch leicht verbessert und als Übung ging es ins Kino. Zugegeben, nix verstanden aber der Film hatte genug Action. Motorradkombi, Blue, Taschen, Schlafsack etc. gewaschen und gereinigt. Einige Kleinigkeiten repariert und wieder auf Vordermann. Ein Besuch in der Werkstatt zum Check. Nach Rücksprache mit dem Federbeinhersteller noch ein paar Einstellungen vorgenommen und Blue und ich sind wieder bereit, es mit allem aufzunehmen, was die Straße uns in den Weg stellt.
      Worauf wir natürlich lieber verzichten. Das Osterfest musste ich nicht alleine verbringen. Es endet hier am Sonntag und an dieser Stelle wünsche ich ein frohes Osterfest. OK, hier ist noch Montag. Die Zeitverschiebung ist mittlerweile 6 Stunden und es wird früh dunkel.
      Den langgehegten Reiseplan, die Reise dort in Argentinien fortzusetzen wo wir die Landesgrenze passiert hatten wurde kurzfristig über den Haufen geschmissen. Es geht Richtung Santiago. An einer Tankstelle hilft mir ein Truckfahrer um Blue auf dem Haupständer zu stellen. Und während ich nochmals die Kette neu einstelle spricht mich ein Chilene an und zeigt mir das Bild seiner Transalp. Benzingeplauder mit Übersetzerapp. Fast auf dem Weg liegt das erste Ziel die Colonia Dignidad.
      Die Fahrt dorthin führt über asphaltierte Strassen. Am Gländeeingang steht ein Häuschen mit Schranke. 2000 Pesos Eintritt. Über einen gut ausgebauten Schotterweg erreicht man das Anwesen. Ein mulmiges und merkwürdiges Gefühl begleitet mich als wir über das Gelände fahren. Das Anwesen ist immer noch in Betrieb. Die Mitarbeiter sind freundlich und grüssen. Vor vielen Gebäuden stehen grosse Schilder in spanischer und deutscher Sprache. Deutsche Flaggen hänge hier und dort über den Balkonen. Vor einem Museum treffe ich auf ein deutsches Paar aus Berlin. Auch sie nutzen ihren Ausflug für einen Besuch dieser historischen Stätte. Es gibt einige Cabanas zum Mieten und ein Hotel. Sowie das alte Gemeinschaftshaus welches als Restaurant umarrangiert wurde. Dort spricht mich George an. Ein österreichischer Pilot der Vermessungsflüge macht und nebenbei mit Gästen Rundflüge. Ein Flugplatz ist auf dem Gelände. Sein erstes Motorrad war ebenfalls eine Transalp. Wir bekommen Gesellschaft von Rüdiger. Er ist einer von ca. 100 Bewohnern die heute hier noch leben. Er hat die ganze Leidensgeschichte selbst erlebt. Auch seine Mutter, fast 98 Jahre alt, lebt hier noch. Die älteste Bewohnerin wird im Mai 101 Jahr alt. Über viele Berichte schüttelt er den Kopf und hält sie für Effekthascherei der Medien. Nur eine Doku bei Amazon findet seine Zustimmung. Man solle mehr von heute berichten. Man hat dies mit aufgebaut und möchte nicht mehr gehen. Irgenwie erleichtert gönne ich mir nun doch einen Kaffee mit Kuchen. Dabei lerne ich Anna kennen. Sie ist zuständig für Hotel und Restaurant und hat als Kind selbst hier gelebt. Sie erzählt mir, daß dieses Jahr die Entscheidung getroffen wird ob das "Zippelhaus", das heutige Restaurant und damalige Gemeinschaftshaus aufgrund seiner Vergangenheit abgerissen wird. Sie setzt sich dafür ein, daß die Politik die Belange der jetzigen Bewohner mit einbezieht und möchte sich Gehör verschaffen. Nicht alle waren Täter. Es ist mittlerweile später Nachmittag. Es gibt einen Campingplatz in der Nähe. Wir sind die einzigen Gäste. Ja, der erste Staub haftet wieder an uns.
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    Lavadero

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