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- Tag 7
- Mittwoch, 8. Januar 2020
- ☀️ 28 °C
- Höhe über NN: 62 m
UruguayTres Cruces34°54’4” S 56°9’58” W
Uruguay - Mate, Cooperativas und Strand

Montevideo, welch schön klingender Name. Kurzum haben wir diesen Abstecher beschlossen, als uns bewusst wurde, dass bloss der Rio de la Plata und eine gut stündige Überfahrt Buenos Aires von der uruguayanischen Küste trennen. Von unserem Ankunftsort Colonia fahren wir mit dem Bus etwa drei Stunden nach Montevideo. Es geht durch eine Ebene, satt grüne Landschaft, vorbei an vielen bunten, einstöckigen Häusern.
Uruguay. Uns sagt dieses Land – abgesehen vom Wissen, das es sich um eine erfolgreiche Fussballnation handelt – wenig. Uruguay liegt mitten zwischen dem riesigen Brasilien und dem weitläufigen Argentinien und wird von Reisenden oft vergessen. Obwohl das Land mehr als viermal so gross wie die Schweiz ist, hat es nur gut 3 Millionen Einwohner.
Und diese sind ganz verrückt nach Mate. Das Aufgussgetränk besteht aus getrockneten Blättern des Matestrauchs und es wird ihm eine belebende Wirkung nachgesagt. Auch Uruguays Nachbarn sind verrückt nach Mate. Doch augenfällig ist, dass viele Uruguayer keinen Schritt ohne ihr geliebtes Getränk tun. So ist auf der Strasse jeder zweite mit einem Mate-Becher und einer Thermoskanne anzutreffen. Damit das Mittragen weniger umständlich ist, gibt es Tragesets oder dafür designte Taschen. Weil alle ihren Mate eh immer dabei haben, ist es allerdings als Tourist gar nicht so einfach, an das Getränk zu kommen, da kaum ein Restaurant Mate anbietet. Wir werden aber glücklicherweise später auf unsere Kosten kommen.
Eine positive Erfahrung in Montevideo sind für uns die Restaurants: Innovative Kombinationen, spannende Menüs und cooles Ambiente. Im Los Leños gabs den Fisch des Tages mit karamellisierten Süsskartoffeln und ein Spargelrisotto mit Gemüse aus dem Steinofen. Im La Fonda genossen wir Fisch mit Minzsauce und Tagliatelle mit einer Pilzpesto und Pinien. Besonders angetan haben es uns aber die Cooperativas. Unscheinbar, gar etwas versteckt, öffnet sich eine neue Welt, wenn man sie betritt. In ehemaligen Industriegebäuden befinden sich kleine, Büros, Co-Working Spaces und Ateliers sowie eine Art permanenter Street Food Market, wo es an Ständen verschiedenste Esswaren und Getränke zu finden gibt. Die Stände sind schön gestaltet und man spürt die Leidenschaft der Betreiber. In diesen Cooperativas holt man sich an einem Stand, wonach einem gerade ist und setzt sich dann an einen der Tische in der Mitte, die keinem Stand zugeordnet sind. Die Hallen sind schmuck dekoriert und mit vielen Pflanzen versehen. So etwas fehlt aus unserer Sicht in der Schweiz definitiv noch!
Die Uruguayer sind im Vergleich mit den anderen Südamerikanern sehr liberal eingestellt, wie sich uns auch auf der Free Walking Tour zeigt. Uruguay ist zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine der modernsten Nationen in Lateinamerika. 1916 wurden in Uruguay Kirche und Staat getrennt. Heute geben knapp 42 Prozent der Bevölkerung an, keiner Religion anzugehören. Bereits 1932 wurde das Frauenstimmrecht eingeführt. Abtreibungen wurden in Uruguay im Jahre 2012 in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten straffrei, was kurzzeitig zu einem regelrechten Abortionstourismus führte. Denn mit Guyana kennt nur noch ein anderes Land in Südamerika eine straffreie Abtreibung in den ersten drei Monaten. Durch eine Anpassung der Gesetze (urugayischer Pass, Aufenthalt im Land seit zwei Jahren) wurde dieser Art von «Tourismus» jedoch ein Riegel geschoben. Für Aufsehen sorgte der lateinamerikanische Staat auch im Jahre 2017, als der Verkauf von Marihuana legalisiert wurde. Ja, der Staat baut für seine Bürger gar Hanf an. Allerdings gibt es klare Restriktionen und der Hanf darf nur in gewissen Mengen, mit niedrigen THC-Gehalten und an bestimmten Orten verkauft werden. Das führt mitunter dazu, dass die Leute vor entsprechenden Apotheken Schlange stehen, um Marihuana zu erwerben. Fakt ist, dass das Gras in der Apotheke günstiger ist als bei den Dealern, wie unser Guide uns erzählte.
Nach vielen geschichtlichen Infos zu Montevideo und dem Land Uruguay gönnten wir uns einen Strandtag. In Piriápolis haben wir die Gelegenheit genutzt und uns mit reichlich kühlem Atlantikwasser benetzt. Wir waren erstaunt, dass Bademöglichkeiten in Buenos Aires und Montevideo praktisch inexistent sind: Das braune und doch eher verdreckte Wasser des Rio de la Plata in Montevideo und vor allem in Buenos Aires lädt definitiv nicht zum Baden ein. Der etwa zwei Fahrstunden von Montevideo entfernte Badeort Piriápolis bot deshalb die bessere Gelegenheit für einen kurzen Atlantik-Schwumm. Piriápolis ist denn auch eine beliebte Feriendestination für Uruguayer, Argentinier und auch Brasilianer.
An unserer nächsten Destination ist Baden nur für Hartgesottene. Von der Wärme Montevideos geht es nämlich nach Bariloche in Nordpatagonien, das im Winter ein beliebtes Skigebiet in Südamerika ist.Weiterlesen
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- Tag 4
- Sonntag, 5. Januar 2020
- ⛅ 28 °C
- Höhe über NN: 25 m
ArgentinienPalermo34°34’41” S 58°25’36” W
Bienvenidos a Buenos Aires

Monatelang haben wir uns auf unser Abenteuer in Südamerika gefreut. Nun ist es Realität. Nach einem 15-stündigen Flug via Frankfurt und einer Busfahrt kommen wir in Buenos Aires an. Erster Eindruck: Es riecht nach Grilladen. Und es ist regelrechtes Barbecue-Wetter – um die 30 Grad Celsius und es weht ein angenehmer Wind. Die Weihnachtsdekoration, die in ganz Buenos Aires immer wieder zu bestaunen ist, wirkt da fast schon irritierend.
Wir wurden gewarnt: Eine hektische und gefährliche Stadt. Und waren erstaunt, wie gelassen die Porteños sind, wie die Einwohner von Buenos Aires genannt werden. Überhaupt ist die Stadt viel schöner und weniger hektisch, als wir es erwartet haben. Vielleicht liegt es an der Ferienzeit, viele Argentinier geniessen über die Weihnachtstage und Neujahr die freien Tage, um ihr Land zu bereisen. Auf jeden Fall fühlen wir uns in Buenos Aires von Anfang an gut aufgehoben. Überrascht sind wir auch über die Bewohner der Stadt. Sie haben wenig gemein mit hitzigen Latinos, sind sie doch zu Beginn zurückhaltend, stolz und fast ein bisschen reserviert. Im Gespräch zeigt sich dann aber, wie freundlich, offen und hilfsbereit sie sind. Und uns scheint, als ob sie aufgrund der wirtschaftlichen Schwankungen noch mehr das Hier und Jetzt geniessen. So lohnt sich für Argentinier das Sparen kaum, wissen die Landsleute doch nie, wie sich der Peso-Kurs entwickeln wird. Die Inflationsrate lag letztes Jahr bei über fünfzig Prozent. Luana, unser Tourguide während einer Biketour, vermittelt uns diesbezüglich einen skeptischen, aber doch gelassenen Eindruck. Man sei es sich schlicht gewohnt, wenn man in Argentinien lebe und wisse nie, was die Zukunft bringe.
Genannt wird Buenos Aires das Paris des Südens. Uns erinnerte die Stadt vor allem an Madrid – breite Strassen, schmucke Artdeco-Gebäude, von Bäumen gesäumte Alleen. Je mehr Quartiere wir kennen lernen, desto vielfältiger wird die Stadt für uns. Da ist das bunte, hektische, arme La Boca. Im Arbeiterquartier sind alle verrückt nach Fussball. Epizentrum der Verrücktheit ist la Bombonera, das Stadion des Traditionsvereins Boca Juniors, das sich mitten zwischen Häuserzeilen in die Höhe türmt. Steil sind die Zuschauerreihen angeordnet und keine zwei Meter trennen Spielfeld und Zuschauer an der schmalsten Stelle. Nicht umsonst wurde das Stadion, dessen Namen übersetzt Pralinenschachtel heisst, auch schon als Tor zur Hölle bezeichnet. So sagte der brasilianische Fussballer Romario, Weltfussballer von 1994 einst: "La Bombonera es lo más cercano al infierno".
Einen krassen Gegensatz zu La Boca bildet Recoleta, wo hübsche Strassencafés, vornehme Häuser und teure Boutiquen auf den Besucher warten. Eindrücklich war auch der Friedhof von La Recoleta, eine Art Miniatur-Stadtteil, wo in Mini-Kapellen Berühmtheiten von Buenos Aires bestattet wurden. Nicht fehlen darf da natürlich das Grab von Eva Duarte de Perón, genannt Evita. Die ehemalige und einflussreiche Präsidentengattin ist bis heute umstritten bei den Argentiniern, gleichzeitig aber omnipräsent in Buenos Aires.
Besonders erstaunt an der argentinischen Hauptstadt hat uns Puerto Madero, das Quartier rund um den Hafen von Buenos Aires. Mit den Backsteinbauten, den modernen Hochhäusern, hippen Restaurants und Hafenkränen wähnten wir uns hier in Hamburg oder einer anderen nordischen Stadt – aber sicher nicht in Südamerika.
Am wohlsten fühlten wir uns aber in Palermo, unserer Hood, in der wir unsere Unterkunft hatten. Hier gab es diverse schöne Restaurants, welche draussen Tische deckten, viele Bäume, welche Schatten spendeten und Strassenzüge mit farbenfrohen Gebäuden. Bis spätabends konnte man hier gemütlich bei feinem Essen und einem Glas Malbec draussen sitzen.
Zurück zum Fussball. Die Stadt ist diesbezüglich zweigeteilt. Im Südosten und bei den Arbeitern geht nichts über Boca Juniors, während in den vornehmeren Gegenden im Nordwesten der Verein River Plate dominiert. Als wir Buenos Aires erkundeten, fand keine Partie statt, weshalb wir leider nicht den ganzen Spirit erleben konnten. Die Vereinsfarben rund um La Bombonera liessen uns aber erahnen, mit welchem Eifer die Argentinier den Fussball zelebrieren.
Fussball ist eine grosse, aber nicht die einzige Leidenschaft der Porteños. Die zweite grosse Leidenschaft ist der Tango. Zwar scheiden sich die Geister, ob er in Uruguay oder in Argentinien seinen Ursprung fand, doch für die Argentinier scheint der Fall klar zu sein. Die leidenschaftliche Tanzform, die melancholischen Melodien und die feurigen Rhythmen haben uns in ihren Bann gezogen. Auf die Spitze getrieben haben die Porteños ihr Können bei einer Show im Centro Cultural de Borges im Microcentro von Buenos Aires.
Und da ist ja auch noch Asado. In den Parilladas erwarten einen gigantische Fleischbrocken. Simon wurde damit vorzüglich verpflegt – und war von der schieren Menge teils gar etwas überfordert. Doch Roseline (spanisch: Rosalín) kann beruhigen. Auch als Vegetarierin lässt es sich in Buenos Aires vorzüglich speisen. So gibt es feine Gnocchi, Nudeln oder Crêpes.
Die vierte Leidenschaft war für uns dann doch eher überraschend: Hunde – in allen Rassen, Grössen und Variationen. Die Porteños lieben ihre Hunde. Gefühlt jeder zweite Einwohner führte einen Hund an der Leine oder – und das wurde mehrfach gesichtet – trug diesen wie einen Säugling durch die Strassen von Buenos Aires. Hundecoiffeurs müssen in der Stadt ein Vermögen machen. Denn häufig waren die Vierbeiner besser frisiert als ihre Herrchen und Frauchen. Aber weshalb die Hunde selbst spazieren führen, gibt es in Buenos Aires dafür doch unzählige Dog Sitter. Bis zu zwanzig Vierbeiner haben sie gleichzeitig ausgeführt.
Kurz zusammengefasst. Wir vermissen Buenos Aires jetzt schon – vielleicht auch im Wissen, dass es von nun an tendenziell lauter, hektischer und dreckiger wird. Wir haben die Stadt aber in vollen Zügen genossen: Bei einer Velotour in den grünen Lungen der Stadt, bei der Tangoshow, bei diversen feinen Essen wie leckerem Asado, beim Yoga auf unserem Balkon, beim Schlendern durch die abwechslungsreichen Quartiere oder bei Gesprächen mit unseren Taxifahrern.
Nun geht es – abweichend von unseren Plänen – weiter nach Uruguay. Wir sind gespannt auf Montevideo.Weiterlesen

ReisenderLiebe Roseline, lieber Simon, vielen Dank für die Einladung zu eurem Blog. Wowww, wie wunderbar ihr erzählt, als ob man dabei wäre! Und Montevideo klingt in meinen Ohren auch schon wie ein Versprechen. Bin also sehr gespannt, wie es weitergeht. Inzwischen seid herzlich gegrüsst, bis bald, Judith

ReisenderTolle Bilder, toll geschrieben, da sind Profis am Werk. Weiterhin schöne Reise und

ReisenderLiebe Roseline und lieber Simon, schön wie ihr eure Eindrücke kundtut. Man möchte euch gleich folgen.... weiterhin spannende Erlebnisse und herzliche Grüsse Malou und Toni
Salut Simon, danke für dein Email. Wie du siehst, habe ich mich gleich bei dir eingeklinkt. Sieht grossartig aus!!! Bei uns ist es nun endlich ein bisschen kälter geworden und gestern haben wir in Baden die ersten Schneeflocken des Winters gesehen. Weiterhin viel Vergnügen und herzliche Grüsse Roberto
ReisenderHi, Leute, (Roseline u. Simon) endlich ist es mir gelungen, den Faden zu eurem Reisebericht wieder aufzunehmen. Auf meinem Phone konnte ich jeweils nur das Intro lesen und der Weiterlesen-Button funktionierte nicht.
ReisenderWieder sehr spannend, was es da zu lesen gibt, über den Läbtig in Urugay. Auch der Speisezettel lässt einem das Wasser im Munde zusammenlaufen. Und die Co-working-spaces, momoll, da liesse es sich schon leben! Vielen Dank also für die tollen Infos und weiterhin ganz viele wunderschöne Erlebnisse!