• Die Kysylkum-Wüste

    August 18 in Uzbekistan ⋅ ☀️ 30 °C

    Auf unserem Weg nach Westen entlang der Seidenstraße lag nun die Kysylkum-Wüste (kurz "Kysylkum") vor uns. "Kysyl" bedeutet "Rot" und "Kum" heißt "Sand". Damit ist sie die "Wüste des roten Sandes". "Kum" ist auch gleichbedeutend mit "Wüste", so wird zum Beispiel die durch das Austrocknen des Aralsees entstandene Wüste "Aralkum" genannt.

    Der Weg von Bukhara nach Chiwa ist ungefähr 430 Kilometer lang und die meiste Zeit fuhren wir durch die Kysylkum. Sie ist allerdings selten wirklich rot, kein Vergleich zum Sossusvlei in Namibia. Trotzdem schimmert der Sand meist leicht rötlich. Anfangs war sie mit trockenen kleinen Büschen bewachsen, die unterwegs immer kleiner und spärlicher wurden.

    Bevor wir die Wüste erreichten bzw. die bewässerte Zone der Region um Bukhara verließen, hielten wir an einem Baumwollfeld. Die Ernte stand kurz bevor, sie beginnt Anfang September. Zahlreiche Baumwollkapseln waren schon aufgeplatzt und wir konnten die flauschigen, weißen Büschel sehen.

    Im Inneren der Bäusche sitzen die Samen, aus denen als Nebenprodukt Baumwollöl gewonnen wird. Dieses ist in Europa kaum bekannt und wird nur selten genutzt. Der Grund: Es enthält von Natur aus Gossypol, einen giftigen Stoff, der bei unzureichender Raffination gesundheitsschädlich ist. Deshalb unterliegt Baumwollöl in Europa strengen Auflagen und wird kaum als Lebensmittel verwendet.

    Interessanterweise reift Baumwolle asynchron. Wir sahen verschiedene Reifestadien auf einem Feld und sogar an einer Pflanze: Blüten, unreife Kapseln und reife, aufgeplatzte Kapseln. Daher muss Baumwolle mehrmals geerntet werden. In Usbekistan ist dies eine überwiegend manuelle, arbeitsintensive Tätigkeit. Nur etwa ein Drittel der Baumwolle wird maschinell geerntet.

    Baumwolle, das „weiße Gold“, war in der Sowjetzeit ein wichtiger Devisenbringer und machte bis zu 90 % der Agrarexporte Usbekistans aus. Heute ist Baumwolle immer noch sehr bedeutend, aber Usbekistan versucht zu diversifizieren. Es wird verstärkt Obst und Gemüse angebaut und exportiert.

    Als wir die bewässerte Region verließen, sahen wir auch neue Nutzungsformen der Wüste: In Usbekistan entstehen zahlreiche Projekte zur Gewinnung von erneuerbarer Energie. Große Solarparks sind bei 300+ Sonnentagen offensichtlich eine gute Idee und auch Windkraft soll in der Wüste funktionieren.

    Auf der Fahrt durch die Wüste begegneten uns außerdem viele Fahrzeugtransporter, die mit sogenannten "Kastenbroten" beladen waren. „Kastenbrot“ ist der Spitzname für den in Usbekistan produzierten Kleinbus Chevrolet Damas, der in Pitnak (Region Khorezm) gefertigt wird. Sie fuhren in die Gegenrichtung, nach Osten, vielleicht in Richtung der Hauptstadt Taschkent.

    Die Straße durch die Kysylkum führt mehr oder weniger schnurgerade nach Nordwesten. Zwischendurch verläuft sie auch an der Grenze zu Turkmenistan, die ungefähr durch den Amudarja-Fluß gebildet wird. Die Kysylkum setzt sich südlich des grünen Bandes, das sich am Rande des großen Wasserlaufs gebildet hat, in Turkmenistan fort.

    Nach ungefähr drei Vierteln des Weges überquerten wir den Amudarja und plötzlich war alles wieder grün. Der Übergang zwischen Wüste und bewässertem Gebiet wirkte wie eine mit dem Lineal gezogene Linie. Die Durchquerung der Kysylkum war überstanden!
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