• Stadtrundgang in Chiwa

    August 19 in Uzbekistan ⋅ ☀️ 26 °C

    Unser Stadtrundgang begann am Westtor ("Ata Darvoza), quasi dem Haupteingang der inneren Festung ("Ichon Qalʼа"). Die Straße ist eine der Hauptachsen, sie wurde von Souvenirständen gesäumt. Der eigentliche Blickfang ist allerdings das Kalta-Minor-Minarett, das fast vollständig mit blauen Majolika-Kacheln verziert ist.

    Aber die Proportionen sind ungewohnt: Es sieht eher wie ein trutziger Wachturm aus: zu groß ist der Durchmesser, zu gering die Höhe. Das liegt daran, dass das Minarett nie fertiggestellt wurde. Es sollte das höchste Minarett in Zentralasien werden (mindestens 70 Meter, andere Quellen sprechen von bis zu 100 Metern). Nun ist es eine pittoreske "Bauruine" mit UNESCO-Welterbe-Status.

    Um die ursprünglichen Intentionen beim Bau und die Gründe, warum es nicht fertiggestellt wurde, ranken sich, wie so oft, interessante Legenden. Eine besagt, dass Khan Muhammad Amin vom Minarett aus bis nach Bukhara (über 400 km entfernt) schauen wollte. Es heißt, der Khan (der Bauherr) sei vor der Fertigstellung gestorben und der Architekt daraufhin geflohen. Auch vom 57 m hohen Islam-Khoja-Minarett kann man natürlich nicht bis nach Bukhara blicken, aber dafür ist es fast überall in der Innenstadt sichtbar und ein hervorragender Orientierungspunkt.

    Der spirituell vielleicht bedeutendste Ort in Chiwa ist das Pahlavan-Mahmoud-Mausoleum, die Grabstätte des Schutzheiligen der Stadt. Pahlavan Mahmoud war Kürschner, Ringerkämpfer, Dichter und Heiler und verband Stärke („Pahlavan“ = „Held“), Weisheit und Barmherzigkeit. Auch wenn es im Islam eigentlich keine Heiligen gibt, waren solche Figuren im Volksislam tief im Alltag verankert, und auch die Herrscher machten sich dies zunutze. Zahlreiche Khane ließen sich hier bestatten, um die Legitimität ihrer Dynastien zu untermauern. So entstand eine einzigartige Kombination aus Heiligtum und Herrschernekropole.

    Bei der Besichtigung von Chiwa reihten sich zahllose Moscheen, Medresen und kleine Museen aneinander. Ohne ins Detail zu gehen bleibt Chiwa ein Kunstwerk in sich – vor allem, wenn man ausblenden kann, daß in der Innenstadt tagsüber größtenteils Touristen unterwegs sind.
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