• Abstecher nach Kasachstan?

    August 21 in Kyrgyzstan ⋅ 🌙 26 °C

    Auf dem Weg von Bishkek zum Issyk-Kul-See fuhren wir 200 m durch Kasachstan! Keine Grenzkontrolle, kein Schlagbaum, das gleiche bei der Ausreise. Klingt spannend, und ja, wenn man auf Google Maps oder Apple Maps schaut, ist es genau so: Der Fluss Chu bildet die Grenze zwischen Kasachstan und Kirgisistan. An einer Stelle mäandert der Fluss etwas weiter nach Süden, aber die Straße führt geradeaus, überquert den Chu in kasachisches Territorium und 200 Meter später wieder zurück. All das klingt nach einer pragmatischen Lösung, die die beiden Staaten gefunden haben.

    Wie es der Zufall wollte, überprüfte ich die Geocodierung des ersten Bildes dieses Footprints (42°52’42.0”N, 75°09’46.0”E) aber nicht auf Google oder Apple, sondern auf OpenStreetMap (OSM): Dort ist der Grenzverlauf jedoch anders eingezeichnet!? Er verläuft nördlich der Straße und es gibt eine Aussparung, an der sich eine Tankstelle befindet. Kurios! Was ist jetzt richtig?

    Unsere Reiseroute sollte uns einige Tage später auf dem Rückweg bei Tageslicht wieder an diesem Ort vorbeiführen. Welche Hinweise würde es für den Grenzverlauf geben? Eindeutig fuhren wir an einem Grenzzaun entlang, der nördlich der Straße verlief. Die Tankstelle war nicht in Betrieb und durch einen ebensolchen Zaun nicht zugänglich. Zudem scheint die Marke (Azia) weder in Kirgisistan noch in Kasachstan zu agieren. Ein Mysterium.

    Wikipedia war auch keine echte Hilfe. Dort wird der Chu als Grenze beschrieben, aber es gibt zusätzliche Grenzverträge zwischen Kasachstan und Kirgisistan, die später in Gesetzen ratifiziert wurden (gemeinsame Recherche mit ChatGPT). Daraus geht hervor, dass es fixe Grenzpunkte gibt: Der mäandernde Fluss ist nicht die exakte Grenze. Auch wenn ich keine eindeutige, offizielle Karte für den Grenzverlauf finden konnte (hinter Paywall), sprechen die Indizien eine deutliche Sprache: Wir waren nicht in Kasachstan.

    Die Google- und Apple-Karten sind an der Stelle nicht akkurat, indem sie den Grenzverlauf an den Chu „snappen“. OpenStreetMap ist für mich die vertrauenswürdigere Quelle, die den echten Grenzverlauf abbildet, der sich an den Grenzmarkierungen orientiert. Warum dann aber die Tankstelle nicht offen ist bzw. abweichend von der OSM-Karte hinter dem physischen Grenzzaun liegt, bleibt offen – nur ein kleines Mysterium, ohne echte Bedeutung - oder ein Fehler in der Matrix?
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