• Der Alm-Abtrieb im Djuuku-Tal

    August 23 in Kyrgyzstan ⋅ ⛅ 14 °C

    Auch Kirgisistan hat quasi unendlich viele Transkriptionen für Ortsnamen zu bieten. Die erste Wanderung unternahmen wir im Djuuku-Tal, das nach dem gleichnamigen Fluss benannt ist. Djuuku kann man aber auch als Juuku, Juku, Dzuku, Dzhuku oder natürlich als Жууку schreiben, was ein wenig verwirrend ist…

    Unabhängig von der Orthographie ist das Djuuku-Tal ein Hochtal des Terskej-Alatau (also südlich des Issyk-Kul-Sees). Wir wanderten auf einem alten Fahrweg von ca. 2.200 bis 2.450 m Höhe. Trotz des moderaten Anstiegs haben wir die Höhe etwas gespürt, der Weg bergauf war anstrengender als normal.

    Am Eingang des Tals erwarteten uns imposante rötliche Sandsteinformationen. Weiter oberhalb wechselten sich offene Graslandschaften mit Büschen und Fichtenwäldern ab.

    Das akkurat getrimmte Gras war kein Zufall, denn dies sind die Sommerweiden für die Schafs- und Rinderherden der Viehzüchter. Dadurch war auch deutlich zu erkennen, welche Büsche die Tiere nicht mochten. Gut einen Kilometer oberhalb unseres Startpunkts passierten wir die ersten Jurten, die Sommerunterkünfte der Hirten.

    Bis zur Mittagspause war es eine sehr schöne Wanderung ohne besondere Vorkommnisse. Es ging stetig bergauf, die Sonne schien und wir liefen direkt auf die beeindruckende Bergkulisse des Tien Shan-Gebirges mit schneebedeckten, über 4000 Meter hohen Gipfeln zu. Als wir im Begriff waren weiterzugehen, sahen wir in der Ferne eine große Schafsherde und einige berittene Hirten, bald befanden wir ungeplant mittendrin im Alm-Abtrieb der Saison.

    Gut eine Viertelstunde später hatten sie uns ebenfalls entdeckt und ritten auf uns zu. Die Kommunikation war nicht einfach, aber Kay konnte auf Russisch in Erfahrung bringen, dass es sich um einen Vater mit seinen Söhnen handelte. Der älteste war 15 Jahre alt und sie trieben ihre Herde ins Tal. Anscheinend war weiter oben schon alles abgeweidet. Ein Blick auf die Displays unserer Kameras mit ihren Fotos steigerte die Laune sehr. Sie fragten, ob wir Wodka oder Sprotten dabei hätten, was wir verneinen mussten, aber ein paar Nüsse waren gerne willkommen. Insgesamt war es eine sehr nette Begegnung, an die wir uns gerne erinnern.

    In der folgenden Stunde passierten wir noch drei weitere Herden, die ebenfalls bergab unterwegs waren. An einer Stelle fühlte es sich fast wie Rush Hour an: Erst begegnete uns eine Schafherde auf dem Weg ins Tal, dann wurde eine Pferdeherde bergauf getrieben und wenige Minuten später folgte schon die nächste Schafherde bergab.

    Vielleicht hatten es die Cowboys auch etwas eilig, da zunehmend dunkle Wolken aufzogen. In der Ferne donnerte es. Auf dem Rückweg befürchteten wir schon, von den Schauern eingeholt zu werden, aber wir sind glücklicherweise trocken geblieben. Mit dem Kleinbus überholten wir die Herden, erkannten auch die erste Gruppe von berittenen Hirten wieder und winkten ihnen ein letztes Mal zu.
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