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  • Day 19

    Sliteres Nationalpark - Hochmoor

    August 3, 2016 in Latvia ⋅ ☀️ 19 °C

    Urbane Legenden

    Links und rechts neben dem engen, ewig langem Holzsteg brodelt das dampfende schwarze unheimliche Moor. Ein unangenehmer, bedrohlicher Geruch liegt in der Luft, Angst macht sich breit, dass etwas unbekanntes uns in die ewige tiefe breiige Masse zieht, und wir als Moorleichen enden.

    Solche und ähnliche Geschichten fallen Vincent während der ganzen Fahrt zu unserer Moorexpedition in den Sliteres Nationalpark ein. Uli vermutet schon wieder zu viele Erfahrungen mit einschlägigen Videospielen, Vincent verneint vehement. Ich kenne aber auch diese ganzen Moorgruseleien - zu viel Kontakt mit Edgar Wallace oder nordischen Krimiautoren.
    Trotz ihres noch immer geschwächten Körpers besteht Carlotta auf die angekündigte Moorwanderung. Dann auf den Weg! Boller - oder Kinderwagen währen super. Gibt es aber nicht. Ich gehe einfach davon aus, das Uli stark genug ist, seine Tochter 22 km durchs Moor zu tragen - Väter müssen sowas können!!! Hahaha
    Der Weg in den Nationalpark führt uns wie schon so oft durch wunderschöne kleine Dörfchen. Ein Dorf sind hier schon 2 Häuser. Und gibt es noch ein Restaurant, dann ist es das Hauptdorf der Gemeinde. Für 1,80 € essen wir in einem kleinen Restaurant im "Hauptdorf" ein großes Hauptgericht, die Teller randlos gefüllt.
    Trotz der farbenfrohen bunten Karten, die unsere Gastgeberin in unserem HausHäuschen bereit gelegt hat, ist es oft schwierig, sich hier zurecht zu finden. Schilder fehlen nicht selten, und wenn ja, können wir sie nicht lesen. Mr.Google ist ein notwendiger wichtiger Begleiter. An einen wunderschönen Waldsee, hier vermuten wir das Moor, treffen wir auf zwei liebenswürdige nette livische Frauen , ganz still auf einer Bank, Sonnenstrahlen im Gesicht. Nein, Mr. Google hat uns richtig - aber trotzdem falsch geführt. Noch weitere 10 km und wir sehen direkt vor uns den kleinen Holzsteg und damit den Eingang in die gruselige Welt.
    Die gruselige Welt ist eine ganz andere als erwartet. Blühende Heide links und rechts zu unseren Füßen, vereinzelte Birken und hin und wieder merkwürdiger hellbrauner, schwammiger Boden, der einen weichen Untergrund vermuten lässt. Und - unendliche Stille - " Hörst du, wie still es ist?" - Die Erwartung aller Gruselgeschichten wurde ganz und gar nicht erfüllt - es ist trotzdem ein wunderschöner Spaziergang in seltener Ruhe - mit Carlotta auf meinem Rücken! ;-)
    Das Wetter ist trotz aller Prognosen wunderschön und auf dem Nachhauseweg besuchen wir noch einen der größeren Küstenorte Lettlands - Ventspils. Google nennt ihn Windau. Nach 2 ausgelassen Stunden hier macht sich die Müdigkeit breit, im Auto wird es - endlich - stiller und wir kehren zurück ins das Land der Liven.
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