• Island: Goldener Kreis

    April 15 in Iceland ⋅ ☀️ 4 °C

    Heute bin ich in ein als "Goldener Kreis" bekanntes Gebiet östlich von Reykjavik gefahren.
    Erstes Ziel war Thingvellir. Die ersten Siedler in Island wollten ja Freiheit vom norwegischen König und so wurde die Rechtsprechung, ähnlich wie in anderen nordischen Staaten auf unterer Ebene auf lokale Versammlungen (Things) verlegt. Für Angelegenheiten, die Gesamt Island betrafen gab es einmal jährlich eine Versammlung der Goden mit angeschlossenen Bauern (insgesamt wohl einige tausend Menschen) in Thingvellir. Der Ort war gut zu erreichen und bot Ernährungsmöglichkeiten. Eine markante Felswand markiert die Stelle, wo die Versammlungen stattfanden. Diese Felswand gehört übrigens zur nordamerikanischen Platte, während die Flußniederung genau in der Spalte liegt. Die gegenüberliegenden Orte gehören zu einer "Mikroplatte", die zwischen der nordamerikanischen und eurasischen Platte liegt.
    Wie liefen die Versammlungen ab? Es wurde ein Gesetzessprecher für drei Jahre gewählt. Dieser musste die isländischen Gesetze auswendig rezitieren können. Der Gesetzessprecher leitete die Versammlungen, in denen jeder Vorschläge für neue Gesetze einbringen konnte. Wurde ein Gesetz angenommen, so wurde es zunächst einmal für eine Probezeit von drei Jahren eingeführt. Neben der Verabschiedung von Gesetzen standen Gerichsurteile im Mittelpunkt. Im Mittelalter wurden in Thingvellir keine Strafen vollstreckt, diees blieb den lokalen Gemeinschaften überlassen. Im Mittelalter gab es keine Todesurteile, die höchste Strafe war der Ausschluss aus der Gemeinschaft. Allerdings scheint es später zu viele "Gesetzlose" gegeben zu haben, die alleine (oder Gruppen) umherstreiften, sodass man eine Verschärfung beschloss: Der Verurteilte hatte drei Jahre Zeit, aus Island zu verschwinden, danach war er vogelfrei.
    Erst mit dem Machtzuwachs des dänischen Königs nach der Reformation wurden Todesurteile gefällt, unter anderem auch wegen Hexerei.
    Thingvellir wurde im 18. Jh. aufgegeben, da durch Erdbeben die Flussebene, in der die Teilnehmer kampierten, um 2,5m absank. Weitere Versammlungen fanden dann in Reykjavik statt.
    Insgesamt war Thingvellir sehr beeindruckend und noch relativ gut zu besichtigen, was sich bei den folgenden Orten ändern sollte.
    Die nächste größere Station wäre "Geysir" gewesen, d.h. der Geysir, nach dem alle Geysire weiltweit ihren Namen haben. Leider hatte dieser große Geysir seine Hochzeit im 18. Jh. Nach diversen Erdbeben schwächelt er seit Jahrzehnten. In dem Gebiet gibt es allerdings noch einige andere Geysire. Jedenfalls als ich jetzt da warherrschte ein eisige Wind mit hoher Windgeschwindigkeit. Ich bin zügig durch das Gelände geaufen und habe einige Geysire fotografiert. Ein einziger hat etwas vor sich hin geblubbert, aber ich hatte keine Lust, bei dem Wind noch länger auf irgendeine Eruption zu warten :-(.
    Ähnlich erging es bei der nächsten Sehenswürdigkeit, dem Wasserfall Gullfoss. Ich habe den Fall jetzt nur von oben fotografiert und bin nicht noch mal nach unten gelaufen, wieder wg. starkem eisigen Wind.
    Zuletzt gab es noch den ehemaligen Bischofssitz Skalholt zu sehen. Hier residierten bis zum 18.Jh die Bischöfe von Island. Dann wurde der Ort aber bei einem Erdbeben zerstört und der Bischofssitz wurde nach Reykjavik verlegt. Jetzt kann man nur eine moderne Kirche aus den 60er Jahren und die Rekonstruktion einer früheren Notkirche sehen.
    Danach habe ich dann zugesehen, dass ich meine neue Unterkunft in Reykjavik erreiche. Nach Ankunft habe ich dann noch ein paar Fotos vom Sonnenuntergang an der Küste geschossen, wobei es hier gegen 20:30 noch recht hell war.
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