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  • Day 126

    Inglewood -Chicken Farm |

    August 6, 2017 in Australia ⋅ ☀️ 19 °C

    Ich habe nicht erwartet, dass eine einfache Chicken Farm in Inglewood, ein Ort sein wird, der mir so viel Zeit zum Nachdenken über das Leben bringt...und dadurch eine Erfahrung sein wird, die ich nicht missen möchte:

    Inglewood ist ein kleines Dorf in Queensland, welches wie eine eigene kleine Welt wirkt. Es ist rund drei Stunden von der gewohnten Zivilisation entfernt (Küste). In Inglewood gibt es zwei Pubs, zwei kleine teure Supermärkte und ein Fitnessstudio. Jeder grüßt jeden und jeder Tag ist gleich. Am Wochenende gibt es die Auswahl in die Pubs zu gehen, 300 km zum Einkaufen zu fahren (die Supermärkte vor Ort sind überteuert, da lohnt sich das Benzin, wenn man für 2 oder 3 Wochen einkauft, und außerdem muss man manchmal wirklich raus aus dem Dorf) oder man verbringt die Zeit mit den anderen Backpackern und kann echte Freundschaften schließen. Ich durfte Menschen kennenlernen, die den Ort Inglewood einfach farbig gestaltet haben. Ich bin um jede einzelne Person dankbar! Ich möchte an dieser Stelle festhalten, wie sehr ich Verabschiedungen hasse! Das ist einer der traurigsten Dinge im Leben wie ich finde! Positiv aber ist definitiv, dass man am Ende eine Menge Freunde auf der ganzen Welt verteilt hat! Das ist viel Wert!
    Ich habe tatsächlich auch nicht erwartet dort Freundschaften zu schließen, weshalb mich jeder von ihnen Luisa statt Isa nennt 😅 Was anfangs irgendwie wirklich komisch war, aber hab ich mich daran gewöhnt und mittlerweile mag ich meinen Namen tatsächlich 😊 (Mama, Papa: Ich habe meinen Namen nie gehasst, doch richtig gemocht habe ich ihn nicht 🙈; jedoch jetzt schon😘)

    -Ich merke gerade beim Schreiben wie viel Eindrücke Inglewood tatsächlich hinterlassen hat, ich werde wohl doch nicht nur einen Eintrag machen 😂-

    Ich war Eine der vier Maschinenmädchen im Kälteraum. Ich hatte ziemlich glücklich damit, denn normalerweise muss man den lieben langen Tag das Hühnchen nach schlecht und gut sortieren. Jedoch wurde genau an dem Tag, als ich angefangen habe, eine Position an der Maschine frei und Stacy, die Chefin im Kälteraum, hat mich ausgewählt 👍🏽
    Jerome hat auf der anderen Seite der Farm bei den Ställen der Hühner gearbeitet. Er musste mit einem Hochdruckreiniger die 💩 der Hühner beseitigen 🙈 Ich kann euch sagen, dieser Gestank war so hartnäckig und für mich nur schwer zu ertragen! Sogar seine Haut hat direkt nach dem Duschen danach gerochen 😷 Seine Klamotten müssten wir am Ende entsorgen -keine Chance!
    Ich war im Kälteraum sehr zufrieden mit allem. Stacy ist eine sehr authentische, lebensfrohe, leicht mollige Frau mit Damenbart, zu dem sie definitiv steht. Sie ist für diesen Job wie gemacht. Sie lief durch den Raum und sang das Schlumpflied vor sich hin, machte Späße und hörte sich zu gerne die verschiedensten Geschichten der Backpacker an.
    Sie ist für alle eine Freundin, aber auch Chefin. Selbst wenn sie den Part des Chef Seins raushängen lassen musste, was definitiv nicht ihr Lieblingspart war, redete sie mit einem mehr als höflich und zum Schluß kam dann noch ihre wirklich einmalige Lache zum Vorschein! Es war ein Mix aus Hexenlache und herzlichem Gagern 😅 sehr unterhaltsam! Man hörte ihre Lachen den ganzen Tag aus irgendeiner Ecke des Raums und musste einfach mitlachen oder zumindest schmunzeln 😂 Natürlich haben wir (die Maschinenmädchen) sie eines Tages gefragt warum man sich denn Inglewood zum Leben aussucht. Nun ja sie meinte, sie liebt einfach das Landleben und die vielen Backpacker, außerdem '.. wie könnte sie sonst ihr 13 Pferde, 10 Hunde und 6 Kaninchen und vieles mehr halten?' 🤠
    Man muss noch wissen, dass alle Einheimischen dort definitiv keinen Luxus genießen. Die Meisten von ihnen haben schlechte Zähne und kennen so etwas wie Mode nicht, es scheint als würden hier die 80er gelebt werden. Das meine ich nicht abwertet, sondern es ist einfach die reine Wahrheit 😅 Aber, und das ist das erstaunliche was einen nachdenken lässt, sie stört es nicht!! Sie sind glücklich und rundum zufrieden, so wie ihr Leben in Inglewood ist!

    Anfangs lebten wir mit drei irischen Mädels in einem naja typischen australischen Haus auf Stelzen. Das Haus wackelte so sehr, dass man morgens im Bett wach gerüttelt wurde 🙄 Allerdings lag das neben dem Haus auch an den trambelnden Mitbewohnern 😬☝🏼Einiges Tages kam eine von Ihnen nach Hause mit einer Geige unter dem Arm 🤦🏽‍♀️ und als wäre das nicht genug hat sich die Nächste eine Flöte gekauft 🤣 Aber sie haben nach wenigen Tagen üben auch schon aufgegeben - Glück gehabt 😅
    Neben der Instabilität des Hauses kommt hinzu, dass es am Anfang noch fürchterlich kalt war. Es waren Löcher in Wänden und Boden. Außentemperatur war dauerhaft Innentemperatur. Das machte es zusätzlich zur Uhrzeit morgens sehr schwer aufzustehen. Da hat man sich nicht von der warmen Bettdecke lösen können, also ging es eingemummelt ins Badezimmer und dann in die Küche. Mir fällt es schwer um 4 Uhr im Halbschlaf Frühstücken zu müssen, aber ohne Essen war es bis zur ersten Pause nicht auszuhalten.
    Da ich früher als Jerome mit Arbeit beginnen musste, haben mich die Irish Girls jeden Morgen mit zur Farm genommen. Wir haben um 4.30 Uhr das Haus verlassen 😴 Eigentlich viel zu früh, aber man gewöhnt sich daran und letztendlich konnte ich nach Feierabend die Sonne genießen und es wurde nicht sofort dunkel.

    Zwei Mal täglich hatten wir 'Smoko', quasi eine 'Raucherpause' und später Mittag. In mitten der Gerüche nach Kaffee und Instant Nudeln (alle Asiaten aßen diese jeden Tag) saßen wir beisammen und bequatschten auch mit den Locals was wir bereits erlebt haben und was es gerade Neues in Inglewood gibt. Erstaunlicher Weise arbeiten einige von Ihnen mehrere Jahre bei dieser Farm. Das längste was ich gehört habe waren 10 Jahre! Auch junge Leute, die dort groß geworden sind, wollen Inglewood nicht verlassen..
    Heftig wie verschieden die Vorstellungen des Lebens sein können..

    Was in diesem Absatz kommt ist grausam, das muss ich vorweg sagen!
    Trotz des Wortes organisch, was einem den Gedanken einer guten Tierhaltung in den Kopf ruft, ging es immer öfter sehr rau zu! Man sieht am Fleisch sehr deutlich, wie die Tiere kurz vor dem Tod behandelt werden. Natürlich muss erwähnt werden, dass es an sich schwer ist ein Huhn zu fangen, wenn dieses sich wehrt...
    Wir hatten immer mehr 'schlechte' Stücken als Gute. Die Hühner hatten teilweise heftige Verletzungen, das Fleisch war blutig, viele Flügel gebrochen, sie hatten Blutergüsse und Prellungen! Sobald eins der Hühner im Stall verstirbt wird es einfach von den anderen gefressen. Beim Fangen der Hühner wurde gar nicht auf die Tiere geachtet. Sie wurden stark verletzt, weil sie einfach in die Box gezerrt werden. Das meist verletzte waren immer die Flügel! -Klar, denn damit versuchen sie sich loszureißen..
    Ich habe von den Anderen berichtet bekommen, dass die Chicken in den Stellen erst nicht wissen was passieren wird, aber sobald es losgeht spürt man die Angst der Tiere..sie fangen an zu 'fiebsen' und versuchen sich zu wehren..
    Noch mehr schreckliches möchte ich gar nicht aufschreiben. Das Hühnerfangen habe ich nie gemacht, nachdem mir erzählt wurde wie es dort abläuft.
    Ich habe die Hühner lebendig an der Maschine, wo sie letztendlich getötet werden, hängen sehen ..kopfüber! Wenn man das sieht dreht sich die Welt für einen Moment nicht mehr.

    Natürlich denkt man nach all dem über seinen eigenen Verzerr von Fleisch nach. Ich finde definitiv nicht gut was dort passiert! Trotzdem werde ich nicht zur Vegetarierin.
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