• Das Ende ist nah

    3 августа, Норвегия ⋅ ☀️ 19 °C

    Unsere nächste Etappe führt uns wortwörtlich zum Ende der Welt – genauer gesagt: nach Verdens Ende. Der Ort liegt am äußersten Zipfel des Oslofjords und wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von Sommergästen so getauft.
    Davor diente das Gebiet vor allem als Aussichtspunkt für Lotsen, die von hier aus auf Aufträge warteten. Heute zieht es vor allem Reisende wie uns an – auf der Suche nach Weite, Wind und dem Gefühl, irgendwo ganz am Rand zu sein.

    Wir starten wieder mal mit Luftverlust.
    Wie alle zwei Tage seit Beginn der Reise meldet unser Campervan wieder Druckverlust am rechten Hinterreifen. Also: erster Stopp – Tankstelle, Luft auffüllen.
    Danach fahren wir entlang des Oslofjords bis ans untere Ende und finden dort einen abgelegenen Campingplatz direkt am Meer. Umgeben von Steinfelsen und mit Blick auf den Fjord – genau unser Ding.

    Natürlich klettern wir über die Felsen, und wer oben ankommt, wird belohnt:
    Der Blick aufs offene Meer – atemberaubend.
    Es gefällt uns so gut, dass wir spontan entscheiden, gleich zwei Nächte zu bleiben. Eine Entscheidung, die wir am nächsten Tag kurz bereuen werden...

    Am folgenden Tag fahren wir zum Aussichtspunkt „World’s End“. Neben dem markanten Wippfeuer-Modell gibt es hier unzählige Möglichkeiten, über Felsen zu kraxeln, die weit ins Wasser ragen.

    Nach etwa 2,5 Stunden Wandern mit traumhaften Ausblicken kehren wir erschöpft aber glücklich im Restaurant auf dem Berg ein. Danach zieht es uns noch auf eine kürzere Wanderung auf der anderen Seite – doch der Wind frischt auf, es wird zunehmend stürmisch.

    Mein Handy meldet sogar eine Wetterwarnung wegen starkem Wind.

    „Ach, hoffentlich ist’s am Campingplatz ruhiger …“

    Falsch gedacht. Als wir zurückkehren, wackelt Elli Elegant bedenklich im Wind.
    Kurzerhand beschließen wir, das Dachzelt heute lieber nicht aufzubauen. Stattdessen drehen wir die Vordersitze, polstern eine kleine Liegefläche für Elli, und Olli und ich quetschen uns auf die untere Matratze.

    Die Nacht bleibt sehr stürmisch, aber irgendwie auch gemütlich. Camping eben.

    Am nächsten Morgen ist es noch immer windig. Der Wellengang und Wind ist so heftig, dass die Gischt über die hohen Felsen bis zu uns an Auto spritzt. Als ich aufstehen will merke ich, dass mein rechter Hüftbeuger plötzlich höllisch schmerzt.

    „Na toll – bestimmt überlast."
    Ich werfe mir eine Ibu ein, wir packen zusammen und fahren weiter – Richtung Westen nach Risør.

    Nach etwa drei Stunden Fahrt mit tollen Aussichten erreichen wir die kleine Stadt – doch ich kann kaum noch laufen. Es muss ein herrliches Bild gewesen sein, wie ich mich langsam aus dem Auto pelle und dann humpelnd durch die Gassen schleiche.

    Eigentlich wollten wir ein bisschen bummeln und die kleinen Läden entdecken – aber die meisten haben schon geschlossen, als wir ankommen.
    Also bleibt uns nur der Blick durchs Schaufenster.

    Zum Glück gibt’s – wie fast jeden Tag – einen Lichtblick: Lecker Fisch. Wieder fantastisch.

    Am Abend fahren wir weiter zum nächsten Campingplatz an einem kleinen Hafen.
    Der Betreiber ist nicht da – ein netter Dauercamper erklärt uns, dass der Eigentümer gerade auf dem Weg nach Kiel ist. „Bei dem Wellengang würden mich keine zehn Pferde aufs Wasser bekommen“, denke ich still.
    Der Dauercamper verrät uns außerdem den Duschcode und meint: „Morgen früh kommt sicher jemand zum Kassieren.“

    Fein. Da es hier nicht viel zu erkunden gibt, beschließen wir, heute mal früher als 22 Uhr mit Elli ins Bett zu kommen.
    Und – Überraschung – es klappt.

    Gute Nacht.
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