Satellite
Show on map
  • Day 108

    Sumidero Canyon und Chiapa de Corzo

    April 16, 2023 in Mexico ⋅ ☀️ 37 °C

    Tuxtla Gutiérrez, die Hauptstadt des mexikanischen Bundesstaates Chiapas ist wahrlich keine Schönheit, oder zumindest konnte ich das Schöne bei meinem Kurzaufenthalt nicht entdecken. Ich kam am Samstag, den 15. April nach einer mehrstündigen Fahrt auf teils windigen Mautstrassen ohne weitere Probleme mit dem Isuzu an. Das war erstmal beruhigend und ich interpretierte es als gutes Zeichen. In Tuxtla ging es zuerst zu Walmart, da der Inhalt meines Kühlschranks nach der langen Zeit am Strand recht geschrumpft war. Nur einen Katzensprung vom Einkaufszentrum entfernt befand sich der zum Hotel La Hacienda gehörende gleichnamige RV-Park. Da es der einzige offizielle Stellplatz in Tuxtla Gutiérrez ist und er noch dazu sehr zentral liegt und viele Annehmlichkeiten bietet, fiel die Entscheidung nicht schwer, dort für eine Nacht zu stehen. Beim Check-In fragte ich, ob ich meine Wäsche im Hotel abgeben könne und wie lange dies dauern würde. Zuerst hieß es, dass es samstags nicht möglich sei, doch plötzlich teilte mir der Rezeptionist mit, dass sich eine Reinigungskraft um meine Wäsche kümmern werde und ich sie am nächsten Morgen um 9 Uhr wieder zurück hätte. Ohne weiter darüber nachzudenken stimmte ich zu und verbrachte den Rest des Abends mit dem Reinigen des Autos und Aufräumarbeiten. Nach einer lauten Nacht in der Hotelanlage, aber einer angenehmen Laufrunde im benachbarten Sportpark am frühen Morgen, erhielt ich meine Kleider zu vereinbarter Zeit zurück. Ich traute meinen Augen nicht, als ich den Wäschesack öffnete. Alles war noch feucht, z.T. schmutzig, nicht zusammengelegt, zerknittert und bei einigen Bikinioberteilen fehlten die Inlays und diese Frau wollte dafür Pesos 200 (€10) von mir. Ich war wirklich entrüstet und reklamierte an der Rezeption. Die Tochter der Reinigungskraft brachte nach einigen Stunden die fehlenden Bikiniteile vorbei und ich bekam den „Wäscheservice“ und die Nacht auf dem Platz gratis. Hotel La Hacienda konnte ich demzufolge erst am Nachmittag zu den Aussichtsplattformen der Sumidero-Schlucht (Cañón del sumidero) verlassen.

    Der Eingang zur Schlucht war vom La Hacienda nur einige Kilometer entfernt und ich erreicht ihn schnell. Ich entschied mich aufgrund der fortgeschrittenen Tageszeit dort zu übernachten und erst am nächsten Morgen zu den 5 Aussichtspunkten zu fahren. Es war ein netter und entspannter Abend. Neben den Isuzu und mich gesellte sich noch ein alter VW-Bully, dessen Besitzer in Argentinien die Panamericana gestartet hat und dessen Mitreisende aus Belgien namens DOREEN :). Nicht besonders ansprechend waren die Toiletten vor Ort, aber für eine Nacht ging es schon. Am Abend zog Regen auf und einige Collectivos stoppten auf dem Weg in indigene Dörfer am Eingang zum Canyon.

    Am nächsten Morgen startete ich bereits kurz nach Öffnung um 8 Uhr zu den Aussichtsplattformen. Es war ein recht bewölkter Morgen und doch war der Blick von oben auf die Schlucht gigantisch.

    Der Cañón del sumidero ist ein tiefer Canyon mit bis zu teils über 1000m hoch aufragenden Felswänden im mexikanischen Bundesstaat Chiapas. Er wird vom Río Grijalva durchflossen. Seine Entstehung begann vor 35 Millionen Jahren, etwa gleichzeitig mit dem Grand Canyon in Arizona.

    Im Nationalpark Cañón del Sumidero befinden sich 5 Wasserfälle. Im Fluss leben auch Krokodile und Flussschildkröten, die sich manchmal auf Felsen oder Sandbänken sonnen. Affen klettern geschäftig auf den Bäumen auf und ab. In den Felsen zu beiden Seiten der Schlucht befinden sich mehrere Höhlen. Durch den 1981 fertiggestellten Chicoasén-Staudamm am nördlichen Ende der Schlucht entstand hier einer der größten Stauseen Mexikos, dessen 261 m hohe Staumauer auch zu den 15 höchsten der Welt gehört.

    Nachdem ich mir die Schlucht von den Aussichtsplattformen aus angesehen hatte, was wirklich lohnenswert und wenig touristisch ist, entschied ich mich zur Weiterfahrt an den Bootsableger nahe der Stadt Chiapa de Corzo. Durch die Schlucht fuhren von dort aus Schnellboote und dieses Highlight wollte ich mir nicht entgehen lassen. Es dauerte ewig bis ich die
    500 000-Einwohner-Stadt Tuxtla in richtiger Richtung verlassen konnte.

    Auf der IOverlander App waren einige Bootsableger eingezeichnet. Ich entschied mich für den am schnellstmöglich Erreichbaren aus Tuxtla Gutiérrez kommend. Es waren von da aus noch etwa 7km bis zur Pueblo Mágico Chiapa del Corso. Als ich gegen Mittag ankam, musste ich mich etwas gedulden. Das Boot legte nur ab, wenn es mit 18 Personen ausgelastet war. Nach ca. 30 Minuten zahlte ich die Pesos 230 Eintritt, 50 Pesos hatte ich bereits an den Miradoren berappt und diese wurden hier von dem regulären Preis von Pesos 280 abgezogen. Die Bootstour startete und obwohl einige internationale Gäste an Board waren, waren wieder alle Erklärungen ausschließlich auf Spanisch. Es war eine rasante Fahrt durch den Canyon, die Sombreros zog man lieber ab und man wurde nass. Der Bootsführer hielt an mehreren Stellen an: bei den Krokodilen und Affen, an der höchsten Stelle der Schlucht, am Wasserfall Arbol de Navidad (Weihnachtsbaum) und am Staudamm gab es für die Durstigen schließlich Micheladas, ein beliebtes alkoholisches Getränk in Mexiko. Danach ging es zurück, in unserem Fall mit Unterbrechung, denn kurz vor dem Bootsanleger war das Benzin leer. Der Bootsführer war nun gar nicht mehr so kommunikativ und erst als ein anderes Boot mit einem Kanister zur Hilfe kam, wussten wir Insassen, was Sache war. Mit Verzögerung kamen wir nach etwa 2.5 h Fahrt durch den Canyon wieder am Bootsanleger an. Mein Resume: die Aussichtsplattformen haben mir besser gefallen.

    Ich fuhr nach der Besichtigung des Cañón del sumidero in die nahegelegene Stadt Chiapa de Corzo. Da ich an diesem Tag schon recht viel gesehen hatte, wollte ich mich hier nicht allzulange aufhalten. Ich entschied mich das Auto im Zentrum auf einen bewachten Parkplatz zu stellen und spazierte für etwas mehr als eine Stunde umher. Von der Stadt aus kann man ebenfalls Bootstouren in den Canyon starten, da sie direkt am Río Grijalva liegt.

    Wahrzeichen der Pueblo Mágico und ein einzigartiges Monument aus der Kolonialzeit ist der im Jahr 1552 aus Ziegelsteinen erbaute La Pila-Brunnen (Durchmesser 52 m, Höhe 12 m). Wegen seiner ungewöhnlichen, an eine Krone erinnernden Form erhielt er auch den volkstümlichen Namen La Corona.
    Nachdem ich mich eine Weile auf dem zentralen Platz umgeschaut hatte, ging ich zurück zum Parkplatz. Ich wollte es noch bis nach San Cristóbal de Las Casas schaffen und wusste bereits, dass ich aufgrund der Höhenlage der Ortschaft eine kurvenreiche Fahrt vor mir hatte. Was ich nicht wusste war die Tatsache, dass es in San Cristóbal an dem Tag Unruhen mit 3 Todesfolgen gab. Auf dem Parkplatz in Chiapa de Corzo teilte man mir mit, unbedingt die Mautstrasse zu nehmen. Ich nahm sie und erreichte den Campingplatz sicher. Es waren noch immer Schüsse zu hören.
    Read more