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  • Day 175

    Lanquin und Semuc Champey

    June 21, 2023 in Guatemala ⋅ ☁️ 29 °C

    Die Fahrt in die guatemaltekische Kleinstadt Lanquin dauerte etwas mehr als 2 Stunden. Ich tuckerte gemütlich und doch voll konzentriert durch die Gegend. Trotzdem verfuhr ich mich 1x und passierte dabei das geschäftige Zentrum einer größeren Stadt. Es dauerte eine Weile, bis ich wieder heraus fand. Auf der weiteren Strecke musste ich noch einem toten Hund ausweichen, der irgendwo zwischen Farbahn und Strassenrand lag. Ich kam am frühen Nachmittag in Lanquin an und hatte genügend Zeit, mich nach einem geeigneten Stellplatz umzusehen. Da es hier keinen offiziellen Campingplatz mehr gibt, sollte es der Parkplatz eines Hotels werden und dafür zeigte mir die IOverlander App zahlreiche Optionen an. Ich hatte von Reisebekannten gehört, dass sie im Vinas Hotel, am Ortsausgang und an der Straße nach Semuc Champey übernachtet hatten und entschied mich deshalb, dorthin zu fahren. Die Kommunikation mit dem Personal war eher verwirrend als aufschlussreich. Letztendlich bot man mir den Platz zum Preis des regulären Parkpreises für 24h in Höhe von Q120 (€15) an, was ich total überteuert fand und nochmals besprechen wollte. Ein schöner Ort war es nicht. Es war unruhig und bereits am Morgen um 6 Uhr dröhnte lautstark Wahlpropaganda aus Lautsprechern. Die Wahl eines neuen Präsidenten sollte in Guatemala 4 Tage später stattfinden. Am nächsten Morgen sprach ich mit dem Verwalter des Hotels, der mir den Stellplatz schließlich für Q40 anstatt Q120 pro Nacht zur Verfügung stellte, wenn ich 1x pro Tag im Restaurant etwas konsumierte. Ich willigte ein.

    Am Tag nach meiner Ankunft hielt ich mich in Lanquin auf. In der Stadt leben etwa 2000 Menschen, die zu
    95 Prozent zur Maya-Volksgruppe Kekchí gehören. Zu den Haupteinkommen in der Region zählen Tourismus und Landwirtschaft. Ich verbrachte zuerst etwas Zeit auf dem lebendigen, lokalen Markt, lief weiter durch die Stadt und spazierte bis zum am Río Lanquín gelegenen Hostal Oasis, wo ich ein paar Stunden blieb. Das Baden im Fluss sorgte für eine angenehme Abkühlung. Als ich am Nachmittag zurück zu meinem Stellplatz bei Vinas Hotel lief, waren wieder unzählige streunende Hunde auf den Straßen, allesamt krank, da es in der Gegend schwer war, an Futter zu kommen. Viele von ihnen hatten Reute. Es war ein schrecklicher Anblick. Im Vinas verband ich meinen Kühlschrank mit dem Strom, da jemand den Stecker gezogen hatte und entschied mich aufgrund des einsetzenden Regens tatsächlich für den Besuch des Hotelrestaurants. Nebst der Tatsache, dass ich die ganze Zeit einen hechelnden Straßenhund neben mir sitzen hatte, war das Essen nicht gut. So war ich nicht bereit, am nächsten Tag nochmals etwas zu konsumieren. Da es anhaltend und stark regnete, ging ich früh schlafen.

    Am Morgen war die Wahlpropaganda nicht ganz so laut wie am Vortag und ich konnte etwas länger nächtigen. An diesem Freitag wollte ich zu den natürlichen Pools nach Semuc Champey, welche sich etwa 12km in südlicher Richtung von Lanquin befinden. Ich lief stadteinwärts und stieg für Q25 (€4) auf die Ladefläche eines Collectivos auf. Der Rückweg kostete nochmals das Selbe. Die Fahrt mit dem Collectivo war eine kluge Entscheidung, da die Straßenverhältnisse wirklich abenteuerlich waren und ohne einen 4x4 unmöglich zu bewältigen. Nach etwa 30 Minuten Fahrtzeit kam ich am Eingang von Semuc Champey an und bezahlte Q50 (€6) Eintritt.

    Semuc Champey (deutsch: „dort, wo das Wasser verschwindet/sich versteckt“) ist ein Naturschutzgebiet und wurde 1999 zum guatemaltekischen Naturerbe ernannt. Das beliebte Touristenziel besteht aus vielen türkisgrünen Wasserbecken, die eine Tiefe von einem bis drei Metern haben. Gespeist werden sie vom Fluss Río Cahabón. Der Fluss fließt unter den Becken hindurch und tritt dahinter wieder aus dem Felsen heraus. Wegen der starken Strömung ist der Fluss an diesen Stellen recht gefährlich, in den Becken ist das Baden aber problemlos möglich.

    Ich wollte zuerst den steilen Aufstieg zur Aussichtsplattform, dem sogenannten Mirador in Angriff nehmen, bevor ich mir Abkühlung in den natürlichen Pools verschaffte. Nach meinem Sturz auf das Steißbein in Coban war ich noch immer schmerzgeplagt, aber ich biss die Zähne zusammen. Der anstrengende Aufstieg wurde mit einem fabelhaften Blick auf die Pools von Semuc Champey belohnt. Das Wetter war an diesem Tag traumhaft. Nach dem Abstieg war Baden angesagt. Es tummelten sich viele Touristen in den Becken, aber es war nicht unangenehm. Semuc Champey ist ein wirklich wundervoller Ort. Nach einigen Stunden lief ich gemächlich zum Ausgang und stieg auf das nächste Collectivo auf. Im Vinas Hotel musste ich feststellen, dass der Stecker von meinem Kühlschrank wieder vom Strom genommen wurde. Wegen übel riechenden Toiletten und schmutzigen Duschen, sowie gezogenen Steckern, entschied ich mich die Location zu wechseln. Ich bekam die Q40 für die 3. Nacht zurück und fuhr in Richtung El Retiro Lodge, die sich am anderen Stadtausgang befand. Was für ein Glücksgriff: Q50 (€6) zahlte ich für den Stellplatz, Zugang zum Strom war inklusive und wurde nicht einmal in Frage gestellt und das Restaurant unten am Fluss war ein wahres Juwel in einer Stadt wie Lanquin. Dementsprechend gut besucht war es auch. Außer den vielen Fröschen, die nach Einbruch der Dunkelheit um den Isuzu herumhüpften, störte mich an diesem Ort nichts. Schade, dass ich hierher nur noch für meine letzte Nacht kam.

    Am Samstagmorgen sollte es nach dem Frühstück in die 245km entfernte Stadt Chichicastenango gehen. Google Maps zeigte eine fast 7 stündige Fahrt an, was bedeutete, dass ich mal wieder mit ca. 30 km/h durch die Landschaft schlich. Vor der Abfahrt wurde ich noch von einer überaus netten Familie aus Guatemala City, natürlich deutschstämmig, wegen meiner Reise interviewt. Es war immer wieder ein Erlebnis, solch besonders freundliche Guatemalteken kennenzulernen. Nachdem ich schließlich loskam, stellte der Isuzu nach 5 Minuten mal wieder ab. Ein bekanntes Problem, welches recht lange nicht mehr aufgetreten war. Ich startete ihn neu und fuhr etwa 5 Stunden weiter bis meine Bremsen versagten.
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