• In Hasankeyf

    October 17, 2024 in Turkey ⋅ ⛅ 17 °C

    An Euphrat und Tigris wurden große Stauseen angelegt. Sie sind Grundlage der Energiegewinnung und der Bewässerungslandwirtschaft.
    Das Projekt umfasst insgesamt 22 Staudämme, 19 Wasserkraftwerke und Bewässerungsanlagen entlang der beiden Flüsse.
    Am Oberlauf von Euphrat und Tigris liegend, bestimmt die Türkei maßgeblich, wie viel Wasser Syrien und der Irak bekommen. Der Bau der Staudämme trägt daher zu den, seit Jahrzehnten bestehenden, politischen Spannungen zwischen den Ländern bei.
    Dabei versalzen durch das viele Wasser und unangepasste Bewässerungstechniken die Böden und die Ernteerträge gehen zurück.
    Auch gehen kulturhistorisch wertvolle Orte verloren, z.B. Hasankeyf.
    In diesen kleinen historischen Ort biegen wir zu einer Pause ab. Es ist sehr dunstig, die Konturen verschwimmen.

    Die ganze Gegend erinnert uns irgendwie an den Oman. Während der blaue Tigris immer breiter wird, ist das Land drumherum sandfarben.
    Die Altstadt von Hasankeyf wurde 2020 trotz internationaler Proteste im Zuge des Staudammprojektes geflutet. Die alte Brücke aus dem Jahr 1116 verschwand auch in den Fluten.
    Auch die spätmittelalterliche Grabstätte war wegen des Staudammprojektes in Gefahr. Die 1.100 Tonnen schwere letzte Ruhestätte von Zeynel Bey ( Sohn der damals herrschenden Dynastie) wurde auf Räder gehievt und in einer spektakulären Aktion zu seinem zwei Kilometer entfernten neuen Standort transportiert.
    Das aus dem 15. Jahrhundert stammende Grabmal ist wegen seiner Kuppel und seiner aufwendigen Mosaike berühmt. Das Bauwerk hat mich wirklich fasziniert.

    Gleichzeitig wurde ich an eine ähnliche Aktion in Ägypten erinnert. Dort wurde der Tempel Abu Simbel abgetragen und 64 Meter höher auf der Hochebene wieder aufgebaut um ihn vor dem ansteigenden Wasser des Nassersees, verursacht durch den Assuan-Staudamm, zu retten.

    Der Wiederaufbau von Hasankeyf ist schon ziemlich fortgeschritten. Es sieht aus wie auf dem Reißbrett entworfen. Uniformierte Ferienanlagen und eine neue Brücke sollen es richten. Die Stützmauern der alten Brücke sind noch zu sehen und ein paar alte Mauern.
    Der gesamte Ort hinterlässt irgendwie einen unwirklichen und künstlichen Eindruck. Wie eine Filmkulisse.
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