• Sanliurfa, die Perle Südostanatoliens

    October 20, 2024 in Turkey ⋅ ☀️ 15 °C

    Kleine Vorwarnung: der Text hat die Länge einer großen Tasse Kaffee, -Tee, oder Longdrink! 😉

    Wenn Langzeitreisende wie wir, so unterwegs ihre nächsten Ziele oder Besichtigungen planen, achten sie meist nicht auf die Wochentage. Zumindest geht uns das so. Heute rächt sich das ein wenig. Wir wollen auf dem Weg nach Sanliurfa noch die älteste Tempelanlage der Welt „Göbekli Tepe“ ansehen. Dieses Bauwerk ist entstanden zu einer Zeit, als aus Jägern und Sammlern sesshafte Ackerbauern wurden. Das war so vor über 11.000 Jahren. Auf dem Göbekli Hügel wurde vom Deutschen Archäologischen Institut unter der Leitung von Prof. Klaus Schmidt Ende des 20. Jh. eine der ältesten Tempelanlagen der Menschheit ausgegraben. Die imposanten Tempelstelen gehören seit 2018 zum UNESCO- Weltkulturerbe. Die Tempelkreise sind überdacht. Und noch immer rätselt man über den Zweck der Stelen.
    Es heißt, dass es bis zu 50 Jahre dauern könnte, bis die Ruinen vollständig freigelegt wären. Das zeugt von der enormen Größe dieses Heiligtums.
    Dieser „Heilige Hügel, so nenne ich ihn mal, wird natürlich vom türkischen Tourismusverband gnadenlos vermarktet. Als wir durch das landwirtschaftliche Gebiet auf die Hügel zufahren, sehen wir schon von weitem, wie die PKW‘s schon weit unten auf abgeerntete Felder
    zum Parken geschickt werden. Die Leute müssen dann in Shuttlebusse steigen. Wir werden durchgewunken und dürfen den Berg hoch bis vor den Eingang fahren. Dort reihen wir uns ein zwischen unzähligen Reisebussen. Was für ein Menschenauflauf. Das setzt sich an den Kassen fort. Lange Schlangen stehen dort geduldig an. Das ist leider so gar nicht mein Ding. Zwischenzeit ist uns aufgefallen, dass Wochenende ist und auch andere Menschen Zeit haben. Der hohe Eintrittspreis bringt mein Fass zum Überlaufen. Wir gehen zurück zum Parkplatz, wo gerade die wartenden Busfahrer um Dirty Harry versammelt stehen und sich das Wohnmobil ansehen. Sie freuen sich, dass Deutsche hier sind und erzählen wo sie überall Verwandtschaft haben in Deutschland. Das ist ein positiver Moment bei dem ganzen Menschengewusele um uns herum. Wir fahren langsam den Berg hinunter, während ein Bus nach dem nächsten hochkommt. Ich mache von außen noch ein Foto der Ausgrabungsstätte, lese mich weiter in die Gesamtthematik ein und mache meinen Frieden mit den alten Steinen.
    Auch wenn ich sie nicht aus nächster Nähe gesehen habe, ( was wegen der Menschenmenge wahrscheinlich schwierig geworden wäre) ist die Gegend spannend und hat etwas mystisches. Es wird vermutet, dass auf den Hügeln ringsherum weitere Begegnungsstätten dieser Völker in der Erde schlummern. Man ist zu der Überlegung gekommen, dass diese Völker nicht lange sesshaft blieben, sondern auch durchaus weitergezogen sind und dabei ihre alte Wirkungsstätte zugeschüttet, quasi beerdigt haben und sich an anderer Stelle in der gleichen Weise wieder ansiedelten.
    In Sanliurfa angekommen, wollen wir in dem großen modernen Einkaufszentrum mal wieder ausgiebig shoppen gehen. Denkste Puppe! Samstag ist heute und die ganze Stadt ist gefühlt zum Einkaufen unterwegs in dem Teil. Keine Chance für Dirty Harry auf dem durchaus riesigen Parkplatz einen Platz zu bekommen.
    Aber das direkt gegenüberliegende Archäologische Museum nimmt uns auf seinen großen Parkplatz auf. Die Jungs am Eingang freuen sich, ein paar deutsche Worte loszuwerden und geben uns Tipps für die Besichtigung ihrer heiligen Stadt, die von allem nur Urfa genannt wird.
    Als legendärer Geburtsort Abrahams und Hiobs ist sie nach Mekka, Medina, Jerusalem und Alexandria ein wichtiges Pilgerzentrum des Islam. Das Urfa nur einer Legende zufolge die Heimatstadt Abrahams war, wird sie dennoch auch „Stadt der Propheten“ genannt.
    Der Ortskern um die bekannte Halil ur-Rahman Moschee wird komplettiert durch den heiligen Fischteich „Balikligöl“, den Teich Abrahams.
    Er ist deshalb bedeutend und heilig, weil viele glauben, dass das der Ort ist, wo der Prophet Abraham von Nimrod, dem Gründer der Stadt, ins Feuer geworfen wurde.
    Der Legende nach warf Nimrod Abraham ins Feuer, nachdem der sich weigerte, seiner Religion zu folgen. Doch Abraham überlebte die Flammen, da das Feuer in Wasser verwandelt wurde und das Brennholz zu den Karpfen wurde, die heute im Teich schwimmen.
    Diese Karpfen gelten als heilig, und es ist den Besuchern nicht gestattet, sie zu fangen oder zu essen. Stattdessen wird dazu ermutigt, die Fische zu füttern.
    Es ist eine Freude in dieser Stadt unterwegs zu sein. Wir spazieren durch wunderbare grüne, gepflegte Parks, laufen zu den heiligen Stätten, besichtigen die Höhlengräber, die abends eindrucksvoll illuminiert sind und bummeln durch den riesigen Basar, der insbesondere bekannt ist, für seine unglaubliche Gewürzauswahl.
    Ein Beispiel türkischer Gastfreundschaft zum Schluss:
    Wir wollen im Bazar den üblichen Chai ( schwarzer Tee) von einem Laufkellner trinken. Der verlangt einen horrenden Preis, den wir nicht richtig verstehen. Ein türkischer Ladenbesitzer mischt sich ein, schimpft den Typen aus und lädt uns dann auf den Chai ein. Der Möchtegernkellner macht sich aus dem Staub und wir fühlen uns wieder mal willkommen geheißen! Hos geldiniz 💚
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