• Turkmenistan

    4 Julai, Turkmenistan ⋅ 🌙 33 °C

    Grenzübertritt ach herrje.
    10 (in Worten ZEHN) einzelne Stationen sind zu bewältigen inklusive eines PCR-Corona Tests, bei dem das Stäbchen die Nasenwand kaum berührt. Interessant auch die Tatsache, dass man mit dem Beamten A nicht nur an Station 3, sondern vielleicht auch mal wieder an Station 7 zu tun bekommt. Ja warum macht er`s dann nicht gleich zusammen?
    Grrrr.
    Ruhig, Brauner, nicken und lächeln. Und zahlen. Insgesamt 193 Dollar… pro Person, versteht sich. Mannomannomannomann! Und das alles ohne Blutdrucksenker! Zum Glück war unser Turkmenischer Reiseagent mit dabei, ansonsten….?

    Egal, nach 5 Stunden Behörden(m)arsch simmer dann durch und dürfen fahren. Aber auch nur erstmal 13 Km bis zum Ende des militärischen Sperrgebietes. Dann nochmals: Passaporte und sonstige Zettel, die wir oben am Zoll bekommen haben und endlich öffnet sich die letzte Stahlpforte und es geht hinaus in die Freiheit! Zumindest rund 50m (immerhin!) denn dort erwartet uns unser Guide in seinem Mitsubishi Pajero (und ich sag es hier schon mal: Zum Glück!). Ohne Guide ist es nicht erlaubt, durch Turkmenistan zu reisen.

    Melis übernimmt ein Grossteil unseres Gepäcks und los geht der Höllentrip. Zuerst völlig harmlos sehen wir die Marmorstadt Ashgabat an uns vorbei gleiten. Alles top sauber und gepflegt, kein kleinstes Plastiktütchen fliegt hier herrenlos umher. Breit ausgebaute, dreispurige Autobahnstrassen laden zum Gas geben ein… komm Junge, drück ma drauf… hey… hallo, 60 Km/h… samma willste uns verscheissern? Wir kommen gerade ausm Iran, da parken die Jungs mit der Geschwindigkeit rückwärts ein… och neee jetzt, et is heiss heiss heiss.
    Kein Erbarmen.
    Zockel zockel zockel, alle machen das so.
    Die spinnen, die Turkmenen!

    Dann endlich nach gefühlten 3 Ewigkeiten mit 30 bis 60 Km/h bei 40 Grad Aussentemperatur gab Melis Gas und wir flogen förmlich mit 140 Km/h über die Piste. Blöd nur, dass gleichzeitig der Asphalt schlechter und der Wüstensand uff der Gass mehr wurde. Und auch die ersten Schlaglöcher tauchten auf, Singularitäten, die man genussvoll umschiffen konnte. Das sollte sich im Laufe der Kilometer leider komplett umkehren. Bei inzwischen bis zu 45 Grad hatten wir dann oftmals nur Löcher mit Asphalt als Singularität. Nehmt einen Streuselkuchen, dreht ihn um, nehmt den Teig weg, dann habt ihr in etwa die Strasse (ist eigentlich das falsche Wort für den Teil der Wüste, wo der Sand nicht vorherrscht, aber ich hab kein besseres).

    Nach 330 Km und 6 Stunden Fahrzeit, dann endlich: Gate of Hell voraus. Der brennende Krater mitten in der Wüste, 70 Meter Durchmesser und die einzige Attraktion der Gegend. Melis biegt ab und fährt einfach rein in die Wüste.
    Stopp!
    Neeeeee, ne! Jetzt auch noch Wüstensand unter die Räder? Nach 330 Km? Mit meiner schwangeren Ente unter mir?
    Nnnnö. Genau hier ist Schluss, da sind Gisi und ich uns schnell einig.
    Also kommt Melis zurück, schaut fragend und schnallt endlich: Wir sind keine Offroads! Was immer daran schön sein soll, erschliesst sich uns nicht! Auf die Schnauze fallen und Dreck fressen und turkmenische Ärzte kennenlernen… NEIN. Lies es von unseren Lippen ab: NO
    Ok, er ist flexibel, zeigt auf ein Restaurant irgendwo 2 Km weiter voraus und wir fahren alle dorthin.

    Dort angekommen, quatscht er mit der Besitzerin und siehe da, es öffnet sich eine Tür ins Haus. Also Moppeds rein ins Haus, Gepäck ins Auto und
    BOAH EY, KLIMANALGE STEHT AUF 25 GRAD!!!
    Zurücklehnen, Kühle und Fahrt geniessen. Jedenfalls bis Melis wie Walter Röhrl über die Wüstenpiste brettert, dass mir das Auto dermassen leid tut… ja ja, is ja net meins…

    Erst mal zum Krater.
    Hmmm, tagsüber eher langweilig bis harmlos, klar, 70m Durchmesser und unten drin hier und da Feuerchen… aber DAFÜR den ganzen Stress?

    Ab ins Jurte-Camp, Essen und Trinken steht für uns bereit. Abends bei Dunkelheit nochmals zum Krater und JETZT! sieht das Ganze schon viiiiel tollererer aus. Ist schlecht zu beschreiben, muss man selber da gewesen sein, was es nun genau ist.
    Hat was, stimmt.

    Ok, für den nächsten Tag macht uns Melis Mut, denn es seien jetzt nur noch rund 260 Km bis zur Grenze nach Usbekistan. Ok, einen kleinen Dämpfer hat er dann doch noch: Die Piste morgen sei der schlechte Teil der gesamten Strecke.
    Schluck.
    Aha.
    Hilft nix, da musser durch, der Lurch.
    Und – ja – er hat natürlich recht, der nächste Tag ist unbeschreiblich scheisse zu fahren. Danke BMW für die langen Federwege. Manchmal kommt bei Gisi`s GS die Fehlermeldung: ‚Federbeinverstellung defekt‘!
    Heisst übersetzt: Bissu bescheuert da oben drauf? Hassu noch alle Tassen im Schrank? Du bist nicht Gaston Rahier und ich nicht seine Paris Dakar BMW! F… dich!

    Egal, auch das stehen Mensch und Maschine durch und am Ende winkt die Belohnung in Form von erneutem Grenzgerangel mit Passaporte und Maschine gucken und Gepäck und .. ach leckt uns doch am Arsch, auch DAS schaffen wir noch.
    Überall Sand, die Zähne knirschen, die Moppeds grau, nach dem Grenzübertritt simmer jetzt in Usbekistan, knattern noch weitere 60 Km bis Xiva und suchen uns ein Hotel.
    Da liege ich gerade im Bett und schreibe diesen Bericht.
    Bis bald!
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