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  • Day 6

    Zitronenkuchen

    March 9, 2020 in Ireland ⋅ 🌧 8 °C

    Das erste Mal Zug fahren in Irland. Am Bahnhof in Galway erhaschte der Schaffner schnell unseren fragenden Blick und erklärte uns mit einer unfassbar angenehmen Geduld unsere gesamte Strecke, die wir zurücklegen mussten. Inklusive von welchem Bahnsteig welcher Zug fährt und wo sich unser Wagen befindet. Das netteste Bahnpersonal, das ich bisher erlebt habe. Es geht von Galway nach Killarney. Viermal umsteigen und eine Fahrt von ca. 5 Stunden, obwohl es nur eine Distanz von 207 Kilometern ist. Das Zugliniennetz führte uns quer durch Irland. Unsere Zeit vertrieben wir uns damit den Schlaf aus der letzten Nacht nachzuholen, zu essen und verträumt aus dem Fenster zu schauen. Ein liebes irisches Pärchen wünschte uns am Bahnsteig in Portlaoise eine gute Reise. Und eh wir uns versahen, waren wir gegen Mittag in Killarney angekommen. Die Sachen wurden schnell ins überraschend große Hostelzimmer gebracht und wir zogen die Regenkleidung an. – Oder wie wir sie liebevoll nennen: die Schlammhose. Trotz starker Erschöpfung, durch die lange Anreise, machten wir uns wieder auf. Mit Komoot hatten wir eine Wanderstrecke entlang eines Sees im nahegelegenen Nationalpark gefunden. Es begann mit der Besichtigung einer verlassenen Ruine, deren dunkle Gassen wir mutig erkundeten. Die kurze Angststarre, in die wir versetzt wurden, sobald wir einen neuen Raum betraten, ließ uns hellwach werden. Nach gefühlt tausend Fotos gingen wir weiter und folgten eine Weile dem Weg bis Vanessa einen Trampelpfad entdeckte. Vom Weg beim Wandern im Ausland abkommen? Da sag ich nicht nein! Und so liefen wir weiter auf einem mystischen Steinweg, der von einem Dickicht aus Ästen eingeschlossen wurde. Erzählten uns gegenseitig Sagen darüber, wie der Weg wohl entstanden sein mag. Von Fabelwesen und verbotener Liebe war alles dabei. Der Wald öffnete sich und ließ hin und wieder einen Blick auf den See erhaschen. Man fühlte sich, wie in eine andere Zeit zurückversetzt. Eine Zeit, bei der die Natur noch völlig unberührt war und es keine Technologie gab. Hinter dem See ragten die Berge in die Höhe, bis sie im Nebel verschwanden. Kaum einen anderen Menschen trafen wir an. Da das Mittagessen doch sehr sporadisch ausgefallen war, grummelten irgendwann unsere Mägen. Mir fiel ein, dass noch ein Zitronenkuchen in meinem Rucksack war. Und so liefen wir glücklich mit Zuckergussgeschmack auf den Lippen und Krümeln auf der Kleidung weiter, erzählten uns Geschichten und vertieften unsere Freundschaft.Read more