• Über die Saar

    10 de mayo de 2023, Alemania ⋅ ☁️ 12 °C

    Nach zwei wunderbaren Pausentagen, machte ich mich gestern in Trier wieder auf den Weg und folgte der gelben Muschel aus der Stadt hinaus. Der Platz vor dem Apostelgrab St. Matthias war fast menschenleer. Eine Dame wünschte mir Buen camino und erzählte, dass sie gerade den Eifel-Camino vollendet hätte. Der Jakobsweg führte mich über eine relativ lange Strecke auf ebenem Asphalt direkt an der Mosel entlang. Bei einer kurzen Rast lernte ich einen anderen Pilger kennen. Frank ist vor etwa einer Woche in Andernach gestartet und möchte auf der gleichen Route wie ich bis nach Vézelay in Mittelfrankreich laufen. Unsere Wege trennten sich allerdings nach ein paar hundert Metern schon wieder, da Frank eine Unterkunft in der Nähe gebucht hatte. Gut möglich, dass wir uns in den kommenden Wochen noch einmal begegnen werden. Ungefähr auf Höhe der Saarmündung fing es an zu regnen und es sollte bis zum heutigen Morgen nicht wieder aufhören. Keine der Online-Wettervorhersagen gab Anlass zur Hoffnung.
    Hinter Tawern besuchte ich eine archäologische Ausgrabungsstätte mit einer schönen Rekonstruktion eines römischen Tempels. Insbesondere der antiken, wetterfesten Dacharchitektur konnte ich eine Menge abgewinnen.
    Die gestern durchwanderte Gegend ist bekannt für ihren Apfelwein, der hier Viez genannt wird. Gern hätte ich probiert, doch der sogenannte Viez-o-mat in Fisch spuckte nur eine Fehlermeldung aus und wechselte meinen letzten 5-Euro-Schein in schweres Münzgeld. Eigentlich wollte ich am nahe gelegenen Mannebach meinen Wasservorrat auffüllen, aber der Dauerregen hatte das Wasser im Bach in eine braune, schlammige Brühe verwandelt, die meinem Wasserfilter schwer zu schaffen gemacht hätte. Glücklicherweise hatte ich im Reiseführer gelesen, dass sich ganz in der Nähe, in Reilingen, eine kleine Kirche mit einer ergiebigen Quelle befinden soll. Der etwa 2 Kilometer lange Umweg dorthin lohnte sich, denn unter einer unterkellerten Schutzhütte sprudelte tatsächlich kristallklares Wasser.
    Kurz darauf passierte ich in Marklich eine kleine Marienkapelle, an der ich mich weder unterstellen noch Trost finden konnte.
    In der trüben Abenddämmerung ging es weiter durch die Dörfer Körrig und Merzkirchen bis hinauf zum Ehringer Berg. Hier verbrachte ich die Nacht in einer trockenen, geräumigen Schutzhütte, wenige Gehminuten von der Grenze zum Saarland entfernt.
    Gerade bekam ich Besuch von einem älteren Einheimischen, der offenbar Anschluss suchte und mich in ein längeres Gespräch über das Pilgerwesen verwickelte. Heute wandere ich weiter nach Perl und vermutlich auch über die französische Grenze. Wo ich heute unterkommen werde, weiß ich noch nicht. Ich werde den Wetterbericht im Auge behalten.
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