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  • Day 125

    So ein Tag!

    January 3, 2023 in Morocco ⋅ ⛅ 9 °C

    Nachdem wir uns am Sonntagabend von Abdessalam und seiner Familie verabschiedet hatten, steuerten wir direkt den Camping Ameridil in Skoura an. Dort trafen wir - nicht ganz zufällig - auf Peter und Gisela, welche wir am Legzihra-Beach kennengelernt und in Bori Biramane bereits mal getroffen hatten. Für die nächsten zwei Wochen haben wir eine ähnliche Route im Kopf: so freuen wir uns, wieder mal ausgiebig auf deutsch zu quatschen und gegenseitig Anregungen auszutauschen.

    Nach ausgiebigem Service (wieder mal duschen und den Pistenstaub putzen) gings am Montagnachmittag Richtung Dadès-Schlucht. Wohltuend zu sehen, dass bereits um Kelaa-M'Gouna die Oasen wieder grüner werden und dass die Oasengärten gepflegter erscheinen. Im Abendlicht fahren wir in den vorderen Teil der Gorges und erfreuen uns am Anblick der roten Felsen und der bizarren Felsformation der "pattes des singes". Mit direktem Blick auf diese Affenpfoten-Felsen verbringen wir die Nacht und lassen uns zuvor im Restaurant chez Aicha vorzügliche omelettes berbères bzw. eine tajine berbère servieren.

    Der heutige Tag steht nun ganz im Zeichen der Dadès-Schluchten. Diese faszinierende Landschaft verdient einen eigenen footprint (folgt sogleich).

    Vor knapp 16 Jahren habe ich diese Schlucht mit dem Fahrrad von Boumalne aus befahren. Schon damals haben mich die vielen sorgsam gepflegten Gemüse-, Obst- und Mandelgärten sehr beeindruckt. Beinahe jeder Quadratmeter des flachen Talbodens wird hier genutzt und systematisch bewässert. Und wo nicht Kulturen angebaut sind, da wachsen Pappeln dicht an dicht, als wertvolles Bau- und Brennholz.

    Ja, hier bewegen wir uns bereits zwischen 1500 und 2000 MüM, zwischen hochaufragenden Felswänden, in den schattigeren Stellen des Talbodens waren selbst nachmittags teilweise gefrorene Pfützen auszumachen. Die Nächte werden derzeit empfindlich kalt, so ist man um Brennholz äußerst dankbar.

    Je weiter wir ins Tal hinein fahren, desto mehr staune ich über mich selbst: was dieser verrückte Kerl vor 16 Jahren doch alles unternahm! Und ja, hier etwa muss der Ort sein, an dem ich einen Platten einfing beim Fahrrad, dann von einer Berber-Frau angesprochen und zu ihr nach Hause eingeladen wurde: ihr Nachbar sei ein Allrounder und werde mir den Pneu flicken, doch zuerst gebe es jetzt ein Mittagessen. Das Foto dieser beeindruckenden Frau und ihrer Familie hat sich mir eingeprägt. (Lukas hat es mir dieser Tage vom Fotoalbum abfotografiert und per WhatsApp übermittelt.) Ob sie sich noch finden lässt?

    Zuerst habe ich dieses Foto einer Berberfrau gezeigt, die vom Feld kam, Autostopp machte und bis zum nächsten Dorf bei uns mitfuhr. Dann zeigte ich es zwei Frauen am Strassenrand, ein paar Dörfer weiter... Diese erkannten das Gesicht und schickten uns wieder 3km zurück. Dort am Strassenrand einen jungen Mann angesprochen, worauf dieser entgegnete: das ist meine Mutter.
    Kurz danach sitzen wir bei Tuda und ihrer Familie zum Tee und wenig später ist auch Ikhlaf, der Nachbar da, der mir damals den Velopneu geflickt hatte. So ein herzliches Wiedersehen nach 16 Jahren. Wunderbar, was ein Foto bewirken kann.

    War dann nicht ganz einfach, wieder weiterzukommen. Ein deftiges spätes Mittagessen musste einfach sein. Nach gegenseitigen Geschenken und bereits ziemlich wehmütig - "warum bleibt ihr nicht gleich über Nacht, wir freuen uns so sehr, dass du uns nicht vergessen hast und hätten doch noch soviel auszutauschen" - fahren wir in wunderschönem Abendlicht wieder Dadès-abwärts, wenigstens bis zum letzten Viertel. Denn Ikhlaf bat uns, dem Schicksal (le déstin - die Fügung) noch eine Chance zu geben. Könnte ja sein, dass wir dieser Tage nochmals zusammen finden. 😉☺😍

    So oder so, euch lieben und großzügigen Menschen und dem Universum sei Dank!
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