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- Dag 59–61
- 18. juli 2024 kl. 16.00 - 20. juli 2024
- 2 nætter
- ☁️ 26 °C
- Højde: 217 m
TysklandZeppelinplatz50°59’7” N 11°18’59” E
Au..Weimar

Zugegeben, ich war schlecht vorbereitet. Weimar hatte ich bisher bloss mit Goethe, Schiller und Bach assoziiert, doch dieses klassische Weimar wollte sich mir nicht so recht erschließen. Auf dem Gang durch die Gassen empfand ich zunächst viel Widersprüchliches, Uneinheitliches, einen baulichen Mix und 70er-Jahre-Bausünden. Das Stadtschloss sowie der endlich gefundene Marktplatz erst liessen eine Ahnung jener Zeit herzoglichen Kunst-Mäzenatentums aufkommen.
Dann nahm ich wahr, dass im Nationaltheater in Weimar nach dem ersten Weltkrieg (1919) die erste demokratische Verfassung in Kraft gesetzt worden sei. Mit der Absetzung des Kaisers wurde der Weg frei zur Weimarer Republik; ein sehr steiniger Weg jedoch, mit Wirtschaftskrise und politischen Wirren.
Mit der Bauhaus-Bewegung (u.a. die Schweizer Johannes Itten, Paul Klee und Hannes Meyer) nahm in derselben Zeit und ebenfalls in Weimar eine wichtige künstlerische Reformbewegung ihren Anfang. Im aufkommenden Nationalsozialismus wurden diese schnell beargwöhnt, angefeindet und mit einzelnen Werken schliesslich gar als "entartete Kunst" gebrandmarkt.
Die aktuelle Sonderausstellung "Bauhaus und Nationalsozialismus" zeigt eindrücklich den nicht widerspruchsfreien Weg einiger Bauhaus-Künstler während dieser schaurigen Zeit. Dasselbe Weimar repräsentierte mit dem Gauforum einen Dreh-und Angelpunkt der nationalsozialistischen Ideologie und beherbergte mit dem nahegelegenen KZ Buchenwald eine der schrecklichsten Tötungsmaschinen.
Im neuen Bauhaus-Museum haben wir komplett die Zeit vergessen; es ist baulich wie museumsdidaktisch beeindruckend und höchst lehrreich in seiner kritischen Auseinandersetzung.
Beeindruckend auch, wie im heutigen Weimar (bzw im Land Thüringen) sehr viel Sensibilisierungsarbeit geleistet wird für ein freiheitliches, solidarisches und diskriminierungsfreies Miteinander. Auch und gerade bei dieser äusserst ambivalenten jüngeren Geschichte.
Geradezu grotesk wirken dagegen die zwei Stücke "Original-Berliner-Mauer" vor dem neuen Konsumtempel Weimar-Atrium und dessen Werbe-Logos. Ist das die Freiheit die wir meinen? Und eindringlich verstörend die Kunstinstallation "Konzert für Buchenwald" von Rebecca Horn: kaputte Musikinstrumente auf Schienen, flankiert von gläsernen Asche-Wänden, davor eine Lorenbahn die fortwährend in die Mauer kracht. Die Ambivalenz wird noch lange nicht aufgelöst sein.Læs mere