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  • Day 243

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    October 1, 2019 in Germany ⋅ 🌧 14 °C

    Seit mehr als sechs Wochen bin ich nun wieder zurück. Zurück zuhause, zurück in Bielefeld. Viele fragen mich, ob mir die Eingewöhnung nicht schwer fällt nach dieser langen Reise, nach den Abenteuern in der großen, weiten Welt. Nein, tut es nicht. Was mich ehrlich gesagt selber ein wenig verwundert.

    Ich glaube dafür folgende Erklärung gefunden zu haben: Es war ich und nur ich alleine, die das Ende der Reise bestimmt hat. Ich habe gemerkt, dass ich keine große Lust mehr verspürt habe, bei dem Gedanken z.B. noch ein weiteres Land zu bereisen. Dass ich keine Lust mehr hatte, meinen Koffer zu packen, mich auf neue Leute,Länder, Umgebungen einzustellen. Ich habe an zuhause gedacht, an den Sommer dort, an Unternehmungen mit meinen Freunden und dabei ein wenig Sehnsucht empfunden. Und das ist doch letztlich eine schöne Art, so eine Reise zu beenden. Mit dem Gefühl, dass es nun genug ist und Zeit nach Hause zu kehren. Was für ein Luxus, diese Freiheit zu haben.

    Ob ich gefunden habe, was ich suchte, werde ich ebenfalls oft gefragt. Nun, dies ist eine komplexe Frage, finde ich. Dafür brauche ich zunächst einmal Klarheit darüber, ob und was ich denn überhaupt "suchte" auf meiner Reise. Ich wollte Abstand. Ich wollte raus in die Welt, ich wollte Abenteuer. Ich wollte absolute Freiheit. Ich wollte lernen mehr meinem Bauch und meinem Gefühl zu folgen statt meinem Verstand. Der kräht nämlich immer ziemlich laut im Oberstübchen und soll auch mal die Klappe halten. Ich wollte wieder die schönen Seiten des Lebens spüren.

    All das ist mir gelungen. Dennoch war diese Reise nicht nur geprägt von Heiterkeit und Sonnenschein. Das konntet ihr ja mitverfolgen. Man kann bis ans andere Ende der Welt reisen, aber egal, wie weit man geht, die eigenen Dämonen hat man immer im Gepäck. Und man weiß nie, wo und wie sie einen vielleicht überraschen. Es gab einige solcher Situationen, in denen ich zu kämpfen hatte. In denen ich mich traurig, einsam und verlassen fühlte. Einmal war ich kurz davor, das Handtuch zu schmeißen. Aber ich habe es nicht getan. Ich wusste mir dann doch immer irgendwie zu helfen.

    Aus diesen Erfahrungen habe ich neuen Mut geschöpft. Vertrauen in mich selbst und darin, dass es irgendwie weitergeht. Dass ich schmerzliche Situationen aushalten kann, dass ich trotzdem handlungsfähig bleibe. Und mich hoffentlich nie wieder so unglaublich hilflos und ausgeliefert fühlen werde wie nach der Trennung. Ich glaube, ich bin gelassener geworden und weniger ängstlich.

    Und diese Reise zu unternehmen, mir diesen Traum zu erfüllen trägt einen nicht unerheblichen Teil zu meiner inneren Zufriedenheit bei. Ich hatte immer irgendwo diesen Idee, diesen Gedanken an eine längere große Reise im Hinterkopf. Ich habe Reiseblogs gelesen und Auswanderersendungen geschaut. Und immer war da dieser fiese kleine Stachel in mir, der mich gepiekst hat. Und diese Stimme, die mir zuflüsterte: "Das willst du auch!". Und dann meldete sich sofort der Verstand, der da sagte: "Ja, aber...." Und ihm fielen ganz viele Gründe ein, warum das nun leider nicht mehr geht und ich mich bis zu Rente wohl gedulden müsse. Dem hab ich's gezeigt!

    Ich hoffe sehr, dass ich dies über meine Reise hinaus mit in meinen Alltag übernehmen kann. Dinge einfach zu machen, auszuprobieren, erleben. Und nicht in Ausflüchten, Sorgen, und Ja-Abers hängen zu bleiben.

    Mir hat das Schreiben dieses Blogs immer unglaublich Spaß gemacht. Ich habe gern über meine Erlebnisse berichtet. Die schönen, aber insbesondere auch die schweren, unangenehmen, anstrengenden. Mit etwas Abstand sind es für mich immerhin lustige Stories, die ich zum besten geben kann. Es war und ist mir wichtig, kein oberflächliches Bild von eitel Sonnenschein zu kreieren. Dafür gibt's Instagram.
    Es hat mir sehr viel bedeutet, dass so viele von euch mir gedanklich auf meiner Reise gefolgt sind. Dass ihr Anteil genommen habt, hat das Ganze nochmal schöner gemacht. Es hat mir Spaß gemacht, euch mitzunehmen und mit euch zu teilen. Und ich habe mich über jede Rückmeldung, jeden Kommentar, jedes Lesen eines Eintrags gefreut.

    Und wer weiß, vielleicht war dies ja nicht mein letztes Abenteuer.
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