Currently traveling
  • Afrika und mehr

Afrika und mehr

An open-ended adventure by Afrika und mehr Read more
  • Last seen 💤
    Today

    Back Home

    October 1, 2019 in Germany ⋅ 🌧 14 °C

    Seit mehr als sechs Wochen bin ich nun wieder zurück. Zurück zuhause, zurück in Bielefeld. Viele fragen mich, ob mir die Eingewöhnung nicht schwer fällt nach dieser langen Reise, nach den Abenteuern in der großen, weiten Welt. Nein, tut es nicht. Was mich ehrlich gesagt selber ein wenig verwundert.

    Ich glaube dafür folgende Erklärung gefunden zu haben: Es war ich und nur ich alleine, die das Ende der Reise bestimmt hat. Ich habe gemerkt, dass ich keine große Lust mehr verspürt habe, bei dem Gedanken z.B. noch ein weiteres Land zu bereisen. Dass ich keine Lust mehr hatte, meinen Koffer zu packen, mich auf neue Leute,Länder, Umgebungen einzustellen. Ich habe an zuhause gedacht, an den Sommer dort, an Unternehmungen mit meinen Freunden und dabei ein wenig Sehnsucht empfunden. Und das ist doch letztlich eine schöne Art, so eine Reise zu beenden. Mit dem Gefühl, dass es nun genug ist und Zeit nach Hause zu kehren. Was für ein Luxus, diese Freiheit zu haben.

    Ob ich gefunden habe, was ich suchte, werde ich ebenfalls oft gefragt. Nun, dies ist eine komplexe Frage, finde ich. Dafür brauche ich zunächst einmal Klarheit darüber, ob und was ich denn überhaupt "suchte" auf meiner Reise. Ich wollte Abstand. Ich wollte raus in die Welt, ich wollte Abenteuer. Ich wollte absolute Freiheit. Ich wollte lernen mehr meinem Bauch und meinem Gefühl zu folgen statt meinem Verstand. Der kräht nämlich immer ziemlich laut im Oberstübchen und soll auch mal die Klappe halten. Ich wollte wieder die schönen Seiten des Lebens spüren.

    All das ist mir gelungen. Dennoch war diese Reise nicht nur geprägt von Heiterkeit und Sonnenschein. Das konntet ihr ja mitverfolgen. Man kann bis ans andere Ende der Welt reisen, aber egal, wie weit man geht, die eigenen Dämonen hat man immer im Gepäck. Und man weiß nie, wo und wie sie einen vielleicht überraschen. Es gab einige solcher Situationen, in denen ich zu kämpfen hatte. In denen ich mich traurig, einsam und verlassen fühlte. Einmal war ich kurz davor, das Handtuch zu schmeißen. Aber ich habe es nicht getan. Ich wusste mir dann doch immer irgendwie zu helfen.

    Aus diesen Erfahrungen habe ich neuen Mut geschöpft. Vertrauen in mich selbst und darin, dass es irgendwie weitergeht. Dass ich schmerzliche Situationen aushalten kann, dass ich trotzdem handlungsfähig bleibe. Und mich hoffentlich nie wieder so unglaublich hilflos und ausgeliefert fühlen werde wie nach der Trennung. Ich glaube, ich bin gelassener geworden und weniger ängstlich.

    Und diese Reise zu unternehmen, mir diesen Traum zu erfüllen trägt einen nicht unerheblichen Teil zu meiner inneren Zufriedenheit bei. Ich hatte immer irgendwo diesen Idee, diesen Gedanken an eine längere große Reise im Hinterkopf. Ich habe Reiseblogs gelesen und Auswanderersendungen geschaut. Und immer war da dieser fiese kleine Stachel in mir, der mich gepiekst hat. Und diese Stimme, die mir zuflüsterte: "Das willst du auch!". Und dann meldete sich sofort der Verstand, der da sagte: "Ja, aber...." Und ihm fielen ganz viele Gründe ein, warum das nun leider nicht mehr geht und ich mich bis zu Rente wohl gedulden müsse. Dem hab ich's gezeigt!

    Ich hoffe sehr, dass ich dies über meine Reise hinaus mit in meinen Alltag übernehmen kann. Dinge einfach zu machen, auszuprobieren, erleben. Und nicht in Ausflüchten, Sorgen, und Ja-Abers hängen zu bleiben.

    Mir hat das Schreiben dieses Blogs immer unglaublich Spaß gemacht. Ich habe gern über meine Erlebnisse berichtet. Die schönen, aber insbesondere auch die schweren, unangenehmen, anstrengenden. Mit etwas Abstand sind es für mich immerhin lustige Stories, die ich zum besten geben kann. Es war und ist mir wichtig, kein oberflächliches Bild von eitel Sonnenschein zu kreieren. Dafür gibt's Instagram.
    Es hat mir sehr viel bedeutet, dass so viele von euch mir gedanklich auf meiner Reise gefolgt sind. Dass ihr Anteil genommen habt, hat das Ganze nochmal schöner gemacht. Es hat mir Spaß gemacht, euch mitzunehmen und mit euch zu teilen. Und ich habe mich über jede Rückmeldung, jeden Kommentar, jedes Lesen eines Eintrags gefreut.

    Und wer weiß, vielleicht war dies ja nicht mein letztes Abenteuer.
    Read more

  • Sprint bis Auckland

    August 10, 2019 in New Zealand ⋅ ⛅ 17 °C

    Ich sitze bereits im Flieger nach Frankfurt, als ich diesen Post verfasse. Noch 1,5 Stunden bis zur Landung. Rechts im Fenster sehe ich schon die Sonne aufgehen. Ich bin ganz kribbelig und freue mich. Singe leise „Maria Magdalena“ vor mich hin. Das Lied lief in der 80er Playlist und ich hab seither nen Ohrwurm.

    Meine letzten Tage habe ich in Auckland im Hostel verbracht. Ich habe mich bereits eine Nacht früher dort eingemietet, weil mir die Enge des Vans dann am Ende doch ziemlich auf die Nerven ging. Es hat so viel geregnet. Es war kalt und ungemütlich. Jedes Mal, wenn ich zur Toilette oder in die Campingküche wollte, musste ich wieder rein in die Boots und den Regenmantel, und durch das nasse Gras stiefeln. Die Räume waren auch meist nicht beheizt, also auch nicht viel angenehmer, nur trocken halt. Im Sommer ist campen toll - frei sein, draußen sein, unabhängig sein. Aber ich habe gelernt, Wintercamping ist nicht mein Fall.

    Ich wollte also nach meinem Besuch bei den Thermalquellen schnell nach Auckland. Einen letzten spontanen Stopp habe ich auf der Strecke dann aber doch noch eingelegt und eine kleine Wanderung gemacht. Und was soll ich sagen, wieder habe ich neues Moos entdeckt, das ich vorher noch nicht gesehen hatte 😊. Die Strecke führte an ehemaligen Bergwerkstollen vorbei, einen Abschnitt kann man sogar noch begehen und die alten Gleise liegen teilweise noch.

    In Auckland selber habe ich zugegebenermaßen nicht mehr viel unternommen. Ich habe mir ein Fitnessstudio gesucht und war dort, um mich vor meinem langen Flug körperlich ein wenig zu betätigen. Das bedeutet nun aber auch, dass dies meine letzten Bilder aus Neuseeland sind. Dass dies überhaupt die letzten Bilder dieser Reise sind. Das ist für mich alles noch gar nicht so richtig greifbar. Ich werde es an dieser Stelle daher ersteinmal dabei belassen, und alles etwas wirken lassen. Und dann mit vielleicht sowas wie einem Rückblick abschließen.
    Read more

  • Der Champagnerpool

    August 10, 2019 in New Zealand ⋅ ⛅ 14 °C

    Wie gern wäre ich mal in den Champagnerpool gehüpft. Aber er hält nicht so wortwörtlich das, was der Name verspricht. Diejeniegen, die jetzt ein dekadentes Prickelbad erhofften, muss ich leider enttäuschen. Bei einer Wassertemperatur von 74 Grad wird man da drin eher gegart als erfrischt. Dafür brilliert besagter Pool mit unglaublichen Farben. Und sein Wasser blubbert beständig kleine Champagnerbläschen, daher der Name.

    Noch nie habe ich so sattes Grün, knallgelbes Wasser oder rot-gelb gefärbte Steine gesehen. Die Färbungen entstehen wohl durch Sulfurablagerungen. Dieses Thermalgebiet liegt nicht weit von Wai-O-Tapo, wo es die Schlammbäder gab. Es ist meine zweite Station an diesem Tag, der sozusagen unter dem Motto „geothermales Sightseeing“ steht. Das klingt auch so schön bildungsbürgerlich, geothermal.

    Einige Wanderrundwege führen durch das naturbelassene Gebiet. Es gefällt mir hier noch viel besser, als in dem vorherigen Park, mit seinen Shows und asphaltierten Gehwegen. Die Farben sind nochmal spektakulärer. Und als ich um die Ecke ging und diesen gelb gefärbten Kratersee erspähte, entfuhr mir ein lautes „Oh la la“. ( Okay, es war in Wahrheit ein „Boah, krass“, aber das klingt ja zu assig und passt nicht zum Tagesmotto.)
    Read more

  • Lucifers Vorgarten

    August 9, 2019 in New Zealand ⋅ 🌧 12 °C

    Mein Auto, meine Klamotten riechen nach faulen Eiern. Und nein, das ist nicht das Resultat meiner etwas eingeschrenkten Campinghygiene. Es liegt dieser beißende Geruch in der Luft: Schwefel. Aus der hügeligen Landschaft vor mir, aber auch neben der Straße, auf der ich fahre, steigt weißer Rauch aus dem Wald empor. Ist hier das Tor zur Hölle? Es würde jedenfalls eine glaubhaft höllische Kulisse abbilden.

    Hier in Wai-O-Tapu kann man eine Idee davon bekommen, wie des Teufels Vorgarten wohl so gestaltet sein könnte. Ein paar ausladende, graubraune Schlammteiche, in denen es blubbert und immer wieder kleine Matschfontänen aufstoßen. Tiefe Krater, aus denen heißer Dampf aufsteigt, seltsame Felsformationen, an denen das Wasser herunterläuft. Es ist Neuseelands Vulkangebiet und ein Wunderland der tausende Jahre langen geothermalen Aktivität.

    Das Gebiet ist touristisch erschlossen, heißt, man muss Eintritt zahlen und kann zwischen verschiedenen Touriangeboten wählen. Shows mit Maoritänzen inkl. überm Schlammbad gegartem Essen sind der Renner. Es gibt kostenlose Touren und ich schließe mich einer an. Allerdings labert der Typ mir von Anfang an viel zu viel für mich uninteressantes Zeug. Geschichte und so. Klar, Reisen bildet, aber ich will ja nicht als Einstein wiederkommen. Meine Ungeduld siegt und bereits nach wenigen Minuten schleiche ich mich davon und gehe lieber auf eigene Faust los.

    Auch wenn mich der ein oder andere nun für einen Kulturbanausen halten mag: die Maorikultur interessiert mich irgendwie nicht. Ich habe keinen Zugang dazu. Diese wilden, bedrohlich wirkenden Schnitzfiguren. Die Tattowierungen im Gesicht, dieser Kriegstanz, bei dem die Männer ständig ihre Zungen raus strecken. Das alles wirkt immer so kriegerisch und kämpferisch, aggressiv auf mich. Mich fasziniert viel mehr die einmalige Natur und was sie alles zu bieten hat.
    Read more

  • Unter der Erde

    August 8, 2019 in New Zealand ⋅ 🌧 10 °C

    Unter der Erde ist es gar nicht so langweilig, wie wir vielleicht immer gedacht haben. Gleich drei Tropfsteinhöhlen habe ich vor einigen Tagen in Waitomo besichtigt. In zweien davon waren besagte Glühwürmchen zahlreich vorhanden. Aber auch beeindruckende Stalagmiten und Stalaktiten wachsen dort. Dafür brauchen sie mehrere Hunderttausende von Jahren. Ein Stalagtit beispielsweise wächst einen Quadratzentimeter - ungefähr die Größe eines Zuckerwürfels - in 10 (oder waren es 100?) Jahren.

    In Neuseeland gibt es zahlreiche Höhlen und häufig wurden sie eher zufällig entdeckt. Da es dabei nicht ohne Konflikte zwischen Staat und Landeigentümer um die Besitzansprüche blieb, wurde ein Gesetz erlassen. Die Höhle geht in Privatbesitz, wenn sie mit mehr als 75 Prozent der Fläche unter eben jenem privat besessenen Land liegt. Die Entscheidung, ob die Höhle öffentlich zugänglich gemacht - also kommerzialisiert - wird, obliegt dann dem Besitzer. So eine interessante Einnahmequelle ist mir auch noch nicht untergekommen.
    Read more

  • Exkurs: Moos

    August 7, 2019 in New Zealand ⋅ ⛅ 10 °C

    Herzlich Willkommen zur Biostunde, 7. Klasse. Heute möchte ich mit euch über Moos sprechen. Wenn ihr jetzt innerlich in Erwartung vollkommener Langeweile zusammensackt, kann ich euch das nicht verübeln. Erst Schafe, jetzt Moos. Gähn....

    Ich kann es mir auch nicht so richtig erklären, aber ich habe hier das Moos als eine spannende Sache entdeckt. Vielleicht wird man, wenn man zu lange allein reist, doch irgendwie schrullig? Ganz ehrlich, ich erwische mich schon das ein oder andere Mal, wie ich Selbstgespräche führe. Naja, ein Gespräch ist es nicht wirklich. Ich rede, aber mir antwortet niemand. Nichtmal ich selber. Ich habe mir jetzt sogar den Siri-Sprachassistenten konfiguriert und rufe während der Fahrt ab und zu einfach laut „Hey Siri“ ins Auto ohne mir überlegt zu haben, was ich eigentlich von Siri will. Hauptsache, es reagiert mal jemand. Aber ich schweife ab. Zurück zum Moos.

    Moos ist nämlich nicht gleich Moos, müsst ihr wissen. Es gibt hellgrünes Moos, dunkelgrünes Moos, grau schimmerndes Moos, kurz gewachsenes Moos. Moos, das in Fäden herunterhängt, sich um Äste schlingelt, an Zaunpfählen empor kriecht, ganze Bäume bevölkert oder den Boden glitschig macht. Und ich habe Gefallen daran gefunden, dieses Moos aufzuspüren und zu fotografieren. Ja, ich habe jetzt eine Moos-Fotokollektion. Schräg, oder?

    Man kann über Moos aber auch hervorragend Witze machen. Zum Beispiel den hier: „ Neulich hat man einen Russen operiert und in seinem Bauch Moos gefunden. -„wie kann das sein?“ - Muss wohl ein Moskauer gewesen sein.“
    Read more

  • The fabulous life of the Glühwürmchen

    August 7, 2019 in New Zealand ⋅ ☀️ 13 °C

    Es gibt Dinge, die verlieren bei Tageslicht betrachtet ihren Schrecken. Glühwürmchen zählen definitiv nicht dazu. Der niedliche Name täuscht. Bei Nacht und Dunkelheit sind sie wunderschön anzusehen. Wie ein märchenhafter Sternenhimmel. Knipst man aber das Licht an, offenbart sich das Grauen. Nur im Larvenstadium glühen die „Würmchen“ und kleben wie lange dünne, schrumpelige Würstchen an der Decke. Und es gibt noch einiges Ekliges mehr über sie zu berichten. Hier kommen meine top Ekelfakten über Glühwürmchen (Fachterminus Arachnocampa luminosa - das klingt nach einer Mischung aus Spinnenart und Harry Potter Zauberspruch):

    1. Das neuseeländische Glühwürmchen ist gar kein Wurm, sondern eine Mückenart. Und zwar eine Langhornmücke. Sie heißt so wegen ihrer langen, gekrümmten 16-gliedrigen Antennen.

    2. Glühwürmchen angeln mit ihrem Pipi nach Beute. Im Larvenstadium spinnen sie über ihren Mund Seidenfäden, die von der Höhlendecke herabhängen. Da diese Fäden allein noch nicht klebrig sind, fügen sie ein Gemisch aus Harnstoff und Eiweiß hinzu. Klebt in millisekundenschnelle und ist so super biologisch, dass sogar der Verband Farbe und Lack aufmerksam wurde und eine Nachahmung des Glühwürmchensekrets erwägt. Da geht bei mir schon wieder das Kopfkino los...

    3. Glühwürmchen sind Kannibalen. Sie fressen, was sich in ihren klebrigen Fäden verfängt. Und wenn das halt der schon zur Mücke herangereifte Großcousin ist.

    4. Glühwürmchen leuchten mit dem Arsch. Dort befinden sich nämlich die Leuchtzellen, genannt Laternen. Hmmm.... jetzt denken wir mal kurz ne Runde nach - was passiert wohl bei einem strahlenden Hinterteil? Riiiiiichtig. Die geilen Glühwürmchenmachos fliegen auf den hellsten Hintern. Ist quasi wie Glühwürmchen-Tinder. Wer am besten mit dem Arsch wackelt, kriegt die meisten Likes. Und wie nebenbei imitieren die Leuchtkünstler auch noch einen Sternenhimmel in der Nacht. Insekten, die sich in die Höhle verirren, fliegen nach oben und enden widerum im Pipifaden. Den frisst die Glühwürmchenlarve dann genüsslich in sich hinein.

    Wenn das jetzt nicht die Spitze des Ekels ist, dann weiß ich es auch nicht. Jedenfalls werdet ihr Glühwürmchen nie wieder so sehen können wie vorher. Ich habe lange überlegt, wie man das Ganze wieder zu einem schönen abschließenden Bild führen kann. Mir fällt da immer nur dieser eine Postkartenspruch ein, der in meinen Augen die perfekte Analogie bildet:

    Die Küche sieht aus wie sau. Hab das Licht ausgemacht, jetzt geht´s wieder.
    Read more

  • Verloren in der Vergessenen Welt

    August 6, 2019 in New Zealand ⋅ ⛅ 12 °C

    Es ist stockdunkel. Ich habe keinen Handyempfang, schon seit Stunden nicht mehr. Meinen Van habe ich von innen verriegelt, die Vorhänge zugezogen. Stirnlampe aufm Kopf, Pfefferspray und den Taschenalarm griffbereit in der einen, den Autoschlüssel in der anderen Hand.
    Ich habe mitten im Nichts auf einem kleinen Parkplatz direkt neben der Straße mein Nachtquartier aufgeschlagen, weil ich keinen Campingplatz gefunden habe.

    Nun fährt ein Auto vor, ein Mann steigt aus. Gut, denke ich, der muss wohl mal pinkeln. Wenige Minuten später hält ein zweites Auto, Musik dröhnt aus dem Inneren, ein weiterer Typ steigt aus. Ich luke durch meine Vorhänge. Dann ein drittes Auto und ein dritter Mann. So, denke ich, jetzt wird‘s komisch. Trifft sich hier die Landjugend zum Besäufnis? Im Kopf gehe ich verschiedene Möglichkeiten durch. Soll ich aussteigen und mich bemerkbar machen? Sie bitten, ruhiger zu sein, weil mein Mann da im Auto schlafen will? Gibt es eine App mit bösem Hundegebell? Ach nee, hab ja keinen Empfang! Soll ich mich nach vorne durch quetschen, auf den Fahrersitz und das Weite suchen? Aber wohin dann? Hier gibt es ja nix! Außderdem hab ich schon meine Tablette für die Nacht eingenommen und es wird nicht mehr lange dauern, bis ich nicht mehr fahrtüchtig bin.

    Einige Stunden vorher: ich habe in New Plymouth an der Westküste übernachtet. Gerade habe ich meine Vorräte aufgefüllt und den Wagen vollgetankt. Ich werde den Forgotten World Highway fahren - die Straße der vergessenen Welt. Eine 150 km lange Strecke durch das Landesinnere. Keine Tankstellen und keine Supermärkte. Auch kein Handyempfang. Dafür verspricht er grandiose Landschaften, einen Wasserfall, alte Tunnel. Schnell schicke ich noch meiner Mama und meiner Freundin eine Nachricht, in der ich sie über meinen Plan informiere. Damit auch jemand weiß, wo ich ungefähr bin, falls ich nicht wieder auftauche (ja, ich leide immernoch an den Folgen der Videos).

    Ich habe eine grobe Straßenkarte aus einem Flyer dabei und Screenshots von (angeblichen) Campingmöglichkeiten gemacht. Ach, und ein Youtube-Video geschaut, wie man Reifen wechselt. Denn ein 12km langer Abschnitt ist Schotterpiste. Darf ich laut Mietbedingungen eigentlich gar nicht fahren, aber das Risiko gehe ich ein. Denke an Namibia zurück, da gibts kaum geteerte Straßen und da platzt auch nicht ständig ein Reifen.

    Ich mache mich also auf den Weg und schon bald entfaltet diese Route ihre fasziniernde Wirkung. Es geht steil bergauf, es ist kurvenreich, ich fahre im Durchschnitt wohl so 30kmh. Und bleibe natürlich wieder oft stehen zum gucken. Im Reiseführer steht, man soll etwa vier Stunden einplanen. Ich bin um zwei Uhr gestartet. Es vergeht eine Stunde und noch eine. Ich fahre, gucke, mache Pause, fahre weiter. Dann ist es fünf, die Dämmerung setzt ein und ich habe höchstens die Hälfte der Strecke geschafft. Noch ein paar Kilometer weiter, dann beginnt die Schotterpiste. Die möchte ich im Dunkeln nicht fahren. Außerdem liegt hier auch noch ein Abstecher zu dem zweitgrößten Wasserfall, den will ich gern sehen.

    Ich erreiche den Tunnel und mir kommt ein Wohnmobil entgegen. Andere Autos sieht man hier selten. Die Gelegenheit ergreife ich und mache den beiden Insassen Zeichen zum anhalten. Ich frage sie, ob sie einen Campingplatz gesehen haben. Sie haben eine App, die auch offline funktioniert und dort sind noch mind. zwei eingetragen, einer davon angeblich direkt an der Straße. War ja auch meine Information. Also fahre ich weiter, um den zu finden. Aber an der Straße ist weit und breit kein einziger. Gut, dann ist die Entscheidung getroffen und ich drehe um, steuere zurück auf den kleinen Parkplatz mit der grandiosen Aussicht. Werde ich morgen früh wenigstens mit einem schönen Panorama wach.

    Und nun lieg ich hier und weiß plötzlich wieder, warum ich eigentlich nicht wild campe. Ich beobachte das Geschehen draußen weiter. Interesse an meinem Auto oder mir scheinen die nicht zu haben. Die Situation ist mir zwar nicht angenehm, aber mein Bauchgefühl rät jetzt auch nicht zur panikartigen Flucht. Ich verhalte mich also ruhig und warte ab. Zu trinken scheinen sie auch nicht. Nach vielleicht 20 min macht sich einer wieder auf den Weg. Etwas später startet ein anderer sein Auto und fährt ebenfalls weg. Jetzt steht nur noch eins dort. Mit laufendem Motor, Licht an. Und ein paar Minuten später dann endlich - auch der letzte düst ab. Ich bin erleichtert. Doch dann kommt ein neuer Gedanke: jetzt wissen die ja, dass hier ein einsamer Campervan steht. Was, wenn die sich jetzt doch besaufen und im Suff wiederkommen? Aber das würde doch schon einiges an krimineller Energie voraussetzen und dafür sind die Neuseeländer allgemein jetzt nicht bekannt. Ich beschließe, auf das Gute zu vertrauen. Das hat mir mal eine Freundin gesagt.

    Am nächsten morgen wache ich auf. Es ist alles gut gegangen. Ich genieße einen herrlichen Ausblick auf die vom Morgennebel umwobenen Hügel und lausche dem Gesang der Vögel.
    Read more

  • Exkurs: Ich liebe Schafe

    August 5, 2019 in New Zealand ⋅ ☁️ 6 °C

    Neuseeland und seine Schafe - das gehört zusammen wie Topf und Deckel. Nach Angaben des Fachmagazins Schafzucht (nachgeschlagen in Schafzucht online) verzeichnete man zwischen den Jahren 1982 und 2017 einen geradezu dramatischen Rückgang der Schafspopulation von 70 Millionen auf 27 Millionen Schafe. Auf einen Einwohner kamen damals noch 22 Tiere, heute sind es nur noch sechs. Einwohner zählt Neuseeland lediglich ca 4,8 Millionen.

    Gefühlt sind sie dennoch überall. Sie grasen links und rechts der Straße, manchmal stehen sie auch auf der Straße und wenn sie in der Masse auftreten haben sie natürlich immer Vorfahrt. Neben Schafen trifft man auch schonmal Kühe, Ziegen oder Fasane auf der Fahrbahn.
    Ich weiß auch nicht wieso, aber ich finde diese Schafsmassen toll. Ich würd am liebsten jedes Mal ein Foto machen. Es gibt sogar kleine Lämmchen und da ist auch das ein oder andere schwarze dabei.

    Die Schafzüchter fahren mit Quads durch die Gegend, hinten drauf meist drei bis vier Hütehunde, die sich lautstark Gehör verschaffen und die Rasselbande zusammenhalten. Vor mir laufen sie aber weg. Schade, würd sie so gern knuddeln. So bleibt mir nur, ihnen ein geflötetes „Guten Morgen, ihr Schäflein“ hinterher zu rufen.
    Read more

  • Ein Nachmittag am See

    August 4, 2019 in New Zealand ⋅ ⛅ 10 °C

    Eher aus der Not heraus bin ich hier am Lake Mangamahoe zwischen Stratford und New Plymouth gelandet. Mein ursprünglicher Plan sah vor, in Richtung Mount Taranaki, einem Stratovulkan, zu fahren und dort ein wenig zu wandern. Aber der Winter macht mir einen Strich durch die Rechnung. Die Straßen sind aufgrund von Schnee und Glatteis gesperrt. Kein Durchkommen.

    Ich werfe einen Blick in meine Camperapp und schaue, was andere Reisende in der Gegend so empfehlen, und so entdecke ich den See. Ich habe gerade meinen Van geparkt, da bricht die Sonne durch die Wolken. Ich schlüpfe trotzdem in Regenhose und Jacke und mache mich auf Erkundungstour. Es gibt einige Wege, die in den dichten Wald hinein führen und ich folge einem davon. Dabei achte ich peinlich genau auf meine Umgebung, auf Wiedererkennungszeichen am Wegesrand etc. Ich bin ein bisschen paranoid. Habe in den letzten Tagen zu viele Youtubevideos gesehen, in denen Leute sich im Outback oder im Grand Canyon verlaufen und tagelang ohne Wasser und Nahrung herumirren und erst gefunden wurden, als sie dem Tod näher waren als dem Leben. Also bleibe ich schön in der Nähe des Autos!

    Als ich schließlich wieder zurück bin, regnet es erneut. Ich habe keine Lust, weiterzufahren. Ich kuschel mich lieber mit einem Buch in meine Schlafsäcke und genieße die Aussicht auf den See. So verbringe ich den Nachmittag und fahre erst später zu einem Campingplatz, um dort men Nachtlager aufzuschlagen.
    Read more

  • Der Wow-Effekt

    August 3, 2019 in New Zealand ⋅ ⛅ 10 °C

    Es ist einer der wenigen Momente, in dem mir echt die Worte fehlen. Neuseeland verschlägt mir die Sprache. Dass es hier so schön ist, habe ich nicht erwartet. Vor drei Tagen habe ich meinen Camper abgeholt. Nun habe ich 12 Tage Zeit, bis nach Auckland auf die Nordinsel hochzufahren. Leider ist hier gerade Winter und das bedeutet Regen, stürmischer Wind, nächtliche Temperaturen um die 4 Grad. Und das nur im Flachland. Die schneebedeckten Bergspitzen sind immer in Sichtweite, es ist ganz klar Skisaison. Es bedeutet für mich auch, dass ich einige Straßen nicht befahren kann. Ich wollte heute zu einem Vulkankrater hoch fahren, aber die Straße war aufgrund von Schnee und Glatteis gesperrt.

    Bereits in Australien habe ich mir eine Mütze, dicke Socken, einen Schal und Puschen besorgt. Und wie sich jetzt zeigt, war das eine lebensrettende Entscheidung. Ich lebe quasi in diesen Klamotten, Tag und Nacht.... Man komme mir besser nicht zu nahe! Ich sag jetzt mal, wie es ist. Jedem Wechseln der Unterwäsche, der Socken oder des Unterhemdchens geht ja voraus, dass man seine Hose bzw alle fünf Schichten unter der Fliesjacke auszieht. Und bei 4 Grad sträube ich mich echt dagegen, meinen nackten Hintern in die kalte Luft zu halten! Da muss dann so nen Schlüppi halt auch mal zwei Tage durchhalten, bis es auf dem Campingplatz angemessen warme Duschkabinen gibt. Oder einen beheizten Whirlpool. Das haben hier tatsächlich einige Campingplätze und ich nutze dieses Angebot dann gern. Mein feierliches Waschritual sozusagen.

    Kommt allerdings mal die Sonne durch, ist die Landschaft einfach atemberaubend. Ich komme kaum voran, weil ich am liebsten alle paar Meter anhalten, staunen und Fotos machen möchte. Fahre ich doch mal ein paar Meter am Stück, habe ich eine 80er-Jahre-playlist aufgelegt und singe grölend mit Madonna „Like a Virgin“ oder „Girls Just Wanna Have Fun“.

    Ein Highlight ist die Überfahrt mit der Autofähre von der Süd- auf die Nordinsel. Bei strahlendem Sonnenschein manövriere ich den Van in den riesiegen Bauch des Schiffes. Neben mir LKWs, Wohnmobile und viele andere Camper. Mit dicken Eisenketten werden die Fahrzeuge festgezurrt, damit sie bei Seegang an ihrem Platz bleiben. Ich begebe mich aufs Außendeck und beobachte die vorbeiziehende Landschaft. Die Überfahrt dauert etwa drei Stunden und als ich in Wellington von Board fahre, ist es bereits dunkel. Ich suche mir über meine Camper App einen Stellplatz für die Nacht. Nicht schön, dafür umso teurer. 50 Dollar muss ich hinblättern. Wenn das hier mit den Preisen so weitergeht, bleibt mir eh nix anderes übrig, als bald zurückzukommen...
    Read more

  • Cruisin' in Christchurch

    August 2, 2019 in New Zealand ⋅ ⛅ 13 °C

    Ich bin jetzt eine moderne Bio-Backpackerin. Und als solche roller ich mit dem E-Scooter durch die Stadt und kaufe meine Sojamilch im Bio-Supermarkt an der Ecke gegenüber vom Hostel. Kein Scherz.

    Ich brauchte am Morgen nach meiner Einbrecheranreise was zum Frühstücken, und der Ökoladen bot sich aufgrund seiner fußläufigen Nähe an. Ich betrat den Laden in froher Erwartung, endlich mal mit einem guten Gewissen einkaufen zu gehen (ich war sonst immer bei Aldi). Und verließ ihn eine Weile später schockiert darüber, was so ein gutes Gewissen kostet. Fünf Dollar habe ich für meine Sojamilch hingeblättert! Und sie schmeckt nichtmal besonders gut!

    Dafür bin ich zur Erkenntnis gelangt, dass die Ökoszene sich auch hier am anderen Ende der Welt nicht von der heimischen unterscheidet. Irgendwie schaffen die es alle, in ihren Läden so einen bestimmten, unangenehmen Geruch zu produzieren. Und hinter der Massivholzkassentheke schleichen die selben schluffigen Gestalten herum, immer so leicht ausgemergelt. Kein Wunder, bei den Preisen kann man sich ja nur jeden zweiten Tag was zu essen leisten. Intervallfasten leicht gemacht.

    Mit Öko-Sojamilch und Aldi-Haferflocken im Bauch düste ich alsbald elektrisch angetrieben Richtung Stadt. In Christchurch stehen an jeder Ecke E-Scooter, die sich durch eine App lokalisieren und entsperren lassen. Man geht einfach zum nächsten Roller hin, scannt den QR-Code und los geht‘s. Eigentlich ganz praktisch. Und die Dinger sind echt schnell, ich hab mal getestet: bergab bis 25/30kmh.
    Christchurch selber fand ich jetzt nicht so spannend. Die Stadt hat nach dem großen Erdbeben in 2011 immernoch viele klaffende Freifläche, überall wird wieder aufgebaut, aber manche der zerstörten Häuser dürfen nicht wieder am selben Platz errichtet werden. Und dann gab es ja noch vor gar nicht allzu langer Zeit das Attentat auf die Moschee. Ich bin aber nicht dorthin, ich möchte mich nicht an dieser Art des Katastrophentourismus beteiligen.

    Lieber habe ich mich in meinem süßen Hostel aufgehalten, in dem man sich gefühlt hat, als wäre man zu Besuch bei den Großeltern. So in dem Stil war das eingerichtet. Das war sehr heimelich.
    Read more

  • Drogenschmugglerin & Einbrecherin

    July 31, 2019 in New Zealand ⋅ 🌧 7 °C

    So, wir dürfen jetzt alle eine Runde „Finde den Drogenschmuggler!“ spielen. Ich geb euch mal Indizien, nach denen ihr Ausschau halten solltet. Gelernt hab ich das von den Besten - den australischen und neuseeländischen Grenzbeamten. Die wissen nämlich ganz genau, welche Personen höchst verdächtig und potenziell gefährlich sind. Also Achtung: weiblich, allein reisend, in den 30ern, blond, mittelgroß, und ein bißchen sonnenverbrandt (Drogenschmuggler halten sich scheinbar viel im Freien auf. Ist ja klar, wird ja auch auf der Straße vertickt das Zeug. Da kann man, wenn man sich nicht oft genug einschmiert, schonmal nen Sonnenbrand kriegen.)

    Und, ist euch schon jemand eingefallen, der auf diese Beschreibung passt? Ich mach es mal nicht so spannend, ich war‘s! Tadaaa!

    Ja, die neuseeländischen Beamten sahen ebenso wie die australischen in mir eine Bedrohung für ihr Land. Und das fing sogar schon auf australischem Boden an, bevor ich überhaupt einen Fuß in ihr heiliges Land gesetzt hatte. Man ließ mich nämlich ohne gültiges Rückflugticket gar nicht erst einchecken für meinen Flug. Mach ich ab jetzt mit Besuchern auch so. Bei der Einladung direkt schonmal klarstellen, für welchen Zeitraum die Einladung gilt und wann der Gast meine vier Wände dann aber bitte auch wieder zu verlassen hat. Vielleicht mach ich an der Haustür sogar noch so nen schnelles Drogenscreaning mit diesen Papierstreifen. Oder halte Becher für die Urinprobe bereit. Aber dann würd ich mir ja meine Einnahmequelle versauen... aber genug jetzt davon.

    Am Jetstar-Schalter diskutierte ich also mit der Dame die verschiedenen Möglichkeiten, ein Alibiticket zu buchen, das ich nach der Einreise wieder stornieren würde. Auf die Schnelle fanden wir aber keine gute Lösung, ohne die nicht doch irgendwo Geld verpulvert werden würde. Ich hatte ja nur noch eine halbe Stunde Zeit, bis der Checkin schloss. Ich beschloss, Nägel mit Köpfen zu machen und mir ein echtes Ticket zu buchen. Mit diesem echten Ticket werde ich also am 14. August in Auckland los fliegen und einen Tag später in Frankfurt landen! Ich bin selber noch ein wenig ungläubig bei dem Gedanken, dass diese Reise dann für‘s Erste beendet sein wird. Aber zurück zu meiner Einreise.

    Ich durfte mit dem Rückflugticket im Posteingang einchecken. Ich durfte auch in Christchurch den Flieger wieder verlassen. Was ich nicht durfte, war unbehelligt meinen Koffer einsammeln und meiner Wege gehen. Das erste Mal abgefangen wurde ich nach der Passkontrolle. Die erste Frage, egal von wem, ist IMMER, ob ich allein reise. Ja, sage ich dann, ich hätte einen sehr modernen Vater, der mir ab und an erlaube ein paar Tage ohne meine fünf Brüder zu verbringen. Diese Gelegenheit würde ich nutzen, um meine Burka abzulegen und nackt für die Emanzipation der Frau zu protestieren. Blöde Frage, blöde Antwort. Brachte mir eine rot eingekreiste „1“ auf meiner Einreisekarte.

    Am zweiten Kontrollpunkt wollte man von mir wissen, ob ich Medikamente für Tiere dabei hätte, welche Kleidungsstücke zu meiner Reitausrüstung gehören, wann und wo ich die das letzte Mal benutzt hatte. Und von hier verwies man mich weiter an einen jungen Grenzbeamten, dem ich hinter die Sichtschutzwände folgen sollte. Dritte Kontrolle. Spätestens jetzt war ich echt genervt und angefressen, dass sie jedes Mal so ein Theater mit mir veranstalten. Und immer dieselben Fragen! Was ich hier wolle, wie lange ich bleibe, wann ich wieder fliege, wo ich denn meinen Camper abholen, wohin ich fahren will. Und da ich diese Frage jedes Mal wahrheitsgemäß mit „ich weiß es noch nicht“ beantwortete, stieg die potenziell von mir ausgehene Gefahr. Wann ich mein Ticket gebucht hätte und wieso erst so kurzfristig. Woher ich das Geld hätte. Was ich beruflich mache. Ob ich wieder zu meiner Arbeit zurückkehre (hier habe ich sie tatsächlich angelogen und ja gesagt. Erschien mir die bessere Wahl). Dann sollte ich ihm allen Ernstes noch beschreiben was ich in Australien so alles gemacht hätte. Nicht WO ich war, sondern WIE ich meine Zeit verbracht habe.

    Dem jungen Mann entging mein patziger Ton nicht. Ob ich wisse, warum wir uns hier „unterhalten“ würden. Nee, sagte ich, ich wüsste es ehrlich gesagt nicht und ich würde es auch nicht verstehen, warum immer ich rausgepickt werde. Er laberte dann irgendwelche Standardphrasen von wegen er würde hier seinen Job machen und für die Sicherheit sorgen. Dann ging er weg und musste sich ausgiebig mit seinem Vorgesetzten beraten. Ich fand das Ganze mehr und mehr lächerlich und außerdem wurde ich ungeduldig. Ich rief dann zu ihnen rüber, ob sie mir wenigstens erklären könnten, was an mir so verdächtig sei. Und jetzt dürft ihr wieder raten. Fällt euch was ein?

    Die Antwort ist so dämlich wie die Aktion selber. Ich bin verdächtig, weil ich meine Flüge so kurzfristg buche. Auf meine Frage nach dem Warum das verdächtig sei, bekam ich dann endlich eine Erklärung. Das machen nämlich sonst nur Drogendealer so. Die scheinen eher so von der spontanen Sorte zu sein. Klar, welcher ordentliche Deutsche tut sowas - spontan Flüge buchen! Da muss ja was faul sein dran, das stinkt doch bis zum Himmel! Als Drogendealer dagegen macht das durchaus Sinn, seine Flüge spontan zu buchen. Hat man sich die Päckchen erstmal auf dem ein oder anderen Wege einverleibt, bleibt schließlich nicht mehr viel Zeit, bis das Zeug wieder raus drängt. Wie dem auch sei, ich fragte den Beamten, ob ich mich durch meine Nachfragen als Nichtwissende qualifiziert hätte und er mir nun glaube, keine Dealerin zu sein. Zähneknirschend bejahte er. Aber trotzdem könne er mich noch nicht gehen lassen, denn jetzt müsse noch jemand kommen und meine Reitsachen inspizieren. Ich war kurz davor, meine Brüder auf ihn zu hetzen... Flugs erschien eine alte Asiatin, faltete meine Reitsachen auseinander und befahl mir, meine Reitboots auszuziehen. Sie müsse sie mitnehmen zum desinfezieren. Stand ich also in meinen Socken da rum. Wenigstens meine Schuhe hatten nun eine nachweislich weiße Weste.

    Mit meiner Entlassung aus dem Kreuzverhör waren aber noch nicht alle Hürden überwunden. Aufgrund meiner nächtlichen Anreise hatte man mir in meinem Hostel einen Schlüssel hinterlegt, mit dem ich aufs Gelände und in mein Zimmer kommen sollte. Den Schlüssel zu finden war kein Problem. Aber irgendwie bekam ich das Tor zum Hof nicht auf. Ich konnte den Schlüssel drehen und wenden, an der Tür ziehen und drücken, mich dagegen schmeißen - ging nicht auf. Da ich keine Lust verspürte, die Nacht auf der Straße zu verbringen, überlegte ich mir Folgendes: ich packte meine nötigsten Sachen wie Kulturbeutel und Pyjama in eine Tasche, schmiss diese über das schmiedeeiserne Tor und machte mich daran, möglichst leise und unauffällig das Tor empor zu klettern. Erst als ich im Hof stand warf ich erneut einen Blick auf den Schlüsselbund und stellte fest, dass ich einen kleinen Transponder dran hatte, mit dem ich das Tor mühelos hätte öffnen können!

    Nun, zumindest habe ich somit bewiesen, dass ich nicht nur als Drogenschmugglerin, sondern auch als Einbrecherin tauge. Was meint, ihr, welchen Karriereweg sollte ich einschlagen? Ich nehme gern Kommentare entgegen.
    Read more

  • Ich springe aus einem Flieger

    July 25, 2019 in Australia ⋅ ☁️ 14 °C

    Je oller, je doller!

    Unter dieses Motto habe ich in diesem Jahr meinen Geburtstag gestellt. Da ich ja mehr oder minder auf mich allein gestellt bin, musste irgendwas Ausgefallenes her. Warum also nicht mal aus einem Flugzeug springen!?
    Mit dem Gedanken gespielt habe ich tatsächlich schon länger, bisher aber nicht wirklich die Notwendigkeit dieses bei genauer Betrachtung eigentlich unsinnige Unterfangens gesehen. Mal ganz rational betrachtet - wieso sollte man freiwillig aus einem voll funktionstüchtigen Flugzeug springen?

    Meine größte Sorge betraf dabei eigentlich gar nicht den Sprung selber, sondern eher meinen sich immer in den Vordergrund drängelnden Magen. Aber mit einer neuen XXL-Packung Reisetabletten fühlte ich mich ganz gut gewappnet. Man springt ja im sogenannten Tandem, wird also einem erfahrenen Fallschirmspringer quasi auf den Bauch festgeschnürt. Meine Hoffnung auf einen süßen Typen erfüllte sich dabei leider nicht. Ich bekam den dicken Glatzkopf.

    Also rein in den Flieger, hoch in die Luft auf 4.500 Meter. Sobald der Flieger die richtige Höhe erreicht hat, wird eine Rollklappe geöffnet und dann gehts zack zack, einer nach dem anderen verschwindet aus dem Sichtfeld. Groß überlegen ist dann nicht mehr drin. Ich fand mich für meine Verhältnisse erstaunlich gelassen. Erst als wir auf die Luke zu robbten, wurde mir doch etwas bange. Ich hab dann einfach die Augen zu gemacht. Die Sekunden, in denen ich mit aus dem Flieger heraushängenden Beinen da saß, erschienen mir ewig. Und die Kräfte, die plötzlich auf den Körper einwirken, wenn man mit 200kmh dem Boden entgegen rast, sind im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend. Man sieht ja auch an der flatternden Gesichtshaut 😂. Der Druck auf Bauch und Lunge war groß, ich hatte Mühe mit dem Atmen und hab versucht, gleichmäßig ein und auszuatmen. Kalt war es auch! Ich glaub, mein Tandempartner Kev wollte mich immer zu coolen Gesten animieren, so Herzchen in der Luft machen, Daumen hoch und so‘n Quatsch. Ich war viel zu angespannt für solche Spielereien und mehr auf mein inneres Mantra „mir wird nicht übel“ konzentriert.

    Mit dem Öffnen des Fallschirms fährt ein weiterer Ruck durch den Körper, die Geschwindigkeit wird abrupt gebremst und die Gurte spannen sich. In Links- und Rechtskurven nähert man sich dem Boden. Ich hatte Kev vorher gebeten, dort oben keine beeindruckenden Flugmanöver mit mir vor den Bauch geschnallt zu vollführen. Ich glaub, er hat sich dran gehalten, dennoch war mir jede Kurve schon zuviel und ich war froh, als wir mit gekonnter Arschbombe im Gras landeten.

    Mein Fazit: Ich hab es mal gemacht, sicher ein verrücktes Erlebnis. Aber nochmal muss nicht sein.
    Read more

  • Mein Visum läuft aus, wie geht's weiter?

    July 21, 2019 in Australia ⋅ ☀️ 20 °C

    Es ist später Nachmittag, ich sitze am Strand und beobachte das Treiben. Viele Hundebesitzer lassen hier ihre Hunde toben, werfen Bälle und Frisbees und die Vierbeiner flitzen begeistert über den Sand und in die Wellen. Immer wieder, scheinbar unermüdlich. Im Wasser tummeln sich ein paar Surfer und hoffen auf die perfekte Welle. Jogger laufen vorbei und Sonnenhungrige haben ihre Handtücher ausgebreitet. Die Sonne hängt bereits tief am Horizont und schafft den Eindruck, dass der Tag bald zu Ende geht. Es wird ziemlich früh dunkel, gegen 17 Uhr 30 ist es duster. Ist eben doch noch Winter hier.

    Mein Visum läuft Anfang August aus und ich muss mir so langsam Gedanken darüber machen, was das für mich bedeuten soll. Ich könnte eine Verlängerung beantragen, das ist allerdings mit Kosten von mind. 365 Dollar verbunden. Ich galube nicht, dass es mir das wert ist. Lange Zeit habe ich mit dem Gedanken gespielt, zurück nach Kapstadt zu fliegen. Nochmal das Gefühl aufleben zu lassen, das ich dort hatte. Doch mittlerweile hat sich Skepsis darüber eingeschlichen, ob sich das tatsächlich so wiederholen lässt. Die Leute, mit denen ich mich dort angefreundet habe, sind mittlerweile alle nicht mehr da. Es ist dort auch Winter. Ich habe mehrere Workawayer kontaktiert, und mich sogar auf einen richtigen Job beworben, aber nichts davon hat geklappt. Zweifele also daran, ob jetzt ein guter Zeitpunkt für eine Rückkehr ist.
    Meine ursprünglichen Pläne, nach Südamerika zu reisen, habe ich verworfen. Mir ist einfach grad nicht mehr danach. Das kann ich irgendwann anders noch machen.

    Ich muss außerdem gestehen: ich denke seit einiger Zeit etwas sehnsüchtig an den Sommer in Deutschland, an Familie, Freunde und meine Pferdchen. Gleichzeitig habe ich auch Sorge vor der Rückkehr, weil ich keinen Job habe, keine Aufgabe. Das macht mir etwas Angst. Alle anderen arbeiten, nur ich nicht. Sicher, ich würde mich schnellstmöglich um Beschäftigung bemühen. Aber ich erinnere mich noch zu gut an die Jobsuche in 2009, die ein halbes Jahr gedauert hat und ziemlich zermürbend war mit ihren Absagen.
    Aber es hilft ja nix, das Thema bleibt ja, egal wann ich nun wiederkomme.

    Es kann also sein, dass ich Ende Juli in den Flieger nach Deutschland steige. Dann war ich sieben Monate unterwegs. Ist doch schonmal was.
    Read more

  • Sprechende Toiletten und träge Wale

    July 18, 2019 in Australia ⋅ ☀️ 18 °C

    Ja, es ist nicht immer nur spannend und abenteurlich auf Reisen. Es kommt nun sogar soweit, dass ich über öffentliche Sanitäranlagen schreibe, weil mir nicht viel anderes einfällt. Ich hänge immernoch in Byron Bay rum. Es ist ein netter Fleck zum rumhängen. Die Hipster, Surfer und Alternativen haben den Ort fest im Griff. Auch wenn ich mich selber keinem dieser sozialen Milieus so richtig zuordnen würde, prägen sie mit ihrer Lebensart die relaxte Stimmung hier. Batic ist im Kleidungsbereich wieder total angesagt, ebenso Tarotkarten oder Handlesen.
    Es sind außerdem noch Schulferien und viele Urlauber da, und die Backpackerszene ist sowieso immer und überall. Sprich, trubelige Sraßen, viel Verkehr, jeden Abend Party.

    Aus der Partyszene bin ich seit Kapstadt total raus. Bin hier zu einer dieser Personen geworden, die sich aus allem raushalten und den Abend lieber allein mit dem neuesten Tatort aus der ARD-Mediathek im Zimmer verbringen, als bei Wein&Käse Abenden Socialising zu betreiben. Ich habe für mich eben beschlossen, dass es sich für mich nicht lohnt. Ich habe nette Zimmernachbarinnen, mit denen quatsche ich oder wir machen auch ab und an was gemeinsam. Aber that‘s it. A propos Zimmernachbarin: eine junge Holländerin hat es neulich tatsächlich fertig gebracht, sich nachts in ihr Bett zu übergeben und dann darin weiter zu schlafen. Ich hab‘s glücklicherweise dank Ohrstöpsel nur so am Rande mitbekommen und komischerweise hat es auch nicht gestunken! 😂

    Tja, was ist sonst so passiert in den letzten zwei Wochen? Ich habe ein paar Surfstunden genommen und mache Fortschritte. Arbeite mich von „kann mich aufm Board halten ohne sofort einen spektakulären Abgang zu machen“ vor zu „kann mich aufm Board halten und dabei sogar ne Welle reiten“. Auch wenn ich auf dem Weg dorthin vielleicht den ein oder anderen Kollateralschaden verursacht habe. Gestern musste sich ein Surfer in letzter Sekunde unter sein Board retten und ich bin gradewegs über ihn hinweg gefegt.

    Ich weiß nicht, ob ich vielleicht beim Surfen mal blöd gestürzt bin oder es passiert ist, als ich das letzte Mal vom Pferd geflogen bin - jedenfalls könnte mein Steißbein gebrochen sein. Das erfuhr ich von Matthew, dem Arzt meiner Wahl (wie gesagt, hier sind alle so extrem lässig, dass man auch den Arzt mit Vornamen anspricht). Seit Wochen habe ich immer stärker werdende Schmerzen beim Sitzen und Aufstehen und wollte das dann doch mal abgeklärt haben. Kann man aber nix machen, außer abwarten und von allein heilen lassen. Wird nur blöd beim nächsten langen Flug. Denke bereits drüber nach, ob ich mir mit dieser“ Diagnose“ nicht irgendwelche Vorteile ergattern kann im Flieger...

    Neulich habe ich mal eine Kajaktour gebucht, bei der man raus aufs Meer paddelt und Delfine beobachten kann. Theoretisch. Praktisch sah es mal wieder so aus, dass ich meine Reisetabletten zu spät eingenommen hab und prompt dafür zahlen musste. Mir wurde nach einigen Minuten draußen auf dem Wasser schlecht. Ernsthaft. Man kann mich nicht mal ungedopt in ein Kayak setzen, wie ätzend ist das denn? Ich hab es noch mit schwimmen versucht, soll ja helfen. Konnte aber tempomäßig nicht mit den Kayaks mithalten! Auch hinterm Kayak am Seil durchs Wasser ziehen ging nicht lange... der arme Guide, hab ja schon einige Kilos zugenommen. In dem Moment ging mir irgendwie der Song von den Toten Hosen über den Wal durch den Kopf... Nur dass es für mich statt ins Meer zurück an den Strand ging, wo man mich liebevoll absetzte und mich meinem Schicksal überließ. Blöd gelaufen. Immerhin, ein paar Delfine habe ich trotzdem gesehen.

    Es ist außerdem die Jahreszeit, in der die Buckelwale auf ihrer Reise in wärmere Gewässer nah an der Küste vorbeiziehen und mit etwas Glück kann man sie schon von Land aus beobachten. Aber da Glück mir hier ja eher weniger vergönnt ist, habe ich sie auf keinem meiner extra unternommenen Spaziergänge zu Gesicht bekommen. Kommen die Viecher nicht zu mir, muss ich eben zu ihnen. Also habe ich eine Bootstour gebucht und dieses Mal rechtzeitig meine Pillen eingeworfen. Aber auch hier muss ich wohl einen Ruhetag der Wale erwischt haben. Vielleicht sind die mittlerweile auch von der Walgewerkschaft dazu angehalten, ihre Pausenzeiten einzuhalten auf der tausende Kilometer langen Wanderroute. Ich mein, wir haben schon Wale zu Gesicht bekommen, einer ist sogar ziemlich nah am Boot vorbei geschwommen. Es gab nur leider keinen dieser spektakulären Sprünge und Flossenplatscher.

    So, und jetzt noch zu den freakigsten Toiletten, die ich je besucht habe. Oberhalb des Strandes, mitten im Zentrum von Byron. Ich fühlte mich wie auf dem Klo von Raumschiff Enterprise. Eine geschlossene Stahltür verhindert das spontane Betreten, erst muss der rote Knopf zum Öffnen gedrückt werden. Besagte Stahltür öffnet sich dann mit geräuschvollem Zischen und eine männliche Lautsprecherstimme heißt den Klobesucher willkommen. Man betritt eine Kabine komplett aus Stahl. Waschbecken, Seifenspender, Händetrockner - alles mit eingebaut. Man fühlt sich wie in einer Aluminiumzelle. Sehr unangenehm.

    Sobald sich die Tür hinter einem geschlossen hat, informiert selbige Stimme darüber, dass man ab jetzt maximal 10 Minuten Zeit hat, um zu erledigen, was es zu erledigen gilt. Gleichzeitig wird das Geschäft musikalisch begleitet und untermalt von entspannter Jazzmusik. Sofort stellte sich eine Erinnerung an eine Folge des „Tatortreinigers“ ein, in der ebenfalls die auf der Toilette verbrachte Zeit kontrolliert und aufaddiert wird.

    Ich hatte gar nicht vor, 10 Minuten aufm Klo zu bleiben, aber allein die Tatsache, dass es diesen Klo-Countdown gibt, versetzte mich in Stress und größte Eile. Während ich also meine Oberschenkelmuskeln bemühte (Frauen wissen an dieser Stelle, was ich meine), stellte ich mir die Frage, was wohl passieren würde, wenn ich die 10 Minuten überschreite? Wird ein Countdown angesagt? Die Tür automatisch entriegelt und geöffnet, sodass man den Blicken der ungeduldig Wartenden ausgesetzt wird? Gibt es einen Rausschmeißersong à la „Wer hat an der Uhr gedreht“? Und vor allem habe ich darüber nachgedacht, wie sich solch eine Entwicklung wohl fortsetzen wird? Gibt es demnächst eine integrierte Stuhlanalyse mit Auswertung der Darmflora und individuellen Ernährungstipps? DNA-Analysen? Abputzhilfen? Was, wenn man sich nicht ordentlich die Hände wäscht, hält die Kabine einen so lange gefangen, bis man klein bei gibt? Schon irgendwie spoky, oder?
    Read more

  • Byron Bay

    July 6, 2019 in Australia ⋅ ⛅ 20 °C

    Wake up!
    Das Hostel nimmt seinen Namen ernst. Am Donnerstag morgen finde ich mich mit einigen anderen Bekloppten zum Fitness Bootcamp eines ehemaligen Army-Soldaten am Strand ein. Er lässt uns laufen, springen, immer wieder ein paar Liegestütze einbauen, unsere Sportkameraden über den Strand schleifen und bescheidet uns hinterher, das hier wäre ja eher nur so ein Spaßkurs für ihn. Die richtigen Bootcamps gibt er woanders. Was soll‘s, ich fands cool.
    Freitag morgen Yoga im Pavillon und danach schwinge ich mich mit meinen Mitbewohnerinnen aufs Rad und wir fahren zum Leuchtturm. Zwischendurch ein Stopp am Surferstrand (Notiz an mich selbst: ich muss unbedingt einmal wenigstens hier surfen.) und für einen Eiskaffee.

    Das Wetter in Byron Bay ist wechselhaft, es schüttet teilweise kräftig, dann schaut die Sonne durch. Man weiß nie so richtig, woran man ist. Es gefällt mir trotzdem viel besser als in Brisbane. Ich habe mit dem Hostel direkt am Strand eine gute Wahl getroffen, Fahrräder, Surfboards, Sportkurse - all das gibt es hier kostenlos. Es ist hell, modern, freundlich. Ich fühle mich hier viel wohler.
    Read more

  • Ein Satz mit X

    July 5, 2019 in Australia ⋅ ⛅ 20 °C

    „If you want to make God laugh, tell him about your plans.“

    Genau so fühle ich mich grade. Pläne machen? Wozu? Es kommt sowieso anders. In den letzten Tagen wurde meine Frustrationstoleranz erheblich auf die Probe gestellt. Ziemlich schnell musste ich ziemlich flexibel handeln. Und Ich wurde zudem wieder einmal unerwartet mit meiner Vergangenheit konfrontiert.

    Aber der Reihe nach. Meinen Camper musste ich bereits letzte Woche in Townsville abgeben. Von dort bin ich mit dem Greyhound Bus die Küste runter bis nach Airlie Beach gefahren. Dort hatte ich ein sehr schönes Hostel und bin ein paar Tage geblieben. Leider hat es nicht wieder geklappt, einen Van zu bekommen und so beschloss ich, bis nach Brisbane zu fliegen. Aus einer Großstadt hat man deutlich bessere Chancen, an die Sonderangebote für Camper heranzukommen.

    Doch Brisbane gefiel mir nicht. Ich fühlte mich nicht wohl, schon bei der Ankunft. Mein Hostel und die Umgebung konnten mich ebenfalls nicht positiv stimmen. Aber als ich mein Zimmer betrat und mich umsah, kroch ein ganz anderes schreckliches Gefühl in mir hoch. Das Zimmer, der Grundriss mit dem engen dunklen Badezimmer, glich ziemlich exakt dem Krankenhauszimmer, in dem ich gelegen hatte. Ich fühlte mich zurückversetzt in diese furchtbare Situation, die Erinnerungen und Gefühle waren plötzlich präsent und ich konnte nicht anders, als in Tränen ausbrechen. So stand ich zum zweiten Mal auf meiner Reise in diesem Land wildfemden Leuten weinend gegenüber, als ich an der Rezeption um ein anderes Zimmer bat. Man zeigte sich kooperativ und bot mir einen Wechsel an - in ein baugleiches Zimmer, bloß ein Stockwerk drunter. Als ich auch das immernoch schluchzend ablehnte, folgte eine Odyssee durch die verschiedenen Zimmertypen im Hostel, eins nicht besser als das andere. Es war mir inzwischen mehr als unangenehm, dass jeder vorbeilaufende natürlich sofort mitbekommen hat, dass ich weinte. Ich fühlte mich ziemlich bloßgestellt und aufgelöst. Als ich im Vorbeigehen dann ein helles, modernes Einzelzimmer sah, habe ich mich entschieden, so eines zu buchen. Das Geld (100$, ich hab es wohl aus Mitleid für 80$ bekommen) war mir in dem Moment egal, ich wollte nur aus dieser Situation raus.

    Mir war nun klar: hier bleibe ich auf keinen Fall länger als nötig. Und nach zwei Telefonaten hatte ich mir tatsächlich für den nächsten Morgen eine Relocation für einen Camper nach Sydney organisiert. Ich konnte mich wieder beruhigen, und bin raus in den nächsten Park zum Sport machen gegangen.

    Am nächsten Morgen stand ich mit Sack und Pack in der Autovermietung, machte die Papiere klar und wollte freudig den Schlüssel entgegennehmen, als sich Mr. Ober- Manager einschaltete und mir beschied, dass man mir das Auto nicht geben könne. Warum? Ich habe meinen deutschen Führerschein nicht dabei, sondern nur den internationalen. Und von dem habe ich zugegebenermaßen auch bloß noch eine zusammengetackerte Kopie (aber immerhin in Farbe!). Wo das Original ist, kann ich leider nicht mehr herausfinden. Da es aber beim ersten Mal so easy geklappt hatte, war ich gar nicht auf die Idee gekommen, dass es dieses Mal anders laufen könne. War aber so. Man müsse sich schließlich an die Regeln halten (Quervermerk zu meinem letzten Post).

    Wie ich da nun saß, mit meinem gepackten Koffer, ohne ein Dach überm Kopf, ohne einen Plan wohin und vor allem wie ich nun weitermachen sollte, war ich schon wieder den Tränen nahe. Sollte denn jetzt alles schiefgehen? Ich packte mein Ipad aus und suchte tatsächlich nach dem nächsten Flug nach Deutschland. Oder Kapstadt. Leider sind derzeit Ferien und Flüge sehr teuer. Mist. Dann kam mir der Gedanke in den Sinn, dass ich so meine Reise nicht beenden will. So nicht. Ich will sie mit was Schönem beenden. Es musste also jetzt sofort was Schönes her. Inzwischen war einige Zeit vergangen und ich hatte eh schon meinen halben Hausstand im angenehm temperierten Wartebereich der Autovermietung ausgebreitet. Ich blätterte im Reiseführer und entschloss mich, nach Byron Bay zu fahren. Irgendwie.

    Gesagt, getan. Busticket gebucht, Uber zum Flughafen bestellt, am Infoschalter nach dem Abfahrtsterminal erkundigt und dann noch zwei Stunden am Flughafen rummgammeln, bis der Bus abfuhr. Die Wartezeit wurde mir unterhaltsam verkürzt von zwei pubertierenden Jungs, die es lustig fanden, sich gegenseitig ins Gesicht zu pupsen.

    Dass sich außer mir keine weiteren Reisenden einfanden, kam mir nicht seltsam vor, bis einige Minuten vor der geplanten Abfahrt. Ich schaute also das erste Mal so richtig gründlich auf mein Ticket und siehe da, ich war am falschen Terminal. Der Bus fuhr am Inlandsterminal ab, ich war allerdings am internationalen. Wieder zurück am Infoschalter war die nette Dame, die mir die falsche Auskunft gegeben hatte, natürlich nicht mehr da. Zwar telefonierte ihr Kollege dem Bus noch nach, aber keine Chance. Eigentlich wollte ich auf der Stelle in einen Wutanfall ausbrechen, doch dazu war keine Zeit. Wieder ein Uber bestellt, die ganze Strecke vom morgen zurück in die Stadt und zum Busbahnhof, wo ich letztlich dann den Anschlussbus erwischen konnte. Halleluhjah. Ich war fertig mit den Nerven. Nicht nur, dass gefühlt alles schiefgelaufen war, ich hatte auch noch ein Heidengeld für sinnloses Hin- und Herfahren und für ein teures EZ gelatzt. Mein Tag war sowas von gelaufen.

    Im Bus habe ich einen Reisenden aus Paderborn getroffen. Der berichtete, dass er seinen Laptop im Hostel hat liegen lassen und das erst nach einer Stunde Fahrt gemerkt habe. Er musste dann wieder zurück und war nun das zweite Mal auf dem Weg Richtung Byron Bay. Außerdem wurden ihm schon seine beiden Kreditkarten geklaut. Ich habe mich bei ihm bedankt, dafür, dass ich nun zumindest nicht mehr das Gefühl hatte, nur ich würde in die Sch... greifen. Wie heißt es doch? Geteiltes Leid ist halbes Leid. Und ich werde mich von jetzt an hüten, irgendwem von meinen Plänen zu erzählen.
    Read more

  • Am Kap des Trübsals

    June 28, 2019 in Australia ⋅ ⛅ 23 °C

    1770 lief Kapitän James Cook mit seinem Schiff auf ein Riff an der nördlichen Spitze Australiens auf, was beinahe zum Untergang führte. Er notierte in sein Logbuch: „I name this point Cape Tribulation (Kap des Trübsals), cause this is where all my troubles began.“ Und weil er grad schon so richtig in Stimmung war, setzte er mit dem Berg des Kummers (Mount Sorrow) noch einen drauf. Eine Frohnatur, dieser Cook.

    Trotz des verheißungsvollen Namens steuere ich mit meinem kleinen Campervan von Cairns die Küste entlang Richtung Norden zu besagtem Kap. Dort treffen der Regenwald und das Great Barrier Reef aufeinander. Die Straße führt mitten durch den Regenwald, sie ist teilweise so kurvig wie in den Alpen und hinter mir in den Schränken scheppert jedes Mal das Geschirr, wenn ich in die Kurve fahre. Ich freue mich über meine wiedergewonnene Freiheit. Couchsurfing spart zwar Geld, aber man ist halt doch immer Gast bei jemandem und auf dessen Wohlwollen angewiesen. Auch dadurch, dass ich nicht mobil war, war ich immer auf meine Mitbewohnerin angewiesen.

    Ich habe gemerkt, dass es mir nicht ganz so gut ging in Cairns. Dieses Abhängen, nur so in den Tag hinein leben ist irgendwann unbefriedigend und zog mich runter. Ich habe ehrlich gesagt auch die Hoffnung bzw. Erwartung aufgeben, hier auf andere Reisende zu treffen, mit denen ich was anfangen oder mich zusammen tun kann. Australien ist unbestritten das Backpackerland schlechthin. Es wimmelt hier nur so von ihnen. Aber: der Großteil hat kürzlich die Schule abgeschlossen und gönnt sich nun das mittlerweile fast schon als Muss angesehene „Gap Year“. Ist also in einer Altersspanne sagen wir mal 18-22. Ich fühle mich hier wirklich alt... und ich gehöre da nicht mehr zu. Ich habe keine Berührungspunkte mit diesen Reisenden und kann keine Verbindungen knüpfen. Ich fühle mich immer ein wenig abseits. Dass ich meist die Älteste bin, bin ich ja mittlerweile fast schon gewöhnt. Und in Kapstadt habe ich mich ja auch trotz des Altersunterschieds super mit den Leuten verstanden.

    Ich frage mich schon, wieso das so anders ist hier. Meine Theorie dazu ist folgende: Australien mit seiner fast schon zu perfekten Infrastruktur serviert Reisenden alles auf dem Silbertablett. Das Land ist komplett auf Backpacker eingestellt. Und Die Aussies sind noch verliebter in Regeln, Verbote und Kontrolle als wir Deutschen! Das macht es einerseits zu einem der sichersten Länder, ist auf der anderen Seite fast schon lächerlich und manchmal sogar langweilig. In der Konsequenz ist es aber ein super einfaches Reiseland, und somit attraktiv für Schulabgänger jeglichen Reifegrads (und das beziehe ich jetzt auf den persönlichen und nicht auf den Schulabschluss).
    Ganz anders Südafrika. Dort funktioniert so gut wie gar nix. In Öffentlichen Verkehrsmitteln ist nur eines sicher: du verlässt sie um einiges leichter als du eingestiegen bist. Wenn überhaupt. Dort gibt es Armut, Townships, Kriminalität, als Weißer ist man per se ein potenzielles Ziel. Ich glaube, wer dieses Land als Reiseziel auswählt, hat schon einiges mehr an Reife. Ganz ehrlich, mit 18 wär ich ja auch nie auf die Idee gekommen, allein nach Afrika zu reisen! Jedenfalls ist das so mein Gedanke dazu, warum ich Australien und Südafrika so unterschiedlich erlebe.

    Mit reicht es hier jetzt auch. Ich bin nicht wirklich glücklich hier. Vielleicht habe ich dieses Land in meiner Vorstellung zu sehr idealisiert, zu hohe Erwartungen gehabt. Aber dieses Gefühl von „hier bin ich richtig und hier will ich sein“ hat sich viel zu selten eingestellt. Ich habe gestern ein Interview für einen Workaway Job gehabt, an einem ganz anderen Flecken der Welt. Ich würde mich feuen, wenn das klappt. Ich berichte...

    Und um das Thema Campervan nun noch abzuschließen - ich habe die Tage genossen. Das Campen, das frei sein, die Spontaneität und die Flexibilität. Leider gilt jedoch immernoch: egal, wohin und wie weit ich reise, mein emotionales Gepäck schleppe ich weiter mit mir herum.
    Read more

  • Unter mir der Hai

    June 18, 2019 in Australia ⋅ ⛅ 21 °C

    Angespannt und hoch konzentriert starre ich auf die Berge, die fern am Horizont noch erkennbar sind. Bloß nicht ablenken lassen, fokussiert bleiben! Bloß nicht die Augen auf irgendwas anderes richten, das sich bewegt! Ich befürchte das Schlimmste.

    Das Schlimmste - in diesem Fall wäre es, dass ich vor versammelter Mannschaft über die Reling kotzen müsste. Ich sitze auf den Stufen eines Katamarans, der mit hoher Geschwindigkeit übers Wasser prescht, leider aber gleichzeitig keine Welle auszulassen scheint und auf und ab, nach links und rechts schwankt. Mir wird ja schon auf ner Kinderschaukel übel. Den Platz habe ich gewählt, weil man mir sagte, hier sei das Boot am stabilsten. Unser Ziel: das Great Barrier Reef, eines der sieben Weltwunder.

    Vorsorglich habe ich bereits zwei Reisetabletten intus und ich schaffe es, lediglich mit einem mulmigen Gefühl und zittrigen Beinen am ersten Ankerplatz des Tages anzukommen. Auch vor Anker ist das Meer noch unruhig. Aber es hilft ja nix. Rein in die Flossen, Taucherbrille aufgesetzt und ab ins Wasser. Ich nehm mir zur Sicherheit mal eine Poolnudel mit, falls ich doch noch brechen muss, kann ich mich wenigstens irgendwo festhalten. Mein erster Schnorchelausflug ist dementsprechend auch noch etwas angespannt. Ständig verrutscht mir die Brille, Wasser schwappt in meinen Schnorchel und ich fühl mich einfach nur unwohl. Ich verlasse das Wasser und nehme sicherheitshalber eine weitere Tablette.

    Glücklicherweise ändert sich das am Nachmittag. Auf den zweiten Wassergang bin ich besser vorbereitet. Wir sind an einem anderen Riff, wo das Meer deutlich ruhiger ist. Ich hab jetzt den Trick raus, um die Brille bombenfest am Kopf zu tragen und den Schnorchel besser über Wasser zu halten. Entspannt und fasziniert paddel ich drauf los und plötzlich schwimmt er einige Meter unter mir vorbei - ein Hai!!
    Ein kleiner zwar und wie man uns vorher sagte ungefährlich. Trotzdem ist es aufregend und ich schlucke doch nochmal eine Ladung Salzwassr, weil ich „Hai!“ rufen will und irgendwelche wilden Gesten mache. Er zieht unbeeindruckt seine Runden und ich folge ihm einige Meter durch das Wasser, bis er verschwindet.
    Aber damit war mein Tag schonmal gemacht.

    Eine weitere Stunde schnorchel ich durch die Korallenriffe. Dabei sehe ich riesige Fische, bunt schillernde Fische, einen knallblauen Seestern und ich kann sogar hören, wie die Fische an den Korallen nagen. Ein Schwarm großer Fische zieht umher und jedes Mal, wenn sie mit dem Maul die Koralle anknabbern, macht es ein knirschendes Geräusch. Wahnsinn. Ich fühl mich fast wie in einer anderen Welt. Metertief kann man bis auf den Meeresgrund schauen. Und kurz bevor ich das Wasser verlassen will, taucht er ein zweites Mal auf, der Hai. Ich bin ganz selig.

    Nach einer weiteren präventiven Pilleneinnahme kann ich die Rückfahrt sogar genießen. Die Sonne scheint, die See scheint mir ruhiger geworden zu sein. Trotzdem nehme ich wieder meinen Platz auf den Stufen zum Deck ein - es geht doch nichts über Prävention! Ein Crewmitglied reicht mir eine der frei verfügbaren Kotztüten an Board und sagt, ich solle da mal hinein gucken. „Noch eine Stunde durchhalten“ hat er in die Tüte notiert. Ich muss lächeln. Sehr aufmerksam.
    Read more

  • Mein erstes Mal...

    June 15, 2019 in Australia ⋅ ⛅ 22 °C

    ...Couchsurfing
    ...Koalas streicheln
    ...Krokodile erleben
    ...allein mit einem Campervan herum reisen.

    Reisen erweitert nicht nur den Horizont, sondern auch die eigene Komfortzone. Die habe ich nämlich hier in Cairns an der Ostküste mal wieder verlassen und mich auf das Abenteuer Couchsurfing eingelassen. Couchsurfing wurde mit dem Gedanken gegründet, dass Einheimische Reisenden einen kostenlosen Schlafplatz in ihrem Zuhause anbieten. Das kann eine Couch, eine Luftmatratze oder auch ein eigenes Zimmer sein. Ich stand dem mit einer gewissen Skepsis entgegen. Bei fremden Leuten übernachten? Nicht zu wissen, auf wen man da so trifft und was einen erwartet? Unvorstellbar. Aber wo ich grad so darüber nachdenke, fällt mir auf, dass workaway ja eigentlich genauso funktioniert.

    Naja, jedenfalls war ich nun doch gewillt, das einmal auszuprobieren. Ich würde eben nur nach Frauen suchen und auch nur mit eigenem Zimmer. Insgesamt gibt es 3.175 Gastgeber in Cairns. Mit meinen beiden Filterkriterien blieben ganze 13 übrig. Davon waren zwei aktive Nutzerinnen und alle anderen seit mehr als einem Jahr nicht mehr online. Und von diesen beiden sah eine aus wie eine Hardcore Lesbe mit Bartflaum und hatte dazu noch nen Osteuropäischen Namen. Meine Vorurteile lege ich dann wohl doch nicht so schnell ab, sorry. Und die letzte war in dem Zeitraum nicht verfügbar. Na toll. Also machte ich noch einen weiteren Schritt aus meiner Komfortzone heraus und schaute mir auch die männlichen Gastgeber an. So bin ich bei David, seinem Mitbewohner James, und den beiden alten und nach nassem Hund riechenden Collies gelandet.

    David (45) ist ein erfahrerner Host, in den letzten sieben Jahran hat er knapp 200 Couchsurfer bei sich aufgenommen aus 32 Ländern. Sein 25-jähriger Mitbewohner James backt überaus gern Cupcakes, weshalb er eben diesen Spitznamen verpasst bekommen hat. Wir genießen hier den Luxus eines komplett ausgestatteten Fitnessraums und so habe ich wenigstens in der letzten Woche wieder viel Sport gemacht. Mit mir sind zeitgleich noch zwei andere Mädels hier, Charlène aus Frankreich und Stine aus Deutschland. Mit ihr bin ich viel unterwegs. Charlène bricht morgen auf und fährt mit dem Rad (!) bis nach Brisbane runter. Insgesamt ist es eine gute erste Couchsurfingerfahrung. Ich glaube, dass unser Host sich auf diesem Weg seine Bestätigung abholt. Gern weist er wiederholt auf seine 224 positiven Bewertungen von ehem. Couchsurfern hin. Gern weist er darauf hin, dass andere Hosts nicht so wären wie er und dies oder jenes nicht gestatten würden etc. Er nimmt auch fast immer nur Frauen auf, mit denen käme er besser zurecht. Klar, wir sind wahrscheinlich eher bereit Dankbarkeit und Bewunderung für seine großzügige Aufopferung auszudrücken. Tja, es wollen ja beide Seiten etwas davon haben, nicht wahr?

    Ich bleibe noch eine weitere Woche hier und dann habe ich einen Camper, mit dem ich ein paar Tage herum reisen werde. Darauf freue ich mich. Es wird ein weiteres erstes Mal für mich sein, allein einen Roadtrip zu machen, allein mit so einem Fahrzeug unterwegs zu sein. Hab mir schon hilfreiche Apps für Campingplätze und Tankstellen installiert. Meine Mitbewohner wollen mich dazu überreden wolf creek, einen Horrorfilm anzuschauen, in dem ein deutsches Backpackerpaar ermordet wird - nach einer wahren Geschichte!! DerTäter sitzt hinter Gittern und hat Krebs. Aber trotzdem, ich bin ja nicht bescheuert und mach mir selber noch Angst, bevor ich aufbreche! Lieber schau ich mir die Bilder von dem süßen Koalababy an.
    Read more

  • Urgewaltiger Uluru

    June 6, 2019 in Australia ⋅ 🌬 16 °C

    „Gehst du heute nicht mehr raus zum spielen?“, fragt mich der Google-Sprachübersetzer, den mir mein chinesischer Zimmernachbar breit lächelnd ins Gesicht hält. Was genau er damit meint, weiß ich nicht, aber ich lächle zurück und nicke einfach. Passt schon. Sie sind überall, die Chinesen und sie reisen immer in Gruppen an. Sie rülpsen und pupsen recht ungeniert. Und ich spreche hier von den älteren Damen, mit denen ich in der zweiten Nacht eine Koje im 20-Bett-Zimmer teile.

    Ich bin ins rote Zentrum Australiens gereist, zum Ayers Rock. Hier ist alles so durchorganisiert, als hätte man eine Pauschalreise nach Malle gebucht. Vom Flieger in den Shuttlebus, der die Hotels abfährt inklusive Beschallung über Lautsprecher „Meine Damen und Herren, zu unserer Linken sehen Sie....“ usw. usw. Meine Unterkunft ist eine Mischung aus Hotel und Hostel. Es gibt ein Restaurant und eine Barbecue- und Entertainement Area, in der die Hits von heute gespielt werden (gerade läuft Despacito, gefolgt von Justin Timberlake). Zum Ayers Rock fährt ein Hop on Hop off Bus, den Fahrplan händigt man mir an der Rezeption aus. Richtges Outbackfeeling kommt hier nicht auf.

    Kontakt mit der indigenen Bevölkerung gibt es in Form von geführten Touren mit verschiedenen Themen wie Buschfood, Waffen, Didgeridoo Workshops oder von Frauen gemalten Bildern. Aber ich kann mir nicht helfen, mein Eindruck von denen, die wirklich noch nach Aborigine aussehen, ist nicht so angenehm. Sie kommen mir ungepflegt vor. Irgendwo habe ich gelesen, dass es eine No alcohol policy für Aborigines gibt, die den Verkauf von Alkohol beschränkt oder sogar ganz verbietet, das weiß ich jetzt nicht genau. Jedenfalls umgehen sie diese Regelung, indem sie Touristen bitten, ihnen welchen zu kaufen. Und dann erzählt mir der Backpacker aus Neuseeland, der im Flugzeug neben mir saß und im gleichen Hostel bleibt, dass er genau das grad getan hat. Im Cultural Center, dem Ausgangspunkt für Touren um den Rock, steht vor mir in der Schlange ein offensichtlich bereits betrunkenes Aboriginespaar, das laut und torkelnd die Bude aufmischt.

    Trotzdem ist es ein Erlebnis, sich den Felsen mal anzuschauen. Ich beschließe, ihn zu Fuß zu umrunden, eine Strecke von ca. 10km. Die Sonne strahlt, keine einzige Wolke am Himmel, dafür sorgt der teilweise recht strenge Wind. Er ist auch der Grund, weshalb der Aufstieg auf den Berg leider an diesem Tag geschlossen bleibt. Ich stapfe auf eigene Faust los, verlaufen kann man sich ja eh nicht wirklich. Mal kommen mir einige weitere Wanderer oder Radfahrer entgegen, mal bin ich streckenweise allein am Berg. An einer Rasthütte sitzt barfuß ein junger Backpacker mit seinem Tagebuch auf dem Boden und philosophiert über die Gestalt des Steins. Ob ich nicht auch die exakte Form eines menschlichen Schädels im Querschnitt erkennen könne, fragt er mich. Ich registriere, dass seine Fußnägel in einem zarten Lila lackiert sind. Im Gesicht ähnelt er dem geschminkten Johnny Depp in Fluch der Karibik. Ich steige ein wenig in die Unterhaltung ein, aber schnell wird mir das zu abgedreht. Mit einem Blick auf seine im passenden Farbton lackierten Fingernägel verabschiede ich mich.

    Ich brauche dann doch fast viereinhalb Stunden für die Umrundung, immer wieder bleibe ich stehen, um Fotos zu machen, den Felsen zu betrachten oder mein Sandwich zu essen. Ich versuche außerdem wieder Fotos mit Selbstauslöser zu machen und eine halbwegs lustige Pose zu finden. Dafür hüpfe ich allein mitten im Busch auf und ab, in der Hoffnung, den Moment des Auslösens zu erwischen - aber umsonst. Gebe schnell auf, weil mir das in Anbetracht des heiligen Ortes irgendwie unwürdig erscheint. Anfassen möchte ich den Stein dann aber doch gerne und vielleicht so ein kleines bißchen seiner Kraft auf mich wirken lassen. Tatsächlich ist es ein beeindruckender Ort und es ist gut, dass ich die Reise dorthin angetreten habe.

    Der Bus, der mich zurück zum Hotel bringt, hält speziell zum Sonnenuntergang nochmal an einem Aussichtspunkt und ich ergattere einen Stehplatz um das Spektakel aus erster Reihe anzusehen. Neben mir hat eine kleine Reisegruppe ihren Picknicktisch aufgebaut und ich werde eingeladen, mich ebenfalls zu bedienen. Im Austasuch gegen Cracker mit Käse und Salami schicke ich ihnen später mein Zeitraffervideo vom Sonnenuntergang. Mein chinesischer Nachbar wäre bestimmt zufrieden mit mir, dass ich heut so lange draußen war zum spielen.
    Read more

  • Unhappy

    June 3, 2019 in Australia ⋅ ☀️ 16 °C

    Ich fühle mich verloren. Ich komme irgendwie nicht richtig an. Ich habe Tage gehabt, an denen fühlte ich mich ziemlich down. Ich war nur müde, matschig im Kopf, antriebslos und total unmotiviert. Nichts konnte mich reizen oder begeistern. Wie eine Depression. Ich bin unzufrieden, weil ich ständig an Gewicht zulege, mir fehlt eine Routine, meine sportliche vor allem. Es ist schwer, sowas beizubehalten bei den ständigen Orts - und Zeitzonenwechseln. Nicht schwer dagegen ist, alles leckere zu essen... Außerdem musste ich feststellen, dass ich graue Haare kriege. Fängt an den Schläfen an. Trägt auch nicht grad zu guter Stimmung bei.

    Es ist schwerer als in Kapstadt, Kontakte zu knüpfen, obwohl ich im Hostel bin. Das Klientel ist hier anders und geprägt von Post-Abiturienten, die meist in Gruppen auftreten. Deutsche mit Deutschen, Engländer mit Engländern. Manchmal sehe ich sie von morgens bis abends im Aufenthaltsraum auf den Sofas rumhängen. Oder es sind Reisende der älteren Generation, die ein bißchen seltsam sind. Jedenfalls ist die allgemeine Stimmung nicht so offen wie in anderen Hostels. Bin also meist für mich.

    Naja und dann sind da noch andere Gedanken, die mich beschäftigen. Sie kreisen wie schon bei der Einreise um den Ex. Dass er vor mir hier war, quasi schon seine Spuren hinterlassen hat. Oft denke ich und frage mich, ob er an diesen Orten auch gewesen ist. Es ist wie vergiftet dadurch. Als hätte er mir diese Reise gestohlen. Es fühlt sich an, als wäre er der Gewinner. Er war zuerst da, ich bin zu spät und hinke nur so hinterher, getrieben von dem Trotz, es dennoch machen zu wollen. Aber hilft mir das weiter, quasi unbedingt daran festhalten zu wollen? Vielleicht habe ich zu hohe Erwartungen gehabt, zu viel in dieses Land rein interpretiert.

    Ich bin mir nicht sicher, ob ich an einem bestimmten Bild festhalte, dass ich mir im Kopf ausgemalt habe. Ob ich bestimmte Sachen mache, weil ich das innere Bedürfnis habe, sie zu tun oder ob ich diesem Bild folge und nur „abhake“. Um vielleicht sagen zu können, ich war da, ich habs gemacht. Schwer zu erklären. Gerade habe ich keine Antwort bzw. Lösung parat. Aber das zeigt mir wieder, wie schnell man (oder ich) in so ein „Du-musst-Denkmuster“ verfällt. Ich bin jetzt in Australien, also „muss“ ich zum Ayers Rock, ich „muss“ zum Great Barrier Reef, etc. Ohne darauf zu achten, wie es mir dabei geht. Oder mir vielleicht auch einzugestehen, dass meine gefühlte Realität sich anders entpuppt als ich es erwartet hatte und dann entsprechend zu justieren. Zu überlegen, was ich denn wirklich sehen und erleben möchte oder eben auch nicht.

    Oder sogar in Betracht zu ziehen, dass für mich diese Orte derzeit (es muss ja nicht für immer so bleiben) zu vergiftet sind mit diesen blöden Gedanken. Und es besser wäre, zu diesem Zeitpunkt mich nicht zu zwingen, trotzdem weiter zu machen. Aber wäre das klein beigeben? Ihm quasi das Feld überlassen? Es ist schon paradox, ich könnte physisch nicht weiter von zuhause entfernt sein als jetzt, und trotzdem bin ich gedanklich so mit dem Thema beschäftigt wie lange nicht. Man kann also bis ans andere Ende der Welt reisen, die Gedanken reisen leider immer mit. So ist das.

    (P.S.: meinen Host habe ich übrigens bei workaway gemeldet und ihnen die Situation dort geschildert, zum Glück hatte ich den Emailverkehr mit ihr noch und Bilder von den To-Do-Listen gemacht. All das habe ich eingereicht. Ihr Eintrag bei workaway ist nun erstmal gesperrt und die Beteiber kümmern sich.)
    Read more

  • Doch kein Pferdedreck mehr

    May 29, 2019 in Australia ⋅ 🌬 18 °C

    Meine Fingernägel sind seit heute wieder sauber. Wieder kommt es anders als gedacht. Mit Sack und Pack laufe ich an der Landstraße entlang zur Bushaltestelle. Meinen großen roten Koffer schiebe ich über den Asphalt (Anm.: es ist mir jedes Mal wenn ich irgendwo ankomme wieder etwas unangenehm mit so einem riesigen Koffer im Schlepp anzureisen. Ist halt nicht so cool wie mit nem fetten, vom vielen Backpacking abgeranzten Rucksack aufm Rücken. Ich rechtfertige es immer damit, dass ich ja meinen ganzen Reitklamotten mitnehmen musste! ).

    Meine nun ehemalige Gastgeberin hat es nicht für nötig gehalten, mich zur Bushaltestelle zu bringen, nicht mal die Hand zum Abschied gegeben hat sie mir oder mal kurz die Arbeit unterbrochen. Was soll ich dazu sagen?
    Was gut begann, hat mit Ärger und Frust geendet. Und mir waren auch manche Sachen etwas komisch. Ihr deutscher Bekannter, der ab und an ungebeten auftaucht, sich seltsam benimmt und hinter meinem Rücken abfällig über mich redet. Als ich ihn damit konfrontiert habe, hat er sich angeblich nicht erinnert, das gesagt zu haben und ist dann abgebraust.

    Außerdem wurde ich mit der Zeit immer unzufriedener über das Arbeitspensum und vor allem darüber, wie sich die Aufteilung der Arbeit und die Kommunikation zwischen uns entwickelte. Während Madame noch ein wenig liegen blieb, stiefelte ich um 6 Uhr raus und fütterte das erste Mal. Hier durfte ich mir zweimal einen Rüffel einfangen, als ich am Folgetag davon ausging, dass sie heute dran sei mit füttern. Sie wollte dann auch immer von mir hören, warum dies oder jenes nicht geklappt hätte. Rechtfertigen musste ich nich also auch, wenn ich was nicht geschafft hatte. Und während ich dann ab 7 Uhr ein zweites Mal fütterte, alle Pferde raus brachte, alle Boxen mistete ( am ersten Tag habe ich zu wenig Mist raus genommen, am Tag drauf dann zuviel vom guten Streu), die Paddocks abäppelte, Lederezeug ölte, und Säcke mit Mist befüllte, saß sie drinnen im Büro. Sie kam nur noch für die Reitstunden und zum selber reiten raus. Ach, oder um zu kontrollieren, dass ich alles aber ganz genau 100% so machte, wie sie es machen würde. Und das funktioniert nicht. Zumindest nicht mit mir.

    Die erste To Do Liste fand ich ja noch amüsant, minutiös durchgetaktet, welche Aufgabe ich wann und welcher Zeit zu erledigen hatte. Geklappt hat das sowieso nie. Zum Misten hab ich jenachdem bis zu drei Stunden gebraucht, vorgesehen hatte sie eine. Ich habe das dann so abgearbeitet, wie ich es geschafft habe. Und das war eben nicht alles, was drauf stand. Dafür musste ich mich auch wieder rechtfertigen. Und so langsam staute sich bei mir der Ärger auf. Ich holte mir eine Erkältung und machte trotzdem volles Pensum weiter. Sechs Tage die Woche, nur den Montag hatte ich frei.

    Ich war unzufrieden, traute mich aber nicht, das anzusprechen. Ich weiß nicht, warum mir das solche Probleme bereitet. Ich hatte keinerlei Scheu, diesen seltsamen Mann zur Rede zu stellen und ihm zu sagen, was ich von seinem Verhalten halte. Aber wenn es um Personen geht, die mir in gewisser Weise überstehen, stellt das eine große Hürde für mich dar. Einmal versuchte ich es, indem ich sagte, dass es an diesem Tag zuviel gewesen sei. Ihre Reaktion: „nix mehr gewöhnt, was?“ und dann kamen Aufgaben hinzu wie ihr Auto putzen, die Mülltonnen die Straße hoch ziehen, die Pflanzen wässern. Da war ich noch mehr genervt und unzufrieden, dafür war ich nicht hergekommen. Habe es stillschweigend hingenommen aber innerlich steigerte sich der Groll. Es ist bei mir manchmal so, dass es sich so ansammelt, und dann braucht es nur den einen berühmten Tropfen, der das Fass zum überlaufen bringt.

    Dieser Punkt war gestern erreicht, als sie mir die Aufgabenliste für den Tag hinlegte. Ein absolut unmögliches Arbeitspensum, hinzu wieder Mülldienst, Blumendienst, 20 Säcke mit Mist befüllen und jetzt auch noch das Haus fegen. Da war dann für mich die Grenze erreicht. Jedoch bin ich nicht ausgeflippt, sondern habe ganz ruhig das Gespräch gesucht und ihr das gesagt. Die Quintessenz des Gesprächs war: ich arbeite zu langsam, deswegen schaffe ich die Dinge nicht in der von ihr vorgegebenen Zeit. Logisch, oder? Hätt ich ja auch mal selber drauf kommen können! Das erinnert mich grade an eine Postkarte von einem ehem. Kollegen. Darauf stand: Wird es dir mal zu viel, einfach schneller arbeiten.

    Zu dem Putzen war ihre Antwort, ich bringe schließlich auch Dreck mit ins Haus, daher könne ich auch sauber machen. Und Auto putzen gehört eben zur normalen Farmarbeit dazu. Und nein, ich habe keine Befugnis selsbtständig irgendetwas anders zu machen, als sie es anordnet und erledigt haben will. Ansonsten macht sie es lieber alleine. Ach ja, und bisher hätte sich noch niemand beschwert und alle hätten sogar immer freiwillig noch mehr gearbeitet. Und schneller sowieso. Selbst die über 50-jährige.

    Ich erwähnte hier nochmal, dass es sich um unbezahlte Arbeit handele, dass ich nur gegen Kost und Logis arbeite. Und dass die Policy ein Maximum von 5 Std/5Tage die Woche vorsieht. Sie hatte mir in einer Mail geschrieben, dass ich 22-32 Std arbeiten würde. Dass das nicht der Fall sei, liege eben daran, dass ich so langsam sei, war ihre Antwort. Dann hielt sie mir vor, dass sie sogar die Rechnung übernimmt, wenn wir mal Kaffee trinken gehen. Das sei eigentlich nicht mit drin. Und ich hatte sogar zweimal ein Sandwich dazu bestellt. Komisch, ich dachte immer Mittagspause sei auch zum essen da. Ach ja und ich koste sie natürlich zusätzlich Strom und Wasser. Und gefräßig wie ich bin auch eine 250 $ Rechnung beim Aldi-Einkauf. So. Da habt ihr‘s, ich bin eben doch ein Luxuskind.

    Es gab zwei Situationen, in denen ich sie um konkrete Hilfe gebeten hatte. Einmal um einen Gartentisch zu verschieben, damit ich dort den Rasen mähen konnte, und ein anderes mal, um den 125kg-Sack (nein, ich spreche nicht von dem Arschloch-Typ) mit Einstreu zu bewegen. Beide male wiegelte sie mich ab mit der Aussage, sie habe keine Zeit.

    Nach diesem Gespräch war mir klar, dass ich so nicht mehr weitermachen will. Ich packte meinen Koffer und wollte ihr diese Entscheidung am Abend mitteilen. Den ganzen restlichen Nachmittag war ich angespannt, hatte einen Knoten im Magen, konnte nicht essen, weil mich das so mitgenommen hat. Ununterbrochen grübelte ich, und schwankte hin und her. Ich fühle mich immer sehr stark verpflichtet, einzuhalten was ich versprochen hatte, nämlich vier Wochen zu bleiben. Andererseits erinnerte ich mich daran, dass es meine Reise, meine Zeit ist und ich mich dabei wohfühlen möchte und ich gerade wieder dabei war, mein Pflichtgefühl über mein Wohlbefinden zu stellen. Das will ich nicht mehr.

    Von ihr kam keine Rückfrage oder ein Gesprächsangebot mehr und so saß ich abends ungelogen drei Stunden mit diesem mulmigen Gefühl im Bauch in der Küche, zwischendurch in meinem Zimmer und hoffte auf eine Gelegenheit, ihr meinen Entschluss mitzuteilen. Zwischendrin wollte ich schon wieder aufgeben, mir selber einreden, dass ich doch die nächsten zwei Wochen auch noch überstehen würde. Oder ich es ihr erst morgen früh ganz kurzfristig sagen würde und mir so noch Aufschub vor der mir Angst machenden Konfrontation gewähren konnte.
    Ich weiß nicht wie, irgendwann habe ich meinen Mut zusammen genommen und bin zu ihr gegangen. Das Gespräch war kurz, ihre Reaktion einsielbig. Am nächsten morgen habe ich trotzdem noch ordentlich mein Bett abgezogen und meine Geschirr gespült. Ich fand mich dabei viel zu devot. Ich wünsche mir, sollte es eine ähnliche Situation nochmal geben, dass ich dann auch mal ein bißchen mehr drauf pfeifen kann. Aber das ist vielleicht mein Lernprozess. Jetzt bin ich jedenfalls erstmal zufrieden mit mir, dass ich gegangen bin.
    Read more