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- Mar 26, 2024
- 🌬 6 °C
- Altitude: Sea level
- South Atlantic Ocean 57°40’44” S 64°18’21” W
Nur zu Besuch
March 26, South Atlantic Ocean ⋅ 🌬 6 °C
Heute startet meine Kreuzfahrt in die Antarktis auf dem ehemaligen Expeditionsschiff Ushuaia. Um 16 Uhr ist Boarding, dann geht es zum Check-In an der Bar des Schiffes, das doch deutlich luxuriöser aussieht, als ich gedacht hatte. Hier lerne ich direkt eine andere Deutsche kennen - Carina. Wir kommen kurz ins Gespräch und werden dann auf unsere Zimmer gebracht. Dieses teile ich mir mit der etwas chaotischen Engländerin Laura. Nachdem alle eingezogen sind, gibt es erst mal viel Information zu der Reise und Sicherheitsvorschriften. Besonders die kommenden 48 Stunden stehen hierbei im Vordergrund - das Durchqueren der Drake-Passage. Der Kapitän kündigt den Wetterbericht an - ein Sturm ist vorhergesagt - das heißt wir werden eine authentische Drake-Passage erleben. Es folgen Anweisungen zur prophylaktischen Vomex-Einnahme, damit wir nicht alle seekrank werden und damit geht es zum Abendessen. Hierbei werden dann auch die entsprechenden Pillen verteilt, welche ab Mitternacht eingenommen werden sollen.
Nach dem Abendessen trinken wir noch einen Pisco sour (Vitamin C soll ja gut gegen Seekrankheit sein) und setzen uns danach - ganz im Klassenfahrts-Stil - auf den Boden des Zimmers von Beto und Leonardo, die Unmengen an Wein dabei haben, dessen Verzehr aber offiziell nicht erlaubt ist. Wir hören Reggaeton und es werden 2 Flaschen Rotwein geleert (wobei ich aussetze - 1. hab ich Angst vor dem Seegang und will nicht auch noch verkatert sein, 2. Ist die Erkältung noch nicht ganz weg) bis wir dann gegen 12 Uhr unsere Pille einwerfen und ins Bett gehen. Ich schlafe unglaublich schlecht wegen der Wellen und da unsere Badezimmertür immer wieder auf- und zufällt. Der nächste Morgen ist dann schwierig, der Seegang wird stärker und mir ist ganz schön flau. Frühstück gibt es in einem Raum mit nur kleinen Fenstern und so muss ich nach ein wenig Obst, einem Schluck Kaffee und 2 Löffeln Haferschleim (richtiges Seefahreressen!) leider aufgeben und setze mich in den Gemeinschaftsraum. Hier starre ich dem Horizont entgegen, mümmel einen Apfel und irgendwann wird es endlich besser. So gut, dass ich im Laufe des Tages die Fahrt und den wilden Wellengang sogar genießen kann. Und schon hier wird mir eines bewusst - der Ausflug, den ich hier mache, ist etwas Besonderes - hier sind wir überall nur zu Besuch, eigentlich zu schwach, um die Bedingungen zu überleben. Die Wellen sind riesig (laut Kapitän 6-9m) und haben eine ungeheure Kraft, klatschen donnernd zusammen und gegen das Boot und die Temperatur mag ich mir gar nicht vorstellen. Ich kriege gar nicht genug davon aus dem Fenster zu sehen und mir den wilden Ozean anzuschauen in seinem dunklen Royalblau, teilweise an den Wellenspitzen auch türkis schimmernd. Und über ihm schweben mühelos die Seevögel herum - hier sichten wir die ersten Albatrosse und Möwen. Unglaublich das so nah zu erleben! Und unglaublich in einer Walnussschale auf so einem Ozean herumzuschaukeln.
Einige der anderen Passagiere haben weniger Glück, scheinen ziemlich unter Seekrankheit zu leiden, übergeben sich und sehen wirklich elendig aus, was mir ziemlich leid tut. Und wieder mal bin ich glücklich darüber, was für eine super Hardware ich zur Verfügung habe, mit der ich all den Quatsch überhaupt machen und genießen kann. Sowas sollte mal als body positivity beigebracht werden - Funktionalität über Schönheit!Read more