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- Jul 24, 2024
- ☁️ 10 °C
- Altitude: 5 m
IcelandSandvík66°32’21” N 18°0’55” W
Grimsey, der Polarkreis 66,5 Grad Nord

Nach Wochen und Monaten unserer Reise, die uns von der endlosen Weite der Wüste bis zu den kargen, windgepeitschten Küsten des Nordens führte, erreichten wir das zweite große Ziel, das wir uns seit Beginn unseres Abenteuers vorgenommen hatten: den Polarkreis.
Diese magische Grenze, an der die Sonne im Sommer nicht untergeht und im Winter nicht aufgeht, durchzieht die abgelegene Insel Grimsey, 66,5 Grad nördlich des Äquators.
Unsere Reise nach Grimsey begann frühmorgens, als wir mit dem Schiff den Hafen von Dalvik verließen. Während wir durch den Fjord in Richtung offenes Meer fuhren, wurden wir von einer Gruppe von 10 bis 15 Delfinen begleitet. Sie schwammen in unserem Kielwasser, sprangen aus den Wellen und versprühten mit ihrer Verspieltheit und Freude eine Leichtigkeit, die das morgendliche Grau des Himmels aufbrach.
Nach drei Stunden auf offenem Meer erreichten wir den Hafen von Grimsey. Laut Reiseführer leben hier gerade einmal 100 Menschen in einer „verschworenen Dorfgemeinschaft“. Das ganze Jahr über bleiben jedoch nur noch 25 Menschen hier, die ein offensichtlich reduziertes Leben führen, geprägt von rauer Natur, Stille und wohl auch Einsamkeit.
Die Orientierung auf Grimsey ist einfach, denn letztendlich kann man im oder gegen den Uhrzeigersinn den „Arctic Circle“ wandern und so die Insel umrunden. Wir liefen im Uhrzeigersinn los und kamen an einer riesigen Wiese mit Tausenden von Küstenseeschwalben vorbei. Mit durchdringendem, hektischem und unaufhörlichem Kreischen verteidigten sie ihr Territorium und flogen dabei auch den ein oder anderen Scheinangriff auf uns.
Hinter dem Flughafen, beim großen Wegweiser, der die Entfernungen nach New York, Sydney und Tokio anzeigt, wurde es schlagartig stiller um uns.
Unser Weg führte uns immer an der Küste entlang, die von unzähligen Papageientauchern gesäumt war. Schon von Weitem konnten wir das große Monument, eine 9 Tonnen schwere Steinkugel, die den Polarkreis markiert, erkennen.
Wir hatten es geschafft – wir standen am Polarkreis!
Nach vielen Höhen und Tiefen auf unserer Reise standen wir, emotional ergriffen, an diesem für uns symbolischen Ort.
Schweigend und in Gedanken liefen wir weiter bis zum nördlichsten Punkt der Insel, um dort mit Blick auf die offene See Rast zu machen. Dort, wo die Steilküste in die tosende Grönlandsee abfällt, erlebten wir einen der intensivsten Naturmomente unserer Reise. Wir setzten uns an den Rand der Klippe, mit einem Vogelfelsen neben uns, auf dem sich die „üblichen Verdächtigen“ tummelten – Papageientaucher, Möwen und andere Seevögel.
Vor uns, im unendlichen Blau des Ozeans, tauchten dunkle „Flecken“ auf. Es waren Vogelschwärme, die uns die Anwesenheit von Walen verrieten. Hier eine Fontäne, dort eine Fluke, und plötzlich erkannten wir 10 bis 15 Wale direkt vor uns. Ihre mächtigen Körper durchbrachen die Wasseroberfläche, und obwohl sie zu weit entfernt waren, um ein aussagekräftiges Bild zu machen, war dieser Anblick unvergesslich.
Es war ein unerwarteter, magischer Moment.
Wir saßen lange dort, machten Rast, beobachteten das Schauspiel und freuten uns erneut über die Begegnung mit den Ozeanriesen.
Inmitten der rauen, wilden Natur Grímseys wurde uns aber auch klar, dass von nun an die Zeit unserer Reise rückwärts lief.
Grimsey, mit seiner rohen, ungezähmten Schönheit, wird uns immer als einer der Höhepunkte unserer Reise - Von der Wüste bis zum Polarkreis - in Erinnerung bleiben.Read more
Traveler Sehr ergreifend 🥹
Traveler
Guter Kommentar 😂
Traveler
Wunderschöner Text. Ich freue mich mit!