Mit der Ankunft in Nolsey warten die Menschen regelrecht darauf aus der Fähre auszubrechen und die Insel zu entern. Ich glaube der Touristenanteil liegt diesmal unter zwei Prozent. Die Insel ist wirklich schnell erkundet aber die Häuserreihen gehören zu den buntesten auf den ganzen Inseln. Heute sind sie noch dazu geschmückt. Der Wind reist fast die Fahnen von der Stange und zollt Ove heute wohl damit seinen Respekt. Denn er ist der Ursprung dieses Seemannsfestes. Ove war ein Ruderer. 1986 ruderte er von Nolsey nach Kopenhagen um dort die Meerjungfrau zu küssen. Der Mensch braucht Ziele. Doch wie es das Schicksal will so küsst der Mensch die Meerjungfrau über Wasser und wenn dann erwidert es die Meerjungfrau mit einem Kuss unter Wasser. Ein Jahr nach seiner Erfolgreichen Überfahrt zerschellte er in einem Sturm vor Färöer und ertrank. In Gedenken an ihn wird heute reichlich gesungen, gefeiert und getrunken. Der liquor store hat zwar absichtlich schon ab 14 Uhr geschlossen doch die Einheimischen wissen wo sie hinter welchem Tresen schwarz an die begehrte Ware kommen. Ich bin in guter Gesellschaft und lerne nebenher noch reichlich etwas über die Vogeljagd auf den Färöer. Seevögel sind ebenso wie Fisch einst eine wichtige Nahrungsquelle gewesen die man gut lagern konnte. Dazu wurde sich lebensgefährlich an den Klippen abgeseilt aber es schien die Mühe scheinbar wert. Ich ziehe wie die anderen von Haus zu Haus und wenn es mir irgendwo gefällt bleibe ich ein Weilchen, trinke einen Kaffee - denn der ist billiger als Bier - und lasse mich treiben.
Mit der Zeit seilen sich die Gesellen um mich herum jedoch immer weiter unter den Tisch. Ich hätte erwartet die Einheimischen vertragen mehr. Oder sie nutzen einfach das Fest um sich auszuloten.
Ich fühle mich schon fast wieder wie in Deutschland. Der Wetterbericht stimmt am nächsten Vormittag ganz und gar nicht. Zum Abschied auf den Färöer mache ich heute einen ruhigen und fasse im Nationalmuseum noch einmal die Geschichte der Inseln zusammen. Hier und da stand dass die besterhaltenen Fundstücke von Ausgrabungen hier zusammen getragen wurde. Die Geschichte reicht noch weiter zurück. Ihren Anfang nahmen die Färöer Inseln durch Vulkanismus auf dem damals jungen atlantischen Graben. Sie waren direkt an Grönland entstanden. Erdgeschichtlich ist also beides zurecht unter einer Hoheitsflagge. Aus der Zeit der Wikinger fand man hier sehr viele Knochen, Werkzeuge und Spielzeuge und kann heute sehr gut nachvollziehen wie die Besiedlung wohl vonstatten ging. Mit der Christianisierung hielt die Kirche Einzug. Kunstvolle Fresken und Holzschnitzereien entstanden als es hier noch Bäume gab. Die Färöer-Inseln lagen einst auf Höhe von Portugal. Da sah dass mit dem Wald hoer anders aus. Deshalb sind die Inseln auch so Torf und reich an Kohle. Mit der Neuzeit kam der Fischfang und natürlich machten weder Mittelalter noch Industrielle Krisen vor den Inseln halt.
Alles zusammen ein gelungener Abschluss für zwei abwechslungsreiche wenn auch typisch für den Atlantik - verregnete, stürmische Wochen.
Als will mir die Natur den Weg zu besserem Wetter und damit auch zu neuen Abenteuern weißen zeigt sich am Horizont gen Osten ein Regenbogen. Dorthin geht es jetzt wieder mit der Fähre.
Hinter dem Horizont warten aber neue Abenteuer, neue Inseln und definitiv auch neue Geschichten. Bis neulich!Read more