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  • Day 72

    Bis ans Ende der Welt

    March 10, 2019 in New Zealand ⋅ ☁️ 16 °C

    Nachdem ich Hokitika verlassen habe, setze ich meinen Weg weiter in Richtung Norden fort. Einen genauen Plan habe ich noch nicht. Ich weiß nicht genau was mich erwarten wird und irgendwie fühlt sich das gut an. Denn dadurch kann ich mein kleines Abenteuer ohne jegliche Erwartungen genießen. Ich fahre entlang der Westküste, immer weiter und weiter, der Weg wechselt regelmäßig zwischen langen schnurgeraden und schlangenlinienähnlicher Straßen, die Landschaft zeigt sich mal in flachen weiten Wiesen, dann wieder in dichten subtropischen Wälder, gen Osten in Richtung Inland ragen hohe grüne Berge empor, gen Westen stets die rauche Tasmanische See im Blick. Kurzum, die Strecke ist alles andere als eintönig. Ich folge der Straße schließlich so weit bis ich nach etwa 250 km am Ende angelangt bin, zunächst geht es noch ein paar letzte Kilometer auf Schotterpiste weiter, dann ist endgültig Schluss. Ich scheine das Ende der Welt endgültig erreicht zu haben 😊 Am Kohaihai River hört die Straße endgültig auf und mündet in einem schönen wilden malerischen Campingplatz direkt zwischen Flussmündung und weitem Strand. Hier werde ich mein Lager aufschlagen, von meinem Bettchen aus mit Blick auf die unermüdlichen Wellen des Ozeans. Ein tolles Plätzchen Erde, welches ich nur mit einer Handvoll anderer Camper teilen muss. Ich mache mir heute Abend ein schönes Omlett, öffne mir das obligatorische Bierchen des Tages und genieße mein Abendmahl bei untergehender Sonne und Meeresrauschen. Einfach unbezahlbar und für mich von keinem Luxushotel dieser Welt zu toppen.

    Kohaihai ist letztlich nur das Sahnehäubchen einer großartigen Fahrt entlang der Westküste. Der wilde Westen hat mich voll gepackt, die Natur wirkt hier an vielen Stellen noch verlassen und unberührt, die dunklen Strände (teils Kies, teils Sand) erstrecken sich weiter als das Auge reicht, der ununterbrochene starke Wellengang wirbelt Wasserdampf auf und erzeugt entlang der gesamten Küste einen sanften Nebel, der eine mystische Atmosphäre erzeugt und ein angenehmes Gefühl von Leere und Einsamkeit schafft. Immer wieder mache ich einen kurzen Halt an einem Ausblickspunkt oder vertrete mir die Beine an eine, der schönen Strände.

    Die Westküste ist insgesamt nur schwach besiedelt, die wenigen Städte und Dörfer wirken teilweise wie aus dem letzten Jahrhundert. In der Regel gibt es in jedem Dorf entlang der Hauptstraße stets eine Tankstelle, einen General Store (Gemischtwarenladen) und eine Kneipe. Halt alles, was man so zum Leben braucht 😉 An ausgewählten Tagen findet ein Markt statt. An einem solchen lege ich spontan einen kleinen Stop ein, gönne mir einen Cappuccino und beobachte das Treiben der Locals. Jeder scheint hier jeden zu kennen. Auf einer kleinen Bühne wird der Markt musikalisch von einem rüstigen Cowboy mit Countrymusik untermalt. Eine schöne entspannte Stimmung, bei der ich Kraft für die Weiterfahrt sammeln kann.

    Gefühlt scheinen in dieser Region auch deutlich weniger Reisende und Touristen unterwegs zu sein als noch auf meiner Route von Queenstown. Ich passiere letztlich nur eine große offenkundige Touristenattraktion, die auch als solche mit sich anschließenden Busparkplätzen, Kiosken und Cafés entsprechend ausgebaut ist. Hierbei handelt es sich um die sogenannten Pancake Rocks des Ortes Punakaiki, skurrile Gesteinskulpturen, die durch Wind und tosende Wellen über Jahrmillionen geformt wurden. Besonders charakteristisch hierbei sind ist die schichtartige Steinformation, die aufeinanderliegenden Pfannkuchen gleicht und somit den entsprechenden Namen geprägt hat. Ich erreiche zum Glück das Gelände am frühen Morgen und kann dieses Naturwunder noch in aller Ruhe genießen, bevor die Ausflugsbusse in Scharen anrollen und bin sichtlich dankbar, mit dem eigenen Camper vollkommene Freiheit und Unabhängigkeit erleben zu können.
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