Satellite
Show on map
  • Day 79

    Zwei gemeinsam auf einsamen Wegen

    March 17, 2019 in New Zealand ⋅ ⛅ 16 °C

    Seit Freitag sind wir wieder vereint... die Ereignisse in Christchurch haben uns bereits einen Tag früher als geplant wieder zusammengebracht und so ist das Wiedersehen doch nicht erst wie ursprünglich verabredet am Bahnhof von Kaikoura erfolgt. Hat aber auch etwas Gutes, denn auf diese Weise können wir beide es uns gemeinsam im Bistro des Scenic Pacific Coast Train gemütlich machen, der uns von Christchurch nach Kaikoura befördert, und bei einem schönen heißen Cappuccino die tolle Landschaft der Pazifikküste Neuseelands aus den riesigen Panorama-Fenstern des Zuges genießen. Als wir in langsamen Tempo direkt am Wasser entlangfahren und in der Ferne einen großen Schwarm von Delfinen im Wasser springen sehen, ist der aufregende letzte Tag in Christchurch bereits fast vergessen 🙂

    Die nächsten drei Tage werden wir abseits von jeglicher Hektik und aufwühlenden Ereignissen im Hinterland von Kaikoura verbringen und den dreitägigen Kaikoura Coastal Track durchwandern. Dieser Track wurde vor knapp 20 Jahren von einigen ansässigen Farmern ins Leben gerufen, die gegen eine Gebühr ihr äußerst weitläufiges Land und Unterkünfte für eine Wanderung durch wilde einsame Natur zur Verfügung stellen. Maximal zehn Personen starten ihren Marsch pro Tag, so dass man die schöne Landschaft zum größten Teil ganz für sich alleine hat und ungestört die Natur auf sich wirken lassen kann. Genächtigt wird mit den anderen Wanderern gemeinsam in gemütlichen kleinen Cottages mit kleiner Küche, Gemeinschaftsraum und einem warmen Kaminofen. Der Track führt uns entlang der endlos wirkenden grauen Strände von Kaikoura, vorbei an schroffen hohen Felsklippen, über weite Schafs- und Kuhweiden bis hinauf auf die Gipfel des hügeligen Hinterlandes, von denen man einen wundervollen Panoramablick über das türkisblaue Meer, die flachen vorgelagerten Felder, grasbewachsene Hügellandschaften bis hin zu den steilen Bergen der Kaikoura Ranges (eine alpenähnliche Bergkette) hat. Auf dem Weg erwarten uns unter anderem einsame Robben, die sich faul im kiesigen Sand suhlen und uns mit neugierigen Blicken begutachten als wir ihr Revier kreuzen, feige neuseeländische Schafe, die bereits Reißaus nehmen, sobald wir uns auch nur auf 50 Meter nähern (Susi und ich vermuten, dass sie wahrscheinlich befürchten, dass wir sie zu der flauschigen Merinowolle verarbeiten wollen), süße kleine zutrauliche Vögel mit einem auffälligen fächerartigen Schwanz (so genannte „Faintails“), die uns wie Schmetterlinge über große Strecken treu durch ihren Wald begleiten, das dickste und auch hässlichste Schwein, welches uns in unserem Leben bisher untergekommen ist (fast hat es einem für seine außerordentlich unschöne Fratze schon Leid getan und eigentlich war es auch ganz lieb...) und ein ganzes Beet von märchenhaften Fliegenpilzen (zum Glück haben wir im Kindergarten gut aufgepasst, dass wir hiervon lieber die Finger lassen sollten). Außer uns sind die Tage auch nur echte Kiwis aus Christchurch auf dem Track unterwegs, darunter vier Damen, die sich selbst als „Real New Zealand‘s Chicks“ bezeichnen und ihre Männer und Kinder daheim gelassen haben, um am Wochenende mal so richtig die Sau rauslassen zu können (bei Wein und Bier wird dann auch nicht gespart 😀). Die Mädels sind auf jede Fall gut drauf, locker und aufgeschlossen und es tut gut, einfach mal nur unter Einheimischen zu sein statt sich die üblichen Traveller-Geschichten anzuhören. Wir spüren, dass die Kiwis ihr Land wirklich lieben und die schlimmen Ereignisse von Christchurch sie wirklich tief bewegt haben. Schließlich ist es ihr Land, welches doch bisher immer als absolut sicheres Schlaraffenland für ihre Kinder und Familien galt...

    Wir verbringen auf jeden Fall tolle drei Tage auf dem Track, die uns wunderbar entschleunigen hat, und nehmen neben schönen Eindrücken auch einen angenehmen Muskelkater mit auf unsere Weiterreise in die Küstenstadt Kaikoura, in der uns hoffentlich bereits Wale und Delfine sehnsüchtig erwarten 😀
    Read more