Satellite
Show on map
  • Day 3

    Heilig schlammiges Ganges-Wasser

    August 8, 2023 in India ⋅ ☁️ 31 °C

    fp - Varanasi ist eine der am längsten ununterbrochen besiedelten Städte der Erde. Auch Lord Shiva, der große Hindu-Gott, hat dazu beigetragen. Man erzählt sich, dass Shiva im Streit einen der Köpfe von Brahma (dem hinduistischen Schöpfergott) abgerissen und als Souvenir mitgenommen hat, der ihm leider aus der Hand gerutscht ist - genau dort, wo später Varanasi entstand. Nicht nur das, Varanasi liegt auch direkt am Ganges.
    Der Ganges ist in der hinduistischen Mythologie der Inbegriff aller heiligen Gewässer. Ein Bad in ihm kann alle Sünden auf einen Schlag abwaschen. Das ist einer der wenigen Punkte, über den sich alle hinduistischen Gelehrten einig sind und in ihren Erzählungen übereinstimmend berichten. Der Ganges fließt sowohl im Diesseits als auch im Jenseits und in der Zwischenwelt. So kann man einerseits seinen Ahnen einen kleinen Gruß zukommen lassen, indem man beispielsweise ein Blumengeflecht in den Ganges wirft. Oder man lässt sich am Ende seines Lebens verbrennen und sorgt dafür, dass seine Asche im indischsten aller indischen Flüsse landet. So kommt man am besten im Jenseits an. Wenn man ganz sicher sein will, macht man das in einer der heiligen Städte wie Varanasi.
    Und wie geht das? Zuerst sucht man sich einen der Ghats aus. Ghats sind einfach schön gebaute Flusszugänge, meistens mit Hindutempeln direkt integriert. So kann man noch mal kurz mit der einen oder anderen Gottheit plaudern. Und kann gleich ins Wasser gehen. Es gibt Ghats zum Baden, Ghats für Zeremonien und Ghats zum Sterben und Verbrennen. Morgens um 5.30 Uhr und abends um 19.30 Uhr gibt es immer an dem einen oder anderen Ghat ein großes Spektakel mit Trommeln, Gesang, Feuer und Vorbeten.
    Da der Ganges eine eigene Göttin ist, kann er auch nicht von Menschen verschmutzt werden. Das ist praktisch. So können alle Abwässer direkt eingeleitet werden. Die indischen Grenzwerte für Arsen, Cadmium, Blei oder Chrom werden um das 70fache überschritten. Trinkwasser sollte nicht mehr als 50 Bakterien pro 100ml enthalten (Asia Times), im Ganges werden regelmäßig 1,5mio. Bakterien gemessen. Das Wasser ist so verschmutzt, dass es selbst für die Bewässerung in der Landwirtschaft bedenklich ist. Und wenn die Leichenverbrennung nicht perfekt ist, findet man den einen oder anderen halbverwesten Arm am Flussufer.
    Wir für unseren Teil müssen feststellen, dass der heilige Ganges kurz nach dem Monsum sehr, sehr viel Wasser mit sich führt. Schlammiges Wasser. Nicht nur, dass es so hoch ist, dass fast alle Ghats überflutet sind, auch die Boote fahren nicht raus, damit man die Ghats von der Wasserseite aus sehen kann. Mhmm... nicht cool.
    Read more