Orient-Express Plus

December 2019 - January 2020
Vom Kaspischen Meer per Zug zurück. Read more
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  • Day 1

    Erstmal in die Kneipe nach Budapest

    December 22, 2019 in Hungary ⋅ 9 °C

    Craig am Flughafen Schöneberg getroffen, über die Anzahl der notwendigen Riesen-Toblerone-Packungen gestritten und aufm Klo auf die Reise angestoßen, sodass wir fast ziemlich den Flug verpasst hätten. Nur ein Sprint durch den ganzen Flughafen aufs Rollfeld hat uns gerettet, um den ersten Sprung bis Budapest zu schaffen.
    Hier konnten wir Max und Karl aus ner Kneipe ziehen, die dort versackt waren. Schnell noch ein deftiges ungarisches Abendbrot und auf in den Flieger nach Baku.
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  • Day 2

    Ein Tag süße Pistazien

    December 23, 2019 in Azerbaijan ⋅ 10 °C

    Baku begrüßt uns mit den süßesten Pistazien die man sich vorstellen kann. Hauptsache man hat eine Grundlage für den Tag. Die Stadt hat mehrere Gesichter. Zum einen sind die wie aus dem Prospekt restaurierten historischen Gebäude, die wie per Strg + V ins Zentrum eingefügt aussehen (und man zumeist nicht betreten darf). Dann die turbokapitalistischen Glasfasaden, wie die Flame Towers (Flammentürme) oder das Heydər Əliyev Merkezi Kulturzentrum, die man meist nicht betreten mag, da man arm wird. Oder dann gibt es noch die typisch osteuropäische Plattencharme. Ab und an lugen schöne osmanische Häuserfasaden hervor, wenn man Glück hat :) Architektonisch könnte Baku wahrscheinlich schon vorne mitspielen, das Zentrum Zentrum erinnert an Paris oder Istanbul, vermutlich was mich so irritiert hat ist die Menschenleere in der Stadt.Read more

  • Day 3

    Endlich wieder in der Dritten Klasse

    December 24, 2019 in Azerbaijan

    Der Bahnhof von Baku beinhaltet alle drei Formen dieser Architektur: Das alte Bahnhofsgebäude aus dem 19 Jod. top restauriert und nur teilweise betretbar. Der moderne Anbau, betretbar nur nach Sicherheitskontrolle und mit Ticket, sowie der Verbindungstunnel, wie aus einem Star-Wars-Film und ohne Menschen. Zumindest abends kurz vor Abfahrt der Züge waren die Bahnsteige voll mit Menschen. Unser Zug, mit moderner Lokomotive und alten Wagen in gewohntem russischen Zugkomfort auf dem ersten Abschnitt nach Tiflis, Georgien.Read more

  • Day 3

    Explodierende Schäferhunde

    December 24, 2019 in Georgia

    Laut Plan war es abends hoch oben in den Bergen bei Stepanzminda zu sein. Vom Markt am Bahnhof soll ein Bus abfahren. Gut, fährt natürlich erst los, wenn er genügend Passagiere hat. Und offensichtlich kann das dauern. Warten - meine Leidenschaft. Irgendwann wurde mir das zu viel. In der Zeit kann man auch besser übern Markt laufen. Max ruft mir noch hinterher: "Bring mir Kippen mit!" Übern Markt laufen mit Auftrag macht sowieso mehr Spaß, dann sucht man gezielt. Neben leckeren Nussriegeln, sehr sehr frisches Hühnchen und anderen Notwendigkeiten des täglichen Bedarfs hat am hintersten Ende eine Mamushka endlich auch Zigaretten verkauft. Cool, so kann man Max glücklich machen. Neben gefälschten Marlboros, Wests, Camels etc. war eine Tischecke auch voll mit lokalen Zigaretten nur in georgischer Schrift. Perfekt, die richtigen für Max :)

    Voller Stolz komme ich zurück zum Bus um festzustellen, dass a) dieser immer noch halbleer ist und b) das niemand Feuer für Max hat. Also auf zur zweiten Runde übern Markt. Streichhölzer waren echt schwer. Endlich habe ich dann auf einem Stand, der Batterien, Akkus, Handyhüllen und Partyhütchens hatte auch so lustige Schächtelchens gefunden, mit Reibefläche an der Seite und Schäferhund drauf. Tschakka, Mission ausgeführt.

    Gefühlt Stunden später, sind wir dann auch endlich losgefahren hoch zur russischen Grenze. Unterwegs hielten wir an diversesten Klöstern, alle ganz nett - keins mit notwendigem Potenzial zum länger Verweilen. Einzig die Aussichtspunkt später an der Straße schenkten großen wow-Faktor. Mit den tief-einschneidenden Täler zeigte sich der Kaukasus von einer der imposantesten Seiten.

    In Stephansminda angekommen bezogen wir direkt das Nachtlager bei einer georgischen Familie, und verschwanden auch wieder zum Heiligabendschmaus ins Restaurant: mit viel Nüßen, Fleisch und Gemüse 🤤 Später beim Absacken zeigte sich, dass meine Streichhölzer vom Markt wohl eher Böller waren, aber seht selbst im Video 😃😃😃
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  • Day 4

    Mit Jeans in den Schneesturm

    December 25, 2019 in Georgia

    Voll süß, der Opa der Familie wollte uns morgens um sechs ohne Frühstück nicht aus dem Haus lassen. Es gab selbstgebackenes Brot, selbstgemachte Käse, frische eigene Eier, Kaffee und hausgemachte Marmelade. Von unseren Gastgebern gab es nur russisch und georgisch im Angebot, trotzdem was für ein phänomenaler Start in den Tag!

    Etwa 400Hm oberhalb der kleinen Stadt liegt die Gergetier Dreifaltigkeitskirche, an der wir den Sonnenaufgang erleben wollten. Ein kleiner Pfad führte hoch, den wir im Schein der Strinlampen bei sehr kalte hochstapften. Die geschlossene Wolkendecke machte den Sonnenaufgang ziemlich unspektakulär, von daher hielten wir uns gar nicht lange da auf. Ziel des Tages: so hoch kommen wie möglich, irgendwann soll das Wetter ja sowieso blöd werden.

    Der weitere Weg hinauf änderte bald den Charakter von steinigen Pfad zu, durchs Schneefeld freigetretener Pfad. Nach weiteren 800Hm kam der nächste Fixpunkt in Sicht: das Basislager (2950m) für den Gipfelsturm (5074m). Und fast im gleichen Moment war auch das versprochene schlechte Wetter schlagartig da. Von freundlich bewölkt, zu böse bewölkt, zu erste Schneeflocken, zu Schneesturm vergingen keine 10 Minuten. Besser wieder absteigen.

    Wanderminister Karl hatte -so sagte er zumindest- hundertprozentige Sicherheit, wo der Abstieg lang ging, Wegeopposition Craig argumentierte dagegen. Kontrollieren konnte man da sowieso nicht, da a) unsere Fußspuren vom Aufstieg schon zugeschneit waren, b) wir einen prima white-out hatten (alles um einen herum ist gleichmäßig schneeig weiß) und c) wir nur am Schritt wussten, geht es nun hoch oder herunter. Das hatte natürlich nette Effekte auf die Gruppendynamik. Karl, grummelnd, da ihm die Wegekompetenz in Frage gestellt wurde geht vor. Max mit bester Bergsteigausrüstung nicht versucht irgendwie seinen Weg zu finden, rutscht alle paar Meter dabei aus. Craig, sich herrlich über die Gesamtsituation am amüsierend verwandelt für sich den Abstieg in eine Rodelpartie.
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  • Day 4

    Ein Bankett in Stalins Villa

    December 25, 2019 in Georgia

    Der Bus hat uns wieder sicher zurück nach Tiflis gebracht, wo wir verabredet mit unserem CouchSurfer waren. Ein freundlicher Litauer, der in Georgien eine Softwareentwicklungsfirma aufgemacht hat. IT Firmen zahlen in Georgien 0% Steuern, habe dabei erfahren :) Es schien ihn gutzugegen, da er in einer ehemaligen stalinistischen Parteigenossenwohnung direkt am zentralen Prospekt der Stadt wohnt, mit griechischen Säulen im Bad und unzähligen Zimmern. Naja, es ist Weihnachten, und er und sein Kumpel haben die maximale Köstlichkeit georgischer Bankettkultur aufgetischt.

    Der Legende nach, sitzen die Georgier sogar soviel an Banketten, dass sie fast keinen Platz mehr auf der Erde bekommen hätten. Als Gott die Erde unter den Völkern aufgeteilt hatte, kamen die Georgier um ihren Platz zu bekommen. Gott zuckte nur mit den Achseln, "Ihr seid zu spät! Wo seid ihr gewesen?" Die Georgier entschuldigten sich: „Wir waren zu Tisch und haben gegessen, getrunken und natürlich dir bedankt. Wir haben auf die Schönheit dieser Welt getrunken, die Du erschafft hast.“ Das fand Gott natürlich toll: "Na ja, ich habe die Erde bereits aufgeteilt, aber ich habe für mich selbst ein schönes Plätzchen reserviert, aber das schenke ich Euch.“ Da sich die Georgier sicher sind, dass sie das schönste Land in der Welt haben, stellt kein Mensch die Wahrhaftigkeit dieser Legende in Frage.

    Wenn man in Georgien ein Bankett startet, müssen zunächst die Rollen aufgeteilt sein. Das fängt damit an, dass zunächst die Tischrollen belegt werden. Zum einen wäre das der Tamada, der Tischmeister, den unser neuer georgischer Freund übernommen hat. Da trinken ohne Trinkspruch barbarisches Saufen ist, muss der Tamada stets dafür sorgen, dass es einen Trinkspruch gibt. Ausgetrunken werden muss trotzdem. So trinkt man mal auf die Liebe, mal auf die Völkerfreundschaft, mal auf den Wein, mal auf die Frauen, mal auf die Männer, mal auf die Verstorbenen, dann auf die Kinder, mal auf die Gesundheit, mal gute Geschäfte, mal auf die Freunde, die nicht am Tisch sind mal werden die herrschenden Tischthemen zusammengefasst, reflektiert und in einen Trinkspruch umgewandelt. Er sorgt auch dafür, dass niemand einfach so herumläuft oder gar ohne Trinkspruch trinkt.
    Eine weitere, arg wichtige Rolle hat Craig zugeteilt bekommen, dessen Name ich nicht mehr zusammenbekomme, der aber dafür sorgen muss, dass keins der Gläser trocken wird. Das er die Rollenzuteilung kommentierte mit: "Max ist von Wein noch nie betrunken gewesen!", spornte den Tamada dann im weiteren Verlauf nur noch weiter an.

    Das Essen hörte nicht auf fantastisch zu schmecken. Es gab Vogel, gefüllte Auberginen, Walnusspasteten, Salate, Schaschlik, und weitere verboten gute Leckereien, sowie nie leere Gläser...

    Der nächste Morgen, mit viel Kopfweh beginnend, stellten wir fest, dass wir alleine im Haus waren. Offenbar waren unsere beiden Freunde schon auf der Arbeit, jedenfalls hatten sie sowas angekündigt (meinten wir uns zu erinnern). Aus Macht der Gewohnheit schienen sie die Tür hinter sich abgesperrt zu haben. Mhmm, dumm für uns. Nur die kombinierten Ausbrecherfähigkeiten ließen uns eine Stunde später schlussendlich die Tür knacken :)
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  • Day 5

    Ein Tag durch Tiflis

    December 26, 2019 in Georgia

    Der Einfluss der vielen Kulturen in und spiegelt sich im Stadtbild wieder. So stehen neben osmanische Holzbauten, persische Hamams, zaristische Bürgerhäuser, mittelalterliche Kirchen, Synagogen aus der Neorenaissance, sowie sowjetischer Rohbeton. Unsere kleine Stadttour führte uns durch die Altstadt, in die hypermoderne Neustadt auf der anderen Seite, um dann mit der Seilbahn zur Burg auf der historischen Seite zu fahren. Dort sind wir bis aufs Dach hochgeklettert um dann Lukas, einen neuen weiteren Mitreisenden am besten Hotel der Stadt abzuholen. Craig hatte uns ein Zimmer mit seinen Punkten organisiert, und Lukki staunte nicht schlecht, als wir es ernst meinten, dass wir nun in x-Sternen Plus übernachten. ok, es war ein Zwei-Bettzimmer mit extra hineingeschmuggelten Rucksackreisenden, aber psssst....Read more

  • Day 6

    Geschlachtet wird im Kofferraum

    December 27, 2019 in Georgia

    Märkte können ganz schön absurd sein. Vor allem, wenn man sterile mitteleuropäische Supermärkte gewöhnt ist. Der Markt in Tiflis bietet alles. Vom Second-Hand Schuh, bis zum frischen Ferkel im Tüten-Bündel. Entsprechend aufregend ist somit auch der Marktbesuch. Auf dem Parkplatz vor dem Markt versammeln sich alle Verkäufer, die keinen Marktstand in der Halle haben. Aber auch hier gibt es frisch zerteilte Schweinehälften...Read more

  • Day 6

    Der 90cent-Schnellzug

    December 27, 2019 in Georgia

    Tiflis - Bordschomi, sind mit dem Auto etwa 160km. Der geräumige breitspurige Schnellzug, den die Sowjet dort vergessen haben, schafft die Strecke in vier Stunden. Dafür ohne Verspätung und für einen Ticketpreis von unter einem Euro :)Read more

  • Day 7

    Absurditäten früh morgens im Zug

    December 28, 2019 in Georgia

    Borschomi liegt tief entlang einer steilen Schlucht. Schon der Zar ging in hier zur Kur und badete in den Heilquellen. Der Blick auf die Stadt war für uns etwas begrenzt, wir sind spät abends angekommen, und hatten die Idee, den ersten Zug morgens um viel zu früh hoch nach Bakuriani zu nehmen. Hier führt die letzte Schmalspurbahn Georgiens knapp 900Hm überwindend, erbaut um 1902, hauptsächlich durch winterlich zugeschneitem Wald und über Brücken von Gustave Eiffel hoch vom Kurort zum Wintersportort. Bespannt mit einer alten slowakischen E-Schmalspurlok von 1966.

    Kaum zu glauben, aber trotz der Abfahrt um 07:00 morgens, waren wir nicht die einzigen Fahrgäste. Neben uns waren aufdringliche Thailänder mit an Board, die diverseste Selfie und Gruppenbilder vor verschiedenen Hintergründen mit uns brauchten. "Näxt man" war dabei stets der Aufruf zur neuen Fotokonstellation :) Nach einiger Zeit hat uns ein freundlicher Pole aus dieser Gruppendynamik befreit. Ich bin noch überzeugt, er wollte seinen Tschatscha (Georg. Grappa) nicht alleine trinken. Hätte nie gedacht, dass ich vor 08:00 morgens ein Wasserglas voll Tresterbrand trinken werden, aber irgendwann ist ja immer das erste Mal.

    Beim Aussteigen, fragt uns der Lokführer, ob wir die Lok nicht umrangieren wollen. Na klar, wollen wir! Lokfahren, geil!
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