Satellite
Show on map
  • Day 15

    Harnas Wildlife Foundation

    January 21, 2023 in Namibia ⋅ ⛅ 28 °C

    Da ist er nun, mein letzter Arbeitstag. Mein Magen war in der letzten Nacht gnädig mit mir und auch mein Frühstück ist leicht verdaulich und bleibt dort wo es ist. Hochmotiviert gehe ich also die letzten Arbeitsstunden auf Harnas an.
    Zuerst heißt aber wieder Gemüse und Fleisch schnippeln wie die Weltmeister.
    Nachdem alle Schildkröten und die Mangusten versorgt sind, geht’s also auf meine allerletzte Outside Feeding Tour. Wir starten wieder bei den Geparden, fahren weiter zu den Hyänen, Wildhunden, Leoparden und den Löwen. Ich genieße diese letzte Fahrt in vollen Zügen und verabschiede mich von allen Tieren wie von guten lieb gewonnenen Freunden. Heftig, wie schwer mir das nach nur 2 Wochen fällt.
    Zurück im Ressort drehe ich meine Runde und nehme mir bei allen Hunden nochmal viel Zeit für ausgiebige Kuscheleinheiten. Vor allem Enzo scheint zu verstehen, dass irgendwas komisch ist und weicht mir nicht mehr von der Seite.
    Am Nachmittag ist es dann unausweichlich. Ich muss meiner Erdmännchenfamilie beichten, dass ich ausziehe und mein eigenes Leben führen werde.
    Gottseidank ist Fressen erstmal wichtiger. Nachdem sich alle den Bauch vollgeschlagen haben, steht es nun also an, das klärende Gespräch.
    Alle Erdmännchen haben Verständnis, trotzdem markiert mich Obererdmann wieder zweimal. Ich nehme es als Versprechen, dass ich immer zu ihnen gehören werde und verschenke zum Abschied noch an jedes Erdmännchen ausreichend Kuscheleinheiten.
    Schweren Herzens lasse ich meine neue Familie zurück.
    Am Abend gibt es wieder traditionelles namibisches Braai und jeder der am Montag Harnas verlässt, darf noch seine ganz persönliche Abschiedsrede halten.
    Am Ende des Tages sitze ich mit den mir so ans Herz gewachsenen Mädels in meiner Hütte und wir philosophieren über die Arbeit hier, das Leben und ob es wirklich noch zeitgemäß ist sich Ziele zu setzen. Die Welt steht offen, warum nicht einfach nur das tun was sich im hier und jetzt richtig anfühlt. Und dann bekomme ich das vielleicht schönste Kompliment meines Lebens. „Peggy, du bist so inspirierend. Du zeigst mir, dass man nicht 20 sein muss, um sich zu entdecken. So möchte ich auch werden.“ Ok, an dieser Stelle verdrücke ich eine Träne.
    Ich merke wie dankbar ich hier geworden bin für mein Leben genau so wie es jetzt ist mit allen Höhen und Tiefen und für alle Menschen die ich bis hierhin getroffen habe und die mich einen Weg lang begleitet haben oder genau jetzt noch an meiner Seite sind.
    Dieses Projekt hat mir einfach so viel mehr gegeben, als nur Freiwilligenarbeit im Tierschutz. Ich habe hier ganz wunderbare Menschen getroffen, Namibier, Deutsche, Belgier, Amerikaner, Neuseeländer, Italiener, Schweizer, Holländer. Jeder hat seine eigene Geschichte, aber hier verbindet alle nur die Liebe zu den Tieren und der Wunsch etwas vom eigenen privilegiertem Leben zurück zu geben.
    Mit diesem Gedanken liege ich nun in meinem Bett, zufrieden mit mir selbst. Sogar der Gedanke an die lästige Kofferpackerei am morgigen Sonntag könnte mir gerade nicht egaler sein.
    Read more