France
Chalet Reynard

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Travelers at this place
    • Day 10

      Auf eine unruhige Nacht folgt ein früher Start in den Tag. Viele Stunden lang habe ich mir ausgemalt, welche Schrecknisse und unmenschliche körperliche Anstrengungen mich heute erwarten mögen. Die Tatsache, dass ich ein schlapper Radler bin, hilft nicht dabei, mich mental für dieses Vorhaben zu stärken. Ich habe etwas Angst vor meiner eigenen Courage (Die es nicht zulassen wird, dass ich abbrechen werde, eher falle ich tot vom Rad.) und großen Bammel vor der Abfahrt. (Denn runter ist immer blöder als rauf.)

      Die erste Hürde des Tages besteht im Herunterwürgen einer kleinen Schüssel mit Vollkornnudeln. Frühstück ist mir in den letzten Jahren so fremd wie ein Sommer ohne Schwitzen geworden und ich kämpfe mich durch die Kohlenhydrate. Puh, erste Hürde knapp gemeistert. Viel zu schnell schließe ich die restlichen Vorbereitungen für dieses sportliche Großereignis ab. Ein Großereignis, bei dem man nicht einmal seine Glücksunterhose tragen kann. Also versuche ich es mit meinen Halloween-Socken und hoffe das Beste. Meine Trikottaschen und die kleine Sattelstangen-Tasche (Erkennungszeichen des Angsthasen) sind gefüllt mit Müsli- und Protein-Riegeln, zwei Wasserflaschen stecken in den Halterungen am Rahmen. Gefüllt mit dem besten Sportgetränk schlechthin, Saftschorle mit einer tüchtigen Prise Salz. Der Isodrink des Zuckerverweigerers. Arme und Beine sind verschwenderisch mit Sonnencreme bedeckt, und der Rest steckt in meiner bequemsten (und gleichzeitig schicksten) Fahrradhose.

      David hat mir wieder einmal eine Tour passend zu meinen Fähigkeiten geplant: Insgesamt deutlich länger als die seine (107 statt 80 km), die Höhenmeter dabei wesentlich weniger aggressiv verteilt. Zunächst starte ich durch die Straße Richtung Gorges de la Nesque. Eine der schönsten Fahrradstrecken, die ich je absolvieren durfte. Es geht stetig, aber mäßig bergauf und ich fahre mich warm. Wie wir schon gestern vermuten konnten, ist dies hier ein Mekka für Rennradler. Allein auf den benachbarten Stellplätzen sehen wir fünf oder sechs richtig dolle Räder, alle heiß auf die schönen Strecken um uns herum. Auf den Straßen trifft man gefühlt ebenso viele Zweiräder wie Autos und auf meinem Weg nun treffe ich nach zehn Minuten und dann erst wieder nach einer Stunde so ein Vierrad. Denn: Hier ist man auf zwei Rädern unterwegs.

      Tapfer ackere ich mich also durch 52 km Aufstieg, der längste, den ich je befahren bin. Es werden mich Männer mit dreimal gründlicher rasierten Beinen in dreifacher Geschwindigkeit überholen, doch meine Kette glänzt dafür funkelnder und meine Laune funkelt mit ihr. So langsam fange ich auch an, den Erfolg des Unternehmens weniger anzuzweifeln. Mein Puls bleibt artig zwischen 160 und 170 Schlägen pro Minute, der letzte Gang bleibt auf den ersten 30 km ungenutzt. Hier gibt es – psychologisch wertvoll – sogar eine kleine Entlastung. Ich treffe nach der wunderschönen Schlucht auf eine Ebene mit jeder Menge Lavendelfeldern und einem kleinen Städtchen.
      Zwei Bananen und einen Proteinriegel später kündet ein Schild vom Col du Mont Ventoux und es wird ernst. Oder ernster. Die Steigung zieht jetzt noch an und statt zwischen 3 und 5% orgle ich jetzt bei 6 bis 8% herum. Zeit für den Mountainbike-Gang, oder wie man hier in Frankreich sicher sagt: Allure de la bicyclette de montagne. Klingt auch gleich weniger erbärmlich. Dieser Extra-Gang, den sich David für das ausgemachte Kletter-Fahrrad hat einbauen lassen, ist es, der mich sicher gen Gipfel bringt. Beim Hintern trennt sich nur äußerst selten vom Sattel, mein Puls bleibt gechillt bei diesem zweiten Abschnitt bis Chalet Reynard fröhlich vor sich hin hoppelnd um die 170 Schläge pro Minute. Einzig die teilweise wild und laut überholenden Motorräder lassen meine Nerven etwas flattern. Den Mont sehe ich lange Zeit nicht, denn ich nähere mich dem großen Dreckskerl eher von hinten.

      Egal, da ist auch schon das Chalet, an dem der Aufstieg über Bèdoin und der über Sault zusammenfließen. Die richtigen Rennradler kommen natürlich alle über Bèdoin, sehen allerdings zum Teil auch deutlich angematschter aus. Wirklich nur noch 6 km und dann bin ich oben? Das könnte ich wirklich schaffen! Zwar sieht der Leuchtturm noch meilenweit entfernt aus, ganz und gar kein Scheinriese also, aber immerhin direkt vor meiner Nase. Ich fülle noch die beiden Wasserflaschen an der Toilette auf, mampfe noch ein dubios schmeckendes Früchtebrot-Riegel-Ding (kriegt man nicht ohne weitere körperliche Anstrengung runter) und mache mich dann auf das letzte Anstiegs-Stück.

      Als ich nachher am Gipfel stehe, weiß ich gar nicht so richtig, wie ich hochgekommen bin. Im alles einnehmenden Strampeltunnel ist wahrscheinlich sämtlicher Sauerstoff, den meine Lungen in den Kreislauf befördern konnten, direkt in die Beine gegangen. Ich meine mich auch dunkel zu erinnern, mir die Frage der Sinnhaftigkeit dieser Unternehmung gestellt zu haben. Aber irgendwie bin ich einfach hochgefahren. Nicht am Limit, dank des Super-Gangs, aber dafür mit der Geschwindigkeit und Ausdauer eines sich auffaltenden Gebirges. Das Gefühl am Gipfel demnach zwischen Ungläubligkeit und großer Freude. Wirklich geschafft!

      Obligatorische Fotos werden gemacht, allerdings komme ich mir wie ein kleiner Betrüger vor. Ein Läufer auf dem Gipfel des Rennradler-Paradieses und ich habe noch nicht einmal fast gekotzt oder über Kotzen nachgedacht.
      Und jetzt geht es 52 km wieder bergab. Das, wofür ich all die mir entgegenkommenden Radler in den letzten 3 oder 4 Stunden geneidet habe, steht jetzt mir zu! Trotz großer Abfahrtspanik komme ich diese steilsten 6 km mit großem Herzklopfen aber starker Bremshand in einem Stück runter und genieße im Anschluss die restlichen sanfter abfallenden Kilometer.

      Die ganze Zeit staune ich: Das alles bin ich nach oben gefahren? Sah im Anstieg nicht so steil aus. Krass. Krass Krass Krass.
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    • Day 2

      Mont Ventoux

      August 9, 2020 in France ⋅ ☁️ 24 °C

      An diesem Tag bin ich sehr früh in Carpentras aufgestanden (5:00) und bin mit dem Auto nach Bedoin gefahren. Von dort habe ich mich mit dem Rad auf den Weg zum Mount Ventoux gemacht. Auf der 20km langen Strecke galt es 1600hm zu überwinden. Es war eine tolle Fahrt. Oberhalt der Baumgrenze sieht es auf dem Berg wie auf einer Mondlandschaft aus. Ein tolle Gefühl den Berg besiegt zu haben. Um 10:00 war ich wieder zurück in Carpentras wo Sabine und Tabea mittlerweile in der Stadt gefrühstückt hatten.
      Die nächste Zwischenetappe führte uns zum Pont Du Gard. Es ist sehr eindrucksvoll was die Römer vor mehr als 2000 Jahren geleistet haben um die Wasserversorgung ihrer Städte zu gewährleisten. Wir haben trotz der Hitze einige Zeit dort verbracht.
      Anschließend sind wir zu unserem ersten Ziel, Serignan aufgebrochen und dort am späten nachmittag eingetroffen.
      Wir haben ein sehr sehr schönes Mobilhome. Der ersten Abend auf der Terrasse ist immer etwas besonders.
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    You might also know this place by the following names:

    Chalet Reynard

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