Frankreich 2023

Juli 2023 - Juli 2025
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    25. Juli 2023 in Frankreich ⋅ ☀️ 18 °C

    Schon wieder ein Abschied, der uns sehr schwerfällt. Villes-sur-Auzon hat landschaftlich und im Hinblick auf vergnügliche Unternehmungen alles zu bieten, was unsere Reise-Herzen jauchzend hochschlagen lässt. Um mich gebührend von meinem neuer neues Lieblingsstrecke zu verabschieden, starte ich streberhaft pünktlich in den Tag und laufe nochmal einen Teil meiner Radelstrecke von vor zwei Tagen ab. Sechs Kilometer schaffe ich es den Berg nochmal hoch und die atemberaubende Schlucht entlang. Die Radfahrer, die mich heute überholen, bringen tatsächlich ein bewunderndes Bonjour hervor, nicht so ein mitleidiges.

    Trotzdem geht es für uns heute für eine Woche an die Côte d´Azur. David ist besonders emsig und hat die Hälfte bereits gepackt, als ich durchnässt wie nach einer wilden Poolparty am Campingplatz anlange. Während des Packens entdecken wir dann noch eine Zikade, die auf meiner Wandersandale genächtigt hat und noch überaus unbeweglich auf Sonne und ihren Kreislauf wartet.

    Das ehrt meine Wandersandale, denn wir (also Erik und ich) haben beschlossen, Zikaden ab diesem Urlaub zu mögen. Als wir vor ein paar Jahren eine Reise durch Malaysia unternommen haben, waren wir überfordert von den hiesigen Fliegetieren, die uns ständig schreiend gegen die Köpfe donnerten. Da wussten wir allerdings auch noch nicht so viel über die kleinen Kumpels. Hier in Frankreich scheinen sie etwas weniger desorientiert und besser manövrierfähig. Jedenfalls hat noch keiner eine gegen den Kopf bekommen. Zikaden brauchen unheimlich lange, um sich zu einem erwachsenen Exemplar zu entwickeln. Jahreslang graben sie sich durch die Erde, hocken im Dunkeln und schlürfen Wurzelsaft von Pflanzen. Hängen herum und warten darauf, die ganzen Larvenstadien zu durchschreiten, um sich schließlich als fertige Zikade aus dem Boden zu graben. Und dann geht die Riesen-Party los! So stellen wir uns das zumindest vor. Die erwachsenen Zikaden haben nur ein paar Monate, um das Leben im Hellen zu genießen und dann lassen sie es so richtig krachen. Erik ersinnt, dass das wild kreischende Trommeln alle Zikaden in der Umgebung zu einer fetten Fete einlädt. Mit dieser Geschichte im Kopf kann man es viel besser aushalten, wenn die Freunde ihre Einladungen auch zu Zeiten herausposaunen, zu denen man lieber seine Ruhe haben will. Inzwischen nehmen wir die Musik der Zikaden nur noch unterschwellig wahr und es fällt uns vielmehr auf, wenn sie verstummt. Nur bei starkem Wind oder Temperaturen unter 25° Celsius lassen sie das Zirpen sein.

    Wir sehen das Meer und wir spüren den Wind. Wind? Eher ein ausgewachsener Sturm, der uns da begrüßt. Der Platz für die kommende Woche liegt in einem monsterösen Feriendorf, als Camper mit Wohnwagen sind wir hier eher Exoten, denn die meisten Urlauber kommen hier in kleinen Ferienhäuschen unter. Die wenigen Stellplätze sind – ganz ökologisch – direkt in die Landschaft eingebaut. Das Einparken ist aufgrund der extremen Hanglage durchaus herausfordernd, dank Mover aber zu bewältigen. Wir befinden uns in Fréjus, genau zwischen Cannes und Saint-Tropez, was durchaus mondän klingt. Hier ist allerdings die kleine Feriendorf-Hölle. Ein Feriendorf drängt sich an das nächste, und das Auto ist hier das Fortbewegungsmittel Nummer 1. Immerhin lassen die Franzosen etwa 60 cm breite Seitenstreifen auf den Asphalt-Bahnen, da kann man sich als Fußgänger oder Jogger hinflüchten. Immerhin wird man nicht angehupt, wenn man einen solchen benutzt und hofft, dabei nicht zu Brei gefahren zu werden.
    Zurück zu Sturm: Wir bauen draußen besser erst einmal gar nichts auf, denn diese Böen beeindrucken uns. Als wir den Pool testen, schlottern wir beim Verlassen wie die Lämmer, denn der Wind pfeift uns um die Ohren. Nachts holen wir sogar das Hubdach ein, so sehr ackert der Wind an unserer Unterkunft. Ein bisschen fühlt man sich wie auf hoher See, der Kahn wankt im Wind und Böe für Böe kracht an die Schiffswand. Keine auch noch so irre Zikade hat da Lust zum Zirpen.
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  • HOCH DEN MONT VENTOUX (AGRESSIV)

    24. Juli 2023 in Frankreich ⋅ ⛅ 26 °C

    Heute soll es dann Davids großer Tag werden. Gestern hat er mir – ganz der Gentleman, der er ist – den Vortritt gelassen, heute aber gilt’s. Da ich ihm keine Horrorgeschichten meiner Fahrt zu berichten hatte, zweifelt er keine Sekunde an einer erfolgreichen Erklimmung. Überhaupt hat er in den letzten drei Monaten so viele Höhenmeter geschrubbt wie der Privatjet von Elon Musk. Gründliche Vorbereitung ist also mehr als genug in den strammen Beinen und auch gewichtstechnisch hat er im Gegensatz zu mir die Nase vorn. Die perfekte Bergziege. Bei ihm geht es daher eher um die Jagd nach einer legendär schnellen Auffahrt. Über den Winter sind wir ein paar Mal virtuell diesen Berg hochgestrampelt, allerdings ist die Welt in Draculas Strampelkammer dann doch eine idealisierte.
    Für David steht fest: Beim Anstieg wird nicht angehalten. Und so passiert es! Erst oben gibt es per Messenger Lebenszeichen, Bilder und auch einen kurzen Video-Anruf. Derweil haben Erik und ich natürlich ganz genau verfolgt, wie schnell sich der kleine grüne David-Punkt auf der gelb markierten Strecke fortbewegt. Tracking sei Dank. David ist happy und kann auch keine krassen Radeln-am-Limit-Geschichten zum Besten geben. Mit der Anweisung, bloß nicht irgendwelche Geschwindigkeitsrekorde während der Abfahrt in Angriff zu nehmen, macht er sich auf den Rückweg. Schlappe 3 h und 33 mins kostet ihn der ganze Spaß. Als Genussfahrer habe ich mir 20 km mehr und insgesamt 5h und 18 mins gegönnt.
    Erik und ich verdödeln den Tag derweil sehr vergnüglich auf dem Campingplatz, spielen Tennis, lesen, waschen Wäsche und streicheln ein Kätzchen auf dem Weg zum Bäcker, wo wir ein Fruchtörtchen für den Sohnemann und ein Belohnungs-Croisssant für den bald Heimkehrenden erwerben.
    Später gehen wir noch auf Nahrungsbeschaffung und machen außerdem einen Abstecher in die Brauerei Ventopp (mit Werksverkauf), für sehr, sehr leckeres Bier. Das verkosten wir später stilvoll aus Plastikweingläsern. Mit Plastik-Sti(e)l. Köstlich!
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  • HOCH DEN MONT VENTOUX (GANZ FRIEDLICH)

    23. Juli 2023 in Frankreich

    Auf eine unruhige Nacht folgt ein früher Start in den Tag. Viele Stunden lang habe ich mir ausgemalt, welche Schrecknisse und unmenschliche körperliche Anstrengungen mich heute erwarten mögen. Die Tatsache, dass ich ein schlapper Radler bin, hilft nicht dabei, mich mental für dieses Vorhaben zu stärken. Ich habe etwas Angst vor meiner eigenen Courage (Die es nicht zulassen wird, dass ich abbrechen werde, eher falle ich tot vom Rad.) und großen Bammel vor der Abfahrt. (Denn runter ist immer blöder als rauf.)

    Die erste Hürde des Tages besteht im Herunterwürgen einer kleinen Schüssel mit Vollkornnudeln. Frühstück ist mir in den letzten Jahren so fremd wie ein Sommer ohne Schwitzen geworden und ich kämpfe mich durch die Kohlenhydrate. Puh, erste Hürde knapp gemeistert. Viel zu schnell schließe ich die restlichen Vorbereitungen für dieses sportliche Großereignis ab. Ein Großereignis, bei dem man nicht einmal seine Glücksunterhose tragen kann. Also versuche ich es mit meinen Halloween-Socken und hoffe das Beste. Meine Trikottaschen und die kleine Sattelstangen-Tasche (Erkennungszeichen des Angsthasen) sind gefüllt mit Müsli- und Protein-Riegeln, zwei Wasserflaschen stecken in den Halterungen am Rahmen. Gefüllt mit dem besten Sportgetränk schlechthin, Saftschorle mit einer tüchtigen Prise Salz. Der Isodrink des Zuckerverweigerers. Arme und Beine sind verschwenderisch mit Sonnencreme bedeckt, und der Rest steckt in meiner bequemsten (und gleichzeitig schicksten) Fahrradhose.

    David hat mir wieder einmal eine Tour passend zu meinen Fähigkeiten geplant: Insgesamt deutlich länger als die seine (107 statt 80 km), die Höhenmeter dabei wesentlich weniger aggressiv verteilt. Zunächst starte ich durch die Straße Richtung Gorges de la Nesque. Eine der schönsten Fahrradstrecken, die ich je absolvieren durfte. Es geht stetig, aber mäßig bergauf und ich fahre mich warm. Wie wir schon gestern vermuten konnten, ist dies hier ein Mekka für Rennradler. Allein auf den benachbarten Stellplätzen sehen wir fünf oder sechs richtig dolle Räder, alle heiß auf die schönen Strecken um uns herum. Auf den Straßen trifft man gefühlt ebenso viele Zweiräder wie Autos und auf meinem Weg nun treffe ich nach zehn Minuten und dann erst wieder nach einer Stunde so ein Vierrad. Denn: Hier ist man auf zwei Rädern unterwegs.

    Tapfer ackere ich mich also durch 52 km Aufstieg, der längste, den ich je befahren bin. Es werden mich Männer mit dreimal gründlicher rasierten Beinen in dreifacher Geschwindigkeit überholen, doch meine Kette glänzt dafür funkelnder und meine Laune funkelt mit ihr. So langsam fange ich auch an, den Erfolg des Unternehmens weniger anzuzweifeln. Mein Puls bleibt artig zwischen 160 und 170 Schlägen pro Minute, der letzte Gang bleibt auf den ersten 30 km ungenutzt. Hier gibt es – psychologisch wertvoll – sogar eine kleine Entlastung. Ich treffe nach der wunderschönen Schlucht auf eine Ebene mit jeder Menge Lavendelfeldern und einem kleinen Städtchen.
    Zwei Bananen und einen Proteinriegel später kündet ein Schild vom Col du Mont Ventoux und es wird ernst. Oder ernster. Die Steigung zieht jetzt noch an und statt zwischen 3 und 5% orgle ich jetzt bei 6 bis 8% herum. Zeit für den Mountainbike-Gang, oder wie man hier in Frankreich sicher sagt: Allure de la bicyclette de montagne. Klingt auch gleich weniger erbärmlich. Dieser Extra-Gang, den sich David für das ausgemachte Kletter-Fahrrad hat einbauen lassen, ist es, der mich sicher gen Gipfel bringt. Beim Hintern trennt sich nur äußerst selten vom Sattel, mein Puls bleibt gechillt bei diesem zweiten Abschnitt bis Chalet Reynard fröhlich vor sich hin hoppelnd um die 170 Schläge pro Minute. Einzig die teilweise wild und laut überholenden Motorräder lassen meine Nerven etwas flattern. Den Mont sehe ich lange Zeit nicht, denn ich nähere mich dem großen Dreckskerl eher von hinten.

    Egal, da ist auch schon das Chalet, an dem der Aufstieg über Bèdoin und der über Sault zusammenfließen. Die richtigen Rennradler kommen natürlich alle über Bèdoin, sehen allerdings zum Teil auch deutlich angematschter aus. Wirklich nur noch 6 km und dann bin ich oben? Das könnte ich wirklich schaffen! Zwar sieht der Leuchtturm noch meilenweit entfernt aus, ganz und gar kein Scheinriese also, aber immerhin direkt vor meiner Nase. Ich fülle noch die beiden Wasserflaschen an der Toilette auf, mampfe noch ein dubios schmeckendes Früchtebrot-Riegel-Ding (kriegt man nicht ohne weitere körperliche Anstrengung runter) und mache mich dann auf das letzte Anstiegs-Stück.

    Als ich nachher am Gipfel stehe, weiß ich gar nicht so richtig, wie ich hochgekommen bin. Im alles einnehmenden Strampeltunnel ist wahrscheinlich sämtlicher Sauerstoff, den meine Lungen in den Kreislauf befördern konnten, direkt in die Beine gegangen. Ich meine mich auch dunkel zu erinnern, mir die Frage der Sinnhaftigkeit dieser Unternehmung gestellt zu haben. Aber irgendwie bin ich einfach hochgefahren. Nicht am Limit, dank des Super-Gangs, aber dafür mit der Geschwindigkeit und Ausdauer eines sich auffaltenden Gebirges. Das Gefühl am Gipfel demnach zwischen Ungläubligkeit und großer Freude. Wirklich geschafft!

    Obligatorische Fotos werden gemacht, allerdings komme ich mir wie ein kleiner Betrüger vor. Ein Läufer auf dem Gipfel des Rennradler-Paradieses und ich habe noch nicht einmal fast gekotzt oder über Kotzen nachgedacht.
    Und jetzt geht es 52 km wieder bergab. Das, wofür ich all die mir entgegenkommenden Radler in den letzten 3 oder 4 Stunden geneidet habe, steht jetzt mir zu! Trotz großer Abfahrtspanik komme ich diese steilsten 6 km mit großem Herzklopfen aber starker Bremshand in einem Stück runter und genieße im Anschluss die restlichen sanfter abfallenden Kilometer.

    Die ganze Zeit staune ich: Das alles bin ich nach oben gefahren? Sah im Anstieg nicht so steil aus. Krass. Krass Krass Krass.
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  • Abschiedslauf bei Anduze

    GROSSE MALADRESSE !

    22. Juli 2023 in Frankreich ⋅ 🌙 17 °C

    Der nächste Reisetag steht vor uns und will uns zum Mont Ventoux bringen. Das Städtchen Villes-sur-Auzon erwartet uns und wir frohlocken ob der recht kurzen Strecke, die es zu absolvieren gilt. Deshalb ist morgens Zeit für einen kleinen Abschiedslauf, und dieses Mal halte ich mich an eine flache Route. Dann schafft man auch mal 12 km und die Beine bleiben heil. Vernunft ist nicht so schlecht, der Lauf dafür weniger spektakulär.

    So langsam haben wir auch wieder alle relevanten Handgriffe für’s Ankommen und Abbauen unter traumwandlerischer Kontrolle. Obwohl wir über einen Tausch mit einem Kastenwagen statt unseres Golfs und des Eribas nachdenken, schaffen wir die recht häufigen Ortswechsel ohne großes Aufheben. Markise einfahren, Stühle und den Tisch einräumen, Grauwasser entsorgen, Kabel einsammeln, Dach einklappen, Stützen einschrauben, die Luft aus dem Nivellier-Kissen lassen. Dank des Movers ist auch das Ausparken und Ankuppeln kein Akt.

    Der war neben einer leistungsstärkeren Batterie eine der besten nachträglichen Investitionen in unseren hübschen Wohnwagen. Beim Kauf unserer Emily winkten wir bei der Frage nach einem solchen Gerätes noch müde lächelnd ab. Mover ist doch was für alte Leute. Mit Schmalz in den Armen und Jugend in den Beinen kriegen wir diese süßen 1.400 kg doch locker über jeden Stellplatz gezerrt. Nach den ersten beiden Campingurlauben sind wir geheilt und lassen einen Mover nachrüsten. Spätestens, als es einmal in Frankreich auf einem durchweichten Campingplatz die Anstrengung sämtlicher anwesender Camper benötigte, um den Wagen wieder ans Auto zu kriegen, wurde uns klar, dass auch junge, sportliche Menschen kein Traktor sind. Besonders in der Schweiz auf einem Campingplatz in 2.000 Metern abschüssiger Höhe beglückwünschten wir uns zu derart sinnvoll investiertem Geld.

    So verläuft auch heute die Abfahrt verdammt entspannt und wir spähen nach dem großen Berg mit wüstenheller Spitze und Leuchtturm obendrauf. Zwanzig Minuten vor dem Ziel wird unser Frohsinn allerdings eingebremst. Beim Ausfahren aus dem Örtchen Mazan hält ein weißer Sportwagen vor uns, ein wütender Franzose entsteigt ihm.

    In nicht ganz freundlichem Ton erklärt er uns, wir hätten ihm mit unserem verlängerten Spiegel (die müssen wir an den serienmäßigen Spiegeln montiert haben, um unser angehängtes Heim im Auge behalten zu können) den Seitenspiegel kaputtgefahren. Nach eingehender Betrachtung lässt sich korrigieren: Ein Fitzelchen des Carbon-artigem Coverings des Seitenspiegels angeschabt.

    Wann und wo das genau passiert sein soll, können wir nicht so recht nachvollziehen, aber der Herr lässt nicht locker. Das macht ihn nämlich richtig sauer. Da er uns allerdings nicht sagen will, was wir jetzt weiter tun sollen und wir auch nicht wegkönnen, verfährt sich die Situation etwas. Will heißen, er schreit sehr viel, wir sind überfordert und wir versuchen, das mit Hilfe der Polizei zu klären. (Die Nummer ist 17, es gibt sogar Übersetzer, die sich zwischenschalten können.)

    Für alle, denen in Frankreich ein Malheur mit Verkehrsmitteln passiert: Solange keiner verletzt ist, kommt keine Polizei. Beide Parteien sollen einen Bericht schreiben (formlos, nehmen wir später an), dieser wird dann an beide Versicherungen gegeben und dann wird entschieden, wer was an wen zahlt oder auch nicht. So weit kommt es aber am Ende bei uns nicht. Auch, wenn wir etwa 90 Minuten daran laborieren. Der geschädigte Franzose weiß selbst bereits, dass die Versicherung nicht helfen wird, wie das bei Seitenspiegeln vermutlich immer der Fall ist.

    Stattdessen sehen wir keine andere Lösung, als bei der Polizei doch nochmal nachzufragen, ob sie kommen und das alles aufklären können. Die Überraschung: Die Polizei bemüht sich dann doch zu uns. Keine Überraschung: Unseren Konflikt löst sie nicht, aber jetzt haben wir noch eine schreiende Partei. Der Ober-Polizist (also der, der am meisten und am lautesten kommuniziert), macht Patrik zur Schnecke, weil wir zum einen mitten auf der Straße stehen und er zum anderen die Polizei für so einen Scheiß dahaben wollte. Und, weil er uns als f…king ash…les bezeichnet hat. (Ja, wir haben gepetzt.) Erstaunt über all diese Fülle an heftigen Emotionen und der Menge an Geschrei wissen wir noch nicht so richtig, wie wir uns der Situation entziehen können. Uns rettet am Ende eine alte Dame, die zufällig über ihren Hof schlendert, als wir festgehalten werden. Sie beschaut sich den Schaden an Patricks Auto und verwickelt ihn in ein freundliches Gespräch. Zeigt ihm sogar den Seitenspiegel ihres Autos (der ist wohl richtig im Eimer) und lenkt den Fokus ihres Zuhörers auf innere Werte, Gesundheit und schöne Seelen. Und das hilft.

    Unser wütender Peugeot-Fahrer kommt allmählich runter, beginnt dann, seinen Bericht für die Versicherung zu schreiben, lässt dieses aber bald fallen, um uns ein bisschen aus seinem Leben zu erzählen. Seine Mutter hätte deutsche Wurzeln, sein Vater wäre vor zwei Monaten gestorben, er liebt sein Auto sehr und sowas blödes mit dem Spiegel sei ihm letztes Jahr bereits passiert. Und irgendwann lässt er uns dann ziehen, mit einigen Händeschütteln und trotzdem noch etwas Ratlosigkeit auf unserer Seite.

    Endlich kommen wir in Villes-sur-Auzon an und unser Campingplatz hier ist echt gut ausgestattet (Pool und ein Platz für Fahrradwartungsarbeiten inklusive Montageständern, Luftpumpe und Wasserschlauch) und trotzdem familiär gemütlich. Schöne Sitzplätze, ein Kickertisch, ein kleiner Kunstrasenplatz mit Tennisnetz und Fußballtoren. Wir leihen uns Tennisschläger, testen den Pool und kochen ein opulentes Gemüsecurry und Vollkorn-Nudeln.

    Am Abend bereiten wir noch mein sportliches Highlight des Urlaubs vor: Der Aufstieg per Rad auf den Mont Ventoux!
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  • Ich wär' so gern so ein kleines Hängebauchschwein!

    BAMBOO GARDEN!

    21. Juli 2023 in Frankreich ⋅ ☀️ 31 °C

    Über Nacht hat es sich dankenswerter Weise deutlich abgekühlt und wir schlüpfen pünktlich aus den Federn (Als ob: Eine Decke zum Schlafen wäre Selbstmord!), um in die Frische des Morgens zu tauchen. Organisiert, wie er ist, hat David bereits alles für seine Drei-Gipfel-Tour zurechtgelegt. Radklamotten, Frühstück (gut durchgeweichtes Müsli), das treue Wilier, Route und munteren Sportsgeist. Derweil breite ich mit die mitgeschleppte Yoga-Matte aus und arbeite mich durch vier Nike-Training-Club-Workouts, um nicht sämtliche in den letzten Wochen durch Schweiß und Fast-Kotzen-Anstrengungen erworbene Muskeln wieder abzugeben. Na gut, ein bisschen Mobility ist auch dabei, denn das viele Sitzen im Auto und die zugegeben harte Matratze im Wohnwagen killen meinen Rücken softly.

    Zufrieden mit meinen absolvierten Übungen warte ich Proteinshake-schlürfend (vegan, was ist eigentlich los hier?) auf das Erwachen des Sohns, der auch nicht mehr so lange auf sich warten lässt. Wir genießen den Vormittag und tippen Eriks neuste Wupsi und Schwabbelgeschichte in ein Word-Dokument und staunen, wie weit das nächste Abenteuer der Monsterfreunde bereits fortgeschritten ist. Besonders gefällt Erik, dass man das Manuskript dabei spielend leicht verbessern kann. Wir toppen den Vormittag noch mit einer Folge „Ist es Kuchen?“ – einer Leidenschaft, der wir beide mit großer Begeisterung frönen.

    David kehrt schließlich auch von seiner Tour zurück, mit jeder Menge bezwungener Höhenmeter. Zeit für unseren zweiten Ausflug. Nur drei oder vier Kilometer entfernt liegt nämlich ein riesiger Bambusgarten, der uns nicht nur von Google-Maps, sondern auch einem frankreichkundigem Badminton-Spieler empfohlen wird, da kann sicher nichts schief gehen. Der Park ist fantastisch.

    Zwar aus Asien eingeschleppt und damit nicht natürlich vorkommend schert sich Bambus einen feuchten Halm drum und wuchert erbarmungslos. Meterhoch und dicht und ausladend. Es gibt dutzende Arten, die hier expandieren. Erik hat – es versteht sich von selbst – Pandi, den kleinen Plüschpanda aus dem Kölner Zoo dabei, der heute voll auf seine Kosten kommt. Mit Hilfe von Eriks reger Fantasie frisst sich der kleine Gefährte durch den ganzen Garten, kackt dabei unablässig (muss ja auch Platz schaffen) und hat eine Mordsgaudi. Wir dokumentieren fleißig das riesige Fressgelage und staunen über dieses wunderbar angelegte Meisterstück der Gärtnerkunst. Klar, die klimatischen Bedingungen in der Gegend sind ideal, da können unsere kümmerlichen Beete nur tagträumen.

    Abends gehen wir nochmal eine kleine Runde im Fluss schwimmen und Erik stürzt sich ins Massen-Fußballspiel. Die Mannschaftsaufteilung und Einhaltung der Altersbegrenzung (bis 12) lässt einiges an Fragen offen. Partien von 15 gegen 20 Kinder finden hier statt, großes Feld und jeder Ballkontakt ein statistisches Wunder. Trotzdem rennt Erik mit und bekommt auch den einen oder anderen Ball vor die Füße.
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  • Die Dampflok!
    Saint-Jean-du-Gard, der Endhalt und gewissermaßen erzwungene Ausflugspunkt der Dampflok.Hübsch, sobald man dem Touristenstrom entkommen ist.Pandi darf wie (fast) immer mit und freut sich schon auf den Bambusgarten am nächsten Tag.

    MORDS-TRAIL & TRAIN À VAPEUR

    20. Juli 2023 in Frankreich ⋅ ☀️ 30 °C

    Da sich das mit dem frühen Aufstehen so anfühlt, als ob man damit ganz eindeutig auf der Gewinnerseite steht, mache ich es gleich nochmal. Heute allerdings besser ein flacher Lauf in Richtung Anduze, vielleicht etwas am Fluss entlang oder so. Leider verstehe ich ein Verkehrsschild falsch und denke, dass man ab einer bestimmten Stelle nicht mehr am Seitenstreifen (denn einen richtigen Fußgängerweg gibt es nicht) laufen darf. Artig schlage ich mich in die Stadt und weil dort alles einfach in den Berg hineingebaut ist, wird es direkt steil. So steil, dass ich leicht größenwahnsinnig werde und denke: Warum nicht gleich den ganzen Berg hier hoch? Wäre doch ein super Ziel! Handy gezückt und Komoot gecheckt: Aha, da ist doch ein Weg, der sich nach oben schlängelt. Ein paar verschlagene Gässchen weiter stoße ich auf eine Art Trampelpfad und mache mich an den Aufstieg.

    Zu Beginn zeugen Überreste von Mäuerchen und Steinstufen von der Existenz oder der einstigen Existenz eines Weges, allerdings verlieren sich diese Spure recht bald. Aus Joggen wird Gehen, wenig später aus Gehen Klettern. Mit Zuhilfenahme aller freien Hände, die mir zur Verfügung stehen. Glücklicherweise sind es zwei. Dennoch ist der Aufstieg nahezu magisch. Die üppige, wenn auch kratzbürstige Vegetation beherbergt Schwärme von Zikaden, die ihre geisteskranke Musik in die Natur plärren. Sie unterbrechen sich, sobald ich ihrem Veranstaltungsort zu nahe rücke, und erheben sich wie kleine Vogelschwärme, um nur ein paar Meter weiter auf den nächsten Baum zu sinken. Dort kreischen sie erneut los und liefern die Performance ihres (verdammt kurzen) Lebens. Ich beschließe, dass diese kleinen Kumpels meine neuen Lieblingsinsekten werden. Am nächsten Tag werde ich mir mit Erik tolle Geschichten ausdenken, was sie so alles schreien. Trotzdem muss ich unablässig den Berg hinauf.

    Mein Ziel, den felsigen Gipfel des Berges, sehe ich immer wieder vor mir, allein mangelt es an einem Pfad. Nun, da ich arg in Rückstand geraten meine Tage nacherzähle und an Tag 12 über Tag 7 berichte, sehen meine Beine noch immer aus, als hätte ein Gnom mit einer neunschwänzigen Katze auf mich eingedroschen. Das rechte Knie scheint überdies in Kontakt mit einer von Gott verlassenen und bösartigen Giftpflanze gekommen zu sein und sieht aus, als hätte ich mir einen Topf siedendes Öl darüber gegossen. Fühlt sich übrigens auch so an. Erik rät mir, einen Arzt zu konsultieren. Ich lehne dankend ab. (Kurze Anmerkung des Korrekturgangs: An Tag 19 dieses Urlaubs sehen meine Beine immer noch aus wie Schrott. Immerhin scheint das Knie auch ohne Arztbesuch überlebt zu haben.)

    Meinen Pfad muss ich mir selber trampeln, die borstigen Sträucher und Kräuter hatten dem wohl einiges entgegenzusetzen. Oben angekommen bietet sich mir ein Ausblick, der Belohnung genug ist: Herrliches Morgenlicht taucht die Gegend mit Fluss, Bergen und viel Grün in pures Läuferglück. Volle drei Minuten sauge ich den Anblick in mich auf, mache obligatorische Handyfotos und befrage erneut das Komoot-Orakel. Der Weg – also eine wegartige Linie, die da in der Karte verzeichnet ist – würde mich direkt über die Klippe führen. Lieber nicht. Ich eiere noch etwas um die ungefähre Fährte des Weges herum, finde ihn allerdings nicht. Also den ganzen Quatsch wieder zurück. Und runter ist immer blöder als hoch. So viel steht fest. Der erste Sturz lässt auch nicht lange auf sich warten, zwei oder drei kommen noch dazu, denn das Geröll hier rutscht gern tückisch unter meinen Füßen weg. Mein Hintern fängt mich zuverlässig auf. Trotzdem fühle ich mich wie ein Held, als ich zerschunden und zerkratzt am Campingplatz eintreffe.

    Dort startet Erik just gähnend in den Tag und wir bereiten uns auf einen Ausflug vor: Diesmal sogar ohne übermäßigen Protest, denn wir planen eine Fahrt mit einer Dampflokomotive. Und welcher Achtjährige könnte wohl etwas gegen eine Fahrt mit einem Hogwartsexpress-artige Gefährt haben? Eben! Die Fahrt wird wirklich sehr schön. Der private Verein hat 4 Lokomotiven sehr liebevoll restauriert und wir haben das Glück, uns in die hübsche rote setzen zu dürfen. Als brave Touristen hatten wir beim Fahrkartekauf das Infoheft erstanden und schmöckern ein bisschen darin herum, sodass wir uns schon auf das Durchfahren von Tunneln und das Überfahren von Aquädukten freuen. Unser Zug fährt rumpelnd übers Land und wirft fröhlich Wassertröpfchen und Rußflocken um sich. Er ist groß und laut und schrecklich und es bereitet ein großes Vergnügen, sich damit fortzubewegen. Gleichzeitig ist man ein bisschen froh darüber, nicht mehr auf derartige Mobilität angewiesen zu sein. Auch die Belegschaft scheint großes Gefallen am ihren Tun zu finden. Die Lokführer und das Schaffner-Personal tragen adrette Halstücher und lässige Uniformen, sie alle strahlen aus: Geiler Job. Wir kommen ein bisschen ins Schwärmen. Ein rundum schöner Ausflug.

    Den Rest des Tages glitschen wir auf einen Film unseres eigenen Schweißes herum, denn die Sonne erhitzt alles um uns herum unerbittlich. Erst der Abend wird etwas Abkühlung bringen und David beschließt, die Radtour auf den nächsten Morgen zu verschieben. Denn heute ist selbst diesem wüsten-wurzelnden Sommer-Haudegen ein klein wenig zu warm.
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  • Der übermütige Flattermann in Reha.Outdoor-Kochstation, nutzbar, wenn windstill.Unser Mahl! Zweiflammig zubereitet. ;)

    SCHWER BESCHÄFTIGT BEIM NICHTSTUN

    19. Juli 2023 in Frankreich ⋅ ☀️ 31 °C

    Nach dem ganzen Langschlafen der letzten Tage will ich heute früh raus und die Kühle des Morgens für einen Lauf nutzen. 7:00 Uhr soll es sein und der Berg gleich neben dem Campingplatz soll es werden. Die Wochen vor dem Urlaub waren recht laufarm und mein ausgemachtes Ziel ist, mal endlich wieder ein paar mehr Kilometer zu schrubben. Leicht nebulös geistert außerdem dieser Drachenlauf im Herbst mit 1.000 Höhenmetern im größenwahnsinnigen Teil meines Hirns herum. Warum also nicht in dieser hügeligen Gegend mit dem Bergtraining starten? Wenn der Berg dich nicht fit macht, dann keiner. Der Plan geht sogar auf. Bereits 7:30 Uhr schnaufe ich meinen schwerfälligen Körper auf einsamen Pfaden gen Gipfel.

    Zwischendurch fragt sich der weniger größenwahnsinnige Teil meines Hirns natürlich, was das alles überhaupt bringen soll. Zum Glück schüttet mein Körper während solch unnützer Anstrengungen verrückten Kram aus, der mich sehr euphorisch macht. Das wiederum treibt mich auf dem Rückweg ziemlich an und ich seppel (verhältnismäßig deutlich schneller als bei jeder Abfahrt mit dem Rennrad) im Affenzahn den Berg runter. Stolpern ist keine Option, denn das wäre zu schmerzhaft.

    Mit breitem Grinsen zurück am Wohnwagen treffe ich auf David, der es sich davor gemütlich gemacht hat, denn Erik pennt noch. Eriks Tages- und Nachtrythmus ist zu 100% im Urlaubsmodus: Lange aufbleiben – am besten so lange wie die Alten – und dann bis zehn oder so schlafen. Living the Life. Wir wecken ihn trotzdem meistens gegen Neun um irgendwann in den Tag zu starten. Denn, während der Imperator im Wohnwagen den Schlaf der Gerechten schläft, ist dieser für alle anderen nicht nutzbar. Da muss man abends schon gut planen, was man in den Morgenstunden vorhat und alles bereitlegen. Wehe dem, der seinen Haargummi vergisst!

    Auch heute wecken wir Erik für seinen Geschmack etwas zu früh, aber heute stehen keine Ausflüge auf dem Plan. Großes Glück. Denn unser Spross findet nichts schlimmer, als den Campingplatz zu verlassen. Ist man dann einmal unterwegs, kann er sich durchaus dazu herablassen, eine der gewählten Aktivitäten gut zu finden. Aber der Akt des Vorbereitens und die Abfahrt zu einer solchen Aktivität scheinen ihm Höllenqualen zu bereiten. Macht zumindest den Eindruck. Heute also Frieden im Unterschlupf der Asmuths und großartige Unterhaltung für Erik im Anmarsch. Jeden Morgen gibt es im Animationsprogramm etwas zu basteln, später am Tag dann Spiele, Sport oder Highlights wie Schatzsuchen oder Mini-Disco. Was für uns im ersten Moment anstrengend klingt, ist für den Sohn ein großes Vergnügen. Bei solchen Aktivitäten wird er nicht nur prächtig unterhalten, sondern findet sogleich alle potenziellen Spielkameraden auf dem Silbertablett präsentiert. Dann muss man nur noch auswählen. Seine Kriterien sind dabei leicht durchschaubar. Spricht das Kind Deutsch? – Ja! – Perfekt!

    Auch eine der drei Animateure spricht perfekt Deutsch (Sonja ist zweisprachig aufgewachsen, was Erik tief beeindruckt) und so kommt Erik gut angeleitet durch alle Aktivitäten. Heute werden Laternen aus Pappbechern gestaltet und heute Abend soll damit ein Laternenlauf durch Camp stattfinden.

    Bis dahin lassen wir uns die Zeit nicht lang werden: Wir kochen Gnocchi, Tomatensauce, Blumenkohlsalat und geräucherten Hering und nutzen dabei Kräuter aus dem für Besucher verfügbaren Kräutergarten. Der ist eine feine Sache: Es gibt Thymian, Rosmarin, einiges, was ich nicht kenne, Stevia (haben die Jungs natürlich sofort probiert) und sogar Zitronengras. Außerdem gibt es Weinreben, da fressen wir jedes Mal, wenn wir daran vorbeikommen, herum. Wir plantschen im Pool und retten dann einen Schmetterling, der sich zu nah an die wilden Fluten gewagt und einen Wasserschwall abbekommen hat. Erik und David schwimmen ein ganzes Stück im Fluss und ich klettere mit Kamera hinterher, auf der Jagd nach stimmungsvollen Sonnenuntergangsbildern. Wir spielen Speedminton und machen ein Workout (mit der geschenkten Hantel) am Kräutergarten. Fressen noch mehr Weintrauben. Und dann ist auch schon Laternenlauf!

    Erik fällt totmüde ins Bettchen.
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  • Das einzig verwendbare Bild des Tages, isch schwör! Copyright by David.

    EI-GATE IN ANDUZE

    18. Juli 2023 in Frankreich ⋅ ☀️ 28 °C

    Nur schwer können Erik und Lous sich trennen, denn auf das gemeinsame Angeln wollen die beiden nur ungern verzichten. Mit dem festen Vorsatz, zu Hause einen Angelschein zu erwerben und ausgetauschten Handynummern können wir unseren Weg aber fortsetzen. Heute soll es straight in die Provence gehe, genauer gesagt bis knapp ganz knapp vor die Tür der Provence. Die nächstgrößere Stadt Anduze gehört zur Region Okzitanien.

    Für uns jedenfalls sieht die Gegend verdächtig nach Provence aus: Die Landschaft ist deutlich trockener und steiniger, definitiv weniger lieblich. Allerdings hat sie einen rauen Charme, felsige Hügel und aufregende Vegetation: Orleander! Lavendel! Kakteen! Granatapfelbäume! Bambus! Bambus? Hätten wir jetzt zwar nicht erwartet, aber finden wir auch schön.
    Unser nächster Campingplatz ist ein bisschen wie Disneyland für Draußenurlauber. Es gibt nicht nur wunderbar viele große Bäume, die Schatten spenden, nicht-eklige Sanitäranlagen, einen Pool, die Möglichkeit Pommes Frites zu erwerben, Müllcontainer außerhalb der Anlage und ein Bastelprogramm für Erik. Nein, es gibt sogar drei Zugänge zum Fluss, an dem der Platz liegt, die anscheinend nur für Bewohner des Campingplatzes zugänglich sind. Also ein Privatstrand. Und was für einer. Der Fluss zieht sich in einer kleinen Schlucht dahin, gesäumt von großen, von der Zeit und den Elementen abgeschmirgelten Felsblöcken. Schon wieder alles so entsetzlich hübsch!

    Den Fluss suchen wir später für ein romantisches Brot-und-Käse-Picknick mitsamt gemusterter Picknick-Decke auf, vorher gibt es allerdings eine Neuauflage von Ei-Gate! Vermutlich war unser Karma-Konto einfach zu sehr im Plus. Als große Ei-Esser dürfen die ovalen Kugeln der Glückseligkeit bei uns auch im Urlaub nicht fehlen. Leider habe ich mich erneut (es gab bereits vor zwei Jahren ein Ei-Gate) derart beschränkt beim Verstauen dieses wertvollen Lebensmittels angestellt, dass in einer Schublade so einiges bei den Eiern durcheinandergeraten ist, mindestens zwei Eier eine Etage abgestürzt und zerdeppert sind und sich irgendwo zwischen der (sehr leistungsstarken) Batterie und deren Verkabelung schon teilweise den Weg aus dem Wohnwagen herausgesucht haben. Bei gefühlten 42 Grad im Wohnwagen eine ziemlich widerwärtige Angelegenheit. Das ist Ei-Gate. Natürlich haben die Eier auch alle Lebensmittelnachbarn so richtig eingeeit. Die Schublade durchtränkt und überhaupt alles mit einem glibberigen Film überzogen. Das fordert eine Putzaktion, die der Fürst der Hölle direkt in die ewigen Qualen der Befragungen aufnehmen würde. Mich bringt derartige Dämlichkeit meinerseits in Kombination mit Hitze und Ei-Mief an den Rande und vielleicht auch etwas über die Klippe eines emotionalen Meltdowns.

    David nimmt es zum Glück wie die meisten meiner Ausbrüche gelassen und ersinnt den famosen Picknick-Plan. Der glättet alle Wogen und ich schließe Frieden mit dem Tag.

    Ei gut, alles gut. Obwohl wir ab jetzt Eier einzig und ausschließlich im Kühlschrank verwahren. Sicher ist sicher.
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  • EINMAL BEAUNE UND ZURÜCK

    17. Juli 2023 in Frankreich ⋅ ☀️ 23 °C

    Heute wollen wir es dann doch einmal mit einem Ausflug versuchen. Die Gegend hier ist touristisch nicht wahnsinnig erschlossen. Das braucht sie auch nicht zu sein, denn die Landschaft mit dem Fluss ist einfach wunderschön. Als hätten kleine Engel diese adretten Flüsschen hingepullert und Mutter Natur weiterläufige Wiesen dazwischen gestreut. Die emsigen Franzosen haben daraufhin noch entsetzlich niedliche kleine Dörfchen dazu gesetzt und elegante Brücken über die Flüsschen gebaut, damit sie diese noch mit Fähnchen, Blumenkübeln und anderem Zierrat NOCH schöner machen können. Fertig ist die idyllische Landpartie. Und da diese Idylle noch ein Zentrum braucht, gibt es Beaune und damit dieses noch etwas hat, für das es berühmt sein kann, gibt es noch einiges an Weinfeldern und -hängen drum herum.

    Zwar haben wir uns noch nicht mit dem hiesigen Wein befasst. (Himmel, ist das eigentlich ein Entgiftungsurlaub?) Dennoch entsteht schnell der Eindruck das Wein vor hier, also aus dem Burgund, echt ein großes Ding sein muss.

    Beaune ist so pittoresk und dabei so übersichtlich, dass es keines großen Plans bedarf, es zu erkunden. Wir treffen David (der natürlich per Rad anreist) auf dem Parkplatz eines großzügig angelegten Stadtparks im Westen der Stadt, ganz nahe der historischen Stadtmauer, von der noch jede Menge erhalten wurde. Der Park tut es uns auch direkt an. Wir vertilgen Mitgebrachtes und Erik und ich begeben und auf fotografische Erkundungstour. Unser kleines Highlight: Ein Becken mit dicken Goldfischen und nicht den langweiligen. Mit den hübschen bunt gemusterten. Der See des Parks beherbergt zudem viele Wasservögel, die (Oh wie süüüüß!) einiges an Nachwuchs dabeihaben.

    Auch der Rest der Stadt lädt zum Schlendern ein. Leider verpassen wir wieder einen guten Zeitpunkt für eine Kleinigkeit zum Mittag. Denn ab 13:00 Uhr wird es schwierig mit den Bäckereien. In Frankreich isst man nämlich alles sehr pünktlich.

    Nach unserem kleinen Standrundganz heißt es nun für mich: Ab auf’s Rad! David hat schon eine entspannte Tour zurück geplant. 50 km, keine Anstiege (woher auch, hier ist alles flach) und wenig Verkehr zu erwarten. Es wird eine Tour für Genuss-Radler. Bis auf ein leicht verstörendes Erlebnis mit einem LKW gleich zu Beginn (anscheinend ist es nicht nötig zu bremsen, wenn man auf einer sehr schmalen Straße mit nur 1m Abstand überholt) verläuft die Fahrt sehr entspannt und strengt nicht weiter an. Da ich nur so schnell fahre, wie ich Rad und Terrain beherrsche, bleiben sportliche Großtaten aus. Recht so, denn so bekomme ich viel von der Landschaft mit genieße das Dahin-Rollen. Rennrad-Fahren für Softies.

    Abends veranstalten Erik und Lous noch ein kleines Abschiedsangeln, essen Hart-Bitter-Schokolade wie Brot und genießen den lauen Abend. Denn leider geht es morgen auch schon weiter.
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  • CHILLEN AM DOUBS

    16. Juli 2023 in Frankreich ⋅ ☁️ 21 °C

    Der neue Tag bringt Sonne! Und nach der Reiserei nehmen wir uns Zeit für einen Tag zum Treiben-Lassen. Unser Campingplatz liegt direkt am Fluss Doubs, der gemütlich dahintreibt und diesen Sommer jede Menge Wasser führt. Wir lernen die niederländische Familie im Zelt neben uns beim Spülen kennen. Man möchte wissen, ob wir gestern bei der verregneten Ankunft überhaupt alles trocken behalten haben. Wir bejahen und unterhalten uns auch weiter nett.

    Erik lässt sich von Tochter Lous trotz Sprachbarrieren Angeln beibringen. Ein großer Spaß! Wir hätten nicht unbedingt vermutet, dass Erik als unruhiger Geist Gefallen daran finden kann, an einem Ufer zu stehen und immer wieder den Schwimmer auszuwerfen, hochzuzupfen. Aber Lous und Erik können das stundenlang. Sie fangen kleine Fische mit weißen und roten Maden, machen ihre Hände nass, um die kleinen Fischchen vorsichtig vom Haken zu lösen. Gesammelt wird die Beute im Spüleimer, um dort gezählt und schließlich mit den besten Wünschen für eine lange und glückliche Zukunft wieder in den Fluss entlassen zu werden. Dabei verständigen Lous und Erik sich, indem sie in Zeitlupe sprechen oder quaken, beides geht ganz wunderbar. Und wenn man sich aufs Fischen konzentriert, muss ja ohnehin Ruhe herrschen. Sehr meditativ. Die Größe des gefangenen Fisches ist am besten durch ein entsprechend langes Ohhhh zu bewerten.

    Überhaupt schließen sich Freundschaften auf Campingplätzen immer sehr leicht und herzlich. Bisher gab es bei all unseren Campingurlauben schöne Bekanntschaften, so dass man auch als einsames Einzelkind mit nervtötenden Eltern eine schöne Zeit verleben kann. Immer wollen diese großen Pisser Spülen, Essen kaufen, wandern, Essen zubereiten, Fahrfahren oder Essen vertilgen. Warum nicht einfach auf dem Campingplatz herumdödeln, Eis essen und Fußball spielen?

    Eine schöne Zeit verleben auch die großen Pisser, denn auch die dürfen machen, worauf sie Lust haben: Ich stürze mich zunächst nach einer guten Brotzeit mit Pain de Champagne, Schafkäse (Geil!) und Schafsjoghurt (Doppel-Geil!) auf einen leicht bis schwer verwilderten Pfad am Fluß für einen lockeren bis keuchenden Highknee-über-Gestrüpp-Trail-Lauf. Das Gebiet am Fluss entlang ist von einzelnen Trampfelpfaden durchzogen, die für das Instandhalten der Kuhweiden (zahlreich) und das Betreten von Vogelkundlern (ausgestorben) eingetreten wurden. Mangels Nutzung hat sich die Natur die größten Teile davon bereits zurückerobert. Hübsch blühende Pflanzen, kratzendes Gestrüpp, eine Vielzahl von Schmetterlingen und weiteres Fliegenvolk tummelt sich hier. Einige Male verliert sich der Weg und ich mich mit ihm. Eine der schlau bogenförmig angelegten Menschen-Ausgänge für Kuhweiden, die ich zu Beginn im gebremsten, später im Lauftempo durchschiffe, wird schließlich durch abstehenden Stacheldraht doch zum Hindernis. Egal, weiter! Belohnt werde ich mit schönen Ausblicken auf den Doubs, romantischen Seerosen-Tümpeln und dem Wieder-Finden meines Pfades. Am Ende stehen nur etwas mehr als 6km (dafür lohnt es sich sonst nicht, loszulaufen) auf der Uhr, der Läufer ist aber komplett durchgeschwitzt. Ziel erreicht.

    David schwingt sich im Anschluss auf sein Wilier, um die Gegend auf zwei Rädern zu erkunden und bekommt dabei auch allerhand zu sehen. Viele Sonnenblumenfelder (da macht selbst er einen Fotostopp!), verschlafene Dörfchen und immer wieder ein Fluss zum Queren. Sein Fazit: Schöne Gegend, aber ohne Berge ein bisserl langweilig zum Radeln. Auf meiner Oma-Fahrt am nächsten Tag werde ich das bestätigen. Aber einfach mal auf gerader Strecke rollen lassen ist auch schön.

    Abends wage ich mich noch bei bestem Fotolicht auf eine angrenzende Kuhweide. Und während Erik mit Lous und Fanny den Campingplatz unsicher macht, wandle ich mit dem Angetrauten noch im Tourie-Tum alle Ehre machendem Tempo über die Brücke über den Doubs. Dort gibt es noch mehr verträumtes Fotolicht und sooo dicke Karpfen. Ich schwör!
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