France
Laubaudie

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Travelers at this place
    • Day 9

      Gestrandet in der Zivilisation

      September 17, 2023 in France ⋅ 🌩️ 21 °C

      Ja, es gibt nichts zu Beschönigen: Nach großen Hochs gab es heute auch das erste richtige Tief, der Tag war gelinde gesagt: Beschissen :D
      Naja, er entwickelte sich dazu.
      Morgens auf dem Weingut, war die Welt noch in Ordnung. Nachdem es heute Nacht etwas gewitterte und Schnitzel ängstlich ins Bett gesprungen kam (was er sonst nie macht), sah es beim Aufstehen gut aus. Die Sonne schien und der neue Tag konnte angegangen werden. Gestern hatte ich den freundlichen "Near-Londonern" noch den Strom-Adapter leihen können (Gruß an Thorsten an der Stelle!), heute wurde ich kurzerhand zu einer echten britischen "Cup o' tea" ins 26 Jahre alte Wohnmobil eingeladen. Das ließ ich mir nicht nehmen, Zeit die Englischkenntnisse mal auf Heart und Kidneys zu testen. Wir haben uns toll unterhalten, erzählten wer wohin unterwegs war, welche Hürden es dabei gab, wo es noch grob hingehen sollte usw. (Funfact: Die beiden erwähnten, dass sie es bereuen für den EU Austritt gestimmt zu haben, weil die Einfuhr von französischem Nahrungs-Gut sich nun schwieriger gestaltet...) :p
      Nachdem sich alle eine gute Weiterreise gewünscht hatten, ging die Fahrt auch wieder weiter. Heute standen gut 300km an, die auch mit kleiner Rast an einem schönen See soweit gut zu bewältigen waren. (Leider gibt's dazu nicht viel zu erzählen, außer euch interessiert auch brennend meine Vorliebe zu TrueCrime Podcasts, die währenddessen verschnabuliert wurden.)
      Am Zielort "Oradour sur Glane" angekommen, ging es für mich dann direkt in eine traurige Geschichtsstunde. Denn der Ort ist bekannt für das Massaker, das die SS am 10. Juni 1944 dort zu verantworten hatte. Hierbei wurde ein ganzes Dorf, 643 Menschen, darunter allein 207 Kinder methodisch ausgerottet. Auch hier wurde, wie leider bei vielen ähnlichen Tragödien, niemand wirklich zur Rechenschaft gezogen.
      Das Dorf ist heute aufgearbeitet begehbar, man sieht viele Ruinen und ehemalige Wohnhäuser, Arztpraxen, Cafés und Bäcker, alles bis auf die Grundmauern zerstört. Völlig verrostete Autos stehen dort und warten seit Jahrzehnten vergeblich auf einen Fahrer, der nicht mehr einsteigen wird. Ein kaum noch als solches zu identifizierbares Fahrrad lehnt an einer Hausmauer, die nur noch vage daran erinnert, welche schönen Gebäude hier vor all der Zeit gestanden haben müssen. Außerdem wurde ein Denkmal errichtet, welches man begehen kann, es ist aufgebaut wie eine Krypta unter Tage.
      Der angrenzende Friedhof ist aufgrund zweier Details makabrer als sonstige Friedhöfe: 1. Die Todesdaten belaufen sich fast ausschließlich auf den 10. Juni 1944 und 2. sind vor einer Tafel, auf der die Namen der Opfer niedergeschrieben sind zwei "Schaukästen" aufgebaut in denen man Gebeine sehen kann, die niemandem mehr zugeordnet werden können.
      Die Organisation, die die Geschichte aufbereitet hat, bittet allerdings darum, Fotos nur für private Zwecke zu nutzen, was ich respektieren möchte und daher nichts dergleichen hier hochladen werde. (Unter "Google Bilder" finden sich bei Interesse ein paar Beispiele, wie der Ort heutzutage aussieht.)
      Auf Wikipedia gibt es dazu noch unvorstellbare Erlebniserzählungen von unterschiedlichen Zeitzeugen, die den Anschlag tatsächlich knapp überlebt haben.
      Ihr seht schon: Heute ist eher Melancholie angesagt, statt Friede, Freude, Crêpe.
      Auf dem Rückweg zu Vandy fing es dann wieder vom Himmel her zu brummeln an und das nächste Gewitter kündigte sich an. Da Schnitzel dabei wirklich nicht zu beruhigen ist, habe ich neben ihm auf dem Boden gesessen, bis das Gröbste vorüber war. Etwas müde vom doch langen Tag versuchte ich uns einen schönen Übernachtungsplatz zu organisieren. Doch auf dem Weg dorthin überraschte mich ein gewaltiges, zweites Gewitter, welches mich mit seiner Intensität doch erschreckte. Gerade im Auto, mit nichts als Blech über einem ist die Geräuschkulisse nicht zu unterschätzen. Außerdem waren Frankreichs Gullys heillos mit der Situation überfordert, weshalb es selbst in der Stadt Aquaplaning gab und man vor lauter Regen nicht mal mehr den Vordermann sehen konnte. Auf der Autobahn krochen alle mit niedrigstem Tempo und Nebelschlussleuchte voran. Irgendwann reichte es mir, da nicht mal mehr der Scheibenwischer mitkam und ich fuhr entnervt in ein Wohngebiet um "kurz abzuwarten" bis es besser wurde. Aus "kurz" wurden dann kurz 2 Stunden mit taghellen Blitzen und einem Donner, der im Wagen sehr gut spürbar war. Meine beste Freundin erwies sich als Rettung, da ich mit ihr die Zeit über telefoniert hab um entspannter zu bleiben. (Ich war heillos überreizt von der Fahrt, dem Wetter, meinem schmerzenden Rücken und einem Hungergefühl, welches seinesgleichen gesucht hat.) Long story short: Mein Schlafplatz heute ist in einem ruhigen Wohngebiet. Auch solche Tage gibt's eben im "VanLife" :)
      Ich freue mich dennoch auf den morgigen Tag und hoffe er endet besser als der heutige.
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    • Day 7

      Weiterfahrt Richtung Limoges

      September 17, 2023 in France ⋅ ☁️ 27 °C

      Weiterfahrt nach einer ruhigen Nacht in Moulins über Montlucon Richtung Limousin. Übernachtung auf dem FP Bauernhof bei Sandrin Julien Jeauffroy. Sehr freundlicher Empfang der Dame des Hauses

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    Laubaudie

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