France
Sancoins

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Travelers at this place
    • Day 6

      Maybach, Tesla und Bugatti

      April 26, 2019 in France ⋅ ⛅ 12 °C

      Trip 5, Tag 6, Wandertag 4: Nevers - Sancoins, 35,4 km, Steigung 340 Meter, Gehzeit 11 Stunden

      Das Fischmenü mit „Fromage Fraise“ zum Schluss, war eine ausgezeichnete Wahl für wenig Geld. Das einfache- und altehrwürdige „Hôtel Restaurant La Grenouille“, irgendwo im Nirgendwo und eines von acht Häusern des gleichnamigen Kaffs, direkt am Kanal „Rigole d'Alimentation des Lorraines“ gelegen, schien so etwas wie das „kulturelle Zentrum“ der vermutlich nicht gerade eventbeseelten Gegend zu sein.

      Die rosafarbenen Tischdecken und die wenigen freien Tische kamen nicht von irgendwoher. Der ländliche Event-Mangel und das gute Essen für wenig Geld, spülten jede Menge hungriger Gäste, die sich grob in zwei Lager aufteilten, in die „Begegnungsstätte“. Hier war ordentlich was los.

      Da waren zum einen die „Blaumänner“, keine Ahnung wo die alle herkamen denn Arbeitsplätze waren hier nirgends auszumachen. Dann gab es die größere Gruppe von älteren- und größtenteils festlich herausgeputzten „Monsieur Dames“, meist Rentnerpaare. Es schien so als wäre das tägliche Mittagsmenü, zwischen zwölf und zwei, ihr alltäglicher „Laufsteg“, so bieder aufgebrezelt wie sie sich präsentierten. Kein Zweifel, hier war ihr Kommunikationszentrum wo sie der Tristes des Tages ein Schnippchen schlugen. Der Geräuschpegel auf dem Laufsteg war entsprechend.

      Das Ganze hatte durchaus etwas skurriles. Während bei den Blaumännern Eile geboten war, hatten die „Monsieur Dames“ zentimeterdickes Sitzfleisch und reizten die mittägliche Öffnungszeit fast bis zum freundlichen Rauswurf, der in Kürze zu erwarten war, aus. Eigentlich waren es einfache Leute die mit ihrer Eleganz die Rangordnung eines jeden Tag aufs Neue „ausfochten“. Für uns war es ein witziges Treiben, in einer noch heilen- aber dennoch bedrohten Welt.
      Kellnerinnen und Kellner leisteten Schwerstarbeit in dem sie die bis zum Bersten vollen Tabletts, entweder mit bestellten Speisen oder mit dreckigem Geschirr, balancierend quer durch das Restaurant stemmten.

      Mit jedem Bissen des köstlichen Menüs kehrten die Lebensgeister Schritt für Schritt wieder in unsere beleidigten Beine zurück. Wegen der bereits fünfzehn zurückgelegten Kilometer bei spaßbremsender Kälte, dauerte das heute ein wenig länger als sonst.
      Wir hatten das „La Grenouille“ zufällig auf unserem Weg entdeckt, was ungefähr der gleichen Chance entsprach wie Donald Trump von der Kommunistische Partei Kubas zu überzeugen.

      Ziemlich früh haben wir uns heute Morgen vom immer noch verstockten Phantom, nach dem guten-, aber abgezählten Frühstück, verabschiedet. Immerhin hatten wir heute die fast schon pathologische Distanz von über fünfunddreißig Kilometern irgendwie zu bewältigen.
      Als der Fahrer von „Taxi Poy“ fluchend unsere viel zu schweren Koffer in die Tiefen seines Kofferraums wuchtete um sich mit ihnen auf den für uns teuren Weg nach „Sancoins“ zu machen, war klar, ab jetzt mussten wir „abliefern“, uns.
      Endlich keine Gäste mehr, endlich Ruhe. Das Glück war heute auf der Seite des Phantoms, nur für die blöden Krähen hat das Glück nicht mehr gereicht.

      Das „Château du Four de Vaux“ kam mit einer 3+ gerade noch mit einem blauen Auge davon. Eigentlich war es ein schöner Ort, mit viel Geschichte und ganz bestimmt nichts Alltägliches. Die mangelnde Gästeorientierung, die vielen Häuflein des Hündchens und das ungewohnte und unheimliche alleingelassen werden, haben den Schnitt deutlich nach unten gerissen, ganz zu schweigen vom ungepflegten Pool. Da kann selbst das schönste Château machen was es will.

      Besonders ärgerlich an der gewaltigen Tagesstrecke war, dass wir uns gut und gerne fünf Kilometer hätten sparen können, wenn es eine näher auf unserem Weg gelegene Querung über die Loire gegeben hätte. Ja, richtig gelesen, Nevers liegt an der Loire.
      Wir mussten uns also mit einem gewaltigen Umweg über die Brücke von „Fourchambaul“ und dem daraus resultierenden, gewaltigen Bogen um halb Nevers, abfinden. Lange habe ich bei der Planung nach einer anderen Möglichkeit gesucht, vergebens.

      In die berühmte Loire von der Brücke herab zu spucken hatte etwas Ehrfurchtsvolles. Wir hielten eine Weile inne, um uns das Bild für die Zukunft einzuprägen. Der halb ausgetrocknete Fluss in seinem gewaltigen Bett, eingepfercht von seinen Auen und Deichen, zeigte ein etwas morbides Gesicht, dass zum Teil auch den tiefhängenden Wolken und der Kälte des Tages geschuldet war. Unser Klima-Erwartungsindex war schon wieder deutlich unter 50% gefallen.

      Gleich hinter der Brücke links brachte uns ein Deichweg inmitten herrlicher Auenlandschaft, zum 196 Kilometer langen „Canal latéral à la Loire“, einem Seitenkanal des selbigen Flusses mit seinen siebenunddreißig, schweißtreibenden Schleusen (Gott sei Dank nur für Bootsführer). Häuser, Menschen und Straßen gehörten mittlerweile wieder mehr und mehr der Vergangenheit an.

      Die Landschaft war gewaltig, und als auch noch die Sonne den Kampf gegen die himmlische Schwermut für sich entscheiden konnte, gab es für uns kein Halten mehr. Die intensiven Farben der sonnendurchfluteten Luft waren kaum noch zu überbieten.
      Wieder einmal durften wir das erleben, was oft nur dem Fernwanderer vorbehalten ist. Unvermutete Szenarien können Emotionen innerhalb von Minuten wie aus dem Nichts umkehren und die Sinne aus der Schwermut in einen Zustand der höchsten Zufriedenheit überführen. Es ist gewaltig und kaum zu beschreiben, wenn man es nicht einmal erleben durfte.

      Fast sechs Kilometer begleiteten wir den Kanal in seiner wunderschönen Monotonie und seinen sich fast minütlich verändernden Stimmungen, je nachdem welcher Gigant sich am Himmel gerade durchsetzte.
      Fast direkt an der „Begegnungsstätte“, dem „Hôtel Restaurant La Grenouille“, teilte sich der „Canal latéral à la Loire“. Es war die Geburt seines Kanal-Bruders, des „Rigole d'Alimentation des Lorraines“.

      Aufgewärmt und mit neuen Lebensgeistern in den Beinen führte uns die kleine Straße weg von diesem etwas ungewöhnlichen Restaurant, das wir positiv in Erinnerung behalten werden. Wir folgen der kaum befahrenen „D 45“ der „Route D'apremont“, entlang des Kanals „Rigole d'Alimentation des Lorraines“.

      Nach einem Kilometer verabschieden wir uns von der schönen Monotonie der Kanäle um uns für die nächsten beiden Kilometer den „Schönheiten“ einer Bahntrasse hin zu geben. Die einsame Landschaft durchschneidend war sie dennoch bei weitem nicht so hässlich wie man sie sich vorstellen würde.

      Mit dem achtzehnten Kilometer verabschiedeten wir uns auch von ihr.
      Die nächsten drei Kilometer verwöhnte uns der „Herrgott“ mit einer lieblich- einsamen Hügellandschaft, eingetaucht in saftiges grün und verfreundlicht von der immer und immer wieder geliebten Sonne. Die offene Hügellandschaft endete nach der Durchquerung eines kleinen Wäldchens. Der Weg gab uns in die Obhut der verwaisten „D 100“, der wir für einen Kilometer zu folgen hatten.

      Mit dem zweiundzwanzigsten Kilometer drehten wir auch ihr unsere Rücken zu, um uns für den heutigen Tag, auf einem Weg in Richtung Südwesten, eine ordentliche Portion ununterbrochenen Waldes von mindestens fünf Kilometern abzuholen.

      Was soll ich noch über Wald schreiben? Ich habe eigentlich in den voran gegangenen Wanderungen schon alles darüber erzählt. Nach den tagelangen und endlos monotonen Walddurchquerungen in Deutschland, dass bekanntlich zu einem Drittel mit Wald bedeckt ist, hat sich mein Bedarf diesbezüglich für die kommenden zwanzig Jahre deutlich erledigt. So mancher Umwelt-Aktivist mag das nicht verstehen, aber so ist das eben nach so viel Wanderkilometern düsterer Walderfahrung, ich sag nur eins, „Roothaarsteig“ im Sauerland.

      Und wie nicht anders zu erwarten, hatten wir auch bei diesem Prachtexemplar leichte Schwierigkeiten mit der Navigation.
      Waldwege verschwinden halt gerne mal, keiner weiß wohin, keiner weiß warum, sie sind dann einfach weg und wir mittendrin und immer ganz allein. Wir haben uns angewöhnt in solchen Situationen ganz cool zu bleiben. Schließlich kann uns Komoot immer die Himmelsrichtung zum nächsten Weg oder zur nächsten Straße deuten, jedenfalls so lange der Akku des Smartphones genügend Saft hat. Wie weit die aber entfernt sind und wie man sich bis dahin „durchgräbt“, ist eine andere Geschichte.
      In diesem Fall mussten wir uns fast einen ganzen unangenehmen Kilometer durchgraben ehe wir auf dem Waldweg standen, der uns zur rettenden Waldstraße „D 76“, der „Route des Cocqs“, brachte.
      Sie war einmal mehr absolut unbefahren. Wir entlarvten sie im weiteren Verlauf als „Via Lemovicensis“, die wir schon vor einigen Tagen erneut verloren hatten. Ein kleiner Aufkleber auf einem Verkehrsschild half uns bei der Identifizierung.

      Mit dem siebenundzwanzigsten Kilometer wurden wir aus der Dunkelheit des blöden Waldes entlassen und konnten unseren Augen endlich wieder freien Lauf lassen. Es war zwar eine dünn besiedelte-, aber dennoch keine einsame Gegend. Auch die zuvor unbefahrene „Route des Cocqs“ nervte zwischenzeitlich alle paar Minuten mit „Feierabendverkehr“. Dieser Typus von Straßen scheint nur morgens, mittags oder am späten Nachmittag befahren zu sein, das haben wir schon so oft erlebt.

      Irgendwie machte die weitläufige Landschaft hier, obwohl waldlos, immer noch einen düsteren Eindruck und schlug uns mehr und mehr aufs Gemüt. Die mittlerweile meist geschlossene Wolkendecke, unsere erneut schmerzenden Beine und die kühle Luft hatten wieder ihren Anteil daran.

      Mit den achtundzwanzigsten Kilometer mündete die „Route des Cocqs“ in die deutlich mehr befahrene „D 78“, der „Route de Mornay“.
      Der Zufall wollte es, dass genau hier, etwas abseits der Straße, das beeindruckende- und unbewohnte „Chateau Grossouvre“ thronte. Seit 1790 befeuerte es den Sozialneid so mancher Sozialisten und einfachen Leute der Gegend und hatte sicherlich auch seinen Anteil an der Französischen Revolution von 1789 bis 1799.
      Wir waren beeindruckt, vom riesigen, altehrwürdigen Chateau. Genau der richtige Platz für unsere zweite Pause.

      Ganz in der Nähe, an der Wand einer alten Baracke lehnend, ließen wir uns nur noch fallen und schoben uns mit letzter Kraft hungrig ein mittlerweile ziemlich verwelktes Baguette, dass wir heute Morgen dem Phantom stibitzten- und redlich teilten, in den Mund.
      Wir waren schlicht und ergreifend am Ende unserer Kräfte. Allein der Gedanke an die noch fehlenden sieben Kilometer bis zum Ziel, trieb Marion schon das „P“ für Panik in die Augen. Obwohl es mir nicht viel besser ging, halfen eine längere Umarmung und ganz viel tröstende Worte, wo es doch eigentlich gar nichts zu relativieren gab. Die sieben Kilometer blieben auch danach noch sieben. Ein kurzes, aber umso intensiveres „Powernapping“ (Zu Deutsch intensives Mittagsschläfchen) setzte noch einmal allerletzte Energiereserven frei. Mehr als zwanzig Prozent neues Ladevolumen war aber nicht mehr drin.

      Wieder nach einigen Minuten aufgewacht, grub der „Gaul“ schon wieder ordentlich unser Hirn um. Er wusste ganz genau, dass das Chateau für 1,25 Millionen Euro zu verkaufen war, jede Menge Schloss fürs Geld also.
      Wir adoptierten es, pflegten es gesund und empfingen täglich gut betuchte, illustre Hotelgäste, die ihren Maybach, Tesla oder Bugatti angeberisch entlang der Auffahrt zum Chateau parkten, in Wirklichkeit aber unterschwellig ihren Reichtum präsentierten.
      Ja, es war ein gewaltiges Chateau, inmitten unseres herrlichen Schlossparks, der sich als solcher wirklich sehen lassen konnte und keinen Vergleich mit internationaler Konkurrenz scheuen musste. Es versteht sich von selbst, dass wir zuvor die umliegenden und leerstehenden Baracken, deren Zweck uns ziemlich egal war, abgerissen- und die freiwerdende Flächen in den Park integrierten. Nichts sollte das Antlitz unseres Anwesens, auch nur im Geringsten, stören. Eine ganze Heerschar von Bediensteten wusste was dafür tun war.

      Für jedes der geschätzt fünfzig Zimmer, berappten unsere Gäste eintausendzweihundert Euro, pro Nacht, versteht sich. Bei einer Auslastung von 50% macht das einen monatlichen Umsatz von gut 1,8 Millionen Euro, versprach der „Gaul“. Für einen noch intensiveren „Hirngalopp“ unter Berücksichtigung der Kosten und der virtuellen Entwicklung eines Business-Plans, reichte unsere Energie nicht mehr, da konnte der Gaul noch so wild im Hirn galoppieren. Dennoch wir waren fürs Erste mit dem Ergebnis zufrieden.

      Die Schmerztablette, die wir gleich zu Beginn der Pause eingeworfen hatten, wirkte bereits. Mühsam aufgepäppelt mit Powernapping und Ibuprofen, rafften wir uns auf, um den verbleibenden sieben Kilometern bis zum Ziel den Rest zu geben.

      Wieder einmal war es die Sonne, die auch unsere Stimmung aufhellte. Die Chemie war für den Körper zuständig und arbeitete bereits zuverlässig. Auch die Landschaft war uns wieder wohl gesonnen, obwohl sich ein zwei Kilometer langes, aber Gott sein Dank licht durchflutetes Waldstück, dazugesellte.

      Mit dem zweiunddreißigsten Kilometer mündete unser schöner Weg in die deutlich weniger schöne „D 920“, der „Route de Sancoins“. Sie war für uns der einzig mögliche Weg dorthin.

      Hier war ordentlich was los. Erstmals seit dem Start unserer Wanderung quälten auch LKW-Geräusche wieder unsere Ohren, die den aggressiven Krach längst vergessen hatten. Nun aber wurden sie aus der Harmonie sanfter Naturgeräusche unsanft in die Realität einer Bundesstraße katapultiert, es war einfach nur grausam.
      Natürlich gab es, wie in Frankreich meist üblich, keinen Rad- oder Fußweg, der uns seinen Schutz vor der bösen Straße hätte anbieten können. Klar, an der Straße hat man ja auch nichts zu suchen. Es lebe Deutschland, jedenfalls in dieser Hinsicht. Nach gut zweiunddreißig Kilometern Wegstrecke waren unsere Schritte, wegen der fortschreitenden Erschöpfung, ebenso unsicher wie der Gleichgewichtssinn, da konnte selbst die Sonne und unsere Wunderdroge Ibuprofen nichts mehr dagegen ausrichten.

      Es war die Hölle, Autos und LKWs donnerten dicht an dicht nur so an uns vorbei, es fühlte sich an wie im „Krieg“. Wir hatten vergessen, wie böse Bundesstraßen sein können.
      Nach so einer Distanz torkelnd auch noch jede Sekunde auf seine Schritte- und die des anderen achten zu müssen, war fast schon übermenschlich. Gegenseitig passten wir auf uns auf. Die meisten Verkehrsteilnehmer hier stehen nämlich auf dem Standpunkt, dass sie den Zusammenstoß mit einem Fußgänger eindeutig gewinnen würden. Folgerichtig war es auch nicht ihre Aufgabe auszuweichen.
      Bedingt durch das uneinheitliche Gelände, dass uns oft neben der Straße keinen Platz bot, mussten wir auch noch alle paar hundert Meter die Straßenseite wechseln. Bei der Verkehrsdichte ein zusätzliches Risiko, dass nur mit höchster Konzentration zu bewältigen war, es war die Hölle.

      Ein großer- und neu angelegter Verkehrskreisel erlöste von dem fast drei Kilometer langen Leiden und ein frisch asphaltierten Begleitweg der Strasse, nahm uns in seine Obhut.
      Alles hier zwar neu und ziemlich groß bis gigantisch. Aus dem frisch geborenen Gewerbegebiet erwuchsen die ersten bebauten Parzellen wie Monster-Tankstellen, LKW-Rastplätze oder sonstige, undefinierbare Industriebauten, dazwischen gab es viele Brachflächen. Auch diese Dimensionen waren wir bereits schon nach ein paar Tagen Wanderung, nicht mehr gewöhnt. Alles wirkte irgendwie wie ein fremder und abweisender Planet.

      Egal, der Planet läutete den letzten Kilometer ein, der nach unserer Erfahrung immer der Schlimmste ist, weil er sich unendlich in die Länge zieht. Das Empfinden von zurückgelegter- und noch zu gehender Strecke wird am Ende höchst subjektiv. Oft haben wir über dieses eigenartige Phänomen spekuliert.

      Ganz vergessen habe ich übrigens noch zu erwähnen, dass unsere kleine Musikbox, die „JBL Clip3“, stets am Rucksack hängend, unser treuer Belgleiter bei jedem bisher gewanderten Kilometer war. Den ganzen Tag versorgt uns „Spotify“ über die Box mit leiser- und jeweils zur Situation passender Musik. Das Spektrum reichte dabei von guter „Lounge Musik“, beispielsweise von „Mount Kimbie“, über Songs von „Dean Blunt“, bis hin zu Opern von „Verdi“, um nur einige Musikrichtungen zu nennen. Niemals jedoch war unsere Musikwahl laut oder aufdringlich, stets hatte die Natur das Sagen. Anders wäre das monotone Gehen über so viele Stunden aber gar nicht auszuhalten.

      Um uns den wie ein Kaugummi hinziehenden, letzten Kilometer mental zu verkürzen, und um die allerletzte Motivation tief aus unserem Inneren irgendwie heraus zu kitzeln, zelebrierten wir bei jeder Wanderung am Ende ein kleines Ritual.
      Mit Beginn des letzten Kilometers, hörten wir immer „New York“ von Frank Sinatra, ausnahmsweise dann etwas lauter. Das hob unsere Stimmung in der Regel schlagartig.
      So mancher entgegenkommende Fußgänger an dem wir, von Frank in Stimmung gebracht, vorbei tänzelten, hat bestimmt versucht unsere Tassen im Schrank zu zählen. Leider mussten sie aber feststellen, dass doch so manche Tasse fehlte.

      Ja, der gute alte Frank macht das Freudetänzeln am Ende einer derart langen Wanderung durch die Mobilisierung von Lebensfreude noch einmal für kurze Zeit möglich, dass soll ihm erst einmal einer nachmachen.

      Wie auch immer, während wir mit allerletzter Kraft müde vor uns hin tänzelnden und dabei immer mehr Details vom dreitausendachthundert Seelen Kaff erkennen konnten, sorgte die beinharte Realität dafür, dass aus dem Tänzeln nach kurzer Zeit wieder ein müdes Torkeln wurde.
      „Sancoins“ war an Hässlichkeit kaum zu überbieten. Es war heruntergekommen, ärmlich und einfach nur in jeder Hinsicht scheußlich. Keine Frage, das Geld war hier nicht zu Hause, aber uns war eh alles nur noch egal, denn selbst das Denken viel uns mittlerweile schwer.

      Das „Hotel Du Parc“ machte von außen gar keinen so schlechten Eindruck. Ein ziemlich altehrwürdiges Haus der unteren Kategorie, ein Besseres gab es hier leider nicht. Der Empfang war nett und freundlich, ganz im Gegensatz zum Phantom.
      In der kleinen Lobby standen auch schon unsere Koffer die wir natürlich, das gehört sich hier anscheinend so, selbst mit allerallerletzter Kraft in den ersten Stock schleifen mussten, danach ging nichts mehr!

      Das Zimmer mit seiner alten Einrichtung und seinen mindestens vier Meter hohen Decken war simpel, punkig weil alt eingerichtet, und derart Französisch, dass es schon wieder witzig war.
      Aber es hatte zumindest eine uralte Badewanne in einem an Hässlichkeit kaum noch zu überbietenden-, rosa gekachelten Badezimmer. Für mich war es dennoch ein kleines Highlight, in der sich meine geschundenen Beine ein wenig erholen konnten.

      Egal, wir hatten keinen Sinn mehr für gar nichts und wollten nur noch liegen. Immerhin war es schon halb neun Uhr abends.
      Gut, dass es morgen „nur“ fünfundzwanzig Kilometer werden.

      Noch eine Anmerkung zum Schluss:
      Hier sind zwei Karten beigefügt da die Navigation am Ende der ersten Karte Systembedingt unterbrochen wurde. Die Karte Nummer zwei beginnt am Ende der Ersten Karte. Beide Karten bilden die Tagestour ab.
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    You might also know this place by the following names:

    Sancoins, Санкуэн, Санкуен, FRSNI, 桑宽

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