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  • Day 71

    Ein trauriger Tag in meinem Leben

    December 10, 2019 in Australia ⋅ ☀️ 19 °C

    Wir alle wussten, dass es einmal so weit kommen würde. Es gibt Dinge, die sind endlich und denen muss man, ob man will oder nicht, ins Auge schauen.
    Es begann schon am Tag zuvor. Ich bekam mit, dass Christa auf dem Zeltplatz eine “cabin” mietete. Eine “deluxe” und das für 8 Tage!! Da wusste ich, was es geschlagen hatte und tatsächlich: unsere Beziehung neigte sich dem Ende zu, das war augenscheinlich. Wir gehen aber als Freunde auseinander, nie werden wir die gemeinsame Zeit vergessen, die wir mit allen Hochs und Tiefs erlebt haben. Was mit Liebe auf den ersten Blick begann fand nun hier in Adelaide sein Ende. Fredi und Christa fuhren mich voller Achtung ob meiner Leistung ins Maui-Depot und dann aus! In mir herrscht eine grosse Leere.
    8692 km durfte ich die beiden von Broome nach Adelaide fahren. Toll, wie sich Fredi und Christa um mich gekümmert haben. Und wie sie mich immer gerühmt haben, wenn ich eine der wenigen Steigungen wieder mal mit besonderem Elan gemeistert haben. Fredi hat es nicht unterlassen, mich auch während der Reise mal so richtig zu verwöhnen. Er hat mich in einer Waschanlage zärtlich eingeseift und anschliessend abgespült.
    Hach, wie liebte ich die langen Fahrten, wo wir zu Dritt einfach Kilometer frassen, die Beiden ausgelassen laute Musik hörten und (leider etwas falsch) mitsangen. Eine Fahrt im Niemandsland kann nämlich auch mal langweilig sein, aber mit Christa und Fredi war immer was los. Wenn wir dann im Stadtgebiet waren, kugelte ich mich fast vor lachen, wenn sie jeweils über das “Lisi”, mein Navigationssystem, fluchten. Die dumme Kuh wusste immer noch eine Abkürzung, die zwar wirklich kürzer war, aber durch Quartiere oder über gefährliche Straßen führte. Dort fuhr meistens Fredi und Christa war die perfekte Aufpasserin, die alles im Griff hatte. Mindestens tausend Mal ermahnte sie Fredi doch nicht zu weit links zu fahren, weil ich halt etwas breiter bin. Wann werde ich wohl wieder mal so ein Dreamteam fahren dürfen?
    Die beiden letzten Tage waren ergreifend. Stück für Stück wurde ich entleert und ich merkte, wie Christa und Fredi damit bereits Abschied nahmen von mir. Wassertank aufgefüllt, Toilette nochmals geleert (natürlich durch Fredi, das ist Männersache), Bettwäsche abgezogen, Greywatertank geleert, alles wurde perfekt vorbereitet für die Abgabe. Dann noch eine letzte Aussenwäsche, ich strahlte wieder wie am ersten Tag.
    Die letzte Fahrt von Port Willunga nach Adelaide war eine stille Fahrt. Alle waren in Gedanken und eine traurige Sehnsucht schwebte über uns. Ein letztes Mal erwähnte Fredi, dass ich ein Superchlapf sei, dann waren wir auch schon dort. Schön, dass ich alle meine Maui-Kollegen wieder sehe hier, (wir werden uns viel zu erzählen haben bis wir wieder los müssen) aber als Fredi und Christa nach einem letzten Blick auf mich das Gelände verließen, konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Das Wasser floss in Bächen über die Windschutzscheibe und ich konnte mich fast nicht mehr erholen.
    Bye bye Christa und Fredi, es war toll mit Euch! Vielleicht, irgendwann wenn Ihr pensioniert seid, kommt Ihr erneut nach Australien und ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen, als Euch wieder zu fahren.

    See ya, Fritz
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