• Zwischen Basar und Moschee

    December 3, 2024 in Turkey ⋅ ☁️ 10 °C

    Nach dem Frühstück haben wir uns auf den Weg gemacht, die Altstadt rund um unser Hotel zu erkunden. Wir wohnen in Fatih, einem Viertel, das auf jedem Schritt Geschichte atmet. Beim Schlendern durch die Straßen sind wir zufällig am alten Basar gelandet. Angenehm überraschend: Niemand hat versucht, uns in einen Laden zu ziehen, und ein einfaches Nein wurde respektiert.

    Unser Weg führte uns zur Nuruosmaniye-Moschee, die wir uns näher angeschaut haben. Von dort ging es weiter durch die Straßen bis zum Beyazit Square, wo wir eine Pause einlegten – mit Baklava und einer ziemlich guten Schokotorte. Danach ging es weiter zur Blauen Moschee und natürlich zur Hagia Sophia.

    Die Hagia Sophia hat mich besonders beeindruckt. Ursprünglich im Jahr 537 von Kaiser Justinian als byzantinische Kirche erbaut, war sie über Jahrhunderte hinweg das größte Gebäude der Welt. Ihre massive Kuppel, die scheinbar schwerelos in der Luft schwebt, ist ein architektonisches Meisterwerk und ein Symbol für die Ingenieurskunst der Antike. Nach der Eroberung Konstantinopels im Jahr 1453 wurde sie von den Osmanen in eine Moschee umgewandelt. Dabei wurden christliche Mosaike nicht zerstört, sondern mit Gips überdeckt, was sie bis heute gut erhalten hat. So sieht man heute eine faszinierende Mischung aus christlichen und islamischen Elementen: Kreuze und Maria-Darstellungen neben arabischen Kalligraphien und Gebetsnischen.

    1943 wurde die Hagia Sophia in ein Museum umgewandelt, und erst 2020 wurde sie erneut als Moschee geweiht. Interessant fand ich, dass sie seit ihrer Erbauung immer ein politisches und religiöses Symbol war – erst für das byzantinische Reich, dann für das Osmanische und nun für die moderne Türkei. In einem angrenzenden Museum lernten wir mehr über den Bauprozess und wie die Architektur des Gebäudes über die Jahrhunderte angepasst wurde.

    In der Moschee selbst war ich überrascht, dass meine Mütze als Kopfbedeckung ausreichte. Es war faszinierend, durch diesen Ort zu gehen, der so viele Geschichten in sich trägt.

    Am späten Nachmittag fanden wir ein Restaurant mit Dachterrasse, wo wir bei Kakao und Bier entspannten. Von dort hatten wir einen großartigen Blick auf die Blaue Moschee, die Hagia Sophia und das Meer. Später sind wir die Küste entlang zurückgelaufen, begleitet von einem Hund, der uns mehrere Kilometer nicht von der Seite wich – bis er schließlich ein Fischrestaurant für interessanter hielt.

    Den Tag haben wir in einem kleinen Restaurant ausklingen lassen, bevor wir zurück ins Hotel gegangen sind. Dort war die Ruhe allerdings schnell vorbei: Mein Vater hatte beim Zimmerwechsel seine Zahnbürste vergessen, die mittlerweile entsorgt war. Also mussten wir noch mal los. Auf dem Weg blieb er spontan bei einem Barber stehen – und ich durfte warten. Wenigstens war er am Ende zufrieden. Ich dagegen bin einfach nur müde.

    Ein langer, aber lohnender Tag, der mir gezeigt hat, wie lebendig und vielschichtig Geschichte sein kann.
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