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  • Day 274

    Los Perros - Grey

    March 10, 2020 in Chile ⋅ ☁️ 8 °C

    Der Tag, vor dem alle ein wenig Respekt hatten, da die Überschreitung des höchsten Punktes, des Paso John Garner, anstand. Der liegt zwar nur auf 1200 Metern, kann aber durch Nebel, Schnee und vor allem Wind schnell kritisch werden. Aber wie in den beiden vorangegangenen Tagen war das Wetter fast perfekt: Zwar keine Sonne, aber auch kein Regen - und vor allem ungewöhnlich windstill.

    Grundsätzlich war das Wandern also unproblematisch, trotzdem aber anstrengend. Ab kurz nach 7 ging es erstmal 2,5 Stunden bergauf, erst durch den Wald, dann über Geröll, und ziemlich steil. Danach dann allerdings noch deutlich steiler wieder herunter. Und wieder hoch. Und wieder runter. Die ganzen 7,5 Stunden (für angeblich nur 15 km...) gab es fast keine flache Stelle, der Abstieg bestand zu großen Teilen aus hohen Stufen. War selten so dankbar für meine Stöcke!

    Entschädigt wurde man allerdings reichlich, da wir die ganze Zeit entlang des Grey-Gletschers gelaufen sind. Ein vollkommen surrealer Anblick, solche Eismassen habe ich in meinem Leben noch nicht annähernd gesehen. Und das Eis leuchtet tatsächlich in den unterschiedlichsten und schönsten Blautönen, selbst bei bedecktem Himmel. Wir haben sicher eine halbe Stunde verloren, weil man hinter jeder Kurve wieder anhalten, auf den Gletscher starren und Fotos machen musste. Alleine für diesen Anblick hat sich die Tour schon gelohnt!

    Als wir gegen drei am Refugio Grey ankamen, quasi eine Lodge, gab es die erste heiße Dusche und für mich ein bequemes Bett. ;)
    Das habe ich allerdings erst spät gesehen, da unsere O-Circuit-Truppe noch kräftig auf den anstrengen Tag angestoßen hat. Und darauf, dass 'wir' ja so viel cooler sind als 'die' - die simplen W-Wanderer und Tagestouristen, auf die wir hier zum ersten Mal gestoßen sind. Witzig, wie schnell sich so ein Gruppen- und Überlegenheitsgefühl einstellt. ;)

    Allerdings war es wirklich ein kleiner Kulturschock. Die O-Wanderer sind alle erfahrene Trekker, und die allermeisten sind mit eigenem Zelt und Essen unterwegs (bin trozdem froh über meinen Luxus!). Auch fast ausnahmslos nette, umgängliche Menschen. Ziemlich viele Deutsche, aber die angenehme Sorte (man ist doch immer kritischer seinen eigenen Landsleuten gegenüber).
    Den W-Trek laufen auch viele, die anders ticken - vor allem einfach generell sehr viel mehr Menschen. Hätte ich noch mal die Wahl, würde ich es so machen wie einige, von denen wir uns heute verabschieden mussten - erst den trubeligen W-Teil, dann die ruhige Verlängerung.
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