Satellite
Show on map
  • Day 58

    Tag 57 & 58

    July 19, 2022 in Norway ⋅ ☁️ 15 °C

    An Tag 57 begann ich erstmal ganz in Ruhe. Ich war noch bis 12 Uhr auf dem Campingplatz und dann noch am Fjord schnell zwei Hotdogs holen.
    Als ich losging stand ein Mann auf der Straße der den Daumen raus hielt und hoffte dass ihn jemand mit nach oben nimmt. Er hatte einen Helm und einen großen Sack dabei. Ich fragte ihn ob er ein Basejumper ist. Nein meinte er, sondern irgendwas anderes. Ich habe den Begriff vergessen, wie es genau heißt. Er spring von oben mit einem Gleitschirm. Auch schon ziemlich beeindruckend. Ich wünschte ihm einen guten Sprung und lief weiter. Ein paar hundert Meter weiter winkte er mir noch aus einem Bulli zu. Schön dass ihn jemand mitgenommen hat. Das Wetter war warm und sonnig. Ich war ja noch ziemlich weit unten und musste erstmal knapp 1000 Höhenmeter aufsteigen. Schweißtreibend, aber der Weg war gut zu gehen. Erst Straße, dann Schotterweg und darauf Wanderweg durch einen Birkenwald. Auf der Höhe waren die Heidelbeeren schön reif und ich konnte ein wenig naschen. Pfifferlinge säumten den Weg. Als ich oben über der Baumgrenze war begann erst der schwierige Teil des Tages. Die Wegbeschaffenheit war nicht ohne. Für mich bis jetzt einer der schwierigsten Routen. Manchmal waren mir meine Trekkingstöcke sogar eine Last, weil ich mich mit den Händen an den Felsen festhalten musste um sicher nach oben zu kommen. Es ging oft über Steine, die hier so gut wie nie rund sind, sondern grob, spitz und scharfkantig. Auch quer über Schneefelder die steil nach unten gehen musste ich gehen. Ich weiß nicht einmal welche Schwierigkeitsstufe diese Route hatte, den eine Beschreibung habe ich nicht gefunden. Dazu war der Weg auch nicht so ausgezeichnet markiert, sodass ich öfter aufs GPS schauen musste. Manchmal schaute ich in die Richtung wo ich hin musste und dachte mir nur, wie soll man da lang kommen. Aber letztendlich fand ich immer irgendwie einen Weg.
    Unterwegs fand ich Tierkot, was ich bis dato noch nicht gesehen hatte. Eventuell Rentiere?

    Als ich an Tag 58 aufwachte sah ich einen strahlend blauen Himmel. So blieb es auch fast den ganzen Tag. Es war ganz schön warm in der Sonne. Auch oben 1200 Meter über N.n.
    Im Schatten angenehm frisch. Der Wind war auch nicht stark, selbst auf den Gipfeln. Geschätzt etwa 30 Km/h. Bei so einer Wärme in Shorts und T-shirt über Schneefelder zu laufen, schon irgendwie außergewöhnlich. Nach etwa 4 Km kam ein Schild, was zu verschiedenen Zielen zeigte. Ab da begann eine neue Route für mich und der Weg war nicht mehr so schwer wie gestern und auch hervorragend markiert. Auch ein paar Wanderer traf ich unterwegs. Gestern keinen einzigen. An einer DNT Hütte machte ich eine längere Pause, kaufte mir dort ein bisschen was zu Essen und schloss meine Powerbank solange zum laden an. Als ich wieder weiter ging, kamen mir zwei Wanderer entgegen mit denen ich kurz schnackte. Heute war ich absolut im Flow.
    "Go with the flow" rufen sich die amerikanischen Thru-Hiker oft auf dem Trail zu.
    (Der Begriff Flow kommt von dem Psychologen Mihály Csíkszentmihályi und bezeichnet einen Zustand absoluter Vertiefung und restlosen Aufgehens in einer Tätigkeit.) Mann vertieft sich so sehr in sein Tun, dass die Handlungen mühelos und wie von selbst ablaufen. Das Zeitgefühl verändert sich, man lebt völlig im Hier und Jetzt. Ein wunderschöner Tag!

    Ps: nachträglich habe ich noch ein Foto mit Phil und Norman beim Footprint "Tag 56 (Ruhetag) hochgeladen"

    Liebe Grüße, Gena
    Read more