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  • Day 354

    さようなら (Sayōnara) Japan

    May 31, 2019 in Japan ⋅ ☀️ 14 °C

    DAS LAND 🇯🇵
    Unser kleines Städtehopping hat uns zwar nicht durch das ganze Land, aber in die bekanntesten Städte gebracht. Daneben gibt es noch sehr viel andere Landschaft und Städte, z. B. Hokkaido im Norden, die japanischen Alpen oder Inseln im Südwesten bis hin zum tropischen Okinawa. Die allgemein eher bergige Landschaft ist bereits ein Highlight.

    In einer Stadt wie Tokyo ist davon nicht mehr so viel zu sehen, dafür gibt es bergeweise Hochhäuser. Die Stadt hat uns trotzdem sofort gefallen, da man sich überraschend gut zurechtfindet und sie auch viele Grünflächen bietet. Außerdem gibt es reichlich historisch und kulturell interessante Tempel und Schreine. Das gleiche gilt auch für unsere anderen Städte, wobei keine von der Größe her an Tokyo heranreicht. Dafür hat jede ihre eigenen Stärken und Highlights, insbesondere historisch, kulturell und nicht zuletzt kulinarisch. Um an Leckereien oder solide Mahlzeiten zu kommen, muss man auch des Häufigeren mal Schlange stehen. Dabei ist es nicht ungewöhnlich kurze Leitsysteme an Restaurant- und Imbisseingängen zu sehen inkl. der Gäste, die sich sauber aufreihen.

    Solche kulturellen Unterschiede findet man immer wieder. Uns ist z. B. aufgefallen, dass nicht im Gehen gegessen wird und generell nur selten außerhalb von Restaurants, Imbissständen etc. Obwohl to-go-Getränke und Flaschen anscheinend in Ordnung sind, sucht man vergeblich nach einer Gelegenheit sie hinterher in einen Mülleimer zu werfen. Trotz dieser vollständigen Abwesenheit von Mülleimern in der Öffentlichkeit sieht es überall erstaunlich sauber aus.

    DIE LEUTE 👨‍👩‍👧‍👦
    Diese Ordnung lässt sich in gewisser Weise auf die Menschen übertragen. Wer – warum auch immer – glaubt, dass Deutsche sehr pünktlich sind, war noch nicht im Land der aufgehenden Sonne. Wir haben keinen Bus oder Zug gesehen, der nicht auf die Minute genau abgefahren ist. Das disziplinierte Schlangestehen haben wir ja bereits beschrieben. In starkem Kontrast dazu kommt es aber auch mal vor, dass erst alle Wartenden für öffentliche Verkehrsmittel eine schöne Reihe bilden und dann Chaos ausbricht, sobald man wirklich in das Wunschgefährt einsteigen kann. Es passt auch so gar nicht zu der eigentlich extrem höflichen und respektvollen Art, die uns zumindest im öffentlichen Leben begegnet ist. Vielleicht wirkt es auf uns auch stärker so, weil ein Kopfnicken oder sogar eine kurze Verbeugung in Deutschland selten zu beobachten sind. Hier dagegen ist es die Norm, während wir niemanden gesehen haben, der/die einen Handschlag zur Begrüßung oder Verabschiedung benutzt.

    Auch der Kleidungsstil ist im Gegensatz zu unseren bisherigen Ländern leichter von unserem eigenen abzugrenzen, obwohl er nach unserem Gefühl nicht traditioneller ist oder ähnliches. Eher „anders modern“ (aus unserer Sicht) 😊 und viel mit etwas weiterer und längerer Kleidung und vor allem Kleidern. Ein spannender Unterschied zu uns ist zudem, dass wir in einer Stadt wie Tokyo an einem regnerischen Tag relativ viele Leute mit stylischen Gummistiefeln gesehen haben, egal ob über der Anzughose oder zu einem Kleid. Es gibt auch deutlich mehr Gummistiefel in unterschiedlichen Designs zu kaufen.

    MOBILITÄT 🚗⛵🚀
    Das öffentliche Verkehrsnetz scheint uns in Japan sehr gut ausgebaut zu sein, insb. natürlich in und zwischen den größeren Städten. Selbst in Tokyo fanden wir das Metronetz noch übersichtlich genug, ohne in der Metropole verloren zu gehen. Auch preislich war es, genau wie die Bus- und Metrofahrten an anderen Orten, sehr gut.

    Dagegen sind die Zugfahrten auf längeren Strecken kein Schnäppchen und ein JR Pass für Touristen kann sich schnell mal lohnen. Man kann sich die Preise so vorstellen, als würde man in Deutschland ohne Sparangebote und BahnCard unterwegs sein. Die längste Strecke zwischen Tokyo und Kyoto hat uns ca. 110 EUR gekostet. Dafür sind wir aber wenigstens in den Genuss des bekannten Schnellzugs Shinkansen gekommen und sind quasi nach Kyoto geflogen. 😉 Obwohl die Schnellzüge nicht günstig sind und alle 10 bis 15 Minuten (!) fahren, war der Zug doch sehr gut belegt. Kurzstrecken bzw. nicht-Schnellzug-Strecken wie Kyoto – Osaka bzw. Osaka – Himeji waren auch deutlich günstiger.

    Auch Fahrräder haben wir in Japan relativ viele gesehen, sogar in den Großstädten. Leider sind nicht immer Radwege vorhanden, sodass man gelegentlich in Sicherheit springen muss, wenn ein Radfahrer sich auf dem Gehweg durch die Fußgänger manövriert. Nicht nur auf Fahrradfahrer, sondern auch auf Autos muss man gelegentlich aufpassen. Vor allem, weil man sie nicht immer hört, da hier Hybridautos schon sehr verbreitet sind.

    EINKAUFEN💰
    Die Mobilität klingt eher umweltfreundlich, aber wenn es um Plastikverbrauch geht, kann Japan locker mit den USA mithalten. Jede Kleinigkeit wird – gerne auch einzeln – in Plastiktüten eingepackt, am besten nachdem es vorher schon zweimal verpackt ist. Das gilt auch für Obst und Gemüse, obwohl das ohnehin nicht so einfach zu finden bzw. sehr teuer ist. Wir wissen nicht, wie die Leute diese vitaminarme Diät auf Dauer überleben, es sei denn der Durchschnittsbürger ernährt sich ganz anders als es der Eindruck in der Öffentlichkeit vermuten lässt.

    Verdursten muss allerdings niemand und dabei reden wir nicht über die Zuneigung zu Bier und gelegentlich Sake (~Reiswein, im Sommer eher kühl, im Winter warm) oder Umeshu (Pflaumenwein, gerne on the rocks). Es gibt nämlich an jeder Ecke einen Getränkeautomaten für Softdrinks und Wasser zu humanen Preisen. Eigentlich ist das angesichts der vielen kleinen Läden (Convenience Stores wie 7 Eleven) nicht unbedingt notwendig, scheint aber hier zum öffentlichen Leben zu gehören.

    Auch Kaffee wird sehr gerne getrunken und unser heißgeliebter Kaffeeladen mit dem grünen Logo ist dabei nicht gerade unterrepräsentiert. Ganz im Gegenteil, wobei wir das starke Gefühl hatten, dass die Kaffeegrößen hier allesamt kleiner sind als bei uns üblich. Ein venti (sehr großes) Getränk scheint uns hier eher der nächstkleineren Größe in anderen Ländern zu entsprechen. Jedenfalls muss man keinen Kaffeedurst leiden in dem Land, das eigentlich eher für grünen Tee und dabei nicht zuletzt für den zermahlenen Matcha bekannt ist. Daher gibt es auch diverse Läden, die nicht nur trinkbaren Matcha und Matcha-Latte anbieten, sondern auch viele Leckereien, in denen Matcha verarbeitet ist, und die das durch ihre starke grüne Färbung auch sofort sichtbar machen. Sollte man mal ausprobieren!

    AUSGEHEN 💃🏻🍹
    Wie bereits kurz erwähnt, waren wir überrascht dass die Küche eher ungesünder ist als erwartet. Während man bei uns hauptsächlich Sushi bekommt, vielleicht ein paar Ramen (Nudeln bzw. Nudelsuppe) und vielleicht auch mal Gyoza (gefüllte, gebratene Teigtaschen) als Snack, ist es vor allem die Verteilung zwischen Fisch und Fleisch, die uns überrascht hat. Da Sushi eine eher etwas bessere und etwas teurere Speise ist, bestehen einfache Gerichte hauptsächlich aus Reis oder Ramen mit Fleisch, vor allem Schwein, aber auch Rind. Hühnchen steht hier nicht so sehr auf dem Speiseplan. Dass wir Gemüse noch nicht erwähnt haben, ist kein Zufall. Es ist höchstens in kleinen Beilagen in den typischen Mahlzeiten enthalten und vegetarische Ernährung ist hier schwierig wenn nicht sogar unmöglich. Eigentlich erstaunlich, da die hauptsächlich noch verbleibende Religion im Land der Buddhismus ist und dort die Ernährung vegetarisch ausgerichtet ist. Manches lässt sich wahrscheinlich besser erklären, wenn man das Land und die Leute über eine etwas längere Zeit kennenlernt.

    Gelegenheiten zum Essen gibt es jedenfalls reichlich und in unterschiedlichen Formen und mit unterschiedlichen Gerichten, angefangen von Straßenständen und Schnellrestaurants bis hin zu frischen Nudelküchen und vor den Augen zubereitetem Teppanyaki als meist teuerste Wahl. Für die durchschnittliche Mahlzeit hat uns die Essenskultur insofern verwundert, als dass häufig eher im Barstil als gemütlich an einem Tisch gegessen wird und die durchschnittliche Verweildauer viel kürzer war als wir es in Deutschland gewohnt sind. Das mag auch daran liegen, dass wir viele einzelne Menschen zu einer schnellen Mahlzeit in den Lokalitäten gesehen haben. Dennoch ist die Essenskultur generell sehr stark auf diese Art zu essen ausgelegt. Das gilt auch für Sushi. Lediglich bei unserem 9-gängigen Teppanyaki haben wir in aller Ruhe und sehr lange und gemütlich in einem Restaurant gesessen. Sogar dabei saßen wir allerdings aufgereiht an einem Tresen, um dem Koch vor uns zuschauen zu können.

    Getränke hatten wir ja bereits kurz angesprochen und ein kleineres Saufgelage nach der Arbeit ist hier gar nicht so unüblich. Uns wurde erklärt, dass es auch mit der Gesprächskultur zusammenhängt, da im Alltag schwierige Themen und Probleme nicht unbedingt offen angesprochen werden. Im Rahmen eines Trinkabends ist es wohl eher erlaubt offener mit solchen Themen umzugehen und (im weiteren Sinne) Kritik zu üben. Darüber wird wohl am nächsten Tag nicht gesprochen, allerdings muss es trotzdem zur Kenntnis genommen werden (und vor allem sollte man sich am nächsten Tag trotzdem noch daran erinnern können). Sehr interessant!

    Im Zusammenhang mit reichlich Trinken dürfen wohl auch die Toiletten nicht ganz unerwähnt bleiben, die stets Bidets enthalten und generell auch an öffentlichen Plätzen sehr sauber sind. Aber falls man sich nicht mit dem Duschprozess anfreunden kann oder mag, gibt es immer die Möglichkeit auf das gute alte Papier zurückzugreifen.

    HIGHLIGHTS 🎉
    Tokyo generell (Akihabara im Spezielllen, vor allem Sonntags), Essen (nicht immer gesund, aber sehr lecker), Matcha (aber Geschmackssache), Kulturunterschiede

    EMPFEHLUNGEN ❗
    Wir fanden unsere Tour (Tokyo – Kyoto – Osaka – Himeji – Hiroshima) sehr gut, bei noch weniger Zeit könnte man je nach Geschichtsinteresse die letzten beiden Stopps auslassen. Wir fanden es immer spannend einfach durch Stadtviertel zu schlendern und nicht nur striktes Sightseeing zu betreiben. Ansonsten können wir nur dazu raten, jede Menge verschiedenes Essen zu probieren. 😊
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