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- Aug 6, 2024, 11:20 AM
- ☀️ 22 °C
- Altitude: 10 m
- GermanyMecklenburg-VorpommernBad DoberanOstseebad Heiligendamm54°8’41” N 11°49’9” E
[E9/OSKWW] 5. Tag Kühlungsborn(Nachtrag)
August 6 in Germany ⋅ ☀️ 22 °C
Der Morgen begann für mich wieder wie gewohnt sehr früh, als mich gegen 5:30 Uhr die ersten Lichtstrahlen erreichten. Mein Birchboy war noch am Abschnarchen. Ach der wird schon wach, spätestens, wenn ihm der Duft von Kaffee in die Nase kriecht. Also raus aus dem Schlafsack. Der Schlaf war erstaunlich erholsam trotz kurz und eigentlich hart weil direkt auf der Bank mit nem leichten Sommerschlafsack mit Daune. Hmm Learning es doch wie unsere Zweite Hälfte zu machen? :D Ne lieber doch nicht! Im 1:1 Vergleich siegt immer die Hängematte für mich! Beim Aufstehen düselte es etwas im Schädel, Alk und THC böse Combo :D
Beim Rumgeklapper mit der Bushbox und dem Mug wurde dann auch mein Birchboy wach. Nach dem Kaffee packten wir zusammen und n Stück zurück nach Rerik zur ersten Stranddusche und ab ins Wasser. Das morgendliche Schwimmen in der Ostsee war belebend und spülte uns den letzten Brausebrand aus dem Körper. Erfrischt und geduscht ging es dann um 8 Uhr auf den Trail. Nach ein paar Kilometern kam ein Campingplatz mit eigenem Minimarkt, wo wir uns n Frühschoppen gönnten und uns noch mit 2 Bier pro Person für die Strecke bis Kühlungsborn eindeckten.
Beim NSG Riedensee standen wir dann vor der Wahl Strandlaufen oder über Kägsdorf bis nach Kühlungsborn rein; Asphalthiking. Ich checkte die Einkaufsmöglichkeiten und Optionen. Okay im Großraum Kühlungsborn kannst du eh fast nur Straße laufen, dann die noch etwas frischeren Füße lieber gleich dran gewöhnen, statt nachher mit müden Füßen vom Sandlaufen auf die harten Wege.
Am relativ ruhigen Hundestrand kurz vor Kühlungsborn machten wir noch eine kurze Bierpause und Durchatmen, bevor wir in das Gewusel und Gedrängel des Touriortes eintauchen würden. Und dann ging es rein nach Kühlungsborn und Bock aufn kaltes Bier, denn wir hatten den ganzen Tag pralle Sonne während wir im Hinterland die dicken Wolken sehen konnten, daß Microklima Ostsee ist immer wieder faszinierend. Aber was ne Enttäuschung, Norma, kein kaltes Bier, Edeka und Lidl auch nicht. Was stimmt da in den Köpfen nicht? Ostsee - Sommersaison - Sonne - heiß - Durst - kalte Getränke geil - Umsatz. Wieder ein gutes Beispiel dafür, daß viele marktwirtschaftliche Axiome eben nur Axiome sind und nicht mal in der eigenen Logik konsequent umgesetzt werden. Man unterschätze niemals den menschlichen Faktor, der jedes noch so toll erdachte System ad absurdum führen kann. Beruhigend und beängstigend zu gleich :) Etwas gefrustet und darüber philosophierend zogen wir Richtung Riesenrad, denn dort irgendwo würde es, wenn auch völlig überteuert, kaltes Bier vom Faß geben und so war es auch. Bei zwei kalten Gerstenbitterbrausen von Faß saßen wir auf ner Bank beim Riesenrad, ließen die Füße, Socken und Schuhe abdampfen und beobachteten das Flanieren der Touriströme auf der Promenade. Und so wechselten wir das Thema unseres verbalisierten Denkens von allgemeiner Kritik an Systemen, die immer zum verhärten und veralten tendieren, hin zu Überlegungen, wie es kommt, daß so viele Menschen in ihrem Urlaub eigentlich das Gleiche machen, wie zu Hause nur an einem anderen Ort und nur so wenige völlig andere Konzepte fahren. Gauß-Verteilung :D
Nach dem 2. Bier merkten wir beide, wie langsam die Reizüberflutung bei uns einsetzte. "Wir können nicht hier bleiben! Das ist Fledermausland!" :D Also los geht's! Vor einem Edelrestaurant wurden wir von einem Angestellten angesprochen, als wir auf die Speisekarte schauten, wir wollten noch n Mittagessen. Er gab uns n guten Tipp für n kleines Bistro mit fairen Preisen. Dort wurden Bruschetta, Pizza und Tomate-Mozzarella-Rucola-Balsamico vernichtet - Hikerhunger schlägt zu :D
Danach ging es durch den Stadtwald Kühlungsborn, welcher eine willkommene Ruhepause vom quirligen Touritrubel bot, zum letzten Edeka vorm Verlassen des Ortes. Fast eine Stunde kostete uns dieser Resupply, weil der Laden rappelvoll war und die Kassierer nicht mehr hinterher kamen. Ich wurde zunehmend nervöser und unruhiger. Zum Einen, weil ich diese geballten Menschenmassen psychisch wirklich nicht gut ertragen kann und zum Andern, weil aus dem Westen eine Gewitterfront anrollte, die genug Kraft hatte um sich in die Hochdruckblase über der Ostsee zu schieben. Dieses Gewitter wollte ich keinesfalls in Kühlungsborn aussitzen müssen!
Als wir dann endlich aus dem Edeka raus waren mußten wir dann ziemlich stramm marschieren um noch rechtzeitig den Küstenwald vor Heiligendamm zu erreichen. Weder der Strand noch der Heisterstreifen am Wanderweg gaben eine Alternative für eine Nacht her. Kurz vorm Wald grollte schon der Donner und die Blitze zuckten, aber zum Glück noch kein Regen. Und keine 20m im Wald kam einer dieser "The-Trail-provides!"Momente. Ein geschützter Platz mit einer Baumgruppe ohne Unterwuchs perfekt für mein Hängemattensetup und Birchboys Poncho-Tarp-Setup. Die ersten Tropfen setzten ein und Eile war geboten. Ich schaffte es dank dem genialen Tarpsystem von Amazonas das mein Tarp binnen 2min fertig war und so konnten Birchboy und ich das Gewitter trocken aussitzen. Der Aufbau mit nem Poncho-Tarp ist sehr viel aufwendiger daher mußte er erstmal bei mir Schutz suchen, sonst wäre er klatschnass geworden. Fast 1,5 Stunden gallerte es wie doof und wir saßen bei Kerzenschein unter meinem Tarp, snackten unser Abendessen weg und beobachteten völlig fasziniert das Gewitter über der Ostsee. Als das Gewitter dann endlich vorbei war half ich ihm noch schnell beim Aufbau und der Auswahl einer neuen Stelle, denn sein erster Platz war eine Pfütze geworden (Deswegen hätte ich auch gleich nen anderen genommen :D). Ich baute meine Hängematte auf und zog sie erstmal ganz hoch stramm unters Tarp, so daß wir noch etwas beisammen sitzen und quatschen konnten. War ja auch leider schon wieder der letzte gemeinsame Abend auf dem Trail. Gegen 1 Uhr zog er sich dann in sein Bett zurück und ich kuschelte mich in meine Hängematte. Trotz des Gewitters war die Nacht herrlich lau, so daß ich einmal mehr auf die Isomatte verzichten konnte und der Schlafsack nur als leichte Decke diente.
Meine bisherige Erfahrung, mit dem Transalp von Mountain Equipment, ist durch die Bank weg positiv, obwohl er als Hüttenschlafsack konzipiert ist, ist er ein Träumchen für mich als Outdoor-Schlafsack. Er ist schön leicht mit seinen 450g und hat ein wunderbar kleines Packmaß. Ich komme mit meinen Fjällräven Hosen, dem Hybrid-Fleece-Jacket, Merinosocken und der Isomatte auch bei einem Temperaturbereich von 5-7°C klar und ab über 10°C verwende ich die Isomatte nur noch, wenn ich das Tarp nicht ganz gegen den Wind abspannen kann. Der Transalp trocknet sehr schnell und zieht kaum Wasser. Die Nacht bei Boltenhagen waren Tarp, Isomatte und Hängematte richtig nass und der Transalp nur leicht klamm und die Daune hat nicht geklumpt. Topteil und klare Empfehlung für alle, die im Sommersetup noch etwas mit dem Gewicht runter wollen.
Und morgen gibt es dann den Nachholbericht vom Sonntag und am Freitag geht es wieder ab auf den Trail. Man was freue ich mich schon auf den Saaler Bodden und den Darß! :)Read more
Traveler Mega Text, war eine Freude zu lesen 😀
Traveler Dankeschön 🥰