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- Jul 21, 2024, 2:05 PM
- ☁️ 31 °C
- Altitude: 30 m
- GermanyLower SaxonyDahlenburgStrachau53°11’12” N 10°44’32” E
9. Tag Gartenhobo😂
July 21 in Germany ⋅ ☁️ 31 °C
Moin leeve Luit☀️
Erstmal ein Nachtrag zum 7. Tag:
Bis 15 Uhr hatten die Bahngesellschaften es dann auch mal geschafft mich über Schleswig und Büchen nach Lüneburg zu transportieren in Regionalzügen, die mehr als nur voll gewesen wären. Die Verspätungen kamen aber tatsächlich mal durch verantwortliches Handeln seitens der Angestellten zu Stande. Und zum ersten Mal in so vielen Jahren des Bahnfahrens habe ich es erlebt, daß Zugführer nicht einfach alles reingelassen haben, bis man nur noch dicht gedrängt stehen kann, mit einem großen Fuck Off an die Sicherheitsbestimmungen. Wegen der hohen Temperaturen auch in den Zügen wurden nur wenige Türen geöffnet und die Zugbegleiter achteten auf 1 Out 1 in. Hätten sie das nicht gemacht hätten wir uns in den Laufgängen schon stapeln müssen. Alte Leute und Kinder hatten Vorrang und so verzichtete auch ich bei beiden Umstiegen schon freiwillig auf den nächst möglichen Anschluss. War auch sehr gut so, denn so konnte ich an jedem Bahnhof in den kühleren Laufgängen der Unterführungen chillen und mir kaltes Zuckerwasser und salzige Snacks besorgen. In den Zügen war es dann trotzdem noch voll, aber hätte man alle einfach rein gelassen wäre es eine Zumutung gewesen, die mich an ganz finstere Zeiten erinnert hätte, in denen Menschen auch, wie Vieh in Wagons transportiert wurden. So fand wirklich jeder zumindest einen Platz zum Sitzen, wenn auch auf Boden und Treppen, die Laufgänge zu den WCs waren frei und die Luft war noch atembar. Bei diesen Temperaturen und völlig unzureichenden Klimaanlagen auch bitter nötig, damit man nicht abklappt.
Natürlich regten sich viele Reisende fürchterlich auf, aber ich kann dieses resolute Handeln der Zugteams nur befürworten und unterstützten! Denn die haben sicherlich schon lange die Schnauze voll davon, wenn ihre Züge völlig überfüllt sind und ihre Hinweise und Bitten um mehr Wagons oder Züge zu den Stoßzeiten ignoriert werden. Und hinzu kommt ja auch noch, daß sie in letzter Konsequenz zur Verantwortung gezogen werden, wenn wegen Missachtung der Sicherheits- & Transportvorschriften jemand zu Schaden kommt, da hierfür immer die ausführenden Personen verantwortlich für die Umsetzung sind. Meinen Respekt und meine Anerkennung haben die drei Teams von diesen 3 Zügen auf jeden Fall!
So kam ich dann auch entspannt in Lüneburg an und die Kopfschmerzen hatten sich fast verkrümelt. Also ab zu meinen Lieblingsdöner!❤️🤤
Frisch gestärkt und das erste Mal seit 7 Tagen wieder so richtig pappsatt ging es zum Bus nach Dahlenburg. Dort ein herzliches und freudiges Wiedersehen mit meiner BFF, mein Ziehsohn war bei seinem leiblichen Vater übers Wochenende und mein Besuch würde eine Überraschung für ihn sein.
Wir holten noch kurz hopfige Gerstenbrause vom Rewe und Pizzen vom Italiener und dann ging es in ihren neuen Garten direkt bei ihrer Wohnung. Nach dem Abendessen mit ihrem Mann und seinem ältesten Sohn, richtet ich meine Hängematte unter den Hainbuchen und Kastanien ein. Man habe ich ein Glück! N richtig schönen, großen Garten mit Hühner- & Kaninchengehege und Aktivkühlung für die Gerstenbrause für mich. Draußen schlafen bei diesem herrlichen Wetter ist einfach das Beste! Jetzt mache ich eine Woche Gartenhobo😂
So kommen wir zu einem kurzen Gesamtfazit für die zurückgelegten 156km durch Meckpomm und Brandenburg.
Die Landschaften waren vielfältig und abwechslungsreich, Seenplatte, Marschland, rauf in die Geest zwischen Urstromtal Havel und Urstromtal Elbe, Eichen-, Kastanien- und Robinienalleen, viele alte Verbindungswege zwischen kleinen Bauerndörfern mit Kopfsteinpflaster, verschlafene kleine Dörfer, die überwiegen kurz vorm aussterben sind, historische Altstädte mit Kunsthandwerk und Geschichte, viele Wäldertypen und Blühwiesen. Und viele nette, neugierige Menschen, vor allem ältere, mit vielen netten Gesprächen und Freude darüber, daß es noch Menschen gibt, die ihre Heimat besuchen und die Schönheit zu schätzen wissen und vor allem sich auch die Zeit nehmen sie im Kleinen zu entdecken. Denn schön ist es in diesen alten Kulturlandschaften des Osten und artenreicher als im Westen, wo die moderne Forst- & Agrarwirtschaft schon länger ihr Unwesen treibt. Ich weiß es hört sich nach Bauernbashing & Forstbashing an, aber eigentlich bin ich ein großer Freund der Kulturlandschaftsnutzung, sofern diese nicht mit dieser unflexibelen Härte und übereifrigen Flächennutzungsoptimierung betrieben würde. Ich bin Kind von 3 Bauernfamilien und von Anfang an mit einer Bewirtschaftung groß geworden, in der man noch Respekt und Achtung vor dem Leben auf und um den Acker und der Forst hatte. In den nassen Ecken wurde nicht gedrillt und man hat diese Kleinstbiotope einfach in Ruhe gelassen. Leben und leben lassen. Jetzt ist alles egal Hauptsache die Fläche im Subventionsantrag und auf dem Luftbild stimmen über ein und nutzen jeden noch so kleinen Flecken aus. Für 2€ mehr wird alles kurz und klein gehauen was Generationen vorher erhalten und aufgebaut haben. Nicht, daß ich nicht auch Verständnis für die Situation der Landwirtschaft hätte, aber die Ignoranz dem gegenüber, daß alles was man tut auch Konsequenzen hat, geht mir gehörig aufn Kranz. Aber ich will jetzt auch nicht zu tief in dieses Thema abdriften... Jedenfalls sieht man im Osten auch so nach und nach die ersten Folgen von Flurbereinigung und Intensivierung der industriellen Forst- & Landwirtschaft. Schaut euch diese Ecken lieber an, so lange noch etwas da ist, denn lange wird es das bei aktuellem Kurs nicht mehr geben.
Auch für mich persönlich war es wieder eine unheimliche Erfahrung auf dieser Tour. Mir wurden Stärken und Schwächen, sowohl bei mir, als auch an der Ausrüstung sehr deutlich und ich weiß jetzt, wo ich noch ein paar Baustellen um alles noch besser für mich zu optimieren. Wie genau das aussehen wird kann ich noch gar nicht genau definieren... Ich muss eine Vorgehensweise für Tage ü 25°C entwickeln, ich brauche Sealed Skinz oder wie die hießen und leichte, wasserdichte Packsäcke.
Was mir richtig gut an dieser Tour gefallen hat, war das ich sie ohne jeden Zeitdruck und Tageskilometer-Vorgabe an mich selbst gemacht habe. Hatte ich meine ersten Touren noch unter den Aspekt "Meter-Machen" durchgezogen, bin ich dieses Mal voll auf Genuss- & Sightseeingwandern gewesen und Letzteres ist eindeutig mehr mein Ding! Solange das passt mit den Resupplys und bei max. 14kg Marschgepäck zu bleiben, ist alles für mich entspannt! Das werde ich auf dem E9 beherzigen. Mit geht es um die Reise und mich ihr mit allen Sinnen zu öffnen, daß nur ankommen ist mir zu wenig. Allerdings bedeutet das auch, daß ich den NST für mich ganz anders angehen muss, welchen ich ja gerne irgendwann mal als Gesamtpaket in eines machen möchte und das ich definitiv vorher noch mehr über mich beim Wandern und den ganzen Situationen, die mich erwarten werden lernen muss. Also wohl doch erst 2026/27...? Hiking in allen Umständen ist echt ne krasse Herausforderung egal wie viel Erfahrung man von anderen Outdoor-Reiseformen man schon mitbringt. Mein Respekt vor jedem Longdistanz-Hiker ist auf dieser Tour noch viel größer geworden!
Ich wünsche euch allen, daß ihr die Temperaturen gut übersteht, egal was ihr auch gerade macht. Und genießt das Leben....draußen!Read more
Schönwetterwanderer Danke für s mitnehmen auf deine Tour und für das Fazit. Als Packsäcke kann ich die von Sea to Summit empfehlen, sind leichter als die billigen (funktionieren auch) und deutlich günstiger als Zpacks usw. 🙋🏻♂️