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  • Day 10

    Tag 10: Machhermo - Gokyo

    October 6, 2023 in Nepal ⋅ ⛅ 7 °C

    7,3 km, 360m auf, 50m ab

    Die Nacht war für uns beide unruhig. Ständig wachten wir auf und mussten auf Toilette. Zwar war dies ein gutes Zeichen der Aklimatisierung aber der leichte Schlaf und die wirren Träume, ließen uns nicht wirklich fit in den Tag starten. Die Etappe war heute nicht lang und die Sonne ging hinter den Bergen auf - juhu! Heute musste wir zum Glück nur wenige Höhenmeter erreichen. Wir gingen ohne großen Anstieg durch die traumhafte Landschaft. Hinter jeder Ecke kam ein neuer Riesengipfel zum Vorschein und wir hörten gar nicht auf unseren Guide Furba zu fragen wie jeder Berg heissen würde und wir hoch er wäre. Furba beantwortete alles ohne mit der Wimper zu zucken. Wir waren total glücklich mit ihm. Er war wahnsinnig hilfsbereit, blieb beim Wandern immer an unserer Seite, kümmerte sich um uns in den Teehäusern und hatte einfach ein richtig großes Herz. Es passte einfach bei uns dreien und wir schwiegen und lachten miteinander.
    Die Höhe spürten wir auch heute weiter. Unsere Schritte waren nun kürzer, die Atmung schneller. Schon der kleinste Anstieg brachte uns direkt aus der Puste. Also lautete die Devise: noch langsamer gehen. Das Geheimnis beim Wandern in der Höhe war die Geduld. So schlichen wir langsam, wie zwei Schnecken, den Weg entlang.
    Nach vielen richtig fiesen Treppen, noch kurz vor Ende der Etappe, wurden wir belohnt: der erste Gletschersee von Gokyo zeigte sich. Mit wunderschöner, hellblauer Farbe verzauberte er uns und wir gingen voller Vorfreude über ausgetretene Wiesenpfade bis zum zweiten und dritten See weiter. Und plötzlich waren wir da: in Gokyo - das langersehnte und wichtige Zwischenziel. Von hier aus ging es zur Gipfelbesteigung des Gokyo Ri sowie zu verschiedenen Pässen. Nun war man ganz nah dran, an den Himalaya-Riesen, denn weitere Orte gab es auf dieser Höhe von rund 4.500 Metern nicht mehr viele. Gokyo zählt unter die am höchsten gelegenen Dörfer der Welt.
    Nach dem Mittagessen machten wir noch einen kleinen Spaziergang auf die Hügel am Ortsrand. Eigentlich dachten wir, dass auf der anderen Seite nur Steine und Geröll liegen. Doch was wir da sahen war kaum zu fassen: eine Gletschermoräne bis zum Horizont. Kilometerlang überlagerte der Schutt das schmelzende Eis. Zwischendrin blitzte das pure, blaue Eis dennoch durch. Wir hörten es knacken und arbeiten. Wieder fühlten wir uns demütig. Wie klein wir doch sind, wird uns beim Anblick des sterbenden Kolosses zu unseren Füße bewusst.
    Auf dem Rückweg trafen wir zufällig mal wieder unsere Leidensgenossen, die Spanier. Wir sahen sie fast täglich an den unwöhnlichsten Tageszeiten, zwischendurch beim Mittag auf der Hütte oder schnaufend auf dem Weg. Immer war die Freude auf beiden Seiten groß sich zu sehen. Auch wenn jeder für sich ging, waren wir doch parallel gestartet und es fühlte sich an, als würden wir die gesamte Route gemeinsam schaffen.
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