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  • Day 11

    Tag 11: Gokyo Ri

    October 7, 2023 in Nepal ⋅ ⛅ 3 °C

    3,9 km, 600m auf, 600m ab

    Heute war es soweit. Das erste große Ziel, die Besteigung des Gokyo Ri, stand auf dem Wanderprogramm. Immer wieder hatten wir uns in schwierigen Situation die Vorstellung in den Kopf gerufen, dass der Gokyo Ri das große Ziel war. Hier sind wir 10 Tage hingelaufen, um genau das zu machen was wir gerade taten: zu laufen und zwar mitten in der Nacht. Um vier Uhr morgens ging es los. Mit Stirnlampen auf dem Kopf gingen wir dicht hintereinander Schritt für Schritt den Berg hinauf. 600 Meter ging es quasi steil bergauf. Jeder Schritt war höher und die Luft immer dünner. Mittlerweile kroch ich wie eine fitte Omi den Berg hinauf und pustete doch mehr als mir lieb war. Aber wir fühlten uns beide dennoch gut. Wir hatten keine Auswirkungen der Höhenkrankheit und stapften artig immer weiter.
    Langsam dämmerte es und wir hatten erst die Hälfte geschafft, also liefen wir so zügig wie möglich weiter. Das Gefühl völlig kraftlos zu sein obwohl man nach der kurzen Zwischenpause nur wenige Schritte gegangen ist, warf einen immer wieder, auch mental, zurück. Aber wir wollten es beide einfach so sehr. Zwischendurch dachten wir, dass wir einfach stehen bleiben sollten und den Sonnenaufgang von dort aus abwartetenen, denn das Licht wurde bereits intensiver. Aber wir pushten uns immer weiter. Die Gipfel der Everest-Kette um uns herum wurden immer klarer und der Himmel immer heller. Zu diesem Zeitpunkt war jeder Schritt nur noch reine Willenskraft, denn körperlich waren wir beide einfach platt und wollten bei JEDEM Schritt am liebsten Pause machen. Doch es zog uns immer weiter keuchend hoch. So erschöpft hatte ich mich zuvor noch nie gefühlt im Leben. Aber die Füße trugen uns weiter.
    David sagte plötzlich: “Da ist sie, die Sonne!” und ich drehte mich um und die warmen, hellen Strahlen trafen uns direkt im Gesicht. Hinter dem Mount Everest blickte sie hervor. Wir waren oben, fielen uns in die Arme und mussten beide vor Glück weinen. Wir waren da. Die vielen Schritte, die Blessuren, die Zeit, der innere Kampf - all das haben wir erreicht, um diesen Moment zu erleben und es es war einer der intensivsten Momente meines Lebens. Der 360° Blick auf die Everest-Range mit dem Cho Oyu, Makalu, Lothse (ebenfalls alles 8.000er), am Horizont der Gletscher, die Seen - es war Frieden auf dem Berg und wir waren für alles dankbar. Über eine Stunde blieben wir oben und genossen das tolle Gefühl, bis wir langsam wieder die 600m runter nach Gokyo liefen.
    Unten angekommen schauten wir uns aufgeregt alle Bilder an und wieder flossen Tränen der Dankbarkeit sowas in seinem Leben erleben zu dürfen.
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