Satellite
Show on map
  • Day 30

    Alberobello, die Stadt der Trulli

    April 12, 2023 in Italy ⋅ ⛅ 18 °C

    Am früheren Nachmittag erreichen wir unser Trullo, im Zentrum von Alberobello gelegen. Auch hier finden wir nicht zu weit weg einen Parkplatz, ist halt so, wenn man zentral übernachten will. Nur das nötigste Gepäck geschnappt, der Rest bleibt im Auto und hin zu unserem Domizil. Das ist schon etwas außergewöhnlich, flanieren doch Touristen an unserem Trullo vorbei und besichtigen es. Wir wohnen zwei Tage darin. Das Gebäude ist etwa 400 Jahre alt, wurde vor vier Jahren modernisiert und zu einem B&B ausgebaut. Trulli, der Plural, sind weiß getünchte Gewölbebauten aus Trockenmauerwerk mit schuppenartigen dunklen Bruchsteindächern und für diese Gegend typisch. Ursprünglich standen sie in den Feldern und nicht in einem Ort, bieten durch die Bauweise aus massivem Naturstein mit dicken Wänden und kleinen Fenstern guten Schutz gegen die Sommerhitze. Und im Winter speichert das Mauerwerk die Wärme für lange Zeit. Einst lange dem Verfall überlassen erleben die ‚Arme-Leute-Häuser‘ eine Renaissance und Alberobello ist insofern einmalig, weil hier ein größeres geschlossenes Viertel mit derartigen Gebäuden erhalten blieb. Seit 1996 zählt es zum Weltkulturerbe der Unesco. Errichtet hat man die Trulli ab dem 17. Jahrhundert, im Auftrag eines lokalen Grafen. Für feste Bauten mussten Steuern an die Regierung gezahlt werden, was er aber nicht wollte. Also forderte er seine Bauern auf, Häuser ohne Mörtel zu bauen, sondern nur aus Stein als Trockenmauerwerk. Im Falle einer königlichen Inspektion ließen sich die Trulli teilweise abbauen und später leicht wiedererrichten. So ließ sich den Geldeintreibern zeigen, dass eine armselige Ansammlung von Gebäuden etwa ohne Dach wohl kaum eine steuerrelevante Neubausiedlung sei.
    Besucht haben wir zudem ein zweistöckiges Trullo. Es entstand in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und gehörte einem wohlhabenden Priester. Es ist das einzige mit mehreren Etagen und auch das erste, bei dem Mörtel zum Einsatz kam. Es diente als Wohnung, Kapelle, später als Drogerie, dann als Kloster und Laboratorium. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts gelangte es in die Hände der heutigen Besitzer, die den Trullo wieder als Wohnung nutzten. Die Einrichtung wie man sie heute sehen kann ist authentisch. Geschützt ist das Gebäude seit 1909 und seit 1923 nationales Denkmal und seit 1996 Teil des Weltkulturerbes.
    Read more